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5 Gründe, warum eine ökologische Nische nicht besetzt werden kann


warum kann eine ökologische nische nicht besetzt werden

Ökologische Nischen werden, aufgrund ihrer Definition, nicht besetzt – sondern gebildet. Dass dies so ist, hat mehrere Ursachen – welche in den Merkmalen einer ökologischen Nische zu suchen sind.

Warum kann die ökologische Nische nicht besetzt werden

Jede ökologische Nische ist die Rolle oder der Beruf, welche eine Organismenart in einem Ökosystem einnimmt. Geprägt wird diese Rolle durch Umweltfaktoren. Von diesen Umweltfaktoren ist die Spezies mitunter abhängig. Dann braucht es diese Faktoren – um diese als Ressource, für ihre Lebensprozesse zu nutzen. Oder das Lebewesen versucht bestimmte Umweltfaktoren zu vermeiden, da diese schädlich für den Organismus sind.

Je nachdem, wie die Spezies mit der Umwelt und den entsprechenden Umweltfaktoren agiert – bestimmt die ökologische Rolle bzw. ökologische Nische dieser Art. Diese Rolle ergibt sich demnach aus der Wechselbeziehung zur Umwelt, welche wiederum an die stammesgeschichtliche Adaptation und die Fähigkeiten der Spezies gekoppelt ist, unter bestimmten Umweltbedingungen bestehen zu können.

Nun kann man annehmen, dass ein Löwe oder Hai die ökologische Rolle eines Spitzenprädators aktiv besetzt hat. Aber ist dem so? Kann eine Art tatsächlich darüber entscheiden, welche Rolle es im Ökosystem einnimmt oder ergibt sich die Rolle eher durch Umweltbedingungen?

Das Verb „besetzen“ setzt voraus, dass das Individuum aktiv seine ökologische Rolle ausgesucht und Strategien erarbeitet hat, um diese einzunehmen. Außerdem wird durch eine Besetzung auch eine gewisse Starre, Absolutheit impliziert, welche keineswegs richtig ist.

Ökologische Nischen werden niemals besetzt, sondern nur gebildet. Denn die ökologische Rolle, welche eine Spezies einnimmt – ist abhängig von biotischen und abiotischen Umweltfaktoren, genauso wie von evolutionären Faktoren – die das Leben dieser Art bzw. Funktionsträgers ebenfalls geprägt haben.

Ökologische Nischen können nicht besetzt werden, da die Natur willenlos ist

Die Natur erschafft eine Spezies völlig willenlos. Zwar werden über die Fortpflanzung der Lebewesen bereits Erbinformationen ins neue Geschöpf eingeschleust, welche den Bauplan der Nachkommen festlegen, aber die Artentstehung und Stammesgeschichte der Art erfolgte planlos.

In früheren Epochen der Menschheitsgeschichte ging man noch davon aus, dass es einen Schöpfer geben muss – welcher das Leben auf der Erde erschaffen hat. Und diesem Schöpfer unterstellte man einen Plan beim Bau der Lebewesen. In der Religion wird die Schöpferrolle einem Gott zugewiesen. Im Kreationismus glaubt man an einen intelligenten Designer, untermauert dies mit wissenschaftlichen Fachbegriffen, um so weiterhin an Gott – als alleinigen Schöpfer festzuhalten.

Doch die Biologie hat eine eigene Theorie zur Entstehung der Arten, welche als Evolution bezeichnet wird. Demnach setzen sich bestimmte Merkmale einer Spezies so gut durch, dass Merkmalsträger dieser Arten eine höhere Chance auf eine Fortpflanzung haben, wodurch diese mehr Nachkommen zeugen werden, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Folgegenerationen ebenfalls diese Merkmalsausprägung besitzen werden. Diese Evolutionstheorie ist eine von vielen, geht auf den Naturforscher Charles Darwin zurück und wird deshalb als Darwinismus bezeichnet. In der Wissenschaft ist diese Theorie weitestgehend anerkannt.

