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Was bedeutet Lebenswirklichkeit: Definition und Bedeutung


was bedeutet lebenswirklichkeit

Die Lebenswirklichkeit ist die Gesamtheit aller Umstände des täglichen Lebens, welche eine Wirkung auf das Individuum in der Gegenwart ausüben. Allerdings gilt es verschiedene Aspekte der Lebenswirklichkeit zu unterscheiden. In der Verwaltung stellt die Lebenswirklichkeit eine tatsächliche Gegebenheit als Abgrenzung zur Rechtslage dar. In Psychologie und Medien wird sie gelegentlich als Oberbegriff oder als Gegenstück zur Berichtslage angesehen.

Was bedeutet Lebenswirklichkeit: Definition und Bedeutung

Die Lebenswirklichkeit ist die Gesamtheit aller Umstände und tatsächlichen Bedingungen, mit denen man im echten Leben konfrontiert ist. Sie umfasst das tägliche Erleben des Menschen ebenso, wie die individuelle Wahrnehmung desselben, die Gefühle und das eigene Verhältnis zu den realen Bedingungen. Das persönliche Handeln und Verhalten durch die individuelle Lebenswirklichkeit beeinflusst.

Demnach ist die Lebenswirklichkeit der Teil einer Realität, welcher einen direkten Bezug zum eigenen Leben ausübt. In der Politik wird über Außenpolitik, Innenpolitik oder Vorschriften gesprochen, welche das Miteinander einer Bevölkerung besser regeln sollen. So soll beispielsweise eine Gendersprache, auch alle geschlechtsneutralen Menschen sprachlich einbeziehen, welche bisher unberücksichtigt waren.

Für den Großteil der Bevölkerung hat diese Sprachform allerdings keine Auswirkung auf ihr tatsächliches Leben und somit keinen Bezug zu ihrer persönlichen Gegenwart, weshalb diese Themen außerhalb der Lebenswirklichkeit vieler Menschen liegen. Das Anliegen von Politik und Gesellschaft sollte es allerdings sein, die Lebenswirklichkeit möglichst vieler Menschen anzusprechen und Vorbereitungen zu treffen, um den Alltag dieser Individuen zu optimieren. Das Erkennen der Lebenswirklichkeit innerhalb einer Gesellschaft ist demnach genauso wichtig, wie deren Ausgestaltung.

Verschiedene Abgrenzungen der Lebenswirklichkeit

Die Lebenswirklichkeit muss insbesondere im Rechtsverkehr und in der Politik sauber von anderen Zusammenhängen abgegrenzt werden. Ihr volksmündliches Gegenstück wäre das Wunschdenken. In der Verwaltung entspricht die Lebenswirklichkeit der Sachlage, in Abgrenzung zur Rechtslage.

Politik sollte die Lebenswirklichkeit abbilden

Der Politik wird oft vorgeworfen, von der Lebenswirkung losgelöst zu handeln. Insbesondere, aber nicht ausschließlich, wird der Sozialpolitik vorgeworfen, Entscheidungen von der Lebenswirklichkeit entfernt oder an dieser vorbei zu treffen. So ist die Höhe des Arbeitslosengelds 2 danach berechnet, wie viel die als Mindeststandard festgelegten Güter im wirtschaftspolitischen Warenkorb durchschnittlich kosten. Doch in der Lebenswirklichkeit weichen diese Preise jedoch oft ab, sodass gerade die Güter des täglichen Bedarfs für die meisten Bedürftigen teurer sind, als die Politik annimmt.

Ein weiterer Vorwurf betrifft den Gesundheitsschutz in Schulen während der Corona-Pandemie. Während in theoretischen Modellen die Lüftung durch offene Fenster und Luftfilter ausreichen soll, um die Viruslast im gesamten Raum zu senken und Schulen von vielen als „sicher“ deklariert werden, ignoriert diese Annahme die Lebenswirklichkeit einzelner Klassenräume, in denen dann beispielsweise Schränke und Regale den Luftzug behindern oder ein Luftfilter einfach nicht dort angebracht werden kann, wo er sein sollte, weil ein Fenster, eine Tafel oder eine Tür im Weg ist.

