Ist Evolution vorhersagbar und wie verändern sich die Lebewesen
Evolution bedeutet, dass sich im Laufe der Zeit bestimmte Gene bzw. Merkmale einer Gruppe von Lebewesen verändern. Dies wiederum könnte bedeuten, dass Evolution mathematisch ermittelt und somit präzise Vorhersagen über zukünftige Änderungen gemacht werden könnten.
Dies erlaubt die Frage…
Ist Evolution bzw. die Veränderung von Lebewesen vorhersagbar?
Belegbare Vorhersagen der Evolution
Der Tiktaalik war ein Fisch aus der Gruppe bzw. Tierklasse der Fleischflosser, ähnlich wie der Quastenflosser.
Dieser Fisch besaß Vordergliedmaßen zum Laufen und glich im Aussehen einem heutigen Krokodil. Er gilt als Zwischenform zwischen Fisch und Landwirbeltieren.
Da der Ursprung des Lebens im Wasser lag, mussten Tiere irgendwann einmal Merkmale haben – welche es ihnen ermöglichten aus dem Wasser zu steigen. Zwar konnte der Tiktaalik sich nicht ungehindert an Land bewegen, die Gliedmaßen aber konnte er nutzen – um sich im Flachwasser aufzustützen.
Der genaue Bau seiner Gliedmaßen ähnelt dem heutiger Landwirbeltiere und des Menschen.
Seine Vorderbeine bzw. Stützen sind somit die Vorläufer bzw. die Grundlage für unsere heutigen Gliedmaßen (Beine und Arme).
Solche Zwischenform oder auch Brückentiere genannt sind das Bindeglied zwischen im Wasser lebenden Fischen und an Land lebenden Tieren. Evolutionsbiologen konnten voraussagen, dass sich deren Fossilien in Erdschichten befinden müssen, welche 375 Millionen Jahre alt waren.
Dies wussten sie, da davon auszugehen ist – dass in dieser Zeit der Übergang zwischen Wasser- und Landleben stattfand. Denn die bereits gefundenen Fossilien, von reinen Fischen und späteren kriechenden Landtieren – ließen sich auf das Zeitalter des späten Devon (vor 419 Millionen bis 358 Millionen Jahren) datieren.
Da man jetzt das Alter der Erdschichten kannte, wusste man auch – wo man suchen sollte. Denn diese Sedimentschichten gab es im Norden Kanadas. Und tatsächlich fan ein Forscherteam im Jahr 2004 die Fossilien des Tiktaalik auf den Ellesmere Inseln zwischen Kanada und Grönland. Die Vorhersagen der Evolution trafen also zu und stützten außerdem die Wahrhaftigkeit der Evolutionstheorie.
Kann Evolution die Zukunft der Lebewesen vorhersagen?
Dass sich ein neues Merkmal bei einer bereits bestehenden Art bildet, ist immer zufällig.
Die ganze Artbildung verlief ebenfalls zufällig. Die zufälligen Gene bzw. Merkmale erwiesen sich dann entweder als praktisch oder unpraktisch für die jeweilige Art. Beim Tiktaalik und anderen Brückentieren schien der Landgang praktisch gewesen zu sein, da wir ansonsten heute noch im Wasser leben würden.
Nützliche Merkmale boten ein Konkurrenzvorteil gegenüber den eigenen Artgenossen, in Bezug auf Fortpflanzung, Lebenserhaltung und Nahrungssuche. Dadurch war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich die Artgenossen mit dem Vorteil besser fortpflanzen konnten. Und dies erhöhte wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Vorteil weitervererbte.
Evolution hat ihren Antrieb also durch zufällige Änderungen, Fortpflanzung und Vererbung.
Wie sich die Arten in den nächsten Millionen Jahren ändern werden, lässt sich kaum abschätzen. Auch die menschliche Evolution lässt sich nicht voraussagen.
Außerdem treten immer wieder Umwelteinflüsse auf, welche ein ganzes Artensterben zur Folge haben.
So kam es zum Meteoriteneinschlag vor circa 65 Millionen Jahren, welcher das Zeitalter der Dinosaurier beendete. Dies ermöglichte dann aber, dass neue Arten entstehen konnten. Diese hatten einen Evolutionsvorteil gegenüber den Sauriern und konnten den Einschlag überleben. Ohne den Wegfall der Saurier als dominante Lebensform hätten diese sich ganz anders entwickelt und vielleicht wäre der Mensch heute nicht auf Erden, wenn die Saurier nicht ausgestorben wären.
Du siehst, es hängt von so vielen Komponenten ab – wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat und noch weiter entwickeln wird. Eine Einschätzung über die Zukunft ist mehr als ungewiss, da alles ein großes System ist mit vielen Variablen. Alles hängt zusammen und sobald sich eine Variable ändert, hat dies Auswirkungen auf das ganze System.
Wenn es heute zum Beispiel zu einer Grasknappheit kommen würde (Variable 1), hätte dies sicherlich Folgen für die Kühe bzw. Rinder als Wildform (Variable 2). Denn in diesem Moment fällt ihre Lebensgrundlage weg. Aber vielleicht gibt es Rinder, welche auch Blätter von Bäumen fressen (Variable 3). Alle Rinder, welche das nicht können – würden aussterben.
Diejenigen, welche auch Blätter fressen, überleben und nur diese würden sich fortpflanzen können. Somit würde in der nächsten Generation ein hoher Anteil von Rindern mit dem Gen der Blätternahrung bestehen. Diese würden sich weiterhin untereinander fortpflanzen, bis irgendwann alle Rinder auch Blätter fressen. Somit könnten sich die heute bestehende Rinderarten aufspalten in mehrere verschiedene Arten. Dies wiederum hätte Einfluss auf die Bäume (Variable 4) und Rehe (Variable 5), welche sich ebenfalls von Blättern ernähren. Und so eine Systemveränderung ist nicht vorhersehbar.