Kvasir und der Dichtermet | Nordische Mythologie
Laut Mythos der Wikinger gab es eine Gestalt namens Kvasir.
Dieser wurde aus dem Speichel der beiden nordischen Göttergeschlechter Asen und Wanen geschaffen.
Kvasir galt als überaus klug und weise.
Mit der Schaffung des Kvasir wurde der Wanenkrieg zwischen beiden Göttern beendet und besiegelt.
Kvasir war somit die lebendig gewordene Friedenserklärung zwischen beiden Geschlechtern.
Von diesem Tag an, sollte Kvasir als kluger und weiser Berater durch die Welt streifen.
Inhalt
Die Reisen des klugen Kvasir
Der weise Kvasir wanderte durch das Land der Menschen.
Dabei unternahm er sehr weite Strecken und drang tief in das Reich der Menschen vor.
Dadurch, dass Kvasir so weise war – konnten die Menschen ihn alles fragen.
Kvasir wusste auf jede Frage die richtige Antwort.
Es ging sogar soweit, dass Niemand an ihm vorbei gehen konnte – ohne zu zuhören.
Auf seinen weiten Reisen traf Kvasir allerdings auch Wesen und Gestalten, welche ihn um seine Intelligenz beneideten.
Und so kam es, dass er eines Tages auf die Zwerge Fjalar und Galar traf.
Kvasir und die List der Zwerge Fjalar und Galar
Die beiden Zwerge bemerkten natürlich die Intelligenz des Kvasir.
Schließlich war er schon so etwas, wie eine kleine Berühmtheit.
Neid kam in den Zwergen hoch.
Sie wollten das Wissen und die Weisheit von Kvasir selbst besitzen.
Also schlossen sie einen heimtückischen Plan.
Sie gaben vor, Kvasir ganz allein und ohne Zuhörer, befragen zu wollen.
Als sie mit ihm allein waren, töteten sie ihn.
Dann entnahmen sie sein Blut und ließen es in den Kessel Ödhrörir fließen.
Dieses Blut mischten sie mit Honig und so wurde der Dichtermet bzw. der Skaldenmet geschaffen.
Der Dichtermet gab jedem, welcher davon trank, die Gabe der Dichtkunst.
Natürlich wollten die Zwerge den Skaldenmet nur für sich.
Aber man musste sich noch den Göttern erklären.
Um ihr Verbrechen zu vertuschen, erzählten sie überall – dass Kvasir an seinem Verstand ertrunken sei.
Dies könnte in etwa bedeuten, dass Kvasir wahnsinnig wurde.
Aber es gab Mitwisser.
Der Riese Gilling hat den Mord beobachtet und musste daher auch sterben.
Das zweite und dritte Verbrechen der Zwerge Fjalar und Galar
Gilling der Riese sollte ebenfalls sterben.
Denn erstens wusste er vom Verbrechen der Zwerge und zweitens wollten sie den Skaldenmet nicht teilen.
Aber einen Riesen können Zwerge nicht einfach so töten.
Also mussten die listigen Zwerge, wieder einen heimtückischen Mordplan schmieden.
Um die Tat zu vollbringen, luden sie den Riesen und seine Frau zu sich nach Hause ein.
Den Riesen Gilling überredeten sie zu einer Bootstour und seine Frau blieb im Zwergenhaus allein zurück.
Als sie auf dem Meer waren, navigierten die Zwerge das Boot auf eine unterirdische Klippe zu.
Das Boot stieß mit der Klippe zusammen und Gilling fiel heraus.
Da der Riese Gilling nicht schwimmen konnte, ertrank er.
Nun mussten sich die Zwerge nur noch um die Frau des Riesen kümmern.
Sie war ebenfalls von wuchtiger Gestalt und konnte nicht einfach bekämpft werden.
Die Zwerge beschlossen ihre dritte List.
Sie berichteten der Riesin vom Tod ihres Mannes und überredeten sie so, an den Strand zu gehen.
Als die Riesin die Hütte verlies, saß Galar auf dem Dach und stieß einen Mühlenstein herunter.
Die Riesin wurde vom schweren Stein getroffen und erschlagen.
Aber die Zwerge sollten ihre gerechte Strafe noch finden.
Suttungs Rache an den Zwergen Fjalar und Galar und der Dichtermet
Die Zwerge hatten also insgesamt 3 Leben genommen.
- Den weisen Kvasir, aus denen sie den Skaldenmet herstellten,
- den Riesen Gilling
- und schließlich die Frau des Riesen
Angetrieben wurden sie aus Habgier und Besessenheit, ausgehend vom Dichtermet.
Aber sie haben vergessen, dass der Riese Gilling zwei Söhne hatte.
Die Söhne hießen Baugi und Suttung.
Als Suttung von dem feigen Mord an seinen Eltern erfuhr, kam Rache in ihm auf.
So überfiel er die beiden Zwergenbrüder und brachte sie auf eine kleine Insel.
Diese Insel war bekannt dafür, dass diese stets überflutet wird.
Nun saßen die Zwerge da, auf den Tod wartend und flehten um ihr Leben.
Aber Suttungs Rachegelüste waren zu groß, als dass er ihnen einfach so – hätte verzeihen könnte.
Da boten die beiden Zwerge – ihm den Dichtermet, im Tausch gegen ihr Leben, an.
Suttung wußte natürlich um die machtvolle Existenz des Trankes und welche Kostbarkeit dieser verbarg.
Schließlich willigte er ein, die Zwerge wurden verschont und Suttung erhielt den Skaldenmet.
