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Was bedeutet Simsalabim: Herkunft und Bedeutung


Was die oft verwendete, geheimnisvoll klingende Zauberformel „Simsalabim“ wirklich bedeutet, wissen Forscher bis heute nicht genau. Fest steht: Sie stammt aus dem Arabischen. Doch für die Übersetzung des magischen Begriffes Simsalabim gibt es gleich zwei mögliche Erklärungen…

Simsalabim als Schlusswort arabisch gesprochener Gebete

Einige Sprachwissenschaftler glauben, es handelt sich um ein buchstäbliches Missverständnis. Weil die arabische Sprache für Europäer*innen ungewohnt klingt, verstehen sie viele Worte falsch. So auch die Formel, die am Ende eines jeden Gebets zu Allah steht, dem Gott des islamischen Glaubens.

Sie entspricht in Etwa dem hier gebräuchlichen „Amen!“ und lautet „Bismi allah rahman i rahim“. Das bedeutet so viel wie „Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen“. Bei schneller Aussprache klingt es tatsächlich ein wenig wie „Simsalabim“.

Doch wie wurden die Worte der heiligen Handlung zur magischen Formel? Aus dem gleichen Grund, auf dem Zauberei bis heute beruht: Unwissenheit und Ablenkung. Die Menschen, die „Bismi allah rahman i rahim“ als „Simsalabim“ verstanden, hatten einfach nicht richtig hingeschaut.

Als die islamische Kultur in Europa noch unbekannt war, erregten Gäste aus arabischen Ländern stets großes Aufsehen. Sie kleideten sich anders, benahmen sich anders und sprachen anders. Vor allem aber beteten sie anders als die hier ansässigen Christen.

Die Häufigkeit der Gottes-Ansprache, die dabei eingenommene Körperhaltung und der fremdartige Singsang erregten bei vielen Europäer*innen des Mittelalters Misstrauen. Sie interpretierten die mehrfach tägliche Handlung nicht als Gebet, sondern als magisches Ritual.

Diese Annahme verstärkte sich durch das Wissen und die Fertigkeiten der arabischen Gäste. Viele von ihnen kamen als Händler oder Ärzte nach Europa und verstanden sich auf allerlei Künste. Das fanden die meist weniger gebildeten Menschen der damaligen Zeit ebenso unheimlich wie faszinierend.

Simsalabim als Leitsatz der Homöopathie

Eine ganz ähnliche Erklärung steckt hinter der zweiten Möglichkeit „Simsalabim“ zu deuten. Manche Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass die Zauberformel deutlich später entstanden ist als oben angegeben – nämlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts; genauer gesagt 1796.

In diesem Jahr begründete der deutsche Arzt Samuel Hahnemann eine Heilslehre, die bis heute für Diskussionen sorgt: die Homöopathie. Sie arbeitet nach dem Motto „Similia similibus“ – Gleiches durch Gleiches zu bekämpfen. Das heißt: Wer Schnupfen hat, soll eine Substanz einnehmen, die Schnupfen verursacht.

Laut Hahnemann muss es sich jedoch um eine mikrokleine Menge handeln. Der Krankheiten auslösende bzw. bekämpfende Stoff wird so oft verdünnt, dass er in einer Lösung kaum noch nachzuweisen ist. Nur so soll der Grundsatz „Similia similibus“ wirken.

Viele Menschen fanden das unglaubhaft und verspotteten Hahnemanns Behandlungs-Plan, indem sie den arabisch-lateinischen Leitsatz mit „Simsalabim“ übersetzten. Andere glaubten wie er fest daran, dass das Gleichheits-Prinzip funktioniert – und verhalfen der Homöopathie zum Durchbruch.

Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte, denn einen gewissen Erfolg haben homöopathische Behandlungen doch. Worauf er beruht ist genauso umstritten wie die Lehre selbst. Für manche ist sie bis heute der reinste Schabernack – oder auch ein einziges großes Simsalabim.

Simsalabim im doppelten Sinne

Diese Worte leiten zur Schlussbetrachtung über, denn „Simsalabim“ hat nicht nur zwei verschiedene Ursprünge – sondern auch zwei Bedeutungen. Zum einen wird es als Zauberformel verwendet. Besser gesagt als scheinbare Zauberformel, denn magische Handlungen sind und bleiben eine Wunschvorstellung. Zum anderen benennt das Wort den Vorgang des Zauberns – also das, was eine Person tut, während sie „Simsalabim!“ sagt.

Beides zeugt von dem Wunsch Dinge verändern zu können. Heute wissen wir, dass dazu mehr nötig ist als ein bestimmtes Wort auszusprechen. Wir haben aber auch viel mehr Möglichkeiten, Unmut auszudrücken oder Missstände zu beseitigen. Wir können diskutieren oder demonstrieren, eine Anzeige machen oder gar bei Gericht klagen.

Die Männer und Frauen, die in früheren Epochen der Menschheitsgeschichte lebten, konnten das nicht. Viele von ihnen waren rechtlos oder hatten nur ganz wenig zu sagen. Zudem besaßen sie eine geringere Bildung als heute lebende Personen. Manche Dinge konnten sie sich einfach nicht erklären und glaubten deswegen, das Zauberei dahinter stecken müsse.

Verstärkt wurde diese Überzeugung durch reale Erlebnisse. Sahen die Menschen, von denen hier gerade die Rede war, eine ungewöhnliche Handlung mit verblüffendem Ergebnis, fühlten sie sich bestätigt. Ließ jemand mit „Simsalabim!“ ein ganzes Kartenspiel verschwinden oder Feuer auflodern, war das ein Beweis für die Annahme, Magie sei möglich.


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