Liebe als biologischer Prozess & evolutionspsychologisches Erbe
Warum lieben wir? Das ist vielleicht eine eher philosophisch anmutende Frage, welche jedoch auch einen psychologischen und evolutionären Gehalt hat. Kinder brauchen die Liebe und Fürsorge ihrer Mutter und Liebe ist in vielen Beziehungsformen von großer Bedeutung.
Aus Sicht der Psychologie stecken verschiedene Aspekte hinter dem Phänomen der Liebe. Diese besteht nämlich nicht nur aus der romantischen Liebe zwischen Beziehungspartnern oder in Form einer innigen Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch Freundschaften sind eine Form der Liebe, in denen es zu einer starken emotionalen Nähe kommt, allerdings ohne einen leidenschaftlichen Aspekt.
Warum Liebe und Fürsorge aus der evolutionären Sicht wichtig sind, welche Komponenten die Liebe ausmachen und welche Punkte den Menschen unbewusst bei der Partnerwahl beeinflussen, wollen wir uns im folgenden Artikel näher ansehen.
Inhalt
Warum sind Liebe und Fürsorge ein Evolutionsvorteil?
Bezogen auf den Nachwuchs sichern Liebe und Fürsorge dessen Überleben.
Denn neugeborene Menschen sind im Vergleich zu vielen anderen Tierkindern sehr hilflos. Sie können sich weder selbst ernähren noch vor potenziellen Fressfeinden fliehen. Bis ein Menschenkind laufen kann, dauert es immerhin einige Monate. Es ist also schlichtweg auf die Fürsorge seiner Mutter und anderer Familienmitglieder angewiesen.
Um die Versorgung durch die nahe Verwandtschaft zu gewährleisten, hat sich die Evolution sozusagen den Trick mit der Liebe einfallen lassen. Würden die Familienangehörigen keine Zuneigung zum Neugeborenen verspüren, würden sie sich vermutlich nicht über die Maßen, um es kümmern.
Doch nicht nur bei der Versorgung eines Babys spielt die Liebe eine Rolle. Auch die Liebe zwischen dessen Eltern ist relevant. Das betrifft nicht nur die Zeugung, sondern auch die Ressourcen. Ein intaktes Elternhaus bietet dem Sprössling mehr Ressourcen für eine positive Entwicklung. Denn auch die gegenseitige Unterstützung der beiden Elternteile wirkt sich zu Gunsten des Kindes aus. Doch wie kommt es zur Liebe zwischen Erwachsenen?
Partnerwahl und Liebe in der Evolutionspsychologie
Partnersuche, Beziehungen und Liebe dienen laut Biologie bzw. Evolution lediglich dazu, sich zu vermehren. Oder anders gesagt: Liebe ist ein Konzept, welches uns ermöglicht – unsere Gene zu verteilen. Doch bei der Wahl des Partners haben Frauen und Männer andere Vorlieben bzw. Präferenzen. Und dies lässt sich ebenfalls biologisch erklären.
Wie?
Vereinfacht gesagt halten Frauen bei der Partnersuche Ausschau nach Ressourcen und Männer nach Jugend.
Die Partnerwahl unterscheidet sich in bestimmten Punkten bei den Geschlechtern. Frauen investieren aus biologischer Sicht viel mehr Kraft und Energie in ein Kind als Männer und können während der Schwangerschaft ihre Gene nicht weiter verteilen. Diese sind immer auf das aktuelle Kind beschränkt.
Daher legen sie Wert auf einen Partner, der die Familie mit Ressourcen unterstützen und Schutz bieten kann. Dabei geht es nicht nur um das Materielle und Muskeln. Im Umgang mit Ressourcen ist auch Intelligenz von Vorteil und auch eine gute Gesundheit ist ein Pluspunkt. Männer tragen keine Kinder aus und können theoretisch mit unendlich vielen Partnerinnen Kinder zeugen. Ihre Genverbreitung läuft also schneller ab als die der Frauen.
Doch stehen Männer auch einem sekundären zeitlichen Problem gegenüber: Denn eine Frau, als potentielle Genverbreiterin, kann nicht ihr Leben lang Kinder bekommen. Nach den Wechseljahren ist Schluss mit der Reproduktion. Daher sollte die ideale Partnerin jung und natürlich auch gesund sein, um eine Schwangerschaft gut zu überstehen. So gehen die eigenen – im Nachwuchs vorhandenen – Gene nicht durch, beispielsweise einer Fehlgeburt, verloren.