Politiker, sofern sie wiedergewählt werden wollen, haben die Aufgabe die Lebenswirklichkeit einer möglichst großen Bevölkerungsgruppe zu erkennen. Dazu zählt der Alltag des Einzelnen, dessen Bedürfnisse und Zukunftserwartungen. Die Politik trifft, auf Grundlage dieser Wirklichkeit, bestimmte Entscheidungen, welche dazu beitragen sollen, das Leben und die Wirklichkeit des Einzelnen nachhaltig zu bessern. Gelingt ihnen das und wird dies von möglichst vielen Menschen wahrgenommen und als gut befunden, erhöht sich die Chance auf eine Wiederwahl.

Verwaltung soll Vorgaben und Lebenswirklichkeit in Einklang bringen

Die öffentliche Verwaltung steht oft ebenso sehr in der Kritik, wie die Politik. Es ist die Aufgabe der Verwaltung, Entscheidungen auf Basis der Gesetze zu treffen, wobei die Lebenswirklichkeit der Betroffenen zu ermitteln ist. Dieser Ermittlungsgrundsatz ist den Verwaltungen dabei vorgeschrieben. Der Vorgang, die Lebenswirklichkeit unter die rechtlichen Vorgaben zu stellen und mit ihnen in Einklang zu bringen, wird „Subsumtion“ genannt.

Subsumtion kann einfach als „sub“ für „unter“ und „Summe“ erklärt werden: Rechtsquelle und Lebensumstände werden untereinandergesetzt und ergeben in der Summe die Rechtsfolge, also das, was die Verwaltung zu entscheiden hat. Bildhaft gesprochen, hält man das Gesetz über die Situation und prüft, welche Rechtsfolge passt. Dafür werden die sogenannten Tatbestandsmerkmale abgeprüft: Das Gesetz schreibt vor, wenn Tatbestandsmerkmal X erfüllt ist, ist Rechtsfolge Y zu treffen. Die Verwaltung prüft dann, ob dieser Tatbestandsmerkmal erfüllt ist.

Rechtsprechung

Der Ermittlungsgrundsatz der Verwaltung gilt auch für die Rechtsprechung. Richter treffen Einzelfallentscheidung, nachdem sie die Lebenswirklichkeit der Betroffenen ermittelt haben. Hierbei prüfen sie anhand der von den Prozessparteien zur Verfügung gestellten Informationen, ob die Tatbestandsmerkmale erfüllt sind, die zu einer bestimmten Rechtsfolge gehören und fällen dann entsprechend ihrer Kenntnisse das Urteil.

Zusammenfassende Abgrenzung

Die Lebenswirklichkeit steht also den Annahmen gegenüber, die von der Politik und dem Gesetzgeber aufgestellt werden. Öffentliche Verwaltungen und Gerichte haben dann die Aufgabe, die gesetzliche Annahme und die tatsächliche Wirklichkeit unter einen Hut zu bringen und die entsprechenden Entscheidungen im Einzelfall zu treffen.

Lebenswirklichkeit in der Psychologie

In der Psychologie wird unter der Lebenswirklichkeit die Summe des individuellen Erlebens verstanden. Damit ist die subjektive Wahrnehmung gemeint, die bei jedem Menschen unterschiedlich sein kann. Ob eine Situation beispielsweise bedrohlich wirkt oder nicht, entscheiden dabei nicht die objektiven Fakten, sondern jede Person für sich allein. Aus dieser Wahrnehmung heraus entsteht die individuelle Lebenswirklichkeit.

Ein Beispiel: Für den Einen mag es ein Paradies sein, auf dem Land zu leben, mit Tieren zu arbeiten und beim ersten Sonnenstrahl aufzustehen, um aufs Feld zu fahren, für den Anderen mag das ein kaum zu ertragender Stressfaktor sein, weil er nicht zu jeder denkbaren Tageszeit Zugriff auf den öffentlichen Nahverkehr oder medizinische Komplettversorgung hat.

Lebenswirklichkeit in den Medien

Nachrichtenmedien wird oft vorgeworfen, nicht die Lebenswirklichkeit abzubilden. Schon ein bestimmter Kamerawinkel kann dafür sorgen, dass eine kleine Gruppe Unzufriedener wie eine riesengroße Demonstration wirkt.

