Skip to main content

Vorratshaltung, Bevorratung: 4 Fragen und Antworten, Vor- und Nachteile


Die Vorratshaltung – auch als Vorratswirtschaft, Bevorratung, Vorratsbeschaffung oder Vorratsbildung bezeichnet – ist ein Prozess, bei dem nützliche Gegenstände angelegt und aufbewahrt werden, um diese später nutzen zu können. Das Anlegen von Vorräten ist allerdings nur möglich, sobald Überschuss an einer Sache besteht. Gleichzeitig muss der Mensch, welcher die Vorräte anlegt, daran glauben – dass dieses derzeit überschüssige Gut irgendwann einer Knappheit unterliegt. Ansonsten würde das Motiv der Vorratsbildung fehlen.

Die Möglichkeit der Vorratsbeschaffung existiert seit der Neolithischen Revolution, also dem Zeitpunkt als die Menschen von der Jäger- und Sammlerkultur abwichen, sesshaft worden und zu Ackerbau und Viehzucht übergingen. Mit dem Aufkommen der Arbeitsteilung entstand gleichzeitig der Tauschhandel, welcher es ermöglichte, eigene Produkte erst später gegen andere Waren einzutauschen.

Dadurch wurde die Bevorratung an eigenen Produkten zu einem wichtigen Vorteil, da der Tauschhandel zeitlich verschoben werden konnte und erst in Zeiten der Knappheit eingesetzt werden musste. Somit ermöglicht Vorratshaltung auch eine Spekulation auf bessere Handelsergebnisse in der Zukunft.

Was ist Vorratshaltung oder Bevorratung

Vorratshaltung ist das gezielte Anlegen von Notvorräten, um Krisenzeiten – in denen Versorgungsknappheit besteht – zu überstehen. In privaten Haushalten werden üblicherweise neben Essen und Trinken auch Hygieneartikel (z.B. Toilettenpapier, Zahnpasta), Medikamente, Energieträger (z.B. Batterien, Brennstoffe) oder elektrische Standardartikel (z.B. Taschenlampen) als Vorrat angelegt.

Eine Vorratshaltung in Unternehmen beinhaltet, dass wichtige Rohstoffe, Halbfertigerzeugnisse und Betriebsstoffe eingelagert werden, welche notwendig sind, um den Produktionsprozess im Versorgungsengpass aufrechthalten zu können.

Eine staatliche Vorratshaltung sieht vor, dass haltbare Lebensmittel und Trinkwasser eingelagert werden, um die zivile Bevölkerung über einige Wochen ernähren zu können. Diese zivile Notfallreserve soll Nahrungsknappheit im Krisenfall für die gesamte Bevölkerung überbrücken.

In der Bundesrepublik Deutschland werden deshalb etwa 800.000 Tonnen Lebensmittel – was ungefähr 9,5 kg je Bundesbürger entspricht – an 150 verschiedenen Standorten eingelagert. Die Orte der Lagerungsstätten sind geheim und werden von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreut.

Wie und Wann entstand die Vorratshaltung

Eine gezielte Bevorratung in den Sommermonaten, um Nahrungsknappheit in den Wintermonaten zu überbrücken – existiert im Tierreich. So legen Hamster bspw. Vorräte an oder Eichhörnchen vergraben Nahrung, um diese später zu fressen. Auch das Anfuttern von Winterspeck, um für die Winterruhe oder den Winterschlaf notwendige Reserven in den Stoffwechsel einbringen zu können, existiert im Tierreich.

Da der Mensch ebenfalls eine Tierart ist, liegt das Programm zur Vorratshaltung in jedem Individuum an.

Während der Altsteinzeit sammelten Menschen bereits Steinmaterial, um daraus Pfeilspitzen oder Steinklingen anfertigen zu können. Da der Mensch seine Nahrung allerdings nicht selbst herstellen konnte und Nahrung schnell faulte oder verschimmelte, sind Lebensmittelvorräte in der frühen Altsteinzeit eher unüblich.

Als der Mensch vor etwa 1 Mio. Jahren lernte, wie man das Feuer zähmt, konnte er Fleisch garen oder braten, wodurch es haltbar wurde. Ob tatsächlich Trockenfleisch als Vorrat angelegt wurde, ist archäologisch nicht bewiesen. In der Mittelsteinzeit nahm – aufgrund wechselnder Klimabedingungen – auch das Fischen zu. Ob Fische haltbar gemacht worden und als Vorrat angelegt wurden, ist ebenfalls nicht bewiesen.

In der Jungsteinzeit begann die Vorratshaltung, als der Mensch von einer Jäger und Sammler-Kultur zu Ackerbau und Viehzucht überging. Der älteste Kornspeicher der Welt steht in Jordanien an der Fundstelle Bab-edh-Dhra und ist etwa 11.000 Jahre alt.

Neben dem Ackerbau begann auch die Viehzucht im Nahen Osten. So ging man im historischen Gebiet Judäa – dem heutigen Israel und Palästina – bereits im 11. Jahrtausend v.Chr. dazu über, Wildziegen und Wildschafe in Herden zu halten. Durch die Herdenhaltung konnte man die Tiere solange lebend halten, bis man deren Fleisch für den Krisenfall brauchen würde.

