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Körperliche Entwicklung bei Jugendlichen und Teenagern


Nicht nur im Kindesalter passiert viel im Körper und Geist junger Menschen. Auch in der anschließenden Phase geht einiges vor sich. Die Übergangsphase von der Kindheit hin zum Erwachsenenalter wird als Adoleszenz bezeichnet. Damit ist das Jugendalter gemeint, welches mit der Pubertät beginnt. Wann die Adoleszenz endet, ist nicht ganz so einfach festzulegen.

In westlichen Industrienationen wird das Ende dieser Phase mit dem Erreichen der Selbstständigkeit im Erwachsenenalter beendet. Wann diese letztendlich eintritt, ist jedoch relativ individuell. Wie auch in der Kindheit laufen in der Adoleszenz eine ganze Reihe verschiedener Entwicklungsschritte auf körperlicher, kognitiver und sozialer Ebene ab. In diesem Artikel erfährst du, welche körperlichen Prozesse sich im Jugendalter abspielen.

Wachstumsschub und Hormonchaos

Die Pubertät ist der Startschuss für die Adoleszenz.

Mit ihr beginnt die Zeit der Geschlechtsreife, welcher ein Hormonschub vorausgeht. Das führt nicht nur zu einem starken Körperwachstum, welches rund zwei Jahre dauert. Es kommt auch zu hormonbedingten Stimmungsschwankungen.

Mädchen bekommen mit 11 Jahren etwa zwei Jahre früher den genannten Wachstumsschub als Jungen. Sie wachsen daher zwar zeitlich zuerst, doch Jungen wachsen letztlich länger und werden größer.

Heute tritt die Pubertät früher ein

Mittlerweile finden sowohl der Wachstumsschub als auch die sexuelle Entwicklung früher statt als noch vor einem halben Jahrhundert.

So beginnt das Wachstum der Brüste häufig bereits mit zehn Jahren. Die eigene psychische und körperliche Entwicklung findet nicht unabhängig von äußeren Faktoren statt. Viel mehr ist es ein Zusammenspiel von Anlage und Umwelt, welches die persönliche Entwicklung bestimmt.

Wie kommt es dazu

Als Ursachen für die früher einsetzende Pubertät werden verschiedene Faktoren vermutet.

Beispielsweise können bestimmte Chemikalien einen Einfluss auf die körperliche Entwicklung haben. Manche Chemikalien haben eine hormonähnliche Wirkung und werden heutzutage in einem größeren Ausmaß aufgenommen als es in der Vergangenheit der Fall war. Auch die Ernährung hat wahrscheinlich ihren Anteil am Zeitpunkt des Pubertätsbeginns.

Geschlechtsreife setzt immer früher ein

In dieser Wachstumsphase kommt es auch zur Ausprägung der primären Geschlechtsmerkmale.

Damit sind die Fortpflanzungsorgane und die äußeren Genitalien gemeint. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale prägen sich nach und nach aus. Dabei handelt es ich um Merkmale, die nicht direkt der Fortpflanzung dienen, wie beispielsweise Barthaare, Brüste oder Stimmbruch.

Mit der Pubertät wird die Zeit bezeichnet, in der die Geschlechtsreife erlangt wird. Es entwickelt sich damit die Fähigkeit, Kinder zu zeugen beziehungsweise auszutragen. Als die beiden eigentlichen Startsignale der Pubertät werden die erste Regelblutung oder Menarche und die erste Ejakulation bewertet. Die Menarche setzt derzeit meist bereits mit 12,5 Jahren ein, während es im Schnitt mit rund 14 Jahren zur ersten Ejakulation beziehungsweise Spermarche kommt.

Die Verbindung von Psyche und Körper

Durch bestimmte Belastungen kann es sogar zu einem noch früheren Einsetzen der ersten Regelblutung kommen.

Dazu zählen zum Beispiel sexueller Missbrauch, eine unsichere Bindung oder die Abwesenheit des Vaters. Mit der ersten Blutung gehen viele verschiedene Emotionen einher. Ein Gefühlschaos aus Furcht, Stolz, Scham oder Aufregung kann die Menarche begleiten. Hieran zeigt sich deutlich, dass körperliche Veränderungen auch immer mit einer psychischen Komponente einhergehen. Das bezieht sich nicht nur auch hormonell bedingte Stimmungsschwankungen.