Hinzu kommt, dass vor allem in den Medien stets nur eine Momentaufnahme der Situation gezeigt werden kann. Die Medienschaffenden sind gezwungen, zwischen Umfänglichkeit und Prägnanz zu entscheiden und versuchen dabei, für den konkreten Fall unwichtige Aspekte der Lebenswirklichkeit auszublenden. Auf der anderen Seite gibt es schwarze Schafe, die bewusst wichtige Aspekte nicht mitliefern und damit zu einer Verzerrung der objektiven Wahrnehmung führen.

Diese Wahrnehmungsverzerrungen spiegeln dann keineswegs die Lebenswirklichkeit einer ganzen Gesellschaft wieder. Stattdessen werden Minderheiten als repräsentativ betrachtet, da die öffentliche Wahrnehmung diese dazu macht.

Lebenswirklichkeit in Abgrenzung zum Internet

Wenn es um Online-Communities, also Gemeinschaften über das Internet geht, scheiden sich die Geister. Einige meinen, dass das Internet nichts mit der Lebenswirklichkeit zu tun hat und die Selbstdarstellung in digitalen Medien strikt von der Realität zu trennen ist. Von diesen Gruppen kommen dann Einschätzungen, die besagen, dass sich Personen, die viel im Internet unterwegs sind, oft aus der Lebenswirklichkeit flüchten und sich online ein schöneres Leben kreieren. Diese Menschen nehmen dann entsprechend diesem Narrativ nur noch insoweit an der Lebenswirklichkeit teil, wie es zwingend notwendig ist, zum Beispiel zum Essen oder für Toilettengänge.

Eine andere Gruppe beschreibt das digitale Leben als einen neuen, weiteren Bestandteil der Lebenswirklichkeit. Nach diesem Narrativ ist das Leben nicht mehr strikt online oder offline, sondern hybrid. Das Leben im Internet ist demnach ein integraler Bestandteil der Lebenswirklichkeit geworden und sei mit diesem für eine funktionierende Teilhabe untrennbar verbunden.

Beide Gruppen haben nachvollziehbare Argumente für ihre jeweilige Position und gegen die der anderen Gruppe. Beide Gruppen ignorieren jedoch, dass die Lebenswirklichkeit stets individuell ist. Für den Einen mag das Internet in Form von Foren, Chatrooms, Virtual Reality und Online-Gaming zur grundlegenden Lebenswirklichkeit dazugehören. Für den Anderen mag es ein schädlicher Einfluss sein, der ihn von der Teilhabe an einem gesunden Leben abhält. Beide Lebenswirklichkeiten haben ihre Daseinsberechtigung und müssen im Einzelfall betrachtet werden.

Zusammenfassung

  • Die Lebenswirklichkeit ist die Realität, in der das Individuum lebt.
  • Rechtsgeschäfte, Verwaltungsentscheidungen, Urteile oder Medienberichte werden danach wahrgenommen, ob sie zur eigenen Lebenswirklichkeit passen oder nicht.
  • Die eigene Wertvorstellung, Moral oder das Empfinden von Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit sind Ausdruck der eigenen Lebenswirklichkeit.
  • Ein sehr leicht verständliches Beispiel ist das Wetter: Wenn der Wetterbericht von schlechtem Wetter redet, ist das die Lebenswirklichkeit des Moderators. Für jemanden, der Matschwetter liebt und dabei richtig aufblüht, ist so ein Klima „schönes Wetter“.
  • Politiker haben den Anspruch gewählt zu werden und dann zu besseren Lebensumstände der Bevölkerung beizutragen. Sie gestalten also das Zusammenleben in einer Gesellschaft.
  • Um möglichst viele Menschen bzw. Wähler in einer Demokratie anzusprechen, sollten Politiker die Lebenswirklichkeit der Menschen kennen und im Wahlkampf für deren Ausgestaltung werben.
  • Jedoch haben viele Themen, welche durch Politiker debattiert werden, nur wenig mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zu tun, weshalb diese sich von der Politik abwenden könnten.

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