Daher spielen bei Männern nicht die materiellen Ressourcen einer potenziellen Partnerin eine Rolle, sondern eher deren Attraktivität. Denn diese ist im Normalfall ein Anzeichen für Jugend und Gesundheit und damit auch für Fruchtbarkeit. Und somit wird unbewusst eine attraktive, junge Partnerin gewählt, da mit ihr die Chancen auf eine gesunde und vielfache Genverbreitung maßgeblich steigen.
Hohe Wangenknochen, volle Lippen, große Augen und ein angemessenes Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang sind Beispiele für als attraktiv empfundene Körpermerkmale. Dabei handelt es sich um ein uraltes Programm, welches sich im Laufe der Evolution in Bezug auf die Partnersuche im Menschen entwickelt hat.
Man kann auch sagen, dass im DNA-Code der Männer die Erfahrung einer Nachkommenschaft mit einer attraktiven Frau gespeichert wurde. Gleichzeitig wurden äußerlichen Eigenschaften einer Frau ebenfalls gespeichert, welche auf deren Attraktivität und den damit verbundenen Fortpflanzungserfolg hinweisen.
Hormonelle Liebe als Stütze der Evolution und Sicherung der Art
Haben zwei Menschen sich einmal verliebt, spielen ihre Hormone verrückt.
Die Hormonausschüttung von Verliebten unterscheidet sich von der Nicht-Verliebter. Vermutlich hast du schon mehrfach vom sogenannten Kuschelhormon Oxytocin gehört. Dieses wird auch als Bindungshormon bezeichnet und wird beispielsweise beim Körperkontakt mit dem Partner ausgeschüttet.
Auch im Dopaminsystem zeigt sich die Verliebtheit. Denn dieses wird jedes Mal aktiv, sobald der Partner erblickt wird. Das geht mit einer Belohnungserwartung und einer konzentrierten Aufmerksamkeit einher. Das dopaminerge System wird übrigens auch bei Lust und Sucht aktiviert. Das erklärt, warum Verliebte manchmal regelrechter Entzugserscheinungen aufweisen, sobald sie ihren Partner eine Weile nicht sehen. Sie werden unruhig, können sich nicht konzentrieren und an nichts anderes als den Partner denken.
Rein hormonell gesehen kann man Liebe beziehungsweise das Verliebtsein daher nicht als Emotion verstehen, sondern eher als starke Motivation oder Sucht nach dem Zusammensein mit der anderen Person.
Warum wird Liebe hormonell begünstigt?
Auch dies hat etwas, mit den Kindern zu tun. Denn durch die Partnerliebe entstehen für das Kind ebenfalls Vorteile. Ein Mann, welcher sich zu seiner Partnerin hingezogen fühlt, wird diese wahrscheinlich nicht verlassen. Dadurch wird die Frau und das Kind – laut evolutionärer Sicht – mit dessen Ressourcen weiterhin versorgt. Die hormonelle Liebe bildet somit eine Versorgungsstütze für die Nachkommen, welche allein lebensunfähig wären.
Mutterliebe ist stark und ebenfalls evolutionär wichtig
Die Liebe zwischen Mutter und Kind ist elementar wichtig für das Baby.
Denn dieses kommt vollkommen hilflos auf die Welt. Allein könnte es nicht überleben und ist auf die Liebe seiner Mutter und die damit verbundene Umsorgung angewiesen. Diese Mutter-Kind-Verbindung sorgt nicht nur für die Versorgung mit Nahrung, Schutz und Wärme. Auch die Gehirnentwicklung wird durch diese Bindung beeinflusst.
Damit geht auch einher, wie sich die Persönlichkeit des Babys in den kommenden Jahren entwickelt. Besteht ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Mutter und Kind, fasst dieses später auch eher Vertrauen in andere Menschen und entwickelt ein stabileres Selbstbild.
Erfährt das Baby Vernachlässigung oder Ablehnung von der Mutter, entwickelt es unter Umständen im späteren Leben Depressionen, hat mit einem geringen Selbstwert zu kämpfen und agiert eher skeptisch und verschlossen anderen gegenüber. Die Liebe einer Mutter steht sinnbildlich für Selbstlosigkeit und dem Wunsch, alles für das eigene Kind tun zu wollen.
Dies wiederum trägt auch zu deren Paarungsverhalten bei. Denn Frauen, welche unter Depressionen leiden und ein geringeres Selbstwertgefühl haben, wirken eher unattraktiv auf Männer. Dadurch schwinden deren Chancen, sich selbst zu reproduzieren. Evolutionär betrachtet sinken somit die Chancen zur Weitergabe der eigenen Gene, wenn die Frauen keine Mutterliebe erfahren haben.
