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Was sind Feuchtbiotope, Feuchtgebiete: Definition, Merkmale und Bedeutung



Das Feuchtbiotop bzw. Feuchtgebiet ist ein Übergangslebensraum zwischen trockenen Gebieten, wie Wäldern und Steppen und den dauerhaft feuchten Gebieten – wie den Meeren, den Seen und Flüssen – welche dauerhaft Wasser führen. Die Definition, was genau ein Feuchtbiotop ist, wird allerdings von der Ramsar-Konvention vorgegeben. Allgemein werden Sumpf, Marschland, Ried, Moor, Feuchtwiese, Bruchwald, Aue und Auwald zu den Feuchtgebieten gezählt. Das Wattenmeer und der Mangrovenwald würden aufgrund von Bodentyp und Hydrologie ebenfalls dazu gezählt werden, genauso wie die Gewässer.

Was sind Feuchtbiotopen: Definition und Merkmale

Am 2. Februar 1971 wurde in Ramsar, einer Stadt im Iran, eine internationale Übereinkunft zum Schutz von Feuchtgebieten geschlossen. Die Ramsar-Konvention unterzeichneten 21 Gründerstaaten. Mit der internationalen Konvention wurde ein Regelwerk geschaffen, um Feuchtgebiete auch international zu schützten. Außerdem soll die internationale Zusammenarbeit beim Schutz der Feuchtbiotope gefördert und ausgeweitet werden.

Die Ramsar-Konvention trat im Jahr 1975 in Kraft, wird von der UNESCO verwahrt und ist Teil des internationalen Umweltrechts. Die BRD trat im Jahr 1976 und die DDR im Jahr 1978 dem Abkommen bei. Das wiedervereinigte Deutschland ist, rein rechtlich, kein neuer Staat, sondern immer noch die Bundesrepublik Deutschland mit zugewonnenen Ostgebieten, weshalb das Abkommen nie an Bedeutung verlor.

Um ein Gebiet, einen Lebensraum oder einen Biotoptypen schützen zu können, müssen dessen Merkmale definiert werden. Die Definition eines Feuchtgebietes laut Ramsar-Konvention lautet:

„Feuchtgebiete im Sinne dieses Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“

Hydrologische Merkmale eines Feuchtgebietes

Feuchtgebiete führen dauerhaft Wasser. Um dies erreichen zu können, muss der Erdboden von Wasser gesättigt sein, so dass neues Wasser nicht in tiefere Erdschichten absinken kann. Die Sättigung setzt allerdings voraus, dass neues Wasser permanent nachfließt. Denn durch Verdunstung wird Flüssigwasser immer wieder zu Wasserdampf, was dazu führen würde, dass ein Feuchtgebiet austrocknen könnte. Somit muss das Volumen an verdunstetem Wasser stets kleiner sein als das Wasservolumen, welches ins Feuchtgebiet nachfließt – damit dauerhafte Feuchtigkeit bestehen kann.

Dies geschieht auf verschiedenen Wegen. So können Fließgewässer stetig neues Wasser zum Feuchtbiotop transportieren, wodurch diese dauerhaft feucht bleiben. Regelmäßig wiederkehrende Überflutungen – wie im Wattenmeer oder Mangrovenwald – sorgen auch dafür, dass ein Feuchtgebiet in gleichbleibenden Zeitintervallen immer wieder durchwässert wird. Aber auch ständig wiederkehrendes Regenwasser kann ein Gebiet so durchspülen, dass es zum Feuchtgebiet wird.

Beim Bodenwasser unterscheidet man, aufgrund unterschiedlicher Wasserzirkulation, drei Bereiche. Das Sickerwasser ist frei beweglich und sickert in tiefere Erdschichten, sobald es den Erdboden tränkt. In den Poren des Gesteins dringt allerdings auch Porenwasser ein, welches dann in den Gesteinsschichten verschlossen wird und deshalb zu Haftwasser wird. Das Stauwasser ist jenes Gewässer, welches nicht absickern kann – da es durch wasserundurchlässiges Sediment daran gehindert wird, abzusickern. Anders als das Grundwasser tritt Stauwasser sehr oberflächennah auf.

Damit ein Lebensraum dauerhaft Wasser führt, müssen alle Bodenschichten durchspült sein, so dass ein bestimmter Sättigungsgrad an Wasser vorhanden ist. Die Stauwasserbereiche sorgen dafür, dass neues Sickerwasser von oben nicht nachkommen kann, weshalb sich die Stauwasserregion verbreitet, über die Bodenoberfläche hinausragt und dann den Erdboden eines Feuchtbiotops gänzlich mit Wasser füllt.

Bodentypen eines Feuchtbiotops

Die hydrologischen Zusammenhänge – welche in einem Feuchtgebiet den Wasserhaushalt regeln, sorgen dafür, dass ganz bestimmte Bodentypen entstehen. In der Bodenkunde unterscheidet man zwischen terrestrischen Böden (Landböden), semiterrestrischen Böden (Halblandböden oder Grundwasserböden), subhydrischen Böden und Moorböden.

