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Rapsanbau: Wie, Wann und Wo wird Raps angebaut und geerntet


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Raps ist eine gelb blühende Ölsaat und hinter Weizen, Mais und Gerste die vierthäufigste Feldfrucht in Deutschland. Neben der Nutzung als Speiseöl spielt das Öl in der Gewinnung von Biotreibstoffen und Schmierstoffen eine bedeutende Rolle.

Wo wird Raps angebaut

Raps (Brassica napus) ist eine Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) und stammt aus Indien oder dem Vorderen Orient. Der Anbau von Raps lässt sich in Indien bis in die Zeit um 2000 v. Chr. zurückverfolgen. Damit ist Raps eine der ältesten Kultursaaten, die heute noch genutzt werden.

Nach Mitteleuropa kam der leuchtend gelb blühende Raps vermutlich über die Römer. Das Wort Raps stammt vom lateinischen Rapa an. Der italienische Cime di Rapa, Gelbsenf und der deutsche Rübsen sind eng verwandte Pflanzen.

Die regional auch Reps oder Lewat genannte Nutzpflanze war über Jahrhunderte hinweg der wichtigste Öllieferant in unseren Breiten. Das Rapsöl wurde also verbrannt oder als Schmiermittel benutzt. Bis zu einer Neuzüchtung waren im Rapsöl zwei schwer verdauliche Substanzen enthalten, die die Nutzung von Rapsöl als Lebensmittel oder als Tierfutter erschwerten.

In längst vergangenen Zeiten griffen arme Leute daher nur in extremen Hungerzeiten zu Rapsöl als Lebensmittel. Um den ertragreichen und vergleichsweise billigen Raps besser nutzbar zu machen, züchtete man in den 1970er neue zum Verzehr geeignete Varietäten, die man heute als Null-, Doppelnull- und Plusnull-Raps kennt. Neben dem bekannten Speiseöl wird aus Raps heute hauptsächlich Biokraftstoff hergestellt.

Rapsanbau in Deutschland

In Deutschland ist Raps eine beliebte Nutzpflanze, um Öle daraus zu gewinnen. 64 Prozent der Rapsanbaugebiete sind in:

  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Sachsen-Anhalt
  • Brandenburg

Die restlichen 36 Prozent des Rapsanbaus entfallen auf:

  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen
  • Sachsen
  • Baden-Württemberg.

Im bundesdeutschen Durchschnitt liegt Raps auf Platz 4 der am häufigsten kultivierten Feldfrüchte:

  1. Weizen
  2. Mais
  3. Gerste
  4. Raps.

Die Mengen pro Jahr gingen in den letzten Jahren leicht zurück. Schuld waren daran unter anderem Probleme mit Übernutzung der Anbauflächen, die Ausbreitung von Schädlingen und Einbrüche bei den Einnahmen. Anbaufläche in tausend Hektar deutschlandweit:

  • 2010: 1.461
  • 2011: 1.333
  • 2012: 1.306
  • 2013: 1.466
  • 2014: 1.394
  • 2015: 1.285
  • 2016: 1.326
  • 2017: 1.309
  • 2018: 1.228
  • 2019: 875
  • 2020: 958

Die Grafik macht den Rückgang deutlich

rapsanbau in deutschland

Die durchgezogene Linie zeigt den tatsächlichen Rapsanbau zwischen 2010 und 2020. Die gestrichelte Linie zeigt den Trend über die Jahre, welcher ganz klar eine Rückläufigkeit darstellt.

Weltweiter Rapsanbau

Raps ist auf der ganzen Welt ein gefragter Rohstoff. Im Jahr 2019 wurden weltweit 70.510.703 Tonnen Raps geerntet. Die internationalen Topproduzenten (Menge in Tonnen):

  1. Kanada: 18.648.800
  2. Volksrepublik China: 13.484.700
  3. Indien: 9.255.660
  4. Frankreich: 3.523.300
  5. Ukraine: 3.280.320
  6. Deutschland: 2.830.200
  7. Australien: 2.365.839
  8. Polen: 2.268.850
  9. Russland: 2.060.320
  10. Vereinigtes Königreich Großbritannien: 1.752.000

raps produktion weltweit raps ernte

In Europa spielen vor allem die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen neben den oben bereits aufgeführten Top-Produzenten eine größere Rolle beim Rapsanbau. Weltweit wird Raps als Ölfrucht in der Anbaumenge nur von der Sojabohne übertroffen.