Bei Männer wirkt dies ähnlich. Denn leiden diese unter Selbstzweifeln, sinken diese automatisch im Status. Und Männer mit geringerem Status werden bei der Paarung ebenfalls ungerne berücksichtigt, da Frauen ihnen unbewusst die Möglichkeit zur Ressourcenversorgungen abschreiben.
Mutterliebe wirkt sich demnach auf die Psyche von Kindern und deren späteren Entwicklungsverlauf sowie Reproduktionswahrscheinlichkeit aus. Ermöglicht wird dieses Verhalten zu einem großen Teil durch einen Hormon-Cocktail, der beispielsweise beim Stillen des Babys freigesetzt wird. Das dabei ausgeschüttete Hormon Prolactin sorgt für ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit. Seine Wirkung ist ähnlich der einer Dosis Valium.
Gleichzeitig findet auch Oxytocin seinen Weg in den Organismus der Mutter. Das sogenannte Kuschelhormon wird auch während der Geburt ausgeschüttet und hat ebenfalls eine stark beruhigende Wirkung. Das ist vor allem der angstreduzierenden Wirkung dieses Hormons auf die Amygdala zu verdanken. Übrigens wird auch Dopamin bei Müttern ausgeschüttet, wenn sie ihre Kinder sehen. Durch die Kombination von Oxytocin und Dopamin kommt es sowohl bei Müttern als auch bei Verliebten zu einem fast schon rauschhaften Zustand, der sich aus Liebe und Wohlgefühl zusammensetzt.
Wenn die Liebe zur Gewohnheit wird, ergeben sich noch stärkere evolutionäre Vorteile
Der angesprochene Hormon-Cocktail nimmt (zumindest bei Verliebten) auf Dauer ab.
Das bedeutet allerdings nicht, dass auch die Liebe im Sande verläuft. Auch in langjährigen Beziehungen werden (im Idealfall) emotionale Nähe und Vertrautheit aufrechterhalten. Selbst kleine Fragen wie „Wie war dein Tag?“ tragen dazu bei, dass Vertrautheit und Nähe erhalten bleiben. Entfremdung und Gleichgültigkeit sind Gift für jede Beziehung und die häufigsten Trennungsgründe.
Von der Liebe einmal abgesehen, kann eine Beziehung auch als Anker der Stabilität dienen. Hier spielt allerdings auch die Persönlichkeit der jeweiligen Partner eine Rolle. Je ähnlicher uns jemand ist, desto mehr fühlen wir uns von dieser Person angezogen. Das liegt vor allem daran, dass wir das Gefühl der Vertrautheit erleben. Zudem ist es wichtig, dass wir uns von unserem Partner verstanden fühlen, um emotionale Nähe aufzubauen. Sofern nun Stabilität und Sicherheit Werte sind, die beide Partner verfolgen, so ist die Wahrscheinlichkeit einer langjährigen Beziehung höher als bei einem Paar mit unterschiedlichen Wertvorstellungen in dieser Hinsicht.
Vom Evolutionsbiologen Richard Dawkings stammt das Konzept der egoistischen Gene. Demnach sind unsere Gene bestrebt danach, sich zu reproduzieren. Sämtliche Emotionen, wie Liebe, Sympathien und Einfühlungsvermögen entstehen nur deshalb, um eine Genweitergabe zu gewährleisten. Demnach entdecken Menschen, welche Sympathien für Andere haben, lediglich eine Ähnlichkeit im Anderen und somit eine ähnliche Genzusammensetzung. Sie sind dann zur Mithilfe bzw. Unterstützung oder zum Einfühlungsvermögen bereit – weil sie sich im Anderen wiedererkennen.
Menschen erkennen im Anderen dann Sorgen, Ängste, Nöte und können sich einfühlen. Dadurch wird ein prosoziales Verhalten gefördert, welches dem Überleben des Anderen und somit der ganzen Art dient. Je größer der Verwandtschaftsgrad bzw. Gen- und Eigenschaftenübereinstimmung ist, je größer sind Mitgefühl, Spendenbereitschaft und Empathie.
Gefühle, wie Zweisamkeit und Vertrautheit – welche aus dauerhafter Übereinstimmung bzw. Gewohnheit entstehen, dienen dann dem Überleben dieser Gene. Wir empfinden zwar Liebe, doch stattdessen ist es eine erlernte Liebe – welche lediglich durch ihren häufigen Gebrauch und dauerhaften Übereinstimmung – immer stärker wird. Dieses Konzept ist das dauerhafteste und sorgt am stärksten für die bereits erwähnte Ressourcensicherstellung der Kinder und dem Erhalt der Art.
