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Schluckauf: 10 Fragen und Antworten zum Schluckauf


Schluckauf

Schluckauf (fachlich: Singultus) bezeichnet das hicksende Geräusch, das durch Kontraktionen des Zwerchfells und der sich schließenden Stimmritze entsteht. Warum genau man Schluckauf hat, ist nicht erforscht. Es existieren allerdings mehrere Lösungsansätze, die das Phänomen zu erklären versuchen.

Was ist Schluckauf

Als Schluckauf bezeichnet man unwillkürliche Kontraktionen verschiedener Muskeln. Zwerchfell und Atemhilfsmuskulatur spannen sich dabei an. Im selben Moment verschließt sich die Stimmritze, wodurch das hicksende Geräusch entsteht.

Der Fachbegriff für „Schluckauf“ lautet „Singultus“. Er ist regional außerdem als „Hägger“, „Schlucken“ und „Hickepick“ bekannt. Auf Englisch nennt man ihn „Hiccup“.

Was passiert bei Schluckauf

Schluckauf ist eine Kontraktion der Muskeln am Brustkorb und des Zwerchfells. Am Brustkorb befindet sich auch die Atemmuskulatur, welche über den Hirnstamm gesteuert wird. Der Vagusnerv steuert fast alle inneren Organe und beginnt im Hirnstamm (Gehirn).

Von dort aus verläuft der Vagusnerv bis in die Bauchgegend. Der Nerv ist allerdings kein einzelner Strang, sondern hat zahlreiche Verästelungen, welche in den Oberkörper hineinreichen. Kommt es zu einer Störung oder Reizung des Nervs kann sich dies in eine unkontrollierte Kontraktion auswirken.

Auslöser solcher Reizung kann bspw.

  • das Essen und Trinken von heißen Speisen sein
  • das Essen zu trockener Nahrung sein
  • das Steckenbleiben von Nahrung in der Speiseröhre sein

Dadurch werden nervliche Reflexe ausgelöst, um entweder die Speiseröhre zu entleeren oder auf den Temperaturunterschied zu reagieren.

Warum haben Babys Schluckauf

Babys haben bereits im Mutterleib Schluckauf. Man nimmt an, dass dadurch der Atemreflex trainiert wird. Eine weitere Annahme ist, dass Fruchtwasser geschluckt wird, welches dann aus der Speiseröhre gepresst wird. Laut dieser Theorie kann der Schluckauf bei Erwachsenen ein antrainierter Reflex aus der Schwangerschaft sein, welcher nun als Relikt auftritt.

Wie lange dauert Schluckauf

In den meisten Fällen hält ein Schluckauf nur wenige Minuten an. Sehr selten kommt es zu längerem Singultus über mehrere Tage oder sogar Wochen. Diese nennt man „persistierender Schluckauf“.

Wie lange dauerte der längste Schluckauf

Der längste Schluckauf dauerte ganze 69 Jahre. Laut dem Guinnessbuch der Weltrekorde musste Charles Osborne gute zwei Drittel seines Lebens alle eineinhalb Sekunden hicksen.

Was hilft gegen Schluckauf

Bei krankhaftem Schluckauf helfen Medikamente. Neuroleptika beeinflussen die Muskeln, die am Schluckauf beteiligt sind, sodass dieser aufhört. Allerdings bringen sie starke Nebenwirkungen mit sich.

Daneben existieren zahlreiche Hausmittel, mit denen man einen Schluckauf loswerden können soll. Dazu gehören Luft anhalten, das Trinken von Eiswasser, Kopfstand machen oder auch Augen schließen. Außerdem führt gelegentlich die Frage, was man vor drei Tagen gegessen habe, dazu, dass der Schluckauf verschwindet.

Warum diese Hausmittel manchmal funktionieren, ist kaum erforscht. Es ist denkbar, dass das Luft anhalten und Augen schließen das Zwerchfell beruhigt. Das Eiswasser lenkt die Reizung auf den Vagusnerv im Rachen. Der Kopfstand hilft vermutlich durch die mit dem Aufwand verbundene Ablenkung. So wird es auch bei der Frage nach dem Mittagessen vor drei Tagen sein. Man überlegt angestrengt, sodass sich Zwerchfell und Atemhilfsmuskulatur entspannen können.

Bekommt man Schluckauf, wenn jemand an einen denkt

Das ist eine bekannte Erklärung für Schluckauf, aber sie ist frei erfunden. Schluckauf hat nichts mit den Gedanken anderer Personen zu tun. Diese Erklärung existiert auch im Zusammenhang mit Niesen. Wahrscheinlich war sie nur ein Versuch, etwas zu erklären, was man nicht erklären konnte.

Warum hat man Schluckauf

Den genauen Grund für den Schluckauf konnte man bisher nicht herausfinden. Es gibt mehrere Ansätze, die logisch klingen. Beweisen lässt sich aber, bis auf die ersten beiden, keiner davon.

Schluckauf als Krankheitssymptom

Singultus kann als Symptom einer Krankheit auftreten. Das ist bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes der Fall, speziell bei Entzündungen. Außerdem kommt es bei Störungen im Nervensystem möglicherweise zu Schluckauf.

