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Was sind Klimaxgesellschaften (Biologie): Definition und Bedeutung


Als Klimaxgesellschaft bzw. Klimaxvegetation werden ökologische Gebiete verstanden, welche sich aufgrund von Umweltfaktoren bilden und in denen sich Pflanzen zu einer Gemeinschaft zusammenschließen können.

Was sind Klimaxgesellschaften: Bedeutung für Biologie und Ökologie

Wenn ein bestimmter Standort gestört wurde und anschließend wieder auf natürliche Weise zu seinem für ihn typischen Pflanzen-, Pilz– und Tierbestand zurückkehrt, dann spricht man in der Biologie von „Sukzession“. Bei solchen Störungen kann es sich um natürliche Ereignisse handeln, etwa Lawinen, Feuer oder Sturmschäden, aber auch um Eingriffe durch den Menschen, beispielsweise durch Land- oder Forstwirtschaft.

Hierbei strebt die Natur danach, möglichst einen optimalen Zustand zu erreichen. Optimal ist ein Zustand aus der Sicht der Natur dann, wenn die vorhandenen Ressourcen so effektiv ausgenutzt werden wie möglich und die Produktion von Biomasse so groß ist wie möglich, das heißt, wenn Mikroorganismen möglichst viel anorganisches Material in organische Materie verwandeln.

Wenn durch die Sukzession ein solcher optimaler Zustand erreicht ist, dieser sich selbst reguliert und hinsichtlich seiner Artenvielfalt auch langfristig relativ stabil ist und sich nicht mehr weiterentwickelt, solange es nicht zu Störungen von außen kommt, wenn also ein Endzustand (lateinisch Klimax, „Endpunkt“) vorliegt, dann sprechen Ökologen davon, es habe sich an dem Standort eine „Klimaxvegetation“ eingestellt. Vegetationskundler sprechen hier auch von einer Klimaxgesellschaft. Handelt es sich um einen Wald, dann ist stattdessen der Begriff „Schlusswaldgesellschaft“ gebräuchlich.

Obwohl in der Definition die Begriffe „End-“ oder „Schluss“ oder ähnliches verwendet werden, ist damit in der modernen Wissenschaft nicht mehr gemeint, dass dieser Zustand tatsächlich „ewig“ anhält. Hier sind keine zehn- oder hunderttausende Jahre gemeint, sondern ein aus menschlicher Perspektive sehr lang anhaltender Zustand. Das können allerdings hunderte oder tausende Jahre sein. Auch dass es zu keinerlei Störungen des Systems von außen kommt, ist eine theoretische Annahme, die in der Praxis langfristig eher nicht anzutreffen ist. Bereits der natürliche Klimawandel, der sich über lange Zeiträume erstreckt, ist eine solche Störung. Insofern ist eine Klimaxvegetation ein hypothetischer Idealzustand. Praktisch ist eine Klimax nach heutigem Verständnis eher ein länger anhaltender Zustand in einer anhaltenden Sukzession.

Faktoren für den Standort und die Zusammensetzung der Klimaxvegetation

Welcher Art eine Klimaxvegetation gemäß der Definition ist, hängt davon ab, wie der jeweilige Standort beschaffen ist. Hierbei spielt zunächst die Bodenqualität eine wesentliche Rolle. Böden können feucht oder trocken sein, eher basisch oder eher sauer…. Dies wirkt sich auf die Pflanzen aus, die sich dort ansiedeln werden. Auch das Klima oder das vorherrschende Wetter sind Standortfaktoren. An einem windigen Standort etwa werden sich andere Pflanzen niederlassen als an einem windgeschützten Platz.

Hierbei muss bedacht werden, dass die Standortfaktoren gewissermaßen nur den Ausgangszustand der Sukzession bestimmen. Denn jede Pflanze, die sich ansiedelt, braucht zwar die gerade herrschenden Bedingungen, sie beeinflusst sie aber auch. Pflanzen verändern die Beschaffenheit des Bodens, sie spenden Schatten, wo es zuvor Sonnenschein gab, sie bieten Windschutz. Die ersten Pflanzen, sogenannte Pionierpflanzen, schaffen die Bedingungen für die nächsten und so weiter.