Menschen ohne Kinder empfinden allerdings ähnliche Gefühle. Die Natur unterscheidet hier nicht, ob es bereits Nachwuchs gibt oder nicht. Stattdessen enthält jeder Mensch die Programme zur Liebe als Verliebtheitsgefühl oder als Gewohnheitsakt, um die Nachkommen oder die Menschheit als Ganzes zu sichern.
Die Rolle von Zeit, Kosten und Nutzen bei der psychologischen Liebe und Beziehungszufriedenheit
Eine lange Beziehung nur mit Hilfe der Gewohnheit erklären zu wollen, greift jedoch etwas zu kurz. Investitionen und Zeit spielen ebenfalls eine Rolle. Die Equity-Theorie beinhaltet die Annahme, dass in einer Liebesbeziehung die Zufriedenheit von den einer als fair wahrgenommenen Ressourcenverteilung abhängt. Es geht um ein Kosten-Nutzen-Verhältnis, welches die Partner zufriedener oder unzufriedener werden lässt.
Kümmert sich nur einer von beiden täglich um den Haushalt, während der andere seinen Teil nicht dazu beiträgt und stattdessen nur vor der Spielkonsole sitzt, kann es schnell mal kriseln. Doch selbst wenn es zu Krisen kommt, führen diese nicht zwingend zur Trennung. Ist der eine Partner zwar unzufrieden mit der Beziehung, sieht jedoch keine passende Alternative, verbleibt er trotzdem in der aktuellen Situation. Umgekehrt kann es auch zu einer Trennung kommen, obwohl die Partner mit der Beziehung relativ zufrieden sind.
Falls sich ein besserer Partner finden lässt, kann jemand die bestehende Beziehung für diesen verlassen. In Bezug auf die Beendigung einer Partnerschaft werden allerdings auch die Investitionen bedacht, welche in der Vergangenheit getätigt wurden. Das könnte beispielsweise ein gemeinsames Eigenheim sein. Oder natürlich auch Kinder. Insgesamt lässt sich hinsichtlich des Festhaltens an eine Beziehung Folgendes sagen: Je größer die Zufriedenheit, je geringer die Qualität von Alternativen und je höher die Investitionen, desto wahrscheinlicher ist die Aufrechterhaltung der Beziehung.
Hat man sich erst einmal für die Beziehung entschieden, greifen Mechanismen, die diese Festlegung unterstützen. Dazu gehört beispielsweise die geringere Aufmerksamkeit für alternative Partner. Hinzu kommt eine Abwertung von eben diesen Alternativen. Das bedeutet, dass ein Partner attraktive Fremde als weniger anziehend empfindet als den eigenen Partner. Dieses Phänomen wird bei Singles nicht beobachtet. Werden diesen dieselben gutaussehenden Fremden gezeigt, bewerten sie diese als wesentlich attraktiver als die in einer Partnerschaft befindlichen Personen es tun.
Auch diese Phänomene sind evolutionär betrachtet von Vorteil. Denn durch das Sinken der Trennungswahrscheinlichkeit, steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen an. Denn die Ressourcenversorgung für Neugeborene Menschenbabys muss relativ lange aufrechterhalten werden, da diese als hilflose Wesen zur Welt kommen.
Oft kommt es zu einer Trennung der Partner, nachdem die Kinder das Haus verlassen haben. Biologisch ist dies sinnvoll, da beide Eltern ihre Aufgabe erfüllt haben. Psychologisch ist dies meistens mit Schmerz, Wut und Verzweiflung verbunden. Oft entstehen auch Verlustängste, Eifersucht und Neid aus einer Trennung. Dies wiederum ist ein Drang nach Wiederherstellung der alten Ordnung zu verstehen. Denn die eingefahrene Gewohnheit oder auch Liebesgewohnheit bedeutet auch Sicherheit.
Die drei psychologischen Bausteine der Liebesbeziehung zur Aufrechterhaltung der Art
Nach der Theorie von Sternberg fußt die Liebe auf drei Aspekten, welche in unterschiedlich starker Ausprägung jeweils zu verschiedenen Formen der Liebe führen.
