Fridthjof der Kühne: Wikinger und König von Norwegen
Fridthjof der Kühne ist der Name eines Helden in einer alten norwegischen Heldensage.
Die Fridthjofsage handelt von Fridthjof dem Sohn des Thorstein, seinen Feinden Helgi und Halfdan, sowie seiner Liebe zu Ingibjörg.
Inhalt
Fridthjof Vater und König Beli
Fridthjof war der Sohn des Thorstein, eines angesehenen Bürger in Norwegen.
Sein Vater lebte auf seinem Hof bzw. Grundbesitz, welchen man den Framnes nannte.
Thorstein Gehöft lag am Sognfjord.
Gegenüber des Fjordes lag das Königreich Sogn, welches seinem Freund König Beli gehörte.
König Beli und Thorstein verband eine enge Freundschaft.
Sie besuchten sich gegenseitig mehrmals im Jahr.
Außerdem winkten sie sich ständig über dem Fjord zu.
Als König Beli älter wurde und sein Reichtum langsam zu schwinden begann, verwaltete Thorstein sein Reich.
Ihm war es zu verdanken, dass des Königs Besitzes nicht gänzlich verfiel.
Auch Thorstein war wohlhabend.
So besaß er zwar keinen Titel, aber eigene Gefolgsleute, einen Hof und die Anerkennung in der Bevölkerung.
König Beli hatte insgesamt drei Kinder.
Die zwei Jungen hießen Helgi und Halfdan.
Sie waren ständig neidisch auf Fridthjof, weil er stärker, schneller und scheinbar auch schlauer war – als sie.
König Belis Tochter hieß Ingibjörg.
Fridthjof und sie wurden von dem selben Pflegevater, namens Hilding, erzogen.
Aber zwischen beiden entstand kein geschwisterliches Verhältnis.
Stattdessen empfanden beide in jungen Kindheitstagen schon, eine gewisse Schwärmerei füreinander.
Als König Beli eines Tages schwer erkrankte, bat er seine Kinder ans Sterbebett.
Sein letzter Wunsch war es, dass seine Söhne sich weiterhin mit seinem Freund Thorstein und dessen Sohn Fridthjof verstehen würden.
Kurze Zeit später erkrankte Fridthjofs Vater ebenfalls.
Und auch sein Wunsch war es, dass sein Sohn den Königssöhnen die Treue hielt.
Thorstein und Beli wurden dicht beieinander vergraben, so dass sie sich jeden Morgen weiter zuwinken konnten.
So waren beide Freunde, auch nach ihrem Tod noch, miteinander verbunden.
Thorstein hinterließ sein ganzes Vermögen, den Hof, das Geld und die Leute seinem einzigen Sohn Fridthjof.
Somit war Fridthjof ein wohlhabender Mann.
Neben Fridthjof hinterließ Thorstein noch zwei Ziehsöhne, Björn und Asmund.
Diese waren die treuen Begleiter ihres Ziehbruders und standen ihm immer mit Rat und Tat zur Seite.
Fridthjof und Ingibjörg
Eines Tages saß Fridthjof mit seinem Ziehbruder Björn zusammen und gestand ihm seine Zuneigung zur Prinzessin Ingibjörg.
Björn riet ihn, dass er die Königssöhne Helgi und Halfdan aufsuchen sollte, um für eine Ehe zu werben.
Nun war es so, dass beide Söhne immer schon neidisch auf Fridthjof waren.
Und als sie Fridthjof eines Tages besuchten, sahen sie in seinem Haus den ganzen Reichtum und dies stärkte ihren Neid.
Als Fridthjof noch dazu einen Goldring am Finger trug, welcher einst seinen Vater gehört hatte – stieg der Neid in Wut um.
Dieser Goldring war der Kostbarste in ganz Norwegen.
Anders als Fridthjof, hatte Helgis und Halfdans Vater – ihnen lediglich eine alte Burg und einen Titel hinterlassen.
Als Fridthjof zu den beiden Königen ging und sie um die Hand ihrer Schwester bat, bekam er eine Abfuhr.
Sie sagten ihm auch, dass nichts in der Welt sie dazu bewegen könnte – ihre Meinung zu ändern.
Fridthjof war enttäuscht und zugleich zornig auf die beiden Königssöhne und versprach ihnen, dass er ihnen im Kriegsfall nicht beiseite stehen würde.
Sie müssten dann auf seine Gefolgschaft, sein Heer und sein Vermögen verzichten.
Den beiden Neidern war dies völlig egal und so ließen sie ihn einfach ziehen.
König Hring von Norwegen
Köng Hring war ebenfalls ein alter, aber immer noch bedeutender König von Norwegen.
Er besaß das Königreich Hringariki, welches genau wie Sogn auch – Teil des norwegischen Reiches war.
Als er hörte, dass König Beli gestorben sei und dass Fridthjof den Belisöhnen die Gefolgschaft verweigerte – begriff er dies als große Chance.