Dies kann so weit gehen, dass zum Ende der Sukzession, wenn sich die Klimaxgesellschaft gebildet hat, der Standort kaum mehr wiederzuerkennen ist. Zum Beispiel kann es sein, dass ein ursprünglich nackter, karger Boden nach einigen Jahren eine dicke Humusschicht aufweist, die durch die Pflanzen gebildet wurde. Und auch die Bodenqualität selbst verändert sich im Laufe der Zeit. Zumindest in Europa gilt, dass ursprünglich kalkhaltige, basische Böden infolge der Sukzession eher sauer werden. Tendenziell führt die Ausbildung von Klimaxgesellschaften zu einem Ausgleich der ursprünglich zwischen verschiedenen Standorten bestehenden Unterschiede und somit zu einer Verringerung von Extremen.

Welche Pflanzen tatsächlich in einer Klimaxgesellschaft leben, hängt natürlich auch von der jeweiligen Klima- und Vegetationszone ab. Aber im Laufe der Sukzession wird es zu einem Wettbewerb der verschiedenen Arten kommen, und die Arten, die Vorteile auf ihrer Seite haben, werden sich hierbei durchsetzen. So werden etwa überall dort, wo Bäume gedeihen können, andere Arten verdrängen, denn einerseits wachsen Bäume höher, stehen nicht im Schatten und können gut ihrer Photosynthese nachgehen, andererseits werfen sie selbst Schatten, worunter andere, kleinwüchsigere Arten leiden, die womöglich eingehen. Wälder werden also überall dort, wo es möglich ist, die Klimaxvegetation bilden.

Umstritten ist der Einfluss der Tierwelt auf die Zusammensetzung der Klimaxvegetation. Es gibt Forscher, die die These vertreten, dass Pflanzenfresser dafür sorgen werden, dass sich etwa in Europa niemals ein großes, zusammenhängendes und einheitliches Waldgebiet entwickeln wird. Eine Mehrheit der Wissenschaftler hält aber den Einfluss der Tiere auf die Klimaxgesellschaft für so gering, dass er vernachlässigt werden kann, was in der Forschung und in der Fachliteratur auch zumeist genau so geschieht.

Uneinigkeit herrscht unter Fachleuten auch, was die Artenvielfalt in einer Klimaxvegetation betrifft. Einerseits führt der oben beschriebene Konkurrenzkampf der Arten tendenziell zu einer relativ geringen Anzahl verschiedener Arten. Dies kann so weit gehen, dass es unter Umständen sogar zur Bildung natürlicher Monokulturen kommen kann. In Europa wären dies etwa reine Buchenwälder, die sogar frei von Büschen oder anderem Unterwuchs sind. Andererseits zeichnen sich gerade die tropischen und gemäßigten Regenwälder, bei denen es sich fraglos um Klimaxgesellschaften handelt, durch ihre enorme Artenvielfalt aus. Diese Frage bedarf offensichtlich weiterer Forschung.

Mögliche Klimaxgesellschaften in Europa

Wegen der klimatischen Verhältnisse und der Bodenbeschaffenheit in großen Teilen Europas wäre die Rotbuche die am häufigsten anzutreffende Baumart, und somit wären Buchenwälder die vorwiegende Klimaxvegetation. Auf sandigen Böden wären eher Eichenwälder angesiedelt und in größeren Höhen vor allem Tannen– und Fichtenwälder. Im östlichen Europa wären Kiefernwälder verbreitet. Sehr basische Böden hingegen wären ideal für Wälder aus Eschen oder Linden, allerdings wohl durchsetzt mit der allgegenwärtigen Buche.

Da aber Europa dicht besiedelt ist und Wälder mehr oder weniger intensiv forstwirtschaftlich genutzt werden, ist es unwahrscheinlich, dass es hier zur Bildung „echter“ Klimaxgesellschaften kommen wird.


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