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Warum heißt es Wilder Westen: Definition und Bedeutung


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Der Begriff „Wilder Westen“ hat zwei Grundbedeutungen. Er bezeichnet zum einen den geographischen Westen der heutigen Vereinigten Staaten, wobei die genaue Verortung des Gebiets dem historischen Wandel unterliegt. Zum anderen meint er das Leben in dieser Region in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das die Grundlage des Western-Genres bildet.

Ursprung des Wilden Westens

Die Vorstellung vom „Wilden Westen“ ist von der europäischen Besiedelungsgeschichte Nordamerikas geprägt. Die ältesten menschlichen Siedlungen auf dem heutigen Staatsgebiet der USA entstanden bereits vor rund zehntausend Jahren. Mit dem isländischen Seefahrer und Entdecker Leif Eriksson gelangten etwa 1000 nach Christus zum ersten Mal Europäer auf das amerikanische Festland.

Als also Christoph Kolumbus auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien 1492 im Atlantik auf Land stieß, hat er damit weder Amerika entdeckt, noch damit die erste europäische Besiedelung des Kontinents angestoßen. Dennoch erregte diese „neue“ Welt großes Interesse an den Adelshöfen des alten Europas, die Kolonisten an die östliche Atlantikküste aussendeten. Die erste spanische Siedlung wurde 1565 im heutigen Florida gegründet, das britische Jamestown 1607 in Virginia. Das berühmte Pilgerschiff „Mayflower“ landete 1620 am Plymouth Rock in Massachusetts.

Zu diesem Zeitpunkt war das gesamte Land jenseits des Küstengebiets für die Siedler ein „Wilder Westen“ voller Gefahren: Unbekannte Wildnis, bedrohliche Raubtiere sowie eine unklare Versorgungslage stellten unberechenbare Risiken dar. Zudem waren die amerikanischen Ureinwohner nicht immer gut auf die Neuankömmlinge zu sprechen – und das vollkommen zurecht.

Die Ankunft der Europäer hatte katastrophale Auswirkungen auf die indigene Bevölkerung des amerikanischen Kontinents. Zum einen starben zahllose Ureinwohner an den eingeschleppten Krankheiten der europäischen Siedler, gegen die sie keine Abwehrkräfte entwickeln konnten. Zum anderen wurde ihre Zahl durch verlustreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit den Kolonisten, die gegen die vermeintlichen Wilden brutal vorgingen, weiter dezimiert.

Während sich die spanischen Siedler in Mittel- und Südamerika ausbreiteten und die Franzosen vor allem das Land entlang des Sankt-Lorenz-Stroms von der kanadischen Hudson Bay bis nach New York kolonialisierten, siedelten die Briten sich weiterhin entlang der Ostküste an. Durch den zunehmenden Einwanderungsdruck mussten sie die Siedlungsgrenze immer weiter in den Westen verschieben.

Diese so genannten „Frontier“ (deutsch: Grenze) markierte den Beginn der Indianergebiete. Diese verlief bis ins frühe 18. Jahrhundert noch nah am Atlantik, bereits hundert Jahre später aber bereits westlich des Mississippi. Um der wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden, musste man sich also den Gefahren des „Wilden Westens“ stellen.

Die historische Epoche des Wilden Westens

Die Expedition der beiden Entdecker Lewis und Clarke von 1804 bis 1806 erkundete erstmals einen Landweg vom atlantischen zum pazifischen Ozean. Sie durchquerten dafür auch die natürlichen Barrieren des Landes: Zum einen die Great Planes, die großen Ebenen – eine schier unendliche und scheinbar unwirtschaftliche Prärie mit wenig Niederschlag, zum anderen die nahezu unüberwindbaren Rocky Mountains.

Als 1840 ein Pass in dem Gebirge entdeckt wurde, der auch mit Planwagen passierbar war, begannen große Siedlertrecks ihre monatelange Reise nach Westen entlang dieses so genannten Oregon Trails (deutsch: Oregon Pfad).

Dieser Zeitpunkt markiert auch den Beginn der historischen Epoche des „Wilden Westens“. Die Menschen, die im Westen des Landes ihr Glück suchten, waren häufig neueingetroffene Migranten aus Europa sowie aus den Südstaaten geflohene oder nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 offiziell befreite ehemalige Sklaven mit afrikanischen Wurzeln. Im Gegensatz zum dicht besiedelten Osten war das Land im kaum erschlossenen Westen erschwinglich. Die Prärie konnte zumindest zum Getreideanbau und zur Viehhaltung genutzt werden.

Ein Goldfund bei San Francisco 1848 löste zudem den so genannten „Gold Rush“ (deutsch: Goldrausch oder Goldfieber) aus, der zahlreiche Glücksritter die beschwerliche und gefährliche Reise an die Pazifikküste auf sich nehmen ließ. Der gesetzliche Freiraum, der durch die noch fehlende juristische wie polizeiliche Infrastruktur begünstigt wurde, ließ in manchen Regionen ein reges Banditenwesen entstehen, für das Siedlertrecks leichte Beute waren.

Geprägt wurde diese Phase auch durch große Viehtriebe, bei denen gigantische, verwilderte Rinderherden quer durchs Land bugsiert werden musste. Die große Zeit der viehtreibenden Cowboys lag dabei in einem relativ kurzen Zeitfenster zwischen 1865 und 1880. Die große Bekanntheit dieses beschwerlichen Berufs sowie das Bild von Cowboys als große Revolverhelden liegt an der nachträglichen Romantisierung der Pionierzeit als die Epoche des „Wilden Westens“, die bereits im späten 19. Jahrhundert einsetzte.

Romantisierung des Wilden Westens im Western

Ab den 1870er Jahren veröffentlicht der Autor Ned Buntline eine Reihe Groschenromane über „Buffalo Bill“, den ehemaligen Bisonjäger William Frederick Cody. In diesen Heften zeichnet der Autor ein sehr verklärtes Bild über die angeblichen Abenteuer seines Protagonisten, das wenig mit dem wahren Leben Codys zu tun hatte. Das tat jedoch der Popularität dieser Lektüre keinen Abbruch.

Von diesem Erfolg inspiriert gründete der echte Buffalo Bill eine Wildwest Show mit zahlreichen Akteuren und echten Pferden, die international auf Tournee ging und maßgeblich zu unserem heutigen Bild vom „Wilden Westen“ beitrug. Bis heute ist der Western ein beliebtes Genre in Literatur und Film.

Dabei war das wahre Leben im „Wilden Westen“ kein gelebter Traum von großer Freiheit, sondern eine beschwerliches und gefahrvolles Dasein, das viele Menschen nur in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien in Kauf nahmen.

1890 wurde die imaginäre Grenze der „Frontier“ gänzlich aufgehoben. Das Gebiet zwischen den beiden amerikanischen Küsten war zu diesem Zeitpunkt vollständig mit Straßen und Eisenbahnschienen erschlossen und die amerikanischen Ureinwohner in Reservate zurückgedrängt worden.


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