Er wusste ganz genau, dass Helgi und Halfdan, ohne Fridthjofs Unterstützung, ein leichtes Ziel abgeben würden.
Und so schickte er einen Boten zu den Königen von Sogn, welcher ihnen zwei Alternativen anbot.
Entweder sollten sich beide dem König Hring unterwerfen und zukünftig Tribute zahlen oder König Hring würde ins Land einfallen und Sogn einnehmen.
Die Kriegserklärung war somit unmissverständlich überbracht und Sogn, als auch Hringariki rüsteten sich.
Halfdan und Helgi schickten ihre Boten ins Land, um bei Kaufleuten und Jarls zu werben.
Diese schlossen sich entweder ihnen direkt an, schickten ihr Heer oder unterstützten den Krieg mit Geld.
Als sein Ziehvater Hilding – bei Fridthjofs Heim ankam, war dieser gerade bei einem Würfelspiel mit seinem Ziehbruder Björn.
Und so überhörte Fridthjof, ganz geschickt, die Worte von Hilding.
Aber so sehr sich Hilding auch bemühte, von Fridthjof gab es keine Unterstützung für den Krieg gegen Hring.
An dem Tag als Helgi und Halfdan in den Krieg zogen, machte Fridthjof sein Boot seetauglich und fuhr über nach Baldershag.
Dies war eine Gedenkstätte zu Ehren des Asengottes Baldur und Fridthjof vermutete Ingibjörg dort.
Und tatsächlich befand sich die Prinzessin, mitsamt ihrer Gefolgschaft, dort.
Denn diese Gedenkstelle war ein Rückzugsort, auf dessen Boden kein Blutvergießen stattfinden durfte.
Somit war dies die perfekte Stelle, um sich vor feindlichen Heerscharen zu verstecken.
Solange die Belisöhne im Krieg waren, fuhr Fridthjof fast täglich nach Baldurshag und besuchte dort seine Angebetete.
Und immer unterhielten sich beide innig und lange miteinander.
Eines Tages brachte Fridthjof seinen Goldring mit und übergab ihn Ingibjörg.
Daraufhin übergab Ingibjörg ihren Ring an Fridthjof.
Mit diesem Ringtausch schworen sich beide ewige Treue.
Die beiden Königssöhne Halfdan und Helgi waren töricht und dumm.
So dauerte es nicht lange, dass der Krieg zwischen Ihnen und König Hring entschieden war.
Die Kapitulationsbedingungen wurden verhandelt und die Brüder mussten dem König Hring ihre Schwester Ingibjörg und eine riesige Mitgift liefern.
Fridthjof bei Jarl Angantyr
Als die beiden Königsbrüder aus dem Krieg heimkehrten, forderten sie Fridthjof auf, Buße zu tun.
Sie schickten ihn zu den Orkaden-Inseln (Orkney), um dort den fälligen Zins des hiesigen Jarls einzutreiben.
Dazu wählte Fridthjof seine stärksten Männer aus, welche ihn bei der Überfahrt begleiten sollten.
Darunter befanden sich auch seine Ziehbrüder Asmund und Björn.
Nachdem Fridthjof von Sogn aufbrach, steckten die Belibrüder seinen Hof in Brand.
Sie stahlen seinen ganzen Besitz, vertrieben das Gesindel, verbrannten sein Haus und Hof.
Außerdem riefen sie nach zwei Zauberkundigen, welche Hamglöm und Heid hießen.
Diese beschworen einen riesigen Seesturm herauf, welcher Fridthjof und seine Besatzung umbringen sollte.
Trotz des Unwetters erreichte das Boot die Insel Effja.
Hier lebte der Jarl Angantyr, welcher seinen Zins an die Königssöhne abführen sollte.
Dieser bot den Halb-ertrunkenen eine Unterkunft und gute Bewirtung an.
Fridthjof nahm das Gastrecht an und überwinterte beim Jarl.
Während Fridthjof beim Jarl verweilte, wurde seine Geliebte zum König Hring geschickt.
Sie nahm den Ring ab, welchen Fridthjof ihr einst geschenkt hatte und gab ihn Helgis Frau.
Diese sollte ihn gut verwahren und Fridthjof wieder geben, sobald er von seine Reise zurück war.
Dann heiratete Ingibjörg den König Hring und erfüllte somit die erste Kriegsschuld ihrer Brüder.
Als Fridthjof zurück auf Sogn war, sah er seinen verbrannten Hof und schwor Rache.
Er ging zum Baldershag, wo sich beide Könige aufhielten.
Seinen Leuten befahl er, dass sie alle Schiffe der Könige zerstören sollten – welche am Baldershag lagen.
Als er die Gedenkstätte betrat, saßen die Brüder gerade beim Festgelage.
Fridthjof nahm den Geldbeutel und schleuderte diesen gegen König Helgis Kopf.
Der geworfene Beutel hatte so eine Wucht, dass dem König zwei Zähne ausfielen.
