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Biologische Selektion & natürliche Auslese: Bedeutung für Evolutionstheorie und Darwinismus


Selektion bzw. auch natürliche Auslese oder natürliche Zuchtwahl bezeichnet, beinhaltet ein Konzept der Evolution. Aufgestellt wurde dieses von Charles Darwin in seiner Evolutionstheorie, welche auch als Darwinismus bezeichnet wird.

Was heißt das?
Darwins Entstehung der Arten befasst sich unter anderem mit dem Evolutionsfaktor Selektion. Die Selektionstheorie bzw. die natürliche Auslese ist eine Einzeltheorie der Evolutionstheorie nach Darwin. Um als Theorie anerkannt zu werden, muss sie in sich geschlossen sein. Demnach kann die Selektion als einzelner Faktor unabhängig von den anderen Einzeltheorien Darwins bestehen.

Und genau darum soll es auch in diesem Artikel gehen.
Du erfährst, was es mit diesem Begriff auf sich hat, welche verschiedenen Arten der Selektion es gibt und auf welche Weise sie sich auf Populationen auswirken.

Was bedeutet Selektionstheorie bzw. natürliche Auslese?

Die Selektionstheorie im Darwinismus besagt, dass nur einige Lebewesen einer Art überleben und sich fortpflanzen werden. Denn aufgrund von ständig auftretenden Mutationen unterscheiden sich die Arten derart voneinander, dass es gut und weniger gut Angepasste gibt. Die weniger gut Angepassten sterben früher und somit auch deren Merkmale.

Neben Darwin erkannte auch der britische Naturforscher Alfred Russel Wallace das Prinzip der natürlichen Auslese. Beide waren von einem Buch des Engländers Thomas Malthus inspiriert, welches den Titel „An Essay on the Principle of Population“ inspiriert. Übersetzt bedeutet der Titel: Versuch über das Bevölkerungsgesetz.

Laut Darwin und Wallace gibt es lediglich eine bestimmte Anzahl von Ressourcen, wie Nahrung, Wasser oder Lebensraum. Die Bevölkerungsanzahl steigt allerdings, was zu einer Knappheit dieser Ressourcen führen muss. Dies führt dann zu einem Kampf ums Dasein.

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass die größte Konkurrenz – welche ein Individuum hat – seine Artgenossen sind. Ein Mensch konkurriert nicht mit anderen Arten um die gleiche Nahrung oder die gleichen Sexualpartner. Und diese Versorgungsknappheit führt unweigerlich dazu, dass nur die Fittesten überleben und sich fortpflanzen.

Was bedeutet natürliche und künstliche Selektion?

Natürliche Selektion, früher auch „natürliche Auslese“ genannt, ist ein evolutionstheoretischer Begriff. Er stellt einen Teil der Selektion dar. Neben der natürlichen Selektion gibt es noch die künstliche Selektion. Für die künstliche Selektion hat sich der Begriff „Zuchtwahl“ durchgesetzt.

Daneben existiert noch die sexuelle Selektion, die jedoch in diesem Artikel nicht weiter thematisiert wird.

Natürliche Selektion in der Evolutionslehre als Antreiber der Artenvielfalt

Entscheidend bei der natürlichen Selektion sind äußere Faktoren der Umwelt. Diese werden als Selektionsfaktoren bezeichnet. Selektionsfaktoren können Fressfeinde oder Parasiten sein, die den Fortpflanzungserfolg der Individuen beeinflussen. Diese werden als biotische Selektionsfaktoren zusammengefasst. Auch Revierknappheit oder -größe und das Nahrungsangebot gehören dazu.

Zu den abiotischen Selektionsfaktoren gehören Faktoren, die der unbelebten Umwelt entstammen. Damit sind Licht, Wetter, Temperatur und Druck gemeint.

All diese Selektionsfaktoren entscheiden gemeinsam darüber, welches Individuum die höchste Fitness besitzt, also am besten an die bestehenden Umstände angepasst ist. Diese Angepasstheit wirkt sich dann auf seinen Fortpflanzungserfolg aus.

Innerhalb einer natürlichen Population wird es nie dazu kommen, dass jedes Individuum sich mit derselben Wahrscheinlichkeit und gleichgroßem Erfolg fortpflanzen wird. Die Selektionsfaktoren werden den Erfolg Einzelner stets positiv oder negativ beeinflussen.