Ideen eines intelligenten Plans halten sich allerdings hartnäckig. So ist die Idee durchaus verbreitet, dass bestimmte Bakterienstämme oder Viren, welche als Krankheitserreger auftreten – langfristig immer harmloser werden. Denn ein Virus oder ein Bakterium will schließlich den Wirtsorganismus nicht töten, da es dann selbst stirbt – weshalb durch Mutation mittel- bis langfristig Varianten entstehen, welche harmloser sein werden als die Ursprungsvariante.

Aber die Biologie verfolgt keinen Plan, da kein intelligenter Schöpfer am Werk ist. Ein Virus, ein Bakterium oder ein anderer Mikroorganismus legt nicht fest, wie es mal sein wird, welchen Lebensraum es besiedeln wird oder wie es einmal aussehen wird.

Jede Spezies wird willenlos erschaffen und hat selbst kein Mitbestimmungsrecht über seinen Bauplan. Ein Mensch kann vor seiner Geburt nicht bestimmen, wie viele Arme und Beine er mal haben wird. Stattdessen ist ein Bauplan für einen Menschen im Genom der Eltern abgespeichert. Durch die geschlechtliche Fortpflanzung, welche beim Menschen und Tieren üblich ist, verschmelzen die Genome von Vater und Mutter und bilden, nach der Befruchtung, einen diploiden Chromosomensatz in der Zygote, welche den Bauplan für einen neuen Menschen enthält. Aus dieser einen befruchteten Eizelle entsteht durch permanente Zellteilung ein neues Geschöpf.

Der neue Mensch hat einen Willen. Dieses Merkmal unterscheidet das Individuum von der Art, welche kein Mitspracherecht bei seiner Entstehung hatte. Der Wille befähigt die Spezies, sich innerhalb seiner artspezifischen Grenzen auszubreiten. So kann ein Mensch zwar sein Territorium, sein Lebensraum und sogar seinen Fortpflanzungspartner wählen, aber nicht eine Kiemenatmung anstreben oder wie ein Vogel fliegen. Demnach können ökologische Nischen niemals aktiv angestrebt oder gar besetzt werden.

Nun kann man annehmen, dass die Natur eine Höherentwicklung anstrebt und die Evolution dafür sorgen wird, dass Menschen irgendwann fliegen können. Vielleicht ist dem so. Denn niemand kann die Evolution vorrausahnen. Auch Modelle oder Prognosen über die Artentwicklung lassen sich nicht anstellen, da Artentstehung etwas Zufälliges und Planloses ist.

Arten verändern sich durch Evolutionsfaktoren, welche die Evolution antreiben. Bestimmte Gene mutieren, nehmen andere Merkmale an und somit werden neue Merkmale in einer Art ausgebildet. Aber Mutationen treten immer nur zufällig auf und sind nicht vorhersehbar. Außerdem finden Mutationen permanent statt. Viele Mutationen werden gar nicht bemerkt, da erst durch den Vergleich zweier Merkmale der Unterschied erscheint. Man kann zwar Mutationen feststellen, aber nicht vorausahnen.

Bestimmte Mutationen in der Stammesgeschichte bewirkten allerdings, dass sich Arten in ihrem Lebensraum anpassen konnten, mit ihren Umweltfaktoren zurechtkamen und somit eine ökologische Rolle bzw. ökologische Nische bilden konnten.

Ökologische Nischen entstehen durch die Spezies und nicht umgedreht

Die ökologische Rolle oder der Beruf, welche eine Art ausübt – wird durch die Spezies geprägt. Demnach hat ein Hai niemals festgelegt, dass er Spitzenprädator im Ozean sein will. Aber aufgrund seiner Merkmale, welche sich in seiner evolutionären Stammesgeschichte zufällig ergaben, wurde diese ökologische Rolle erschaffen.

Alle Individuen einer Haiart besitzen eine bestimmte Stellung in der Nahrungskette, welche sich daraus ergeben hat, dass Haie mit bestimmten Umweltfaktoren (wie Beute) anders agieren als andere Tiere. Durch ihre Stammesgeschichte erhielten sie Größe, Zähne und Jagdinstinkte – welche sie befähigen, die ökologische Nische der Spitzenprädatoren zu bilden. Aber die Nische war nicht vor ihnen da.