Als Fridthjof aus der Halle herauseilen wollte, sah er seinen Goldring an der Königin Hand.
Schnell ergriff er ihre Hand und zog den Ring ab, bevor er die Halle verließ.
Er lief herunter zum Strand, bestieg sein Boot und segelte davon.
Die Wachen der Könige wollten Fridthjof und seine Männer zwar einholen, allerdings waren ihre Schiffe stark beschädigt.
Fridthjof und seine Männer wurden geächtet und konnten vorerst nicht nach Sogn zurück.
Fridthjof bei König Hring
In den nächsten drei Jahren beherrschte Fridthjof die See.
Er überfiel Grafschaften und Übeltäter.
Bauern und einfache Leute ließ er in Ruhe, so dass sein Ruf niemals beschädigt wurde.
Zu dieser Zeit bekam er seinen Beinamen „Fridthjof der Kühne“.
Aber es ließ ihn keine Ruhe, seine Geliebte in den Händen eines Anderen zu wissen.
Und so beschloss er bei Hringariki an Land zu gehen.
Seinen Leuten versprach er, dass er nächsten Sommer wieder zurück wäre.
Und so begab er sich allein zum König Hring, verkleidet als Wanderer wollte er sich unter seine Gefolgschaft mischen.
Als Fridthjof beim König Hring ankam, wurde er herzlich aufgenommen.
Er gab sich als Thjof aus, weshalb ihn auch niemand erkannte.
Der König suchte stets das Gespräch mit ihm, lud ihm zum Trinken ein und es entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis.
Ingibjörg erkannte ihren Liebsten, an seinem Goldring wieder und war keineswegs erfreut über dessen Absichten.
Eines Tages fuhren König Hring und seine Gefolgschaft zu einem Festmahl, bei dem sie eingeladen waren.
Fridthjof, getarn als Thjof, begleitete sie.
Als sie über ein zugefrorenes Gewässer fuhren, sackte die Königskutsche ins Eis.
Thjof war es zu verdanken, dass nicht alle dabei gestorben sind.
Als der König und seine Gemahlin aus der unglücklichen Lage befreit waren, wandte sich der König an seinen Erretter.
Er sagte ihm, dass selbst Fridthjof der Kühne – sie nicht besser hätte retten können.
So verging der Winter und Fridthjof, immer noch als Thjof getarnt, wuchs dem König immer mehr ans Herz.
Als beide auf der Jagd waren, legte sich König Hring kurz ins Gras – um zu schlafen.
Thjof bzw. Fridthjofs neben ihm, riet ihm ab davon.
Dennoch bestand der König auf seine Ruhe.
Letztlich war es immer Fridthjofs Vorhaben gewesen, König Hring zu töten und Ingibjörg zu befreien.
Nun witterte er seine Chance dazu.
Dennoch zögerte er, überlegte hin und her.
Schließlich warf er sein Schwert von sich.
Als der König hörte, wie Fridthjof sein Schwert wegwarf, sprang er auf.
Er sagte, dass er sich nun endlich zu erkennen gegeben hat.
Der König gestand ihm, dass er die ganze Zeit über wusste, wer Thjof wirklich war.
Und nachdem Fridthjof ihm bewiesen hatte, dass er ihm treu war – würde er ihn gern in seine Gefolgschaft aufnehmen.
Fridthjof zögerte bei diesem Gedanken, denn schließlich ist er mit ganz anderen Absichten in das Reich von König Hring.
Ursprünglich war sein Plan ihn zu töten und jetzt sollte er ihm dienen.
Der König versprach ihm aber, dass er selbst bald sterben müsse.
Er war bereits sehr alt und nach seinem Tod wäre das Reich schutzlos.
Der König hatte zwar Söhne, welche allerdings noch zu jung waren.
Fridthjof sollte sich um die Königssöhne kümmern, das Reich für sie verwalten und irgendwann übergeben.
Und so kam es, dass Fridthjof in die Gefolgschaft von König Hring aufgenommen wurde.
König Fridthjofs Rache
Fridthjof war ein treuer Diener des Königs gewesen.
Er verwaltete das Land, trieb dessen Zinsen ein und wurde zu einem geschätzten Mann in Hringariki.
Als der König starb, fiel sein ganzes Reich an Fridthjof.
Dieser sollte es bewahren, bis Hrings Söhne alt genug waren – es zu verwalten.
Fridthjof heiratete seine geliebte Ingibjörg, die Witwe des Verstorbenen und segelte dann nach Sogn.
Dort entfachte er einen Krieg mit den Belisöhnen Halfdan und Helgi.
In dieser Schlacht um Sogn tötete er Helgi und zwang Halfdan zur Kapitulation.
Dann setzte er Halfdan als Verwalter in Sogn ein, welcher von nun an zinspflichtig war.
Er selbst blieb König von Hringariki, bis die Königssöhne alt genug waren.