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Was bedeutet Strippenzieher: Definition, Hintergründe und Bedeutung


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Als Strippenzieher bezeichnet man einen Hintermann. Er ist als Planer oder Urheber hinter kriminellen oder zumindest zwielichtigen Operationen aktiv, lässt diese aber bewusst durch Dritte ausführen, um selbst den Schutz der Anonymität genießen zu können. Im Regelfall ist die Bezeichnung negativ und nicht wertschätzend gemeint.

Was bedeutet Strippenzieher: Definition und Bedeutung

Der Begriff „Strippenzieher“ selbst stammt aus dem Puppentheater. Marionettenspieler bewegen ihre Figuren mit Strippen und bleiben selbst unsichtbar, während die Marionette für die Zuschauerinnen und Zuschauer die tollsten Tricks aufführt. Der Begriff des Puppenspielers, welche seine Puppen tanzen lässt und dabei ungesehen bleibt – wurde aus dem Schauspieltheater in die Wirklichkeit übernommen.

Besonders geschickte Strippenzieher lassen dabei sogar für die Menschen, die sie beeinflussen, ihre eigentlichen Motive im Dunklen. Sie treten als Berater auf, sie geben Ratschläge und bilden Meinungen, wodurch sie ihren Einfluss immer weiter vergrößern.

Auf der politischen Bühne, in der Wirtschaft oder im öffentlichen Leben ist den entsprechenden Akteuren manchmal gar nicht klar, dass sie nur die Marionette eines Strippenziehers sind und von ihm manipuliert werden. Manchmal werden solche Personen auch als Drahtzieher bezeichnet, weil Marionetten auch an Drähten geführt werden können statt an Schnüren oder Strippen. Dieser Begriff hat aber nichts mit dem eigentlichen Beruf des Drahtziehers zu tun, der aus Metallen wie Kupfer oder Eisen Kabel und Drähte herstellt. Ein anderer Begriff mit großer historischer Bedeutung ist der der grauen Eminenz, der vor allem im Politbereich genutzt wird.

Die graue Eminenz

Einer der bedeutendsten Strippenzieher im Frankreich des 17. Jahrhunderts war der Kapuzinermönch Père Joseph (1577-1638), der durch seine Rolle als Berater und Beichtvater von Kardinal Richelieu großen politischen Einfluss ausüben konnte. Denn Richelieu war nicht nur ein wichtiger kirchlicher Würdenträger, sondern auch adeliger Aristokrat und mächtiger Staatsmann.

Unter König Ludwig XIII war Richelieu erster Minister und die bestimmende politische Figur seiner Epoche. In dieser Rolle trug er zur Etablierung des Absolutismus, der königlichen Zentralmacht, bei. Ludwig XIII bestieg bereits im Alter von neun Jahren den Thron und obwohl der Kirchenmann zahlreiche Intrigen gegen seinen Monarchen spann, hörte der junge und unerfahrene König auf Richelieus Ratschläge.

Dieses zwiespältige Bild Richelieus veranlasste den Schriftsteller Alexandre Dumas, Richelieu in seinem Roman „Die drei Musketiere“ als erbitterten Gegenspieler von d’Artagnan und seinen Freunden Athos, Porthos und Aramis auftreten zu lassen. Der Strippenzieher hinter dem Strippenzieher blieb im wahren Leben allerdings Père Joseph. Vor allem durch ein umfassendes, geheimes und verlässliches Netzwerk von Spitzeln und Informanten konnte dieser seine Position am Hof nutzen, um seiner eigenen Agenda zu folgen. Er hätte seiner Marionette Richelieu im Amt folgen sollen, verstarb dann aber überraschend vor ihm.

Der Kardinal wurde in seiner Position mit dem Titel „Eure Eminenz“ angesprochen. Weil Joseph als Kapuziner ein graubrauner Habit, eine Mönchskutte, trug, wurde er als graue Eminenz bezeichnet. Die Farbe Grau verweist dabei zudem auf den Schatten, in dem er als Strippenzieher agierte. Autor Aldous Huxley beschäftigte sich in seinem Roman „Die graue Eminenz“ mit dem Leben und Wirken des Père Joseph.

Der Hintermann des vereinigten Europas

Einige besonders undurchsichtige politische Phantome beeinflussen nicht nur eine, sondern eine ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten. Der aus Krakau stammende Politikberater und Literaturwissenschaftler Józef Retinger (1888-1960) nutzte bereits seine Studienzeit in Rom, Paris, München und London dazu, sich ein internationales Netzwerk aus Literaten, Politikern und Kirchenvertretern aufzubauen, dass unter seinem enormen Einfluss stand. Ziel seines Strebens waren unter anderem eine europäische Einigung und die Unabhängigkeit Polens.

Zudem setzte er sich gegen Antisemitismus ein, da für ihn der Umgang mit der hohen Zahl jüdischer Einwohner Polens als bedeutend für das Schicksal des gesamten Landes ansah. Er bemühte sogar seine Kirchenkontakte, um die katholische Kirche als Schutzmacht für das Judentum aufzubauen. Er gründete verschiedene Organisationen wie die Europäische Bewegung und den Europarat, die sich für eine Einigkeit der Nationen des Kontinents stark machten. Seine heute bekannteste Errungenschaft ist jedoch sein Einsatz für die Bilderberg-Konferenzen.

Bis heute existieren diese Veranstaltungen, bei denen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Industrie, Medien, Militär, Hochschulen, Bankenwesen, Beamtentum und Geheimdiensten aus aller Welt im informellen Rahmen über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftlichen Themen austauschen. Vor allem die hochkarätige Gästeliste dieser Veranstaltungen sorgt dafür, dass sich bis heute zahlreichen Verschwörungserzählungen rund um die Bilderberger und ihre mutmaßlichen Machenschaften drehen.

Strippenzieher in den USA

In den Vereinigten Staaten von Amerika finden sich Strippenzieher häufig in der Position so genannter Spindoctors. Diese gewieften Medien-, Kommunikations- und Imageberater sind vor allem in der großen Politik tätig. Ein bekannter Vertreter ist Karl Rove (*1950), der Mann hinter dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Er gilt als enger Freund der Familie und leitete alle Wahlkämpfe Bushs.

Als langjähriger Berater der republikanischen Partei hat er sich zudem einen ganz besonderen Ruf erarbeitet. Seine Bewunderer loben sein herausragendes politischen Gespür, seine Gegner fürchten seine Ruchlosigkeit. Bekannt ist er insbesondere für seine strategischen Finten und das Aufspüren von schädlichen Informationen über politische Gegner, wie etwa John Kerry, der 2004 im Wahlkampf gegen Bush antrat. Der eigentliche Architekt des Sieges war Rove. Dabei schaffte er über lange Zeit in der Öffentlichkeit relativ unbekannt zu bleiben. Erst nach der Wiederwahl Bushs war er für kurze Zeit als stellvertretender Stabschef des Weißen Hauses in einem öffentlichen Amt tätig.


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