Römer und Germanen: Beziehungen und Konflikte vor und nach der Varusschlacht
Die Varusschlacht war der erste organisierte gemeinsame Kampf germanischer Stämme gegen die römischen Besatzer. Unter der Führung von Arminius schlugen die Germanen im Herbst des Jahres 9 n. Chr. drei römische Legionen. Danach zogen sich die Römer aus den Gebieten östlich des Rheins zurück. Kontakte und Konflikte dauerten bis zum Untergang Westroms weiter an.
Inhalt
kurze Zusammenfassung der Varusschlacht
Im Jahr 9 n. Chr. trafen römische Legionen unter dem Feldherrn Varus und germanische Stämme unter Arminius (auch Herrmann der Cherusker) in einem Waldstück aufeinander.
Der einstige Rom-Verbündete und Rom-Bürger Arminius nutzte sein Wissen über die römischen Taktiken, um die ungeliebten Eroberer vernichtend zu schlagen.
Varus folgte mit drei Legionen Gerüchten um einen Aufstand der Germanen. Diese hatte Arminius absichtlich in Umlauf gebracht, um die Römer in ein wildes, bewaldetes Gebiet zu locken. Dort war es den Römern unmöglich, ihre übliche militärische Formation einzuhalten und in Truppenverbänden zu kämpfen.
Neben dieser Unwegsamkeit machte den Römern auch das schlechte Wetter zu schaffen. Die Germanen griffen die Römer an mehreren Stellen aus dem Hinterhalt an und zwangen sie zum direkten Kampf Mann gegen Mann. Obwohl die Bewaffnung der Germanen leichter war als die der Römer, waren die Taktik und die einfachen Waffen in diesem Fall überlegen.
Sobald sich Truppen neu formatierten, sprengten die germanischen Kämpfer sie auseinander. Nach drei Tagen siegten die Germanen vernichtend gegen die Römer. Fast alle Soldaten der drei Legionen (ca. 15.000 Mann) kamen ums Leben und Varus tötete sich nach dem Verlust selbst.
Die Beziehungen zwischen Römern und Germanen vor der Varusschlacht
Römer in Germanien
Vermutlich sandten die Römer schon um 200 v. Chr. erste Spähtruppen und Kundschafter gen Norden.
Der Begriff „Germanien“ wurde erstmals 80 v. Chr. von Poseidonios, einem griechischen Schriftsteller, der zeitweise in Rom lebte, überliefert. Heute wird die Wortschöpfung überwiegend Gaius Iulius Caesar zugeschrieben, der 55 v. Chr. und nachdem er Gallien erobert hatte, erstmals mit Truppen den Rhein überquerte und auf die „Germanen“ stieß.
Zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und germanischen Stämmen war es schon im 2. Jhd. v. Chr. gekommen.
Vor den römischen Beschreibungen gab es das Volk der Germanen überhaupt nicht. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands lebten viele Stämme und Völker in losen Siedlungsbunden.
Einzelne Stämme kannten Anführer und Fürsten, im Großen und Ganzen waren Germanen mehr ein wild versprengter Haufen. Teilweise bekämpften sich die germanischen Stämme gegenseitig, verbündeten sich, trennten sich wieder und zogen umher.
Wenn die Römer von Germanen berichteten, meinten sie alle Völker östlich des Rheins und des Bodensees bis hin zur Elbe und zur Nordsee. Flüsse galten als natürliche Grenzlinien. Die Namen Rhein (Rhenus), Donau (Danuvius) und Weichsel (Vistula) gehen auf die Römer zurück.
Der Rhein war der natürliche Grenzfluss für die Römer. Alle Völker auf dem linken Rheinufer wurden von den Römern als Gallier bezeichnet. Und die Völker am rechten Rheinufer nannten sie Germanen. Die Trennung zwischen Germanen und Gallier erfolgte somit durch die römischen Feldherrn. Weder die Gallier noch die Germanen besaßen eine einheitliche Nationalität, ein einheitliches Staatswesen oder Rechtsprechung.
Auf dem Gebiet Germaniens, welches sich zwischen Rhein und Weichsel erstreckte, lebten mehrere hundert Stämme, welche alle unterschiedliche Bräuche, Gesetze und Anführer hatten. Und in genau solchen Verbänden lebten auch die Gallier am westlichen Rheinufer.
