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Kreationismus & Intelligent Design über die Entstehung der Arten


Kreationismus nimmt, anders als die Evolution, in Deutschland nur eine kleine Rolle ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen mit diesem Begriff nichts oder nur sehr wenig anzufangen wissen.

In diesem Artikel erfährst du, was man unter Kreationismus versteht und welche verschiedenen Strömungen existieren. Außerdem wird die Bedeutung des Kreationismus als Bestandteil des Biologieunterrichts in amerikanischen Schulen und Deutschland thematisiert. Abschließend wird auf die Frage, ob Kreationismus und Evolution miteinander vereinbar ist, eingegangen.

Was bedeutet Kreationismus?

Kreationisten legen die Bibel, bzw. ihre jeweiligen religiösen Schriften, wörtlich aus. Das bedeutet, dass sie unter anderem die Veränderlichkeit der Arten ablehnen und beispielsweise christliche Kreationisten davon überzeugt sind, dass eine Sintflut die meisten Menschen und Tiere getötet hat. Teilweise gehen sie auch davon aus, dass die Erde nur wenige Tausend Jahre alt ist.

Anders als man annehmen könnte, ist die wörtliche Auslegung der Bibel noch recht jung. Dies geschah erst am Anfang des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA. Auslöser war unter anderem der vorangegangene Sezessionskrieg, bei dem die Südstaaten verloren.

Durch die Neuauslegung der Bibel wollten sie sich von den Nordstaaten abgrenzen. Ebenso spielte die Thematisierung der Evolutionstheorie in Schulen eine Rolle. Darwinismus wurde von ihnen abgelehnt und als eine Art Bedrohung betrachtet.

In den folgenden Jahren kam es nach einem Gerichtsurteil zu einem zeitweiligen Verbot, die Evolutionstheorie an amerikanischen Schulen zu unterrichten. Erst seit 1957 stehen naturwissenschaftliche Themen wieder ausführlich im Unterrichtsplan, darunter auch die Evolutionstheorie nach Darwin.

Arten des Kreationismus

Kreationismus teilt sich in verschiedene Richtungen auf. Unter anderem sind dies der Kurzzeitkreationismus, der Langzeitkreationismus und der Neo-Kreationismus.

Kurzzeitkreationismus

Diese Richtung des Kreationismus wird auch „Junge-Erde-Kreationismus“ genannt. Wie der Name schon verrät, gehen diese Kreationisten davon aus, dass die Erde nicht älter als 10.000 Jahre ist. Sie berufen sich dabei auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel sowie weitere Inhalte, die eine zeitliche Eingrenzung ermöglichen.

Junge-Erde-Kreationisten sehen sich häufig mit verschiedenen Problemen konfrontiert, bei denen ihr Glaube mit der Wissenschaft nicht vereinbar scheint. So schließt eine nur wenige Tausend Jahre alte Erde die durch Fossilien erwiesene Existenz der Dinosaurier beispielsweise aus.

Anhänger dieser Richtung behaupten daher, Dinosaurier und Menschen hätten gemeinsam bis zur Sintflut gelebt und seien während dieser ausgestorben. Dies würde bedeuten, dass Fossilien des heute lebenden, modernen Menschen und eines Dinosauriers in derselben Gesteinsschicht zu finden sein müssten. Das ist aber nicht der Fall.

Auch radiometrische Datierungen, bei denen das Alter eines Stoffes anhand der Zerfallsraten seiner Isotope festgestellt wird, kommen darauf, dass das Leben auf der Erde schon viel älter sein muss und Mensch und Dinosaurier unmöglich gleichzeitig gelebt haben können.

Langzeitkreationismus

Anders als die Kurzzeitkreationisten erkennen Langzeitkreationisten das erwiesene, deutlich höhere Alter der Erde an. Auch die Existenz von Dinosauriern verneinen sie nicht, gehen aber auch davon aus, dass hinter allem Leben ein Schöpfer steht. Um diese beiden Ansichten miteinander zu vereinbaren, haben sie verschiedene Hypothesen.

Bei der Konkordanzhypothese gehen die Langzeitkreationisten davon aus, dass die sechs-Tage-dauernde Schöpfung nicht wörtlich genommen werden darf. Stattdessen dauerte die Schöpfung mehrere Millionen Jahre.

Ähnlich sieht es die Lückentheorie. Laut dieser fanden die einzelnen Schöpfungsakte zwar jeweils an einem Tag statt, diese Tage folgten aber nicht direkt aufeinander. Zwischen jedem Tag liegen auch hier viele Millionen Jahre.

Zum Schluss sei noch die Hypothese der Schöpfung auf Raten erwähnt. Dabei behaupten Langzeitkreationisten, dass der Schöpfer immer wieder in seine Schöpfung eingreift und sie erweitert, wenn beispielsweise eine Art ausgestorben ist.

All diesen Hypothesen ist gemein, dass sie weiterhin eine Veränderlichkeit der Arten, wie es die Evolution lehrt, ablehnen. Zwar ist das Alter der Erde auf diese Weise mit dem Glauben vereinbar, aber evolutionäre Vorgänge werden so gar nicht erklärt.