Rapsöl in der Industrie und Lebensmittelgewinnung

Raps wird ausschließlich als Öllieferant angebaut. Die Körner sind eine sogenannte Ölsaat und enthalten bis zu 40 % Öl. In vergangenen Jahrhunderten wurden Raps und andere Ölsaaten (Hanf) hauptsächlich zur Befeuerung von Lampen kultiviert. Später wurde das Pflanzenöl in diesem Bereich durch Walfett, Erdöl und schließlich durch die Elektrizität verdrängt.

Trotzdem konnte sich der Rapsanbau durch die Industrialisierung (Schmieröl, Antriebsmittel) halten. Seitdem die Ölsaat im Speiseölbereich nutzbar wurde, nahm der Anbau weltweit wieder zu. Durch den Bedarf an pflanzlichen Biokraftstoffen hat der Rapsanbau noch einmal an Wert gewonnen. Heute wird Raps industriell in diesen Bereichen verwendet:

  • 60 % Herstellung von Biokraftstoffen
  • 30 % Herstellung von Speiseöl
  • 10 % Herstellung von technischen Fette und Ölen.

Zukünftig könnte Raps eine noch größere Rolle bei der Herstellung von Bio-Kunststoffen spielen.

Wie und wann wird Raps angebaut

In Mitteleuropa wird überwiegend Winterraps angebaut. Dessen Aussaat erfolgt im Spätsommer gegen Mitte oder Ende August, manchmal auch im September. Geerntet wird im darauf folgenden Frühsommer (Juni). Der überwiegend in Kanada kultivierte Sommerraps wird im März ausgesät und im Spätsommer geerntet.

Raps erfordert zur Aussaat eine flache und lockere Oberfläche. Pro Quadratmeter werden 35–70 Körner etwa zwei bis drei Zentimeter tief in den Boden eingebracht. Perfekt sind tiefgründigen Lehmböden mit pH-Werten um 6,5. Ungeeignete Standorte sind überwiegend Ton-haltige Erde.

Raps treibt eine beachtlich lange und dichte Wurzel in den Boden. Er mag es weder zu feucht noch zu trocken. Lagen mit Staunässe oder zu Trockenheit neigende leichte oder flachgründige Böden sind für den Rapsanbau nicht geeignet.

Zum Einsatz kommen bei der Aussaat professionelle Sähmaschinen. Unterschieden wird zwischen der schnellen Reihensaat beziehungsweise Drillsaat und der etwas ergiebigeren, aber aufwendigere Einzelkornsaat.

Der Rapsanbau ist anspruchsvoll. Um dem Nährstoffbedarf der Rapspflanze nachzukommen, müssen die Böden mit Stickstoff, Kalium und Schwefel sowie den Mikronährstoffen Bor, Mangan und Molybdän versorgt werden.

Die Rapsernte in Deutschland

Zur Erntezeit kommen ebenso professionelle Maschinen zum Einsatz wie bei der Saat. Ölsaaten wie den Raps zu ernten, erfordert Geschick. Die zarten Kapseln mit dem wertvollen Inhalt springen leicht auf. Ein Rapskorn ist nur zwei Millimeter groß. Um möglichst ertragreich anzubauen, dürfen nur wenige Körner zu Boden fallen.

Geerntet wird daher zu einem Zeitpunkt, wenn die Schoten noch zuverlässig geschlossen sind und bevor das natürliche Aufspringen der Kapseln erfolgt. In der Landwirtschaft unterscheidet man bei der Rapsernte: Direktdrusch und Schwaddrusch.

Direktdrusch

Bei der Direktdrusch wird der Raps geerntet, wenn die Körner schwarz sind und die Schote beim Schütteln deutlich raschelt.
Die Pflanzen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgestorben und stellenweise grün.

Circa ab der zweiten Julihälfte fahren die Rapsbauern dann mit zur Rapsernte angepassten Mähdreschern über die Felder. Die Ernte der Körner und die Weiterverarbeitung des Strohs erfolgt in einem Arbeitsgang.

Schwaddrusch

In windigen Gegenden und insbesondere in den Küstenregionen wird Raps schon etwas früher durch das Schwaddrusch-Verfahren eingeholt.
Die Körner beginnen zu diesem Zeitpunkt erst mit der Bräune und das Stroh ist noch deutlich grün. Im ersten Arbeitsgang ernten die Landwirte die Samen, während das Stroh in Reihen auf dem Feld verbleibt („auf Schwad gelegt wird“). Ist das Stroh vollständig abgetrocknet, wird es zu Ballen gepresst.

Die beliebtesten Rapssorten

Traditioneller Raps enthielt zwei kritische Substanzen: Erucasäure (eine Fettsäure) und Glucosinolaten (Senfölglykosid). Erucasäure kann in großen Mengen Organschäden und Herzprobleme bei Mensch und Tier verursachen. Senfölsäuren beeinflussen die Schilddrüse und lösen Verdauungsstörungen aus.

Ab 1974 baute man daher neue Züchtungen an: Null-, Doppelnull- und Plusnull-Raps. Diese Züchtungen weisen nur noch verschwindend geringe Anteile an den beiden Problemstoffen auf. Weiterhin ergänzten die Pflanzen-Designer die Rapspflanze um einen höheren Anteil an Linolensäure, die für den menschlichen Verzehr von besonderer Bedeutung ist.

Inzwischen gibt es viele neue Arten, bei denen der Anteil an bestimmten Fettsäuren erhöht oder reduziert wurde, um das Öl perfekt auf den menschlichen Bedarf abzustimmen. Weltweit nimmt der Anbau von stark gentechnisch modifizierten Rapssorten zu. Welche Entwicklungen das langfristig mit sich bringt, ist bisher nicht absehbar.

Durch immer neue Züchtungen wurden die Rückstände der Rapsölpressung (Rapsschrot) in der Tierzucht als eiweißreiches Futtermittel verwendbar.

  • Beim Sommerraps gibt es so klangvolle Namen wie „Petranova“, „Fura“, „Evita“ und „Star“.
  • Zu den beliebtesten Winterraps-Sorten gehören „Attila“, „Bishop“, „Edita“ und „Bristol“.

Aktuelle Probleme im Rapsanbau

Neben den Einbrüchen bei den Einnahmen bescherten einige andere Umstände dem Rapsanbau in den letzten Jahren zunehmend Probleme:

  • Zunahme der Schädlinge durch das Verbot eines als gesundheitsschädlich eingestuften Spritzmittels (Neonicotinoid-Beizen).
  • Zunahme von Pilzbefall (Kohlhernie und Verticillium).
  • Wetterextreme wie Frosteinbrüche zur Blütezeit und extreme Trockenheit und Hitze.
  • Eine krankhafte Welke der Knospe, in deren Folge sich keine Samen bildeten (minderwertiges Saatgut).

Agrar-Experten machten vor allem die stark gestiegene Anbauhäufigkeit für die Probleme verantwortlich. Durch die gestiegene Nachfrage seit den späten 1990er Jahren (Biokraftstoff) bauten immer mehr Landwirte in immer schnelleren Abständen Raps an. Werden die Fruchtfolgen nicht eingehalten, verarmen Böden und fördern die Ausbreitung von Schädlingen.

Sinn und Zweck der Fruchtfolge in der Landwirtschaft

Jede Pflanze entzieht dem Boden Nährstoffe und gibt über die Wurzeln gewisse Stoffe ins Erdreich ab. Damit es in diesem Bereich zu keiner Nährstoffverarmung oder einer Überversorgung mit anderen Nährstoffen kommt, wechseln Landwirte die an Ort und Stelle angebaute Frucht in bestimmten Rhythmen ab.

Was, wann und wo angebaut werden darf, wird durch Agrarverbände und das Landwirtschaftsministerium festgelegt. Zu den Fruchtfolgen gibt es bestimmte Erfahrungswerte und Tabellen.

Im Falle des Raps wurden die Abstände fast zehn Jahre zugunsten höherer Erträge ausgereizt, was sich schlussendlich rächte.

Vorteile von Raps als Gründüngung

In seiner Eigenschaft als Gründünger bringt der Rapsanbau für Gärten und landwirtschaftliche Flächen eigentlich große Vorteile mit sich. Die tiefen Pfahlwurzeln des Rapses lockern den Boden auf, lüften ihn durch und wirken auf natürliche Weise Verdichtungen entgegen. Dadurch verbessert sich die Bodenstruktur und das Wasserhaltevermögen. In bestimmten Lagen wird durch Rapsanbau der Bodenerosion vorgebeugt. Er schont den Boden und liefert Humus, der die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig verbessert.

Auf dem Feld verbleibende Pflanzenanteile (Stängel und Wurzeln) versorgen den Boden mit Schwefel, Stickstoff und Kalium. Wird der Raps in einer fairen Fruchtfolge angebaut, ist er insgesamt also eine gute und Lebenskraft spendende Kulturpflanze.

Interessante Zahlen und Fakten rund um den Rapsanbau

Ein Hektar Raps liefert durchschnittlich 4.000 kg Rapskörner. Durch den hohen Ölgehalt können aus dieser Menge ca. 1.600 Liter hochwertiges Rapsspeiseöl gepresst werden. Würde man diese Erntemenge zum Frittieren von verwenden, könnten 10.000 kg Pommes Frites zubereitet werden.

Rapsspeiseöl hat unter allen Ölpflanzen ernährungsphysiologisch eines der besten Fettsäurenmuster (hoher Anteil an essenziellen und ungesättigten Fettsäuren). Der Pressrückstand enthält immer noch einen hohen Anteil Öl sowie Eiweiß und Nährstoffe, von denen Tiere profitieren können.

Aus einem Hektar Raps können bis zu 2.400 kg Rapsschrot gewonnen werden. Diese Menge würde ausreichen, um eine Milchkuh drei Jahre lang zu füttern und 24.000 Liter Milch zu erzeugen. Mit dem Öl-Gewinn aus einem Hektar Raps könnte zudem ein Diesel-PKW bis zu 30.000 km weit fahren.

Der Umwelt-Nutzen von Raps

Raps gilt als verträgliche und umweltfreundliche Feldfrucht. Der Anbau ist CO₂-neutral: Während seines Wachstums wandeln die Pflanzen so viel CO₂ zu Sauerstoff um, wie bei der Verbrennung freigesetzt wird. Ein Hektar Raps produziert im Jahr schätzungsweise 10,6 Mio. Liter Sauerstoff.

In den gelben Blütenmeeren fühlen sich viele Insekten wohl. In Rapsfeldern kommen über 60 Spinnenarten, 60 Käferarten sowie zahlreiche weitere Insekten vor. Rapsblüten sind Bienen-Magnete. Aus einem Hektar stellen Bienen rund 36 kg Pollen und 144 kg Nektar her. Das reicht aus, um vier Bienenvölker zu ernähren und für uns Menschen blieben noch ca. 100 kg Honig übrig. Die gelbe blühende Kulturlandschaft trägt maßgeblich zur Attraktivität bestimmter Naherholungs- und Urlaubsgebiete bei.

Zusammenfassung

  • Raps ist eine wertvolle Kulturpflanze, die ursprünglich vermutlich aus dem Orient oder Asien stammt und schon seit Jahrhunderten in Europa kultiviert wird.
  • Heute gehört Raps zu den weltweit am meisten angebauten Feldfrüchten. Weltweit ist nur die Sojabohne eine noch häufiger anzutreffende und ertragreichere Öllieferantin.
  • Die Rapskörner liefern bis zu 40 % Öl, das als Speiseöl und zur Treibstoffgewinnung dient.
  • Bis in die 1970er Jahre waren Rapssaaten für den menschlichen Verzehr nicht geeignet.
  • Seit es neue Zuchtformen gibt und Rapsöl in der Küche immer beliebter wurde, stiegen die Anbauflächen in Deutschland und weltweit.
  • Derzeit erlebt der Raps eine Krise, da es durch die zu häufige Kultivierung zu vermehrtem Schädlingsbefall, Pilzen und minderwertigem Saatgut kam.
  • Raps gilt insgesamt aber als eine sehr freundliche Kulturpflanze, die CO₂-neutral ist, Bienen ernährt und in Zukunft eine Rolle bei der Herstellung von Bio-Kunststoffen spielen könnte.

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