Die Trennung zwischen Germanen und Gallier geht auf Julius Caesar zurück, welcher im Gallischen Krieg (58 -50 v.Chr.) das gallische Gebiet unterwarf. Nach der Eroberung des Westrheingebietes wandten sich die Römer dem östlichen Rheinufer zu, fanden dort ebenfalls Stammesverbände vor und nannten diese dann Germanen.
Wandel durch Handel
Die Weltreiche der Antike verstanden sich als Kulturgeber, welche andere Kulturen zu bekehren versuchten. Solche Bestrebungen sind nicht ungewöhnlich. Und noch heute glauben Staaten, wie China, die USA, Russland oder der Staatenverbund der Europäischen Union an die Überlegenheit der eigenen Werte. Und so wurden damals wie heute bestimmte Werte in Kataloge aufgenommen, Andersdenkende wurden herabgestuft und sollten bekehrt werden.
Die Römer sahen in den Galliern und Germanen sogenannte Kulturlose, deren Kultur so schlecht sei, dass sie bekehrt werden mussten. Dabei ging es um einen funktionierenden Rechtsapparat, einer überlegenden Religion, eine hierarchische Klassengesellschaft und ein Wertesystem, welches der römischen Weltanschauung entsprach.
Kurzum…
In den Gebieten westlich und östlich des Rheins sollte eine Zivilisation entstehen und die Barbarei – wie es die Römer nannten – abgeschafft werden. Neue Werte und Regeln mussten für Germania und Gallien aufgestellt werden, so dass die Bevölkerung dort friedlich zusammenleben konnte.
Auch heute noch, gibt es Länder und Staaten – welche nicht einfach die Kulturvorgaben eines Dritten übernehmen und sich bedingungslos bekehren lassen. Und so ähnlich war es auch in Germanien und Gallien. Die Germanen erkannten zwar, dass die Römer bessere Technologien besaßen, deren Städte und Außenposten auch Wohlstand erzeugten. Doch nicht jeder Stamm wollte sich unterwerfen.
Durch den Handel von Gütern, werden neben dem Produkten auch immer Erfahrungswerte, Kulturwerte oder Worte ausgetauscht. Beide Kulturen tauschen demnach Informationen aus, wodurch sich beide langfristig annähern. Zuerst werden die Händler zu Partnern, beide verstehen sich und gleichen sich in ihrer Weltsicht an. Da die Händler aber auch Kontakt zu Stammesgenossen pflegen, geben sie die neuen Informationen weiter. Und so entsteht langfristig ein Kulturtransfer.
Da die Römer sich für überlegen hielten, sollte der Kulturtransfer aber einseitig geschehen. Zwar wollte man die Waren der Germanen, aber deren Kultur wurde strikt abgelehnt. Um dies stärker zu verdeutlichen, bezeichnete man die Stämme als Barbaren, was übersetzt Kulturlose bedeutet. Durch diese Propaganda wurde den römischen Händlern klar, dass der Kulturtransfer von Rom nach Germania erfolgen musste und niemals umgekehrt. Das Wort Barbar diente der Abschreckung und dem Ziel zugleich.
Wie heute auch noch, gibt es Staaten oder Nationen – welche sich problemlos bekehren lassen. Die westliche Welt bietet Chancen, Wohlstand und einen technologischen Fortschritt – wodurch sich die Werte und Normen der EU, der USA und den restlichen Staaten der westlichen Welt sehr gut transferieren lassen. Aber es gibt auch Staaten, welche von ihren alten Werten und Normen nicht abweichen wollen. Und auch damals gab es Stammesverbände, welche mit Rom kooperierten und es gab Stämme, welche sich gegen Rom auflehnten.
Teile und Herrsche
Das übergeordnete Ziel aller Expansionsbestrebungen war es, dass Rom zur Schutz- und Ordnungsmacht in Gallien oder Germanien aufsteigen konnte. Auch solche Bestrebungen fanden nicht nur in der Antike statt, sondern werden heute noch verfolgt.