Entscheidend in einer Beziehung sind die emotionale Nähe sowie Leidenschaft und die Festlegung auf eine Beziehung. Mit emotionaler Nähe ist eine enge Verbundenheit zu der anderen Person gemeint. Bei der Leidenschaft geht es neben der Romantik generell um körperliche Anziehung und Sexualität. Der Begriff der Festlegung ist ein wenig abstrakter. Darunter wird verstanden, dass jemand nicht nur Liebe für den anderen empfindet, sondern auch einen Beschluss über das Festhalten an dieser Liebe fasst. Anders gesagt, erkennt man seine Gefühle für den anderen und entschließt sich, diese auch aufrechterhalten zu wollen.
Dieser Beschluss geht allerdings noch viel weiter. Menschen, welche nicht heiraten – weil sie sich irgendwann vielleicht einmal scheiden lassen könnten, haben den Entschluss zur Aufrechterhaltung der Beziehung nicht getroffen. Auch Verheiratete mit zwei unterschiedlichen Familiennamen haben diesen Entschluss oftmals nicht getroffen. Gütertrennung und zwei unterschiedliche Bankkonten sind mitunter ebenfalls nur Ausdruck einer Absicherung und einer nicht zu Hundertprozent gefassten Entscheidung.
Aber….
In einer Partnerschaft können alle drei Aspekte zusammentreffen: Man fühlt sich dem Partner nicht nur emotional sehr nahe, sondern empfindet gleichzeitig auch große Leidenschaft für ihn. Bei einer Freundschaft hingegen kann es auch zu einer stark ausgeprägten emotionalen Nähe kommen, ohne dass leidenschaftliche Gefühle an der Beziehung beteiligt sind. Eine Festlegung kann in beiden Fällen vorherrschen. Denn sowohl in einer Partnerschaft als auch in einer Freundschaft kann der Wunsch zur Aufrechterhaltung dieser Beziehung bestehen.
Im Laufe einer Partnerschaft kann der Aspekt der Leidenschaft zwar abnehmen, doch das mindert nicht zwingend die beiden anderen Punkte. Die „leidenschaftliche Liebe“ verwandelt sich lediglich in einer „kameradschaftliche Liebe“.
Die Beschlüsse, die Leidenschaft und Nähe dienen ebenfalls dem dringenden Wunsch seine Gene weiterzugeben und zu gewährleisten, dass die Nachkommenschaft überlebensfähig ist. Da der Mensch als hilfloser Nestflüchter geboren wird, müssen diese emotionalen Konzepte ebenfalls langfristig ausgelegt sein.
Zusammenfassung
- Liebe und Fürsorge sind für menschliche Neugeborene überlebenswichtig. Wir kommen hilflos zur Welt und brauchen den Schutz und die Versorgung durch unsere Familie. Das gilt sowohl für unsere körperliche als auch für unsere persönliche Entwicklung.
- Bei der Partnerwahl setzen Männer und Frauen unterschiedliche Schwerpunkte. Während Frauen Männer mit Ressourcen attraktiver finden, suchen Männer eher nach jungen und körperlich attraktiven Partnerinnen. Beide Verhaltensweisen dienen dazu die Wahrscheinlichkeit auf Nachkommen zu erhöhen bzw. deren Sterblichkeit zu senken.
- Frauen investieren körperlich mehr in die Fortpflanzung als Männer, weshalb sie bei der Partnerwahl besonders aufmerksam sein müssen. Dies wiederum sorgt dafür, dass Einfühlungsvermögen und Sicherheitskonzepte bei Frauen stärker ausgeprägt sind, als bei Männern.
- Sowohl die Liebe zwischen Erwachsen als auch die einer Mutter zu ihrem Kind werden durch Hormone beeinflusst. Diese stärken die Bindung an den jeweils anderen Menschen.
- Bei Müttern spielen hier Prolactin und Oxytocin sowie Dopamin eine große Rolle. Doch sowohl Dopamin als auch Oxytocin werden auch bei Verliebten ausgeschüttet und führen zu einer regelrechten Sucht nach dem Partner, welche im Laufe der Beziehung allerdings abflaut. An die Stelle der leidenschaftlichen Liebe tritt dann eher eine kameradschaftliche Variante.
- Die Verliebtheit sorgt unter evolutionär biologischen Gesichtspunkten eher dafür, dass es zu einer Paarung und Vermehrung kommt. Die kameradschaftliche Liebe sorgt dann für den Erhalt der Nachkommen, indem psychologische Prinzipien greifen.
- Damit Beziehungen Bestand haben, ist eine Kombination aus Investitionen, Zufriedenheit und Festlegung auf die Partnerschaft nötig. Stabilisierende Mechanismen sind etwa die geringe Aufmerksamkeit für und die Abwertung von attraktiven Fremden.