Der Stauwasserboden ist, innerhalb der Bodenkunde, ein terrestrischer Boden – welcher sich durch regelmäßige Überschwemmung und mäßiger Austrocknung auszeichnet. Dieser findet sich bspw. in Waldgebieten, welche durch Schneeschmelze oder ähnliche Naturereignisse tagelang oder vielleicht wochenlang genässt sind, so dass sich Stauwasser über einen gewissen Zeitraum bildet. Aber dieses Wasser wird wieder abfließen, so dass der Stauwasserboden nicht zu den typischen Bodentypen eines Feuchtgebietes zählt.

Die semiterrestrischen Böden sind durch das Grundwasser geprägt, welches sich bei bestimmten Wettereignissen derart staut, dass es zu Überschwemmungen kommt. Diese Böden sind geprägt durch anliegende Flusssysteme, welche dauerhaft Wasser führen und den Grundwasserspiegel des Gebietes erhöhen.

Die Überflutungszeiträume in diesen Gebieten sind allerdings so unregelmäßig und nicht andauernd genug. Deshalb werden auch Grundwasserböden – wie sie im Marschland und in Auwäldern vorkommen, nicht zum Bodentyp der Feuchtbiotope gezählt – obwohl beide Lebensräume als Feuchtgebiet betrachtet werden.

Die semisubhydrische Bodentypen werden regelmäßig und in ganz bestimmten Zeitabschnitten überschwemmt. Dieser Bodentypus findet sich in den Wattlandschaften an der Meeresküste. Die Gezeiten sorgen für Ebbe und Flut, so dass bei Niedrigwasser der Boden feucht bleibt und bei Hochwasser wirklich geflutet wird. Der Wattboden stellt einen typischen Bodentyp eines Feuchtgebietes dar.

Subhydrische Böden sind Unterwasserböden, welche man anhand ihres Nährstoffgehalts klassifiziert. So bestehen Protopedon-Böden vorrangig aus Sand und Ton. Der sogenannte Grauschlammboden findet sich in mineralhaltigen Gewässern, ist mit Humus versehen – welcher durch die Zersetzung von totem Gewebe entstand und viele Nährstoffe bereitstellt. Braunschlammboden ist deutlich nährstoffärmer als Grauschlamm und verzeichnet einen hohen Sauerstoffschwund, welcher bei der Zersetzung von großen Mengen Biomasse verbraucht wurde. Faulschlamm entsteht in nährstoffreichen Gewässern, in denen Fäulnisprozesse unter Abwesenheit von Sauerstoff stattfinden. Alle vier Bodentypen der Unterwasserböden sind typischen Feuchtgebietsböden.

Moore sind dauerhaft überflutete Feuchtgebiete, welche man ja nach Moorentwicklungsstand in Nieder-, Zwischen und Hochmoore einteilt. In Niedermooren lagert sich tote Biomasse ab, welche aufgrund des permanent zu hohen Wasserspiegels nicht richtig zersetzt wird. Somit bildet sich kein nährstoffreicher Humusboden im Moor, sondern ein Torfboden – welcher anwächst. Mit zunehmender Entwicklung und Torfansammlung entstehen Zwischenmoore, später Hochmoore. Auch Moorböden zählen zu den Bodentypen eines Feuchtgebietes.

Vegetation eines Feuchtbiotops

Biotoptypen werden normalerweise anhand ihrer Vegetation bestimmt. Die Geobotanik und Vegetationskunde definierten den Begriff eines Feuchtbiotops allerdings nicht, so dass typische Pflanzengesellschaften nicht zugeordnet werden können bzw. es unterschiedliche Ansichten gibt. Allgemein werden Röhricht, Feuchtwiesen mit Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) oder Wasser-Greiskraut (Jacobaea aquatica) zu den Feuchtbiotopen gezählt, was deren Pflanzengesellschaft einschließt.

Sonderfall Gewässer

Laut Definition der Ramsar-Konvention sind Gewässer ebenfalls Feuchtgebiete. Bei einigen Autoren tauchen deshalb Seen, Meere und Flüsse als klassische Feuchtbiotope auf. Andere Autoren grenzen die Gewässer aus, da sich die Vegetation im Gewässer deutlich von der Vegetation am Gewässer unterscheidet. Und da Biotopgrenzen über die Vegetation definiert werden, macht es durchaus Sinn, alle Gewässer auszuschließen.

Im Allgemeinen werden allerdings kleinere Gewässer, welche nicht über das ganze Jahr bestehen – dennoch als Feuchtgebiet betrachtet. Gemeint sind Tümpel, Weiher und Bäche – welche in Feuchtzeiten ein Gewässer darstellen und in Trockenzeiten lediglich ein Feuchtgebiet.