Einzelne Staaten oder heutige Weltreiche wollen keine Ländern erobern, sondern abhängig machen und diese dadurch kontrollieren. Das oberste Ziel damals und heute ist es, für Ordnung und Frieden in diesen Gebieten zu sorgen. Die Vorstellung ist: wenn alle gleich sind, gibt es keine Auseinandersetzungen.
Rom versuchte also als Kulturgeber in Germanien aufzutreten, die Bevölkerung von der Überlegenheit der römischen Kultur zu überzeugen, das Volk durch Handel abhängig zu machen und dann als Ordnungsmacht für Gesetzgebung und Zivilisation zu sorgen.
Um dies zu erreichen, wandte man im Römischen Reich eine ausgeklügelte Strategie an, welche als Teile und Herrsche bezeichnet wird. Die Römer besetzten ein Gebiet, nahmen Kontakt zu den Einheimischen auf und versprachen einigen Teilen ganz besondere Vergünstigungen. Dadurch werden diese zu Verbündeten gegen ihre Stammesgenossen, bekehren diese oder bekämpfen diese ebenfalls.
Solche Strategien existieren auch in Neuzeit. Die Kolonialisierung in Afrika im 19. Jahrhundert erfolgte durch Teile und Herrsche. Die Briten, Deutschen, Belgier und Franzosen besetzten ein Kolonialgebiet in Afrika, welches Bodenschätze besaß oder geopolitisch von Bedeutung war.
Dann studierten sie die Einheimischen und fanden Gegensätze heraus. Einen Teil der Bevölkerung unterstützten sie. Diese wurden zu Beamten, erhielten eine Schulbildung und Geld. Durch diese Vergünstigungen wendeten sich die Privilegierten gegen andere ethnische Gruppen in der Bevölkerung, verwalteten den Staatsapparat und verfolgten die ethnischen Minderheiten.
Das funktionierte über Jahrzehnte in Afrika, führte aber dazu – dass gezielt ethnische Gruppen unterdrückt wurden. Als sich dann die Kolonialmächte am Ende des 20. Jahrhunderts aus Afrika zurückzogen, kam es zu Bürgerkriegen und Genoziden. Denn die unterdrückten Ethnie setzten sich nun gegen die privilegierte Bevölkerung zur Wehr. So kam es bspw. zum Völkermord in Ruanda am 7. April 1994 oder zum Völkermord in Burundi (1965 und 1972).
Die Geschichte der Völkermorde zeigt, dass die meisten Konflikte durch Fremdeinwirkungen entstanden, indem eine Weltmacht in ein Land eindrang und die Bevölkerung aufteilte und dadurch herrschte. Nachdem man sich aus dem Land zurückzog, zerfiel die Zivilisation und das aufgebaute Rechtssystem. Die Unterdrückten rächten sich an den Privilegierten, welche jahrelang durch die Kolonialmacht unterstützt wurden. Die Folge sind Bürgerkriege und Genozide.
In Germanien versuchte Rom diese bewährte Strategie ebenfalls umzusetzen, da Gallius Caesar damit bereits Erfolg in Gallien hatte.
Zunächst friedliche Begegnungen
Einige Quellen überliefern, dass die Römer zunächst friedlich in Teilen Germaniens Einzug hielten. Oft nutzten sie die Flüsse, um das Land zu erkunden. Dabei traten die Römer zunächst freundlich auf. Kundschafter versuchten mehr über die Germanen herauszufinden, boten den Menschen Handel und Hilfe an.
An vielen Orten soll es zunächst zu einem freundlichen Miteinander zwischen den Eroberern aus dem Süden und den zu diesem Zeitpunkt noch arglosen Germanen gekommen sein.
Stellten sich größere Siedlungen oder starke Anführer quer und wollten die Römer wieder loswerden, sollen die Römer versucht haben, die Germanen durch Lockangebote und mitunter auch Geldzahlungen zur Kooperation zu bewegen.
Bald ahnten die Völker jedoch, was die wirklichen Ziele der Römer waren. Einige Stämme fühlten sich bedroht, andere wollten einfach ihre Ruhe und wieder andere reagierten mit großer Aggression auf die Eindringlinge.
