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Wie viele Laubwälder gibt es in Deutschland


Wie viele Laubwälder gibt es in Deutschland

Der Thüringer Wald ist ein typisches Waldgebiet in Europa, bestehend aus Laubbäumen und vereinzelten Nadelbäumen


Die Gesamtmenge an Laubwald hat in Deutschland stark abgenommen. Die größten und ältesten Laubwälder des Landes befinden sich in Thüringen, in der Eifel und in Hessen. Sie stehen unter strengem Naturschutz.

Echter Laubwald ist selten

Obwohl Laubwald die in Deutschland ursprüngliche und urtümliche Waldart ist, hat der Gesamtbestand deutlich abgenommen. In Deutschland gibt es etwas mehr als 11 Millionen Hektar Wald. Das entspricht etwa 32 Prozent der gesamten Fläche des Landes. Von dieser Gesamtfläche entfallen nur noch etwa 30 Prozent auf Laubwälder.

Schuld ist daran sehr wahrscheinlich die großflächige Abholzung von Laub-Urwäldern im Mittelalter und in noch weiter zurückliegender Vergangenheit. Deutsche Wälder wurden für den Schiff- und Stadtbau großflächig gerodet und das Holz häufig ins Ausland verkauft.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland vermutlich ausgedehnte Buchenwälder. Ein weiterer Wandel fand durch die moderne Forstwirtschaft statt. Statt langsam wachsender und teurer Buchenbäume und Buchenhölzer stieg die Nachfrage nach schnell wachsendem und billigem Fichtenholz. Waren um 1860 noch 70 Prozent unserer Waldflächen reine Laubwälder, sind es heute nur noch 30 Prozent.

Vom Laubwald zum Mischwald zum Nadelwald

Nadelbäume sind robuster als Laubbäume und können, aufgrund ihres Stoffwechsel auch im Winter wachsen. Deshalb wurden diese in Deutschland angepflanzt und aus dem ursprünglichen Laubwald wurde ein Mischwald. Zunehmende Aufforstung verwandelte schließlich den Mischwald in einen Nadelwald, wodurch Laubwälder zunehmend verdrängt wurden.

Als Laubbaum gelten alle Bäume, die Blätter (groß, verschiedene runde, ovale oder gefiederte Formen) und keine Nadeln haben. Nadelbäume sind folglich all diejenigen Bäume, die Nadeln (klein, spitz, länglich) haben.

Neben Buchen wachsen im Laubwald:

Im natürlich gewachsenen Nadelwald gedeihen vor allem:

Natürlich gewachsenen Nadelwald gibt es nur in der nördlichen Vegetationszone (Borealer Nadelwald) sowie in Deutschland in alpinen Lagen und in den Hochlagen der Mittelgebirge.

Flach wurzelnder und immergrüner Nadelwald gedeiht vor allem dort, wo die Böden nicht sehr tief (Gebirge) sind und das Klima rau ist. In Mitteleuropa und in den tieferen Lagen Deutschlands dagegen ist das Klima ideal für Laubwald. Nur ist Laubwald nicht ideal für den Holzbedarf der Menschen. Folglich wurden auch in den Laubwaldlagen immer mehr Fichtenwälder gepflanzt.

Im Mischwald wachsen Laub- und Nadelbäume gemeinsam. Mischwälder sind meistens natürlich gewachsene Waldstücke in Naturschutzgebieten und in den Mittelgebirgen. 2021 wuchsen in deutschen Wäldern überwiegend diese Bäume:

  • 25 Prozent Fichten
  • 23 Prozent Kiefern
  • 16 Prozent Rotbuchen
  • 11 Prozent Eichen
  • 2 Prozent Douglasien.

Welche Vorteile bietet Laubwald?

Laubwälder sind insgesamt abwechslungsreicher und bieten eine dichtere Kraut- und Strauchschicht, als der Nadelwald. Wälder unterteilten sich in vier Etagen:

Da Laubbäume im Winter kahl und im Sommer belaubt sind, dringt unterschiedlich viel Licht in die tieferen Schichten vor und erlaubt dort eine reiche Vegatation.

Kraut und Sträucher (auch als Unterholz bezeichnet) sind der Lebens- und Rückzugsort von vielen Wildtieren, Vögeln und Insekten. In Laubwäldern leben alleine in Deutschland rund 6000 Tierarten. Neben Wildschweinen, Hirschen, Füchsen, Waldkatzen, Eichhörnchen, Vögeln, Amphibien und Reptilien fühlen sich viele Insekten im Laubwald wohl.

Im Frühjahr lassen die noch kahlen Bäume genug Sonne durch, damit Frühlingsblumen am Boden gedeihen können. Durch diese Besonderheiten des Laubwaldes herrscht in ihm weit mehr Artenvielfalt als im Nadelwald.

Auch der Boden sieht im Laubwald ganz anders aus. In der Wurzelschicht treffen die dichten und tiefen Wurzelgeflechte der Laubbäume auf ausgedehnte Pilzgeflechte. Dadurch ergibt sich ein fester und stabiler Boden, der Wasser gut hält und viele kleinere Pflanzen sowie die bodennahen Schichten mit Feuchtigkeit und Nährstoffen versorgt.

Laubwälder speichern insgesamt mehr Wasser als Nadelwälder, da die Laubbäume im Winter kein Wasser über ihre Blätter verlieren. Außerdem lockern die tieferen Wurzelsystem des Labbaumes auch untere Bodenschichten auf, wodurch Wasser besser nachsickert. Im Sommer sorgt der feuchtere Waldboden für ein kühleres Klima im Laubwald. Durch die natürliche Feuchtigkeit verringert sich die Waldbrandgefahr. Dazu gibt es in Laubwäldern wesentlich weniger Schädlinge als im Nadel- und Fichtenwald.

Für unser Klima ist der Laubwald durch seine Feuchtigkeit speichernde Eigenschaften wertvoller als Nadelwald. Zudem bieten die Laubwälder im Herbst ein Schauspiel, dass man in den USA