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Katastrophentheorie: Definition, Bedeutung in Biologie und Mathematik


Wodurch sich das Leben auf der Erde verändert, versucht man über verschiedene Theorien zu erklären. Eine davon ist die Katastrophen- oder auch Kataklysmentheorie.

Was genau unter einer Katastrophentheorie verstanden wird, welche verschiedenen Varianten es davon gibt und wer der Begründer der biologischen Katastrophentheorie ist, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem verrät er dir Einzelheiten über das Leben von Georges Cuvier, wie er auf seine Theorie kam, welchen Gegenspieler er seinerzeit hatte und was aus heutiger Sicht an der Katastrophentheorie dran ist.

Was bedeutet Katastrophentheorie?

Katastrophentheorien gibt es in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen. In der Astronomie bezeichnet die Katastrophentheorie, dort auch Katastrophismus genannt, die Annahme, dass im Verlauf der Geschichte unserer Erde und unseres Sonnensystems immer wieder Katastrophen eingetreten sind. Diese Katastrophen haben entscheidend in die Entwicklung des Lebens auf der Erde eingegriffen.

Auch in der Mathematik existiert eine Katastrophentheorie. Dort bezeichnet sie sprunghafte Veränderung bei deterministischen, dynamischen Systemen. Ein Beispiel für ein solches System ist etwa das exponentielle Wachstum einer Bakterienkultur. Die Größe der Population zu Beginn ist hierbei wichtig, nicht jedoch der Zeitpunkt an sich.

Die Katastrophensoziologie ist ein Bereich der Soziologie und behandelt die sozialen Folgen und Voraussetzungen von Katastrophen. Außerdem beobachtet sie, welche Personengruppen oder Bevölkerungsschichten am stärksten von ihnen betroffen sind und wie diese darauf im sozialen Sinne reagieren.

Daneben gibt es noch die Kataklysmentheorie, die die Katastrophentheorie der Biologie bezeichnet. Auf diese wird in diesem Artikel näher eingegangen.

Katastrophentheorie, bzw. Kataklysmentheorie nach George Cuvier

Die Kataklysmentheorie geht auf den Franzosen Georges Cuvier zurück. Sie besagt, dass das Leben auf der Erde, sowohl tierisch als auch pflanzlich, immer wieder durch Katastrophen (Kataklysmen) gestört worden.

Diese Kataklysmen haben sehr plötzlich zu einem Aussterben des Lebens in dem betroffenen Gebiet geführt. Danach wanderten Tiere und Pflanzen aus anderen Gebieten wieder ein. Auch eine Neuschöpfung halten manche Anhänger der Kataklysmentheorie für wahrscheinlich.

Wer war Georges Cuvier?

Georges Cuvier wurde am 23. August 1769 im damaligen Mömpelgard, heute Montbéliard, geboren. Sein Vater war ein ehemaliger Leutnant eines Schweizerregimentes und hieß Jean Georges Cuvier. Seine Mutter hieß Anne-Clémence Catherine Châtel und war Hausfrau. Getauft wurde er auf den Namen Jean-Léopold-Nicholas Frédéric, nahm jedoch später den Vornamen seines älteren Bruders Georges an, der noch vor seiner Geburt verstorben war.

An der Hohen Karlsschule in Stuttgart, die er in den Jahren von 1784 bis 1788 besuchte, belegte er vor allem administrative, juristische und ökonomische Wissenschaften. Dort lernte er auch Karl Friedrich Kielmeyer kennen, einen Mediziner und theoretischen Biologen, der 1786 dort seinen Abschluss gemacht hatte, und ihm das Sezieren beibrachte.

In den Jahren darauf wurde Cuvier Hauslehrer beim Grafen d’Héricy in der Normandie. Dort beschäftigte er sich in seiner Freizeit viel mit Naturkunde. Er untersuchte Pflanzen, Seevögel und Meerestiere. Dies führte dazu, dass die Überlegung im Raum stand, Cuvier an das Muséum national d’histoire naturelle zu berufen. 1795 geschah dies. Außerdem wurde Cuvier Mitglied der Société d’histoire naturelle und des Institut de France.

1800 wurde er Professor der Zoologie. Unter Napoleon erhielt er den Orden Chevalier de la Légion d’Honneur für die Reorganisation der akademischen Institute Italiens, den Niederlanden und in Süddeutschland.
Cuvier war Begründer der Paläontologie. Seine dadurch gewonnenen Erkenntnisse schlossen für ihn die Existenz der gradualistischen Evolutionstheorie von Lamarck aus. Allgemein lehnte er die Veränderlichkeit der Arten ab.