Zwar wird die ökologische Nische auch als Planstelle bezeichnet, allerdings ergibt sich die Stelle erst durch die Fähigkeit des Organismus. Das bedeutet, dass sich der Organismus nicht für eine bestimmte Stelle entwickelt, um diese zu besetzen. Sondern die Planstelle wird geschaffen, sobald der Bauplan durch die Evolution vorliegt bzw. die Artentstehung abgeschlossen ist.

Ökologische Nischen ergeben sich durch Ausweichen und nicht durch Anstreben

Evolution kann als Anpassung einer Art an seine Umweltbedingungen verstanden werden. Bilden zwei Organismenarten eine ökologische Nische, befinden sich beide Spezies in einem Wettbewerb, um Ressourcen und Umweltfaktoren. Die Nischenkonkurrenz wird zwangsweise dazu führen, dass eine Spezies aus der Nische verdrängt werden wird.

Konkurrieren bspw. zwei Fischarten um das gleiche Laichgebiet, bilden beide die gleiche ökologische Laichnische. Nun sind aber auf einem endlichen Planeten nicht unendliche Laichgebiete vorhanden, weshalb ein Wettbewerb entsteht – welche Fischart zuerst seinen Laich ablegen wird. Und die Fischart, welche schneller und besser laichen wird, kann mehr Nachkommen in der Folgegeneration aufweisen als die andere. Mehr Nachkommen bedeutet in den Folgejahren mehr Elternfische, welche ebenfalls die Laichgebiete beanspruchen werden. Mittelfristig wird der schlechter laichende Fisch aus der ökologischen Nische verdrängt.

Die Verdrängung bewirkt entweder, dass die Fischart aussterben wird oder sich anpassen muss. Durch Mutation entsteht vielleicht ein Nachkomme, welcher zufällig nicht zur selben Zeit laicht, wie der bessere laichende Konkurrenzfisch – sondern vorher oder nachher. Nun bildet der Fisch mit neuer Merkmalsausprägung eine neue Laichzeit und kann Nachkommen zeugen.

Da andere Individuen der gleichen Fischart immer noch in Konkurrenz mit dem überlegenden Laichfisch stehen, werden sich höchstwahrscheinlich die Nachkommen des Fisches durchsetzen, welcher die Laichzeit verändert hat. Die Jungfische können fortan auf mehr Nahrungsquellen zugreifen, da Artgenossen noch nicht geboren wurden. Dadurch werden diese Nachkommen mit höherer Wahrscheinlichkeit überleben und selbst Fortpflanzung betreiben können.

Da Mutationen vererbbar sind, besteht eine Chance darauf, dass die Jungfische das veränderte Laichverhalten der Eltern übernommen haben. Durch sehr viele Folgegenerationen hinweg, kann es möglich sein – dass alle Fische dieser Art ein anderes Laichverhalten aufweisen und somit eine neue Laichnische bilden.

Durch den Wettbewerb mit anderen Arten, welche die gleiche ökologische Nische bilden – werden Merkmalsänderungen sichtbar. Denn vielleicht waren vorher bereits Individuen innerhalb der Art vertreten, welche zu anderen Zeiten laichen konnten. Aber diese Veränderung bot bisher weder einen Vorteil noch einen Nachteil. Erst durch die Nischenkonkurrenz konnte sich die Merkmalsänderung als Vorteil erweisen, wodurch ein Ausweichen möglich wurde.

Dieses Ausweichen wird in der Ökologie als Einnischung bezeichnet. Auch das Ausweichen auf andere Tageszeiten, andere Nahrungsquellen und Ähnliches sind möglich. So suchen manche Tiere tagsüber nach Nahrung, andere sind nachtaktiv – um nicht in direkter Nischenkonkurrenz zu stehen.