Erste kriegerische Auseinandersetzungen
Noch bevor die Römer sich ihren Weg gen Norden durch die gallischen Gebiete bahnten, versuchten sie es nördlich der Schweiz über die Provence und die Alpen in germanische Gebiete einzudringen. Durch diese Vorstöße kam es im 2. Jhd. v. Chr. zu ersten großen Schlachten bei Noreia im östlichen Alpenraum, bei Arausio in der Provence, Aquae Sextiae in (Aix-en-Provence) und Vercellae in Norditalien.
Nachdem Iulius Caesar in Gallien gesiegt hatte, überquerten die Römer erneut den Rhein, um die rechtsrheinischen Völker zu unterwerfen.
Die Augusteische Germanenkriege (12 v. Chr. und 16 n. Chr.) dauerten fast 30 Jahre, brachten aber nie die erwünschten Erfolge. Rom gelang es, sich im Süden Germaniens zu etablieren. Der weitere Vorstoß Richtung Elbe gelang ihnen nur vorübergehend.
Immer wieder kooperierten Germanen mit Römern, schlossen sich ihnen an, lösten die Bündnisse aber auch wieder. Da die Germanen immer noch nicht organisiert waren, konnten die Römer nicht auf Verträge mit ganzen Regionen zählen. Vielmehr bewegte sich das Schachbrett in Germanien ständig hin und her.
Während sich die Römer durch Gallien im Hintergrund westlich des Rheins sehr gut etablieren konnten, versagten sie in den östlichen Regionen mit ihren Taktiken und Siedlungen. Immer wieder wurden sie bekämpft. Aufstände bildeten sich und es kam zu herben Rückschlägen.
Eine der bittersten Niederlagen dieser Zeit war die Varusschlacht, welche wohlmöglich im Teutoburger Wald stattfand. Neue Quellen verweisen auf ein Gebiet im Osnabrücker Land (Niedersachsen), welches als Fundort Kalkriese bezeichnet wird.
Arminius vereinigte als Erster germanische Völker
Heute gilt Arminius (ca. 17 v. Chr.; † um 21 n. Chr.) vielfach als der „erste Deutsche“. Woher er genau stammte, ist bis heute nicht geklärt. Es gibt nur Überlieferungen römischer Geschichtsschreiber und Poeten sowie Dichtungen, die lange nach Arminius Zeit entstanden sind. Die germanischen Stämme kannten weder Dokumentationen über Geburten noch so etwas wie Geschichtsschreibung.
Velleius Paterculus, ein zeitgenössischer römischer Historiker, nannte Arminus „Sohn des Cheruskers Sigimer oder Segimer“ und bezeichnete ihn „Erster seines Stammes“, was einem Fürstenrang gleichkam.
Arminus Vater kooperierte mit den Römern und er selbst diente wie viele junge germanische Kämpfer lange in der römischen Legion.
Eine Zeitlang soll er in Rom gewesen sein, erhielt auch dort eine Ausbildung, das Bürgerrecht Roms und einen Ehrentitel als Soldat.
Um 7 oder 8 n. Chr. kehrte Arminius in seine Heimat zurück. Dort verliebte er sich in Thusnelda, die Tochter eines anderen cheruskischen Stammesfürsten namens Segestes. Da Segestes die Verbindung nicht duldete, kam es zu Problemen.
Vermutlich trieben die privaten Probleme, Unzufriedenheiten und Machtrangeleien im eigenen Volk und das Voranschreiten der Römer Arminius dazu, sich gegen die Eindringlinge zu stellen. Segestes war mit dem Statthalter und Feldherrn Publius Quinctilius Varus eng verbunden. Arminius dagegen erschlich sich Varus‘ Vertrauen, um ihn schließlich gemeinsam mit anderen Cheruskern, Marsern, Chatten, Brukterern und Chauken in den Hinterhalt zu locken.
Segestes soll Varus noch gewarnt haben, doch der nahm die Warnung nicht ernst.
Nach dem Sieg war Arminius in weitere Schlachten mit den Römern und in den eigenen Reihen verstrickt.
Er wurde 21. n. Chr. von eigenen Verwandten getötet. Bis heute gilt Arminius als einer der wichtigsten Germanen, weil er mehrere germanische Völker erstmals in einer gemeinsamen Schlacht vereinigte.