Festzuhalten ist, dass jedes Binnengewässer von einem Feuchtgebiet umschlossen wird. Und da im Feuchtgebiet – aufgrund chemischer und physikalischer Voraussetzungen – andere Stoffkreisläufe als im Gewässer stattfinden, liegen zwei unterschiedliche Ökosysteme vor. Es existieren Schnittstellen und Verbünde, wodurch es zum Austausch von Substanzen und Materialien kommt. Betrachtet man deshalb die Wechselwirkung in einem Feuchtgebiet, muss man auch immer das angrenzende Gewässer dazu betrachten.

Ökologische Bedeutung der Feuchtgebiete

Feuchtgebiete sind Randbiotope, welche direkt an Gewässer, Wälder, Gebirge und andere Biotope angrenzen. Sie können somit Rückzugslebensraum sein, indem sie Habitate für Tiere und Pflanze bereitstellen – welche im angrenzenden Lebensraum nicht existieren oder in denen der Konkurrenzdruck zu groß ist. Außerdem können Feuchtbiotope ein Übergangsbiotop für diverse Tierarten sein, welche unterschiedliche Winter- und Sommerhabitate bewohnen.

Produktion von Kohlenstoff, Sauerstoff und Biomasse

Feuchtgebiete nehmen gerade einmal 6 Prozent der Erdoberfläche ein. Die dort ansässigen Pflanzen und Algen produzieren allerdings einen Großteil der ganzen Biomasse der Erde. Dabei wird zwischen Brutto- und Nettoprimärprodukt unterschieden. Das Bruttoprimärprodukt eines Ökosystems ist die Gesamtheit des produzierten Kohlenstoffs und deren Verbindungen, welche die Primärproduzenten – also Pflanzen, Algen, Phytoplankton – für Konsumenten (Tiere) und für sich selbst bereitstellen.

Doch, Wie verbrauchen Pflanzen den eigens produzierten Sauerstoff und Pflanzenzucker?
Pflanzen atmen immer dann, wenn Photosynthese als Energiestoffwechsel nicht möglich ist. So atmen Pflanzen in einzelnen Pflanzenteilen, welche keinen Zugang zum Sonnenlicht haben – wie bspw. den Wurzeln oder keimende Samen. In allen Pflanzenteilen, welche Chloroplasten enthalten – findet normalerweise eine Photosynthese statt, um Energie zu gewinnen.

Doch nachts findet auch in jenen Organen eine Atmung statt, welche tagsüber Photosynthese betreiben. Die Pflanze verbraucht somit einen Teil des Sauerstoffs und des Pflanzenzuckers – welche als Kohlenstoffverbindung im Bruttoprimärprodukt enthalten sind. Zieht man den veratmeten Teil vom Bruttoprimärprodukt ab, erhält man das sogenannte Nettoprimärprodukt an Kohlenstoffverbindungen. Man geht davon aus, dass circa ein Viertel (24 %) des gesamten Nettoprimärproduktes der Erde in Feuchtgebieten entsteht.

Klimawandel und Erderwärmung

Moore bergen weltweit circa 900 Gigatonnen Kohlenstoff und gelten als Kohlenstoffsenke.

Wieso?
In feuchten Gebieten, besonders in denen – welche permanent von Oberflächenwasser bedeckt sind – wird Biomasse unter der Wasseroberfläche gehalten und einer Zersetzung durch Käfer, Bakterien und anderer Destruenten entzogen. Würden die Destruenten diese Biomasse zersetzen, würde Sauerstoff verbraucht werden – da auch die Zersetzung ein aerober Prozess ist, bei dem Sauerstoff in Kohlendioxid gewandelt wird.

Moore und andere Feuchtgebiete sind somit Biomasse- bzw. Kohlenstoffspeicherstätten. Deren Trockenlegung würde dazu führen, dass Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid freigesetzt werden würde. Kohlendioxid gilt als Treibhausgas, welches an der Erderwärmung, dem Treibhauseffekt und dem Klimawandel beteiligt ist. Auch deshalb werden Moore und andere Feuchtgebiete durch den Biotopschutz geschützt.

Neben Kohlendioxid gilt auch Methan als Treibhausgas, welches die Erderwärmung antreibt. Dieses entsteht durch Methanogenese, beim anaeroben Abbau von Biomasse. Sogenannte Methanbildner, also jene Mikroorgansimen – welche Methan in ihrem Stoffwechsel emittieren – setzen dieses aus Wasserstoff und Kohlendioxid um.

Wasserspeicher

Da Feuchtgebiet große Mengen an Wasser führen, gelten sie als bedeutende Wasserspeicher der Erde. Durch die weitläufige Wasserverteilung auf großer Fläche und die Bodentypen – welche Wassermassen einspeisen können, kann ein Feuchtgebiet sehr viel Wasser aufnehmen und halten. Dadurch können Feuchtbiotope eine Möglichkeit sein, Hochwasser aus umliegenden Gebieten fernzuhalten. In Trockenzeiten sorgt die Bodenfeuchte der Biotope dafür, dass die Luftfeuchtigkeit dennoch erhöht wird – was die Grundlage für Niederschlag und Wasserablagerungen ist.


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