Cuvier starb am 13. Mai 1832 in Paris an den Folgen einer Cholera-Infektion. Er hatte vier Kinder.

Wie entstand Cuviers Kataklysmentheorie?

1808 untersuchte Cuvier zusammen mit Alexandre Brongiart, einem Naturforscher, Fossilien, welche sie im Pariser Becken gefunden hatten. Sie stellten fest, dass in einer Abfolge von sieben Schichten Pflanzen vorhanden waren, die in der darauffolgenden Schicht verschwanden und durch andere Pflanzen ersetzt wurden. Zwischen diesen Schichten befanden sich Süßwasser- und Meerwasserablagerungen.

Cuvier vermutete, dass diese Lücken durch globale Katastrophen entstanden sein mussten. Überschwemmungen, die laut Cuvier aus dem Norden kamen, vernichteten immer wieder das Leben auf dem Land. Darauf folgten wieder trockenere Phasen, in denen sich terrestrisches Leben wieder ausbreiten konnte.

Cuvier nahm an, dass solche Katastrophen überall auf der Erde in unregelmäßigen Abständen Flora und Fauna eines Gebiets zerstören. Die Annahme, dass in Folge dieser Katastrophen stets göttliche Neuschöpfungen wieder Leben in die nun leeren Gebiete brachte, stammte nicht von ihm, sondern von Charles Lyell. Dieser war ein Gegner der bereits gut in Frankreich etablierten Kataklysmentheorie und hoffe wohl auf diese Weise, Cuviers Anhänger würden sich von ihm abwenden.

Cuviers Kataklysmentheorie fand auch unter den damaligen Wissenschaftlern Anklang. Zu nennen ist hier beispielsweise Alcide Dessalines d’Orbigny, ein Naturwissenschaftler, der ihm begeistert folgte. Dieser verfasste einen eigenen Band über das Jura-Gebirge und unterteilte die Gesteinsschichten in zehn klar voneinander abzugrenzende Bereiche, ganz der Kataklysmentheorie entsprechend.

Gegenteil der Katastrophentheorie ist der Aktualismus

Unter dem Begriff Aktualismus versteht man in der Biologie das Gegenmodell zur Kataklysmentheorie. Er wurde hauptsächlich durch Charles Lyell geprägt. Laut dem Aktualismus kam es im Verlauf der Erdgeschichte niemals zu einer auffälligen Häufung von Katastrophen, die die Entwicklung von Leben beeinflusst hätten.

Stattdessen erklärte er veränderte Segmentschichten durch viele kleine Ereignisse, die in Summe und in einem langen Zeitraum betrachtet zu Veränderungen geführt haben. Außerdem war Lyell überzeugt davon, dass die Beschaffenheit der Erde schon immer fest gewesen war. Einen heißen, flüssigen Zustand zu Beginn lehnte er ab.

Welche Argumente sprechen für die Kataklysmentheorie?

Wie jeder andere Himmelskörper, wird auch die Erde immer wieder von Meteoriten getroffen. Vor allem zu Beginn war sie auch vielen größeren Einschlägen ausgesetzt. So gehen wir beispielsweise davon aus, dass das Ende der Dinosaurier durch einen massiven Einschlag eingeleitet wurde, der weitere Naturkatastrophen auslöste und schließlich zu einer Eiszeit führte. Dieser waren vor allem wechselwarme Tiere, wie es die Dinosaurier waren, nicht gewachsen, sodass sie ausstarben.

Heute schützt uns der Mond vor vielen Gesteinsbrocken, die ansonsten mit der Erde kollidieren würden. Seine Anziehungskraft verändert ihre Flugbahn. Der Jupiter beeinflusst auf diese Weise auch deutlich größere Asteroiden, die ansonsten womöglich zu einer Bedrohung werden könnten.

Auch andere Katastrophen, wie Vulkanausbrüche mit anschließendem vulkanischen Winter, starke Erdbeben und daraus folgende Tsunamis, passieren noch heute, bzw. traten im Verlauf der Erdgeschichte immer wieder auf.

Dass mit diesen Katastrophen auch häufig Massenaussterben auftraten, gilt unter Wissenschaftlern heute als Tatsache. Das Auftreten neuer Arten wird allerdings mit der Evolutionstheorie in Verbindung gebracht, nicht vorrangig mit der Kataklysmentheorie. Die Kataklysmentheorie findet demnach auch heute noch Verwendung in der Wissenschaft, nimmt aber eine kleinere Rolle ein.


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