Die Beziehungen zwischen Römern und Germanen nach der Varusschlacht
Die Römer waren tief getroffen
Für die Römer war der Rückschlag durch die Niederlage im Teutoburger Wald (Kalkriese) verheerend. Der Verlust riss eine Wunde in die erfolgsverwöhnte römische Seele. Tief getroffen und verunsichert zogen sie sich in ihre sicheren Gebiete westlich des Rheins zurück.
Die Orte Dorlar und Waldgirmes an der Lahn wurden aufgegeben. Der neue Machthaber Tiberius verlegte drei Legionen an den Rhein, befahl diesen aber, sich passiv zu verhalten.
Trotzdem hörten die Versuche, Germanien östlich des Rheins einzunehmen, damit nicht völlig auf. Immer wieder reisten römische Gesandte und Spione ins Reich „Barbaricum“ östlich des Rheins und römische Händler betrieben weiter regen Austausch mit den Barbaren.
In der Rheingegend bauten die Römer Bonna (heutige Bonn), Asciburgium (Asberg), die Grundzüge des heutigen Moers, Mogontiacum (Mainz) und Ulpia Noviomagus Batavorum (Nimwegen) weiter aus. Auch in diesen Städten lebten Germanen in Frieden mit Römern zusammen.
Lange Kämpfe unter den Römern und Germanen
Unter Kaiser Tiberius kam es immer häufiger zu Meutereien unter den in Germanien stationierten Soldaten. Der Statthalter Germanicus hatte Mühe, seine Legionen zusammenzuhalten. Es soll sogar zu Verbrüderungen zwischen aufständischen römischen Soldaten und germanischen Kämpfern gekommen sein.
Ab Mai 17 n. Chr. zogen sich die Römer weiter zurück. Die Kriegskosten und Verluste (20.000 bis 25.000 Mann) waren zu hoch geworden.
Im 1. Jhd. nach der Varusschlacht kam es immer wieder zu Vorstößen der Römer, Rückzügen, Schlachten, Friedensabkommen und erneuten Aufständen.
Hauptsiedlungs- und Herrschaftsgebiete der Römer waren nach wie vor Süddeutschland sowie die Regionen westlich des Rheins.
Mogontiacum/Mainz und Colonia Claudia Ara Agrippinensium/Köln wuchsen weiter. Die römischen Städte wurden mit moderner römischer Technik ausgestattet und schon 260 n. Chr. hatte Köln eine Wasserleitung.
Im Süden blühte der Weinbau der Römer. Handelsschiffe der Römer stießen immer wieder ins Barbaricum vor und betrieben weiter den für Rom wirtschaftlich bedeutenden Handel mit verschiedenen Völkern und Stämmen.
Germanen aus dem Osten wanderten gen Westen aus und wurden Teil der römischen Städte.
Ab 120 n. Chr. entstand der etwa 548 Kilometer lange Obergermanisch-Raetische Limes mit 900 Wachtürmen und 120 Truppenlagern. Der Donaulimes als Grenzwall zu den Barbarengebieten nördlich der römischen Herrschaftsgebiete in Schwaben und Bayern begann in Castra Regina (Regensburg) und zog sich bis nach Vindobona (Wien).
Auch in dieser Region bestanden neben den Feindseligkeiten enge Kontakte und Handelsbeziehungen zwischen den römischen Provinzen und der Region „Freies Germanien“.
Die Germanen schlugen zurück
Ab dem 3. Jhd. entwickelte sich unter den Germanen ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Sie bildeten größere und schlagkräftigere Truppen. Zu einer Zeit als das Römische Imperium durch Angriffe der Sassaniden im Orient geschwächt war, nutzen die Germanen die Gunst der Stunde.
Ab dem Jahr 233 überschritten vor allem die unzufriedenen Alamannen immer wieder den obergermanisch-rätischen Limes und plünderten römische Städte und Siedlungen.
251 rebellierten die Goten, 259/260 durchbrachen Franken und Alamannen den Limes (Limesfall) gemeinsam und die Franken drängten in die römischen Regionen im heutigen Bayern.
259 bis 274 organisierten sich die Gallier und später die Burgunden, Goten und Vandalen.