Neo-Kreationismus – Intelligent Design

Intelligent Design, kurz ID, könnte man auch als Kreationismus ohne religiöse Schriften bezeichnen. So wurde das Intelligent Design von Kreationisten geschaffen, um ihre eigentlich religiösen Lehren unter dem Deckmantel einer Wissenschaft in den Lehrplan amerikanischer Schulen zu integrieren.

Beim Intelligent Design wird davon ausgegangen, dass bestimmte Lebewesen und Begebenheiten des Universums, speziell komplexe, nicht ohne das Eingreifen eines intelligenten Designers entstanden sein können. Daher kommt auch der Name. Ziel dieser Strömung des Kreationismus war es, dass ID als Naturwissenschaft gleichwertig der Evolutionstheorie an Schulen unterrichtet wird.

Argumentiert wird gerne mit dem Beispiel des Mount Rushmore. Die vier Köpfe der US-Präsidenten, die in den Felsen geschlagen wurden, sind so komplex, dass wohl niemand davon ausgehen würde, diese Konstellation wäre auf natürliche Weise entstanden. Selbstverständlich hat Mount Rushmore einen „intelligenten Designer“, der die Felsen auf die Art und Weise geformt hat, wie er es wollte.

Auch das Beispiel der Mausefalle wird gerne genommen. Dass die Einzelteile, aus denen eine Mausefalle besteht, auf natürliche Weise entstanden sein können, lehnt ID nicht ab. Die Zusammensetzung dieser Teile bedarf jedoch eines Designers.

Von dieser Tatsache ausgehend argumentieren Anhänger, dass es so auch bei ähnlich komplexen Organen oder ganzen Lebewesen abgelaufen sein muss. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass evolutionäre Vorgänge mehrere Millionen Jahre Zeit beanspruchen und sich nicht einfach etwas aus dem Gegebenen entwickelt, sondern bereits vorhandenes seine Aufgabe, die es in einem Organismus innehat, verändert und neu zusammensetzt.

Intelligent Design wird bei den meisten Naturwissenschaftlern konsequent abgelehnt. Als Hauptgrund wird angeführt, dass das Eingreifen eines außerirdischen oder übernatürlichen Wesens nicht überprüft werden kann, weil man dessen Beweggründe nicht kennt. Bei wissenschaftlicher Arbeit können daher Beobachtungen nicht durch übernatürliches Eingreifen erklärt werden. Intelligent Design ist aus diesem Grund als Pseudowissenschaft verpönt.

Kreationismus/Intelligent Design als Teil des Biologieunterrichts

In den USA darf Religion nicht in öffentlichen Schulen unterrichtet werden. Dies ist nicht mit der Verfassung vereinbar, die klar Kirche und Staat trennt. Intelligent Design dient den Kreationisten dafür, dieses Verbot zu umgehen.

2005 schafften sie es. ID wurde in Kansas in den Biologieunterricht aufgenommen und dort als der Evolutionstheorie gleichwertig behandelt. Als Folge davon reagierten zwei Wissenschaftsverbände mit dem Entzug ihres zur Verfügung gestellten Materials zur Lehre der Evolutionstheorie.

Außerdem gründete Bobby Henderson, ein US-amerikanischer Autor, die Religion des Fliegenden Spaghettimonsters, die er als Parodie gegen den Kreationismus einsetzte. Er und seine Anhänger fordern, wie die Kreationisten, dass ihre Lehren in den Schulunterricht aufgenommen werden. Dadurch erwirkt er, dass jedes Argument, das sich gegen seine Religionsparodie richtet, gleichzeitig auch die Chancen der Kreationisten senkt.

Kreationismus in Deutschland

Seit 1979 existiert in Deutschland die Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Dahinter verbirgt sich ein christlicher Verein, der in den meisten Punkten dem Kreationismus entspricht.

Wort und Wissen veröffentlicht Bücher und Zeitschriften, in denen sie sich kritisch mit wissenschaftlichen Themen auseinandersetzen und diese, unter anderem auf Arten wie es Intelligent Design tut, mit dem christlichen Glauben zu vereinen versuchen.

Als Ziel geben Wort und Wissen an, die Monopolstellung, die die Evolutionstheorie innehat, durch wissenschaftliche Erkenntnisse angreifen zu wollen. Sie behaupten, es sei mit dem heutigen wissenschaftlichen Stand nicht vereinbar, dass andere Theorien keine Beachtung finden.

Wissen und Wort wird von außen sehr wenig wahrgenommen. Von Kritikern wird ihnen vorgeworfen, wissentlich Falschinformationen zu verbreiten. Einige Wissenschaftler loben hingegen vorsichtig ihre fachwissenschaftlich korrekt recherchierten Artikel, grenzen sich jedoch ansonsten klar von dem Verein ab.

Sind Kreationismus und Evolution vereinbar?

Diese Frage kann klar mit Nein beantwortet werden. Kreationisten, egal welcher Richtung sie entstammen, lehnen die Evolution ab. Sie sind überzeugt, dass alle lebenden und ausgestorbenen Arten von einem Schöpfer, bzw. einem intelligenten Designer, stammen und sich im Verlauf der Geschichte nicht verändert haben. Daher ist die Existenz von evolutionären Vorgängen mit ihrem Glauben nicht vereinbar.


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