Künstliche Selektion bzw. Zuchtwahl als Antreiber für Rassen und Sorten

Bei der künstlichen Selektion oder der Zuchtwahl bestimmt der Züchter, also der Mensch, welche Individuen sich häufiger oder überhaupt fortpflanzen. Er beeinflusst dadurch wie ein künstlicher Selektionsfaktor die Fitness seiner Zuchttiere.

Menschen nutzen diese künstliche Selektion, um bestimmte Merkmale bei Tieren oder Pflanzen stärker hervorzuheben. So entstehen beispielsweise neue Rassen bei Hunden und Katzen. Auch Pflanzen, bzw. Nutzpflanzen können so verändert oder um neue Sorten erweitert werden.

In der Pflanzenwelt gibt es unter Forschern seit einigen Jahren das Bestreben, Nutzpflanzen zu züchten, die gut mit Hitze und wenig Wasser auskommen. Dadurch soll es möglich sein, Ernteausfälle, die durch den Klimawandel häufiger vorkommen werden, zu lindern oder völlig zu verhindern.

Darwins Beobachtungen bei der Haustierzucht

Schon zu Lebzeiten Darwins war es den Menschen gelungen, Tiere gezielt zu züchten, die sich nach einigen Generationen optisch deutlich von ihren Vorfahren unterschieden. So gehen beispielsweise die Pfauen-, Perücken- sowie die Korpftaube auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück: die Wilde Felsentaube. Es war also schon damals bekannt, dass der Mensch durch gezielte Zucht zumindest das Aussehen von Tieren verändern konnte. Darwin übertrug diese Beobachtungen jedoch erstmals auf die Natur.

Sicherlich half ihm bei diesen Überlegungen, dass er selbst Tauben züchtete. So konnte er bei jedem neuen Schlupf beobachten, dass bestimmte Merkmale der Elterntiere an die nächste Generation weitergegeben wurden. Auch war es ihm möglich, durch gezielte Verpaarung von Tauben, die besonders gut oder besonders schlecht ausgeprägte Merkmale ihrer Rasse besaßen, zu belegen, dass diese Merkmale bei den Nachkommen ähnlich stark/schwach ausgeprägt waren.

Gelegentlich kam es sogar zu völlig neuen Merkmalen, die keines der Elterntiere besaß.
Er fragte sich, ob das, was er als „künstliche Zuchtwahl“ bezeichnete, nicht auch in natürlicher Form ohne Einfluss des Menschen stattfinden kann. Dass dies möglich sein könnte, war bisher noch nicht untersucht worden.

Darwins Schlussfolgerungen und Übertragungen für die natürliche Zuchtwahl

Die Prinzipien der Auslese, welche durch den Menschen bestimmt wird – übertrug Darwin in seine Evolutionstheorie. Demnach sei die Natur, jene Kraft – welche bestimmt – dass ein bestimmter Merkmalsträger (Individuum mit besonderen Merkmal) sich durchsetzt.

Für die natürliche Zuchtwahl untersuchte Darwin drei Thesen:

  1. „Struggle for life“
  2. „Survival of the fittest“
  3. Natürliche Selektion als Konsequenz der beiden vorherigen

1. Kampf ums Dasein bzw. „Struggle for life“

Der Kampf ums Dasein, im Englischen „Struggle for life“ genannt (auch übersetzt als „Ringen ums Überleben“) ist ein Kapitel aus Darwins Entstehung der Arten. Darin beschreibt Darwin, dass sich jedes Lebewesen im stetigen „Kampf“ um Ressourcen befindet. Das Wort „Kampf“ ist hierbei jedoch unpassend übersetzt. Eigentlich bezeichnet „struggle“ in diesem Zusammenhang die Mühen und Anstrengungen, die damit verbunden sind. Es muss dabei nicht immer auf einen gewalttätigen Kampf hinauslaufen.

Darwin stellt dabei die Theorie auf, dass alle Arten mehr Nachkommen bekommen, als ihnen Ressourcen zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass zwangsläufig ein Teil dieser Nachkommen versterben wird, ehe er überhaupt das fortpflanzungsfähige Alter erreicht.