Die Römer versuchten zwar immer wieder ihre Standorte zu sichern, mussten aber zunehmend Gebiete an die Germanen abtreten.
Durch Schlechtwetterperioden wurden die Lebensbedingungen in den nördlichen Provinzen Roms zunehmend schlechter. Umso mehr drängten sie gegen die „reichen“ Römer. Um 378 setze eine große Völkerwanderung ein, bei der Germanen, Goten, Gallier und weitere Völker im großen Stil im Römischen Reich und in Europa umherwanderten und nach neuen fruchtbaren Siedlungsgegenden suchten.
Das geschwächte Rom konnte die Wanderung kaum noch kontrollieren. Immer mehr Grenzen fielen und Rom verlor die Kontrolle. Als es 395 zur Teilung des Römischen Reiches kam, zerfiel die römische Macht zunehmend und die lange unterdrückten Völker nutzen erneut die Schwäche Roms.
451 verbrüderten sich die Goten und Römer noch einmal gegen Attilla den Hunnen.
476 schließlich fiel der römisch-germanische Feldherr Odoaker in Rom ein, setzte Kaiser Romulus Augustulus ab und beendete damit die lange Herrschaftszeit des römischen Reiches.
Das römische Erbe in Germanien
Trotz der teils heftigen Auseinandersetzungen und blutigen Krieg e haben die Römer unsere Kultur und Gesellschaft selbst in den „Barbaren-Gebieten“ geprägt.
Kanalisationen, Bäder, Weinbau, Städte, technologischer Fortschritt und selbst die christliche Religion kam durch die Römer in den Norden.
Nach dem Fall Westroms begann ein Aufstieg der ehemaligen germanischen, gotischen, gallischen und vieler weiterer Reiche in den einstigen nördlichen Provinzen. Es bildeten sich Städte, Königtümer und schließlich wurden sogar Machthaber der einst unterdrückten Gebiete zu ideellen Kaisern Roms und des christlichen Abendlandes: zu den ersten gehörten Karl der Große (747 bis 814) und Otto der Große (912 – 973).
Zusammenfassung
- Die Varusschlacht fand im Herbst des Jahres 9 n. Chr. statt. Auf dem Gebiet des heutigen Teutoburger Waldes (Kalkriese) lockte der Cherusker Arminius die Römer in eine Falle.
- In unwegsamen und dichten Waldgebiet verloren die Römer unter dem Feldherr Varus drei Legionen.
- Seit dem 2. Jhd. v. Chr. hatten die Römer immer wieder nördliche Regionen ausspioniert.
- Bis 55 v. Chr. konnten sich die Germanen behaupten. Dann hatte Iulius Caesar Gallien unterworfen und konnte mit Sicherheit im Rücken in Germanien einwandern.
- Trotzdem gelang es den Römern nie so ganz, die Regionen östlich des Rheins, nördlich der bayerischen Donau und nördlich des Mains einzunehmen.
- Nach der Varusschlacht wurden diese Gebiete zum „Barbaricum“ erklärt.
- In den Jahrhunderten nach der Varusschlacht kam es immer wieder zu Kämpfen unter den Germanen, zwischen Römern und Germanen und aus Verbänden der Römer und Germanen gegen die Hunnen.
- Schlussendlich beendete der germanisch-römische Feldherr Odoaker die weströmische Herrschaft im Jahr 476 n. Chr.
- Der römische Einfluss prägte durch die Besatzungen, den Städtebau, Landwirtschaft und den regen Handel ganz Germanien. Bis heute ist das römische Erbe ein Teil unserer Kultur.
Literatur
- Thomas Schiffer (Autor), Das römische Germanien, ISBN: 978-3955403539*
- Sabine Wierlemann (Autor), Christoph Clasen (Illustrator), Das Geheimnis des roten Mantels: Eine Zeitreise zu den Römern und Germanen, ISBN: 978-3487088723*
- Jens Schröder (Autor), Markus Wolff (Autor), GEO Epoche / GEO Epoche 107/2020 – Rom und die Germanen: Das Magazin für Geschichte, ISBN: 978-3652010399*
- Reinhard Wolters (Autor), Die Römer in Germanien, ISBN: 978-3406729546*