Wechselwirkung verhindert das aktive Besetzen von ökologischen Nischen

Die ökologische Nische ist eine Wechselwirkung zwischen der Art und der Umwelt, in welcher die Spezies leben muss. Art und Weise der Wechselwirkung sind durch den Bauplan der Spezies festgelegt. Wie eingangs erwähnt, ist ein Mensch nicht zur Kiemenatmung fähig, da Anatomie und Physiologie diese Fähigkeit nicht zulassen. Und genauso ist es mit jeder anderen Spezies. Der Bauplan bestimmt die Wechselwirkung, welche möglich sind. Und die Wechselwirkung definiert die ökologische Nische. Zwar gibt es artspezifische Toleranzbereiche, aber auch Höchst- und Niedrigwerte.

So ist in der Physiologie eines Fisches bereits festgeschrieben, ob dieser im Meerwasser oder Süßwasser leben kann. Das Salz ist in diesem Fall der Umweltfaktor, welcher einen Teilbereich der ökologischen Nische bestimmt. Andere Umweltfaktoren, wie pH-Wert, die Wassertemperatur oder der Sauerstoffgehalt im Wasser sind ebenfalls Umweltfaktoren, welche den Nischenraum dieser Fische bestimmen.

Aber einige Fischarten besitzen eine höhere Toleranz gegenüber dem Salzgehalt und können sowohl im Salz-, auch in Süß- oder im Brackwasser überleben. Die Osmoregulation der Tiere ist auf alle drei Gewässertypen derart angepasst, so dass der Salzgehalt des Körpers durch Wasseraufnahme und Ausscheidung geregelt wird. Die Wechselwirkung der Tiere mit dem Umweltfaktor Salz machen es möglich, die Nische für Meeresfische, Brackwasserfische und Süßwasserfische zu bilden.

Durch Ressourcenaufteilung werden neue Ökologischen Nischen gebildet

In der Ökologie unterscheidet man zwischen Fundamentalnische und Realnische. Die Fundamentalnische entspricht dem Nischenraum, welche sich durch die Umweltfaktoren und deren Toleranzbereiche ergeben würde. Die Realnische ist die tatsächliche Nische, welche eine Spezies bildet bzw. belegt und welche aufgrund der Konkurrenzsituation durchaus kleiner ist. Ermittelt werden kann die Fundamentalnische einer Art, indem man unter Laborbedingungen – eine konkurrenzfreie Umgebung und eine Umwelt mit Konkurrenz testet. Ausschlaggebend sind dann Werte zur Vitalität, Reproduktionsrate und Überlebensrate der Art.

Die Konkurrenz in einer Nische sorgt dafür, dass sich Wachstumsraten, Fortpflanzungsraten und Sterblichkeit nachteilig verändern. Und zwar für beide Arten. Letztlich werden diese Werte saisonal schwanken, mal die eine Art mehr betreffen als den Konkurrenten und umgekehrt. Aber schließlich profitieren beide Arten nicht von der Nischenkonkurrenz und die Evolution würde dafür sorgen, dass langfristig eine Art eine Nischenüberlegenheit ausbilden und den Nischenkonkurrenten verdrängen wird.

Das Konkurrenzausschlussprinzip muss aber nicht zwingend greifen, was Verwandte der Leguane in der Dominikanischen Republik bewiesen haben. Dort leben 7 Leguanartige Echsen aus der Gattung Anolis (Saumfingerechsen) eng beieinander, welche alle in Nahrungskonkurrenz um die gleichen Insektenarten stehen. In dieser Nahrungsnische hätten diese sich gegenseitig verdrängen müssen, bis nur noch eine Anolisart die ökologische Nische bildet. Aber anstatt sich gegenseitig zu verdrängen, wurden die Ressourcen aufgeteilt.

  • So bewohnen Individuen der Art Anolis ricoldi die Baumkronen der Regenwälder.
  • Anolis insolitus bewohnt die schattigen Plätze im Geäst der Bäume innerhalb der Baumschicht
  • Ebenfalls in der Baumschicht, allerdings auf sonnigen Stellen, leben Vertreter der Anolis distichus
  • Strauchschicht und Krautschicht teilen sich die anderen Arten auf die gleiche Weise

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