Zusätzlich steht Schluckauf auf der Liste der Nebenwirkungen einiger Medikamente. Eines davon ist der Wirkstoff Ethosuximid. Dieser Stoff ist in Medikamenten enthalten, die bei epileptischen Anfällen verwendet werden. Er hemmt die Erregbarkeit der Neuronen, sodass Anfälle unterdrückt oder abgeschwächt werden. Da Schluckauf auch bei neurologischen Problemen auftritt, erhöht der Wirkstoff die Wahrscheinlichkeit für Schluckauf.

Reizung des Zwerchfellnervs

Der Zwerchfellnerv kann auf viele Arten gereizt werden. Eine Reizung entsteht etwa durch Krankheiten. Manchmal reicht aber auch scharfes Essen, viel Kohlensäure in Getränken oder allgemein ein überdehnter Magen.
Entsprechend oft kommt es nach dieser Erklärung daher zu Schluckauf.

Geschluckte Luft aus dem Magen stoßen

Eine bereits länger bekannte Erklärung für den Schluckauf ist geschluckte Luft. Diese soll durch die plötzlichen Kontraktionen der Muskeln ausgestoßen werden. Speziell bei Babys ist das wichtig, da diese beim Saugen an der mütterlichen Brust viel Luft schlucken. Bleibt diese im Magen, führt sie zu Verdauungsbeschwerden, Bauchschmerzen und Blähungen.

Es gibt zwei Tatsachen, die diese Vermutung untermauern. So tritt Schluckauf nur bei Säugetieren auf. Vögel und Reptilien, die ihren Nachwuchs nicht säugen, kennen ihn nicht. Sie schlucken als Jungtiere daher keine Luft und brauchen den Schluckauf daher nicht.

Außerdem ist der Schluckauf bei Kindern viel ausgeprägter. Speziell Babys hicksen mehrmals täglich. Später nimmt die Häufigkeit ab. Das könnte mit der Beikost zusammenhängen, die bei den meisten Kindern spätestens mit sechs Monaten beginnt. Je seltener das Baby Milch trinkt, desto seltener braucht es den Schluckauf.

Atemübung bei Föten und Babys

Durch Ultraschalluntersuchungen ist bekannt, dass bereits Föten im Mutterleib gelegentlich Schluckauf haben. Man vermutet, dass sie damit ihre Atemmuskulatur trainieren. Ansonsten haben sie dafür vor der Geburt keine Gelegenheit. Da die Atemmuskulatur direkt nach ihrer Geburt dauerhaft beansprucht wird, ist es denkbar, dass sie diese vorher trainieren müssen.

Der Fötus atmet dabei Fruchtwasser ein. Das ist kein Problem, da dieses unter der Geburt wieder aus der Lunge gepresst wird.
Nach der Geburt bleibt der Schluckauf als Relikt erhalten, bzw., trainiert er in den ersten Lebenswochen die Atemmuskulatur weiter. Tritt der Schluckauf im Erwachsenenalter auf, würde es sich nach dieser Erklärung nur noch um ein unnützes Überbleibsel handeln.

Rudiment der Amphibienatmung

Es ist denkbar, dass der Ursprung des Schluckaufs noch weiter zurückliegt. Bei Fischen wird die Kiemenatmung durch Muskeln im Rachen gesteuert. Diese spannen sich an und drücken das Wasser durch die Kiemen.

Bei Tieren mit gemischter Kiemen- und Lungenatmung braucht es ein spezielles Sicherungssystem, damit kein Wasser in die Lunge gerät. Das ist bei Lungenfischen und Kaulquappen der Fall. Ist die Kiemenatmung aktiv, verdeckt die Glottis, ein Gewebedeckel im Rachen, die Luftröhre. Das Wasser fließt daran vorbei. Atmet das Tier über seine Lungen, entspannt sich die Glottis, sodass die Luftröhre geöffnet wird.

In seinem Ablauf und den beteiligten Körperteilen ist der Schluckauf der sich schließenden Glottis sehr ähnlich. Es ist daher denkbar, dass der Schluckauf bei Säugetieren auf die gemischte Kiemen- und Lungenatmung bei Amphibien zurückgeht.

Ist Schluckauf gefährlich

Meistens handelt es sich um die ungefährliche Form des Schluckaufs, die nach wenigen Minuten von selbst wieder verschwindet. Bleibt der Schluckauf jedoch länger bestehen, könnte er auf eine ernste Krankheit hindeuten, die behandelt werden muss. Der Schluckauf selbst ist trotzdem ungefährlich. Er unterbricht zwar die Atmung kurzzeitig, reicht aber nicht aus, um zu einer Atemnot zu führen.

Welcher Papst starb an Schluckauf

Papst Pius XII. (1876 – 1958) erkrankte im Frühjahr 1954 schwer. Ein Krankheitssymptom war ein wochenlanger Schluckauf, welcher wohlmöglich durch eine Gastritis ausgelöst wurde. Vier Jahre lang verschlimmerten sich die Symptome und 1958 erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er starb.

Nach seinem Tod gab der Leibarzt vertrauliche Krankenakten an die Boulevardpresse heraus. Diese machten daraus die Erzählung, dass Papst Pius XII. an Schluckauf gestorben sei, was nicht stimmte.


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