Mit dem falschen Fuß aufstehen: Geschichtliche Ursachen und Bedeutung
Mit dem falschen Fuß aufstehen ist eine Redewendung, welche besagt – dass jemand mit dem falschen Fuß zuerst aus dem Bett gestiegen ist. Gemeint ist damit der linke Fuß. Dieser berührt beim Aufstehen zuerst den Boden und dadurch werden mehrere Unglücke folgen. Eine ähnliche Redewendung ist, Jemanden auf den falschen Fuß erwischen.
Beide Redewendungen deuten auf das gleiche Problem und einem Ursache Wirkungsprinzip hin.
In diesem Beitrag erfährst du, woher die Redewendungen stammen, welche geschichtlichen Ereignisse damit verbunden sind und warum sich der Aberglaube bis heute halten konnte.
Der Aberglaube vom falschen Fuß
Ursprünglich kommt der Glaube vom falschen Fuß aus der griechischen Mythologie.
Denn es war die Geschichte von Lokros, ein Sohn des Gottes Zeus, welche den Ursprung lieferte.
Lokros war Herrscher über das Volk der Leleger, einem Volk im mittleren Griechenland.
Es muss angeführt werden, dass es im antiken Griechenland Stadtstaaten, sogenannte Poleis, gab.
Diese regierten sich selbst. Besonders publik wurden im Film und Fernsehen die Staaten Delphi, Theben, Athen oder Sparta. Alle diese Poleis hatten ein Oberhaupt und waren autonome Staaten. Spartiaten waren somit ein griechisches Volk, genauso wie die Leleger oder Athener. Dass das Volk der Leleger aus den Geschichtsbüchern verdrängt wurde, liegt einfach daran, dass griechische Nachbarstaaten dominanter auftraten.
Und das Oberhaupt der Leleger war Lokros, welcher eine göttliche Abstammung gehabt haben soll.
Außerdem hatte er einen Sohn und als dieser alt genug war, machte er ihm Platz. Laut einigen Überlieferungen soll er sich auch mit ihm gestritten haben und dann geflohen sein.
Auf seinem Weg bzw. Flucht führte Lokros eine Gruppe von Menschen, welche mit ihm zogen, durch Griechenland.
Unterwegs stach er sich an einem Dorn, welcher aus seinem Fuß ragte. Dieser Dorn stach im linken Fuß und Lokros musste sich setzen, um diesen zu entfernen. Fortan gilt der linke Fuß als Unheilfuß.
Aber nicht nur das…
Denn Lokros saß und dachte über eine Weissagung nach, welcher er einst von einem Orakel erfahren hatte.
Diese Prophezeiung besagt, dass er von einem hölzernen Hund gebissen werden soll. Und wenn dies passiert, soll Lokros an dem Ort, eine neue Stadt errichten. Lokros erkannte den Dorn im Fuß als hölzernen Hund des Orakels wieder und gründete tatsächlich eine Stadt. Diese Stadt bzw. der Stadtstaat wurde Theben genannt und war einer der bedeutendsten der griechischen Antike.
Die Bibelgeschichte und der linke Fuß
Christen nahmen das Motiv des linken Fußes später selbst auf.
Allerdings wurde es etwas geändert, sogar verdreht und für eigene Zwecke genutzt. Denn der linke Fuß stand, laut christlicher Welt, für das Unheil.
Der christliche Glaube spricht davon, dass Menschen vom rechten Weg abkommen könnten. Mit dem rechten Weg ist nicht nur die Seite gemeint, sondern vor allem auch die moralische Richtung. Die linke Seite wurde zur Unheilseite ausgerufen und die rechte zur Glücksseite. Alle jene, welche dem rechten Weg nicht folgen, wenden sich – laut christlicher Vorstellung – von Gott ab und verirren sich.
Weitere Sprichworte sind:
- der rechte Glaube
- Du bist meine rechte Hand
- der rechte Weg
Und links wurde mit Unheil und dem Teufel gleichgesetzt:
- zwei linke Hände
- linkisch als Synonym für heimtückisch
- man wurde gelinkt bzw. getäuscht
Somit wurde die Lokrossage zwar verwendet, aber umgeschrieben.
Die Auslegung der Bibel verfälschte den linken Fuß, welcher ursprünglich dazu diente, den richtigen Weg zu erkennen. Und dadurch ist der Aberglaube entstanden, dass man jemanden auf den falschen Fuß erwischt oder dass man mit dem falschen Fuß aufgestanden sein könnte.
Unterstützt wurde dieser Glaube durch diverse Statue, welche man in katholischen Kirchen aufstellte. Der Dornauszieher, so nennen sich diese Skulpturen, zeigen einen Lokros – welcher vom rechten Weg abkam und sich dafür einen Dorn aus dem Fuß ziehen musste.
- Dornauszieher Skulptur in der alten Nationalgalerie in Berlin
- Statue des Dornausziehers im Konservatorenpalast in Rom
Mit diesen Skulpturen wurde auch der Dorn zum Symbol der Erbsünde im Mittelalter. Denn dann entstanden Sprichwörter wie: Du bist mir ein Dorn im Auge.