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Mehmed II.: Biographie, Leben und Wirken


Mehmed II.

Porträt Mehmeds II.im fränkischen Stil (Istanbul, 15. Jahrhundert., Künstler: unbekannt)

Mehmed II. wurde am 30. März 1432 in Edirne in der heutigen Türkei geboren. Er starb am 3. Mai 1481 in Gebze, am heutigen anatolischen Stadtrand von Istanbul gelegen. Mehmed II. wurde schon zu Lebzeiten „Vater der Eroberung“ genannt („Ebu l-Feth“), postum dann nur noch Fatih, „der Eroberer“. Sein Vater war Murad II.

Das Osmanische Reich wurde 1299 von Osman I. begründet. Als siebter Sultan des Osmanischen Reiches herrschte Mehmed II. zunächst zwei Jahre von 1444 bis 1446, später dann von 1451 bis zu seinem Tod. Am 29. Mai 1453 eroberte er Konstantinopel und leitete damit den Niedergang des Byzantinischen Reiches ein. Neben Osman I. galt Mehmed II. als zweiter Begründer des Osmanischen Reiches, denn er legte seine territoriale, seine ökonomische, aber auch seine ideologische Basis.

Biographie und Wirken

Familie

Die Herrschaft über das Osmanische Reich ging immer auf einen Sohn über. Um innerhalb des Herrscherhauses Erbstreitigkeiten und die Teilung des Herrschaftsbereiches zu vermeiden, war der Bruder- bzw. Prinzenmord durchaus üblich und galt als Präventivmaßnahme. Der Begriff Brudermord ist in Bezug auf das Osmanische Reich aber zu kurz gegriffen, denn es wurden beliebige Blutsverwandte ermordet, die erbberechtigt waren, beispielsweise auch die Söhne eines potenziellen Widersachers. Als es um die Stammesführerschaft ging, soll schon Osman I. seinen Onkel ermordet haben.

Es war Mehmed II., der die erste Gesetzessammlung des Osmanischen Reiches erließ, die sogenannte kanun-name. Das türkische Wort kanun kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Gesetz“. Kanun-name bedeutete im Osmanischen Reich „Gesetzessammlung“. Mit kanun wurden Gesetze bezeichnet, die vom Sultan erlassen wurden. Kanun waren Sultansrecht. Daneben gab es die Bestimmungen der Scharia, also das islamische Rechtssystem. Das Sultansrecht betraf die staatliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Organisation, wie etwa die öffentliche Ordnung, den Handel und die Landwirtschaft.

Mehmed II. war der vierte Sohn des Sultans Murad II. Seine Mutter war die Sklavin Hüma Hatun. Er hatte zwei ältere Halbbrüder, die beide unter ungeklärten Umständen starben, als Mehmed selbst erst fünf bzw. elf Jahre alt war. Mehmed II. ließ einen dritten Halbbruder ermorden, nachdem er 1451 endgültig den Thron des Osmanischen Reiches bestieg. In seinen letzten Regierungsjahren 1477 bis 1481 veranlasste er die Ermordung seiner übrigen Brüder („um der Ordnung der Welt willen“). Es gab keinen Widerspruch gegen dieses rigorose und durchaus auch vordergründige Verfahren, das Gemeinwohl zu schützen, indem einzelne geopfert wurden.

Mehmed II. hatte drei Söhne und vermutlich vier Töchter. Nachfolger auf dem Thron wurde 1481 sein ältester Sohn Bayezid II. Der mittlere Sohn Mustafa war schon verstorben, als Bayezid II. seinen jüngsten Bruder Cem sowie dessen Sohn ermorden ließ. Sowohl Cem als auch sein Sohn Oguzhan bedeuteten, solange sie lebten, eine Gefahr für Bayezids II. Herrschaft über das Sultanat. Der Brudermord war seit Mehmed II. institutionalisiert und insofern legal.

Aus machtpolitischen Gründen musste Mehmed II. auf Befehl seines Vaters Murad II. 1449 eine Ehe mit Sitti Hatun eingehen. Sie war eine Tochter einer turkmenischen Dynastie. Die Ehe blieb kinderlos. Stattdessen zeugte Mehmed II. seine Söhne und Töchter mit verschiedenen Konkubinen. Der Sultan hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Stiefmutter Despina Hatun. Sie war die serbische, christliche Ehefrau seines Vaters. Diese Beziehung blieb kinderlos und Mehmed II. versorgte nach dem Tod seines Vaters die Witwe großzügig. Er bezeichnete sie als Mutter.

Thronbesteigung

Als 1443 sein älterer Halbbruder Prinz Alaeddin Ali starb, wurde der erst elfjährige Mehmed zum Thronfolger ernannt. Um Einblick in die Regierungsgeschäfte zu bekommen, wurde er an die Seite seines Vaters Murad II. gestellt. Im Jahr 1444 bestieg Mehmed II. den Thron. Zwei Jahre später beendete sein Vater das erste Sultanat Mehmeds II. und nahm ihn mit auf seine Kriegszüge. Er wurde ausgebildet, unter anderem durch betreute Statthalterschaften und durch den islamischen Gelehrten Scheich Aksemseddin. Er war es auch, der den zukünftigen Sultan motivierte Konstantinopel zu erobern. Die erneute Inthronisation Mehmeds verlief reibungslos. Jedenfalls gibt es keine Hinweise, die auf etwas anderes hindeuten. Sein Vater Murad II. starb und Mehmed bestieg am 18. Februar 1451 den Thron in Erdine

Die Herrschaft des Sultans Mehmed II. war von militärischen Feldzügen geprägt. Es gelang ihm, die osmanische Herrschaft nicht nur in Anatolien, sondern auch auf der Balkanhalbinsel zu festigen. Er errichtete das osmanische Imperium und sicherte es, indem er den Eroberungen und Angriffen eine Bündnis- und Friedenspolitik folgen ließ. Konstantinopel als christliches Bollwerk musste fallen, weil es an der Schnittstelle zwischen Asien und Europa bzw. zwischen Anatolien und dem Balkan lag. Die Eroberung der Stadt hatte Vorrang vor allen anderen militärischen Vorhaben Mehmeds II.

Eroberung Konstantinopels

Als Mehmed den Thron bestieg, war das Osmanische Reich in sich gefestigt. Sein Vater Murad II. übergab ihm einen geschlossenen Herrschaftsbereich. Dies war die Basis für die erfolgreiche Eroberung Konstantinopels, denn Mehmed II. konnte vor dem Angriff selbstbewusst Friedensverträge mit Ungarn und Venedig schließen. Dies verschaffte ihm freie Hand gegen die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches vorzugehen. Zwar hatte Ostrom zu dieser Zeit seine machtpolitische Bedeutung verloren, bildete aber noch immer den Gegenpol zum westeuropäischen Kaiserreich. Konstantinopel war noch immer der Sitz des oströmischen Kaisers, auch wenn das Reich nach der Eroberung, Plünderung und teilweise Zerstörung der Hauptstadt während des Vierten Kreuzzuges im April des Jahres 1204 nie wieder an seine ursprüngliche Macht anknüpfen konnte.

Fast genau 250 Jahre später, am 29. Mai 1453, gelang es Mehmed II. die byzantinische Hauptstadt einzunehmen. Er machte sie kurz danach zur Residenz und zum Thronsitz des Osmanischen Reiches und nannte sie um in Istanbul. Mehmed II. galt von nun an in der islamischen Welt als von Gott gesegnet, als Glaubenskämpfer und als der erwartete Befehlshaber, wie er in den überlieferten Aussprüchen Mohammeds in der Hadith beschrieben wurde. Entsprechend bezeichnete er sich als „Vater der Eroberung“ und betrachtete sich von da an als Kaiser der Römer und des Oströmischen Reiches.

In Europa löste die Eroberung Konstantinopels Entsetzen aus, denn mit der Hauptstadt fiel das christliche Ostrom dem islamischen Osmanischen Reich zu. Mehmed II. wurde im christlichen Europa mit dem Antichristen verglichen. Die Angst der Christen vor der „Türkengefahr“ kennzeichnete die nächsten zweihundert Jahre. Mehmed II. läutete mit der Eroberung des Byzantinischen Reichs eine im christlichen Europa tief empfundene Zeitenwende ein.

Ausweitung des Herrschaftsbereichs nach Europa

Die einige Jahre zuvor geschlossenen Friedensverträge mit Ungarn und der Republik Venedig hatten keinen Einfluss auf die späteren Eroberungsversuche durch Mehmed II. Im Jahr 1456 scheiterte er bei der Eroberung der Festung Belgrad aufgrund der Gegenwehr einer Kreuzfahrer-Laienarmee. Der Rückzug der Osmanen wurde in Rom vom Papst als Gotteszeichen gewertet und als ersten von möglichst vielen christlichen Sieg gegen die Türken. Ungarn konnte zwar Belgrad retten, verlor aber Serbien und Bosnien an Mehmed II.

Die Eroberungszüge Mehmeds II. Richtung Europa erfolgten im Bereich des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres. Er baute seine Flotte aus, um die venezianische Seemacht niederzuschlagen. Zwischen 1463 und 1479 wurden die Kämpfe gegen die Republik Venedig auf der Peloponnes, auf griechischen Inseln und auf Inseln in der Adria ausgetragen. Ab 1475 begann Mehmed II. das Schwarze Meer zu beherrschen und eroberte sowohl die Halbinsel Krim als auch die ansässigen genuesischen Handelskolonien.

Mehmed II. verfolgte das Ziel, Rom einzunehmen und als Kaiser über das gesamte Römische Reich zu herrschen. Als Nachfolger des oströmischen Kaisers hatte er das Anrecht auch auf die Herrschaft über Westrom, so die Argumentation. Als Konsequenz erweiterte er seine Machtbestrebungen Richtung Italien und eroberte 1480 die Stadt Otranto.

Bevölkerungspolitik

Sultan Mehmed II. hielt die Plünderung Konstantinopels durch seine Armee in Grenzen und beendete sie schon nach einem Tag. Er wandelte die byzantinische Krönungskirche, die Hagia Sophia, in eine Moschee um. Sie war damit zugleich die erste Moschee in der zuvor christlichen Hauptstadt. Mehmed II. betete in der Hagia Sophia und ernannte sich selbst zum oströmischen Kaiser.

Der Sultan machte Konstantinopel bzw. Istanbul zum herrschaftlichen Mittelpunkt des Osmanischen Reiches. Er ließ die Infrastruktur wieder herstellen und bemühte sich, die entvölkerte Stadt wieder zum Leben zu erwecken. Handwerker und Händler sollten in die Stadt kommen. In den Dörfern um die Stadt herum wurden Bauern angesiedelt. Diese An- und Umsiedelungen geschahen weniger freiwillig, sondern vor allem unter Zwang. Kirchen wurden zu Moscheen umgewidmet. In der Stadt wurden Griechen, Armenier und Juden angesiedelt. Türken wurden in die Stadt zwangsweise umgesiedelt. Juden erhielten besondere Privilegien. Sie wurden beispielsweise von Steuern befreit und fungierten häufig als Gesandte oder Spione für das Osmanische Reich.

Um den Staat neu zu organisieren und eine zentralisierte Verwaltung durchzusetzen, entmachtete und enteignete Mehmed II. angestammte Aristokraten und ersetzte sie durch Staats- und Militärverwaltungen. Seine Vorschriften- oder Gesetzessammlung („kanun-name“) war ein schriftlich niedergelegtes weltliches Rechtssystem, das einzig die Entscheidungen des Sultans zur Grundlage hatte. In der Gesetzessammlung findet sich beispielsweise auch das Recht des Brudermordes für osmanischen Sultane.

Weitere in der Gesetzessammlung enthaltene Verordnungen betreffen die staatliche Münzprägung, die Herstellung und Vermarktung von Salz, die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte, Hafenordnungen oder auch Zölle. Der einzelne Mensch oder seine Rechte spielten in den Gesetzen keine Rolle. Darin enthalten waren aber Unterweisungen in der religiösen Lehre. Mehmed II. vertrat als Staatsoberhaupt den sunnitischen Islam.

Die nicht-islamische Bevölkerung erhielt gesonderte Rechte, Freiheiten, aber auch Auflagen. Die griechisch-orthodoxen, die armenisch-apostolischen und die jüdischen Glaubensgemeinschaften durften sich selbst verwalten und eigenes Recht ausüben, solange keine Muslime betroffen waren. Sie durften keine Waffen tragen und mussten deswegen keinen Kriegsdienst leisten, dafür mussten sie aber hohe Abgaben zahlen. Sie waren vor allem in Handel, im Geldwesen und in handwerklichen Berufen tätig.

Kunst und Kultur

Die osmanische Kunst und Kultur erfuhren unter Mehmed II. einen Aufschwung. Der Sultan ließ Hunderte von Moscheen, duzende islamische Hochschulen und Bäder bauen. In Istanbul ließ er den Topkapi-Palast und die heute sogenannte Fatih-Moschee errichten. Mehmed II. war der italienischen Kunst zugewandt und an westlichen Kunst- und Architekturstilen insgesamt interessiert. Er studierte antike Autoren und lebte die Vision einer globalen Kultur unter seiner Herrschaft. In seinem Reich sollten sich römisch-byzantinische, turko-mongolische und persisch-islamische Traditionen verbinden. Es ist in diesem Zusammenhang häufig die Rede von einer „osmanischen Renaissance“.

Trotz des islamischen Bilderverbots ließ sich Mehmed II. von seinem „Hofmaler“, dem venezianischen Künstler Gentile Bellini, porträtieren und seine privaten Räumlichkeiten mit Bildern ausstatten. Sein religiöser Sohn und Nachfolger Bayezid II. ließ die Bilder später auf dem Basar verkaufen. Der Sultan Mehmed II. war zudem ein großer Förderer von Wissenschaft und Literatur. In Edirne befand sich im sogenannten „Weltenschau-Palast“ seine persönliche Bibliothek. Hier trafen sich Gelehrte zu literarischen Lesungen und wissenschaftlichem Austausch. Er ließ außerdem Bücher für öffentliche Bibliotheken produzieren, indem er byzantinische philosophische und theologische Werke ins Arabische übersetzen ließ. Viele wurden später von den Nachfolgern als freidenkerisch vernichtet.

Mehmed II. beherrschte neben der türkischen auch fließend die persische und arabische Sprache. Er holte Gelehrte an seinen Hof, mit denen er naturwissenschaftliche, historische oder auch geografische Fragen erörterte. Der Sultan interessierte sich für Militärwissenschaften, Medizin, Astronomie, Astrologie aber auch für Poesie und Musik. Er ließ sich in die christliche Glaubenslehre einweisen und für sich das Glaubensbekenntnis ins Türkische übersetzen. Der Sultan förderte die Orthodoxen Kirchen ebenso wie viele seine Nachfolger. Möglicherweise war die enge Beziehung zu seiner Stiefmutter der Grund für das Interesse am christlichen Glauben. Bayezid II., der Sohn Mehmeds II., meinte über seinen Vater, er habe nicht an den Propheten geglaubt. Bayezid selbst galt als fromm.

Tod

Mehmed II. starb in einem Feldlager in der Nähe von Gebze. Er war dabei sein Heer für einen Feldzug möglicherweise gegen Rhodos oder gegen Syrien zu versammeln. Es gibt unbestätigte Hinweise darauf, dass der Sultan im Auftrag der Republik Venedig vergiftet wurde. Mehmed II. war sehr übergewichtig, litt an Gicht und an Ödemen in den Beinen. Möglicherweise starb er einen natürlichen Tod.

Zunächst wurde der Tod des Sultans verheimlicht. Aufruhr sollte vermieden und seine Nachfolge geklärt werden. Es kam zu Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Unterstützern und Befürwortern der beiden Söhne Bayezid und Cem. Letztendlich wurde Mehmed II. in der Fatih-Moschee beigesetzt und sein ältester Sohn wurde als Bayezid II. sein Nachfolger. Die Auseinandersetzungen der potenziellen Thronfolger hatten Plünderungen und Morde in Konstantinopel zur Folge. Aus diesem Grund wurde später das sogenannte Staatsorganisationsgesetz Mehmeds II. umgesetzt. Es besagte, dass derjenige, der die Herrschaft im Osmanischen Reich an sich reißen konnte, alle anderen männlichen Nachkommen in der Erbfolge ermorden lassen darf, um die Stabilität des Reichs aufrechtzuerhalten.


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