Sowohl an die erste eigene Regelblutung als auch an die erste Ejakulation können sich die meisten Menschen noch gut erinnern. Oder zumindest an den Morgen nach der Spermarche, da diese meistens im Schlaf erfolgt.

Verschiedene Einflüsse bestimmen den Zeitpunkt der Pubertät

Entwicklungsphasen laufen in der Regel in einem festen Schema ab.

So wie Babys zuerst sitzen und erst später laufen können, kommt es zum Beispiel zunächst zur Entwicklung der Brust und dann zur ersten Regelblutung. Allerdings ist – wie auch in der Kindheit – der Zeitpunkt ein individueller. Bestimmte Einflüsse können den Zeitpunkt des Eintretens der Pubertät verzögern oder (wie weiter oben beschrieben) auch beschleunigen.

Doch auch die genetische Veranlagung spielt hier eine Rolle. Manche erleben daher vielleicht schon vor dem elften Lebensjahr einen Wachstumsschub, während andere erst mit 15 oder 16 „in die Höhe schießen“. Auf die letztendliche Größe im Erwachsenenalter hat der zeitliche Beginn hingegen normalerweise keinen Einfluss.

Vor- und Nachteile einer frühen Adoleszenz

So unterschiedlich der Zeitpunkt des Einsetzens der Pubertät ist, so verschieden sind auch dessen Auswirkungen auf die Psyche.

Körperlich für ihr Alter schon weit entwickelte Jungen sind beispielsweise häufig beliebter und selbstsicherer. Damit geht meist auch eine größere Unabhängigkeit einher. Das Ganze hat jedoch auch eine Schattenseite. Studien zeigten, dass diese Jungen häufig auch zu früh und zu viel Alkohol trinken, sehr früh sexuelle Kontakte eingehen und häufiger Probleme mit dem Gesetz haben.

Auch für Mädchen kann eine zu frühe körperliche Entwicklung Nachteile bergen. Wenn die emotionale Reife der körperlichen Reife noch hinterherhinkt und die eigene Entwicklung nicht zeitgleich mit der der Freundinnen abläuft, kann das zu einem Stressfaktor werden. Es kann nicht nur zu Hänseleien durch Gleichaltrige kommen, sondern auch früher zu sexueller Belästigung durch Ältere.

Die Entwicklung läuft nicht bei allen zeitgleich ab

Doch ebenso kann eine verspätete Pubertät zu psychischem Druck führen.

Haben bereits alle anderen Mädchen in der Clique oder in der Schulklasse ihre Periode und sind körperlich bereits stark entwickelt, kann das „Spätzündern“ zusetzen. Auch hier kann es zu Hänseleien oder Ausgrenzung kommen. Zudem hängt die Selbstwahrnehmung im Jugendalter sehr stark von der Meinung von anderen ab. So kommen sowohl „Frühreife“ als auch „Spätzünder“ nicht selten zu dem Schluss, dass mit ihnen irgendetwas nicht stimmt. Es ist ohnehin eine Zeit, in der viele verunsichert sind, da ihr Körper plötzlich nicht mehr derselbe zu sein scheint. Die negative Bewertung des eigenen Körpers durch andere kann diese Unsicherheit und Selbstzweifel noch einmal verstärken.

Die Entwicklung des Gehirns während der Adoleszenz

Darin zeigt sich auch, dass die Pubertät nicht nur ein individuelles Thema ist.

Auch das soziale Umfeld muss bedacht werden. Schließlich sind es die Reaktionen der anderen, die die Wahrnehmung des eigenen, sich verändernden Körpers zusätzlich beeinflussen können. Doch nicht nur der Körper ist im Umbruch. Auch das Gehirn Jugendlicher ist wie eine riesige Baustelle. An etlichen Stellen finden Umbauarbeiten statt. Es bilden sich immer mehr Verbindungen zwischen einzelnen Hirnzellen und ungenutzte Verbindungen werden gestutzt.

Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Verbesserung der Impulskontrolle, einem besseren Urteilsvermögen und die Fähigkeit zum langfristigen Planen wird ausgebaut. Diese Fähigkeiten verfeinern sich aufgrund der Reifungsprozesse des Frontallappens. Nicht nur der Körper wächst, sondern auch die Myelinschichten, welche die Axone der Neuronen umschließen. Dieses Fettgewebe ist für eine schnellere Übertragung neuronaler Informationen zuständig. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Arealen des Gehirns verbessert sich auf diese Weise.

Zuerst die Belohnung, dann die Impulskontrolle

Allerdings finden die Entwicklungen im Gehirn zeitversetzt statt.

Bevor der Frontallappen heranreift, hat das limbische System noch die Oberhand. Dieser Teil des Gehirns ist unter anderem für Emotionen und Impulsivität zuständig. Risikoreiches Verhalten, Versuchungen nachgeben und emotionale Achterbahnfahrten haben hier ihren Ursprung. Der Frontallappen hat in jüngeren Jahren der Adoleszenz noch nicht viel mitzureden. Daher suchen viele in der Zeit nach Nervenkitzel und schnellen Belohnungen, statt sich über spätere Konsequenzen ihres Handelns Gedanken zu machen.

Die zeitverzögerte Entwicklung des Gehirns

Die Reifung des Gehirns dauert etwa bis zum Alter von 25 Jahren.

Das war beispielsweise auch der Anlass dafür, dass die American Psychological Association zusammen mit weiteren medizinischen Berufsverbänden im Jahr 2004 vor den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika zog. Bei dem Verfahren ging es um die Todesstrafe für Sechzehn- und Siebzehnjährige.

Jugendlichen sei aufgrund ihrer Gehirnentwicklung das Treffen erwachsener Entscheidungen noch nicht möglich, so hieß es im Scheiben. Das Ergebnis des Verfahrens war 2005 der Beschluss, dass die Todesstrafe für Jugendliche gegen die Verfassung verstößt. Jugendlichen wurde aufgrund der mangelnden Impulskontrolle durch den noch unausgereiften Frontallappen eine geringere Schuldfähigkeit zugestanden.

Zusammenfassung

  • Die Pubertät läutet den Beginn der Adoleszenz ein.
  • Mit Adoleszenz ist die Übergangsphase von der Kindheit ins Erwachsenenalter gemeint.
  • Die Pubertät ist der Beginn der Geschlechtsreife. Ihr gehen hormonelle Veränderungen und ein Wachstumsschub voraus. Mädchen haben diesen Schub früher als Jungen, werden jedoch in der Regel nicht so groß.
  • In der Pubertät entwickeln sich die primären (Geschlechtsorgane, Genitalien) und sekundären Geschlechtsmerkmale (beispielsweise Barthaare, Brüste, Stimmbruch).
  • Das Einsetzen der Pubertät findet heute früher statt als noch vor einem halben Jahrhundert. Dafür werden verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht. Zum Beispiel die Ernährung oder die höhere Belastung mit hormonähnlichen Chemikalien.
  • Eine sehr frühe sowie eine sehr späte Pubertät können psychisch belastend sein. Eine frühe körperliche Entwicklung bei Jungen kann diese selbstbewusster und beliebter machen.
  • Auf der anderen Seite legen Jungen jedoch auch eher ein Risikoverhalten an den Tag.
  • Frühreife Mädchen hingegen werden schneller Opfer sexueller Belästigungen. Doch auch ein später Beginn der Pubertät kann belastend sein.
  • Das Gehirn von Jugendlichen entwickelt sich ebenfalls weiter. Allerdings haben die einzelnen Bereiche ein unterschiedliches Entwicklungstempo.
  • Der für die Impulskontrolle und das langfristige Planen zuständige Frontallappen entwickelt sich erst nach der Reifung des limbischen Systems.
  • Da dieses mit Emotionen, Belohnungen und Erlebnishunger in Zusammenhang steht, tendieren Jugendliche häufig zu riskanten oder selbstzerstörerischen Verhaltensweisen.
  • Das Gehirn ist erst im Alter von rund 25 Jahren vollständig ausgereift. Daher muss auch die Justiz bei der Schuldfähigkeit von Jugendlichen und Erwachsenen mit zweierlei Maß messen.

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