Wer so lange überlebt, entscheidet sich in sehr kleinen Unterschieden, die jedes Individuum von seinen Artgenossen abhebt. Durch diese Unterschiede verbessert oder verschlechtert sich seine Chance zu überleben. Die Faktoren, die darauf Einfluss nehmen, können sich dabei jederzeit ändern, sodass bei jeder Generation Individuen mit anderen Merkmalen die besten Chancen haben.

Darwin zieht dabei einen Vergleich zu Bauern, die jedes Jahr bei der Aussaat die Samen von den besten Früchten wählen, in der Hoffnung, dass diese Eigenschaft erneut zum Vorschein kommen wird.

2. Überleben des am besten Angepassten bzw. „Survival of the fittest“

„Survival of the fittest“ bedeutet nicht etwa „Überleben des Stärkeren“, wie es häufig falsch übersetzt wird. „Fittest“ bezeichnet hierbei den „am besten Angepassten“.

Damit ist auch gemeint, dass die Individuen, die am besten an ihre Umwelt angepasst sind, also das „Ringen ums Überleben“ am besten und mit den geringsten Schwierigkeiten meistern, die besten Chancen haben, sich fortzupflanzen.
Dadurch werden automatisch ihre in diesem Moment positiven Eigenschaften vermehrt weitergegeben, sodass die nachfolgende Generation in größerer Zahl darüber verfügen wird.

3. Natürliche Selektion

Darwin schlägt erneut die Brücke von den Bauern, die ihr Feld mit den Samen der besten Früchte bestellen und wendet diese Beobachtung auf die Natur an. Im Grunde ist also bei der natürlichen Selektion die Natur der Züchter, der entscheidet, welche Individuen und auch welche Arten sich am meisten vermehren werden.

Natürliche Zuchtwahl am Beispiel

Bei Tieren mit vielen Nachkommen kommt es häufiger zu stärkeren Mutationen. Diese Arten können sich die damit verbundenen Ausfälle in ihren Nachkommen leisten, wodurch sie gleichzeitig die Chance erhalten, aus diesen zufälligen Mutationen Vorteile zu ziehen.

So kommt es beispielsweise bei Fruchtfliegen häufiger dazu, dass Individuen geboren werden, die flugunfähig sind. Ihre Flügel sind stark zurückgebildet oder gar nicht vorhanden. Dadurch stellen sie eine leichte Beute für Fressfeinde dar, wodurch nur wenige von ihnen lange genug leben, um sich fortzupflanzen. Das Merkmal der Flugunfähigkeit wird daher nur in geringem Maße an die nächste Generation weitergegeben.

Unterschiede zwischen natürlicher und künstlicher Zuchtwahl

Bei der künstlichen Zuchtwahl können mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit Fehler passieren. Probleme, die mit einem gewünschten Merkmal einhergehen, werden häufig erst später sichtbar, sodass eine ebenfalls künstliche Lösung hermuss.

Ein Beispiel dafür wären kurzschnäuzige Hunde, vor allem der Mops. Dieser leidet überdurchschnittlich oft an Atemproblemen und überhitzt im Sommer leicht, da ihm die Nase fehlt, über die Hunde normalerweise ihre Körpertemperatur regulieren würden. Man bezeichnet deshalb die Züchtung von Mops und anderen Tierrassen als Qualzucht.

Als Folge werden immer mehr kurzschnäuzige Hunde operiert, um ihnen ein beschwerdefreieres Leben zu ermöglichen.
In der Natur wäre so etwas nicht passiert. Hätte sich durch bestimmte Selektionsfaktoren das Merkmal der kurzen Schnauze durchgesetzt, hätten, behält man Darwins Theorien „Struggle for life“ und „Survival of the fittest“ im Hinterkopf, nur die Individuen durchgesetzt, die trotz kürzerer Schnauze keine oder so geringe Atemprobleme haben, dass diese sie nicht beeinträchtigen.

Auch für die fehlende Fähigkeit der Wärmeregulation hätte die Natur sich etwas einfallen lassen müssen. Andernfalls wäre an dieser Stelle für die Population schlicht Schluss gewesen und sie wären ausgestorben.
Künstliche Zuchtwahl begünstigt daher in gewisser Weise Beeinträchtigungen, ermöglicht aber gleichzeitig einer größeren Anzahl an Individuen die Existenz.


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