Als Suttung den Skaldenmet von den Zwergen erhielt, wußte er sogleich – dass dieser geschützt werden müsste.
Schließlich ist schon so viel Unheil, aufgrund des Trankes, passiert.
Um den Zaubertrank nicht selbst zu verlieren, versteckte er diesen unter einem Felsen- namens Hnitbjörg.
Seine eigene Tochter Gunnlöd gab er die Aufgabe, den Dichtermet zu bewachen.
Odins List, Baugi und der Dichtermet
Odin, der Hauptgott der Asen, hatte natürlich von Kvasirs Tod gehört.
Und schließlich kam mit der Zeit immer mehr heraus, was die Zwerge aus Kvasirs Blut hergestellt hatten.
Odin selbst wollte den Dichtermet besitzen, um durch ihn – an Weisheit und Dichtkunst zu gelangen.
Also beschloss er aufzubrechen, um den Fels Hnitbjörg aufzusuchen und dann den Skaldenmet an sich zu nehmen.
Auf seiner Reise kam Odin an einer Wiese vorbei.
Dort mähten 9 Knechte das Gras.
Diese Knechte gehörten zur Sippschaft des Riesen Baugi.
Und Baugi, so wußte Odin, war der Bruder von Suttung.
Somit hatte Odin einen direkten Draht zu Suttung und somit auch zum Dichtermet gefunden.
Er musste nur noch alle möglichen Mitspieler austricksen und könnte sich dann – den Trank einfach nehmen.
Also begann Odin seine Tücken auszuspielen.
Er sah, dass die Knechte ziemlich stumpfe Sensen hatten.
Also bot er ihnen an, dass er sie schärfen würde.
Die Knechte waren natürlich angetan von seinem Angebot und willigten ein.
Odin zog einen Wetzstein aus seinem Gürtel und schliff die Sensen.
Ziemlich verblüfft guckten die Knechte, als sie bemerkten – dass die Arbeit viel schneller ging, als zuvor.
Sie wollten den Wetzstein erwerben und fragten Odin nach dessen Preis.
Er bot an, dass derjenige den Stein haben könne – welcher ihn fangen würde.
Also warf Odin den Stein in die Luft und nachdem der Wetzstein wieder die Erde berührte, schlugen sich die Knechte um diesen.
Sie schlugen sich nicht nur mit den Fäusten, sondern setzten auch ihre scharfen Sensen ein.
Letztlich töteten sich alle gegenseitig und Odin zog weiter.
Am Hause des Baugi angekommen, verbarg Odin seine wahre Gestalt.
Stattdessen gab er sich als Bölverk aus und bat den Riesen Baugi um ein Nachtlager.
Dieser willigte ein und am Abend kamen beide ins Gespräch.
Baugi beklagte sich, dass seine Knechte alle tot seien und dass Niemand die Arbeit verrichten könne.
Odin bzw. Bölverk bot an, dass er die Arbeit der neun Knechte fortan erledigen würde.
Baugi war erstaunt, fragte aber nach dem Lohn.
Odin bzw. Bölverk entgegnete, dass Baugis Bruder einen geheimnisvollen Trank habe und diesen möchte er als Lohn bekommen.
Baugi konnte ihm den Trank nicht versprechen, da er sich nicht in seinem Besitz befände.
Er versprach aber, dass er Bölverk zu Suttung bringen würde und ihm helfen würde – den geheimnisvollen Trank zu bekommen.
Der mündliche Vertrag zwischen beiden war beschlossen.
Und so arbeitet Odin, getarnt als Bölverk, einen ganzen Sommer für Baugi.
Als der Winter einbrach, erinnerte er ihn an sein Versprechen.
So zogen beide los, um mit Suttung – Baugis Bruder zu sprechen.
So wurde Odin zum Gott der Dichtkunst
Als sie auf Suttung stießen, war dieser überhaupt nicht bereitwillig – den Dichtermet abzugeben.
Also beschlossen Bauri und Bölverk, ein Loch in den Fels Hnitbjörg zu bohren.
Denn im Inneren des Felsen wurde der Dichtermet von Gunnlöd – Suttungs Tochter – beschützt.
Gesagt getan…
Als sich Bölverk in einen Wurm verwandelte, um in das Loch zu krabbeln – stieß Baugi ihm mit dem Bohrer nach.
Dieser verfehlte ihn allerdings und der Asen-Gott war nun innerhalb der Höhle.
Soweit war Odin gekommen.
Jetzt blieb ihm nur noch ein letztes Hindernis, die Tochter des Riesen Suttung.
Also verwandelte sich Odin wieder zurück und verführte die Tochter.
Drei Tage soll Odin bei Gunnlöd gelegen haben.
Dann trank er schließlich vom Skaldenmet, verwandelte sich in einen Adler und flog davon.
Suttung sah Odin, in Gestalt des Adlers, mit seinem Dichtermet davon fliegen.
Kurzerhand verwandelte er sich ebenfalls in einen Adler und flog ihm nach.
Die Asen, welche das Ankommen ihres Gottes bemerkten, sahen auch den Verfolger – welcher bedrohlich aufholte.
Im letzten Augenblick stellten sie Schüsseln auf, so dass Odin den Trank entleeren konnte.
Suttung musste allerdings mit leeren Händen zurück fliegen.
Seit diesem Tag sind die Asen im Besitz des Dichtermets.
Seitdem wird Odin, weil er vom Trank trunk, auch als Gott der Dichtung verehrt.