Forscher sind sich heute einig darüber, dass die Vorratshaltung auf dem Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes (Naher Osten, Mesopotamien) während der Jungsteinzeit entstand. Denn der Übergang zu Ackerbau und Viehzucht ermöglichte erstmalig, dass man Getreide oder Vieh aufsparen konnte – um es später zu essen. In früheren Epochen der Steinzeit, in denen der Mensch als Nomade lebte, wäre dies nicht möglich gewesen.

Der Kulturwechsel brachte neben der Vorratshaltung weitere Neuerungen, welche als Neolithisches Bündel zusammengefasst werden. Dazu zählen bspw. die Arbeitsteilung, die Spezialisierung auf Berufsfelder oder die Sesshaftigkeit.

Durch die Landwirtschaft entstand Wohlstand und der Engpass an Nahrung wurde derart überbrückt, dass bereits in der Jungsteinzeit ein Bevölkerungsanstieg einsetzte. Fortan war mehr Nahrung vorhanden als gebraucht wurde. Dadurch musste nicht jeder Mensch selbst für seine eigene Nahrung sorgen. Stattdessen konnten Lebensmittel auch eingetauscht werden.

Dieser Naturtauschhandel konnte darin bestehen, dass Nahrung gegen Kleidung getauscht wurde. Man kann deshalb sagen, dass durch die Vorratshaltung in der Landwirtschaft auch andere Berufe und Arbeitsteilung entstanden.

Welche Lebensmittel eignen sich zur Vorratshaltung

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt eine Empfehlung heraus, wonach ein Notvorrat einen Engpass etwa 10 Tage überbrücken soll. Geeignete Lebensmittel sollten auch kalt genießbar sein, da Strom oder Gas im Krisenfall nicht verfügbar sein könnten.

Neben Konserven eignen verschiedene Reissorten – wie bspw. Langkornreis oder Rundkornreis – bestens – da diese Lebensmittel eine hohe Energiedichte aufbringen und haltbar sind. Als Proteinquelle sollte auf Fleisch, aufgrund von Haltbarkeitseinschränkungen, verzichtet werden. Stattdessen stellen Hülsenfrüchte, wie Erbsen oder Linsen, ebenfalls viel Protein bereit und sind haltbarer.

Anstelle von Milch sollte Milchpulver oder Kondensmilch eingelagert werden, da auch diese haltbarer ist. Daneben gilt es mindestens 20 Liter Getränke pro Person einzulagern. Auch hier sollte auf die Haltbarkeit geachtet werden und zugleich auf deren Zuckergehalt. Denn Zucker verursacht mehr Durst, was in Krisenzeiten zum Problem werden könnte. Deshalb sollte, anstelle von Limonade oder Säften, auf Mineralwasser zurückgegriffen werden.

Neben der Nahrung für Erwachsene sollte bedacht werden, dass auch Babynahrung oder Tiernahrung für 10 Tage zur Verfügung stehen sollte.

Welche Vor- und Nachteile hat eine Bevorratung

Das Anlegen von Vorräten hat den Vorteil, dass die Abhängigkeit von Lieferanten – welche das Gut ebenfalls anbieten – sinkt. Denn durch den eigenen Lagervorrat kann ein Engpass überbrückt werden, wodurch sich ein breiterer Handlungsspielraum für eine gewisse Zeitspanne ergibt. Somit unterliegt der Lagerhalter nicht dem Druck, das Produkt schnellstmöglich kaufen zu müssen und kann Preisentwicklungen abwarten.

Lagerhaltung und Bevorratung bietet somit Planungssicherheit und mindert das Risiko eines Ausfalls von Produktionsprozessen oder anderen Systemen.

Eine weiterer Vorteil der Bevorratung besteht darin, dass die verbundenen Kosten – welche bei jeder Bestellung entstehen würden, nur einmalig einfallen. Dies sind Transportkosten oder sonstige Kosten der Bestellabwicklung.

Bevorratung hat außerdem den Vorteil, dass ein gewünschtes Produkt nicht zum Zeitpunkt des Bedarfs gekauft wird, sondern zum Zeitpunkt des Niedrigpreises. Dadurch wird beim Einkauf gespart. Außerdem können Mengenrabatte vereinbart werden, was den Einkaufpreis pro Einheit weiter nach unten drückt.

Ein anderer Vorteil besteht darin, dass Lieferengpässe in Zeiten der Knappheit überbrückt werden können. Sollte zum Zeitpunkt der Knappheit die gewünschte Ware besonders stark nachgefragt werden, kommt es zu Preisexplosionen bei diesem Produkt. Durch Bevorratung entgeht man diesen Preisschwankungen oder kann selbst als Verkäufer auftreten.

Der Nachteil einer Bevorratung ist, dass diese Platz raubt, welcher dann anderen Gütern nicht zur Verfügung steht. Für Unternehmen ergeben sich Lagerhaltungskosten, da das eingelagerte Gut verwaltet und instand gesetzt werden muss. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass der Vorrat irgendwann veraltet sein und einer Wertminderung unterliegen könnte. (z.B. technisches Gerät)


Über den Autor

wissen
Folge Sciodoo und bleibe stets auf dem Laufenden. Schließ dich uns an und abonniere unseren Instagram-Kanal ein. Wir stellen täglich neue Artikel für dich rein.
Weiter zum Kanal>>>
     

Ähnliche Beiträge