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Warum dauert die Adoleszenz bzw. Jugendzeit heute länger als früher


Heute beschreibt die Adoleszenz die Teenagerjahre. Zumindest in den meisten westlichen Industrienationen. Früher beschränkte sich die Adoleszenz auf einen viel kürzeren Zeitraum. Zwischen Kindheit und Erwachsenenalter lag nicht immer so ein langer Abschnitt wie es mittlerweile der Fall ist.

Zusätzlich verlängert sich die Jugendzeit zunehmend. Nehmen wir als Beispiel den Zeitraum der Adoleszenz bei Mädchen. Zwischen der ersten Regelblutung und der Heirat lagen Ende des 19. Jahrhunderts noch etwa sieben Jahre. Rund einhundert Jahre später hatte sich dieser Zeitraum auf etwa 12,5 Jahre ausgedehnt. Das liegt zum einen an der früher einsetzenden Blutung und zum anderen an der späteren Eheschließung. Letztere hängt mit der verlängerten Ausbildungsdauer zusammen. Doch abgesehen davon: Wie gestaltet sich der Übergang von der Jugend hin zum Erwachsenenalter?

Der Übergang ins Erwachsenenalter dauert heute im Allgemeinen länger

Mit dem Übergang an sich ist die Zeitspanne zwischen dem achtzehnten Lebensjahr und Mitte der Zwanziger gemeint.

In dieser Zeit haben viele Personen noch keine vollkommene Unabhängigkeit von ihren Eltern erreicht. Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Aussage sich auch wieder auf heutige westliche Kulturen beschränkt. Früher wurde Jugendlichen meist kurz nach dem Erreichen der Geschlechtsreife der Status eines Erwachsenen zugesprochen. Zusammen mit sämtlichen dazugehörenden Verpflichtungen und Selbstverantwortung. Es folgten in der Regel recht schnell die Schritte Erwerbstätigkeit, Heirat und Elternschaft.

Verlängerung der Adoleszenz an beiden Enden

Die Schulpflicht änderte das. Durch die Verzögerung des Berufseinstiegs kam es zu einer längeren Abhängigkeit von den Eltern. Das zeigte sich beispielsweise am Heiratsalter. In Deutschland heirateten Frauen 1960 im Schnitt mit 24 Jahren und Männer mit etwa 29 Jahren. 2013 lag das durchschnittliche Heiratsalter bei Frauen bei 30,5 und bei Männern bei etwa mehr als 33 Jahren.

In den USA waren 2010 weniger als die Hälfte der Frauen mit 30 Jahren und weniger als ein Drittel der Männer im selben Alter finanziell unabhängig von ihren Eltern, waren selbst verheiratet oder hatten eigene Kinder.

Nicht nur zum Ende hin verlängert sich die Adoleszenz. Sie beginnt auch früher. Wie bereits weiter oben angesprochen, kommt es immer früher zur Pubertät und zur ersten Regelblutung. Einerseits geht das auf die bessere Ernährung zurück. Ein höherer Fettanteil am Körpergewicht kann für eine Schwangerschaft von Vorteil sein. Andererseits zeigten Studien auch, dass eine fehlende Bindung zu den Eltern (insbesondere zum Vater) mit einer verfrühten Menarche (erste Blutung) in Zusammenhang steht.

Die Phase zwischen Jugend- und Erwachsenenalter

Daraus folgt, dass die späte Unabhängigkeit zusammen mit der früher eintretenden Pubertät den Zeitraum zwischen biologischer Reife und sozialer Unabhängigkeit in die Länge zog.

Menschen zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren sind zwar keine Jugendlichen mehr, doch richtige Erwachsene sind sie auch noch nicht. Zwar findet nach der Schulzeit und mit den ersten Jahren in der Berufsausbildung oder des Studiums eine eingehende Auseinandersetzung mit sich selbst statt, was in Sachen Identitätsbildung von Vorteil ist.

Doch diese findet dann häufig noch im Elternhaus statt, da einfach nicht die finanziellen Mittel für eine Mietwohnung zur Verfügung stehen. Doch eine emotionale Ablösung von den Eltern fand auch noch nicht in jedem Fall statt. Das führte unter anderem zu der Entwicklung, dass junge Erwachsene noch bis 25 Jahren über ihre Eltern krankenversichert bleiben. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich bis zu diesem Alter noch in einer Ausbildung befinden.

Zusammenfassung

  • Zwischen der Adoleszenz und dem Erwachsenenalter liegt eine Art Zwischenphase. Diese wird als Übergang in das Erwachsenenalter bezeichnet.
  • Zwar sind Personen in westlichen Nationen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren keine Jugendlichen mehr, doch „fertige“ Erwachsene sind sie auch noch nicht.
  • Zwischen biologischer Reife und der Unabhängigkeit von den Eltern erstreckt sich ein immer länger werdender Zeitraum. Das hat zwei Gründe:
    Die Pubertät setzt heute wesentlich früher ein als noch vor einhundert oder sogar vor fünfzig Jahren.
    Außerdem verschiebt sich das Ende der Adoleszenz durch länger werdende Ausbildungszeiten und die damit einhergehende finanzielle Abhängigkeit von den Eltern immer weiter nach hinten.
  • Das führt beispielsweise dazu, dass sich das Heiratsalter ebenfalls auf spätere Jahre verlagert. Doch auch versicherungstechnische Veränderungen, wie zum Beispiel eine länger andauernde Familienversicherung über die Eltern, sind Reaktionen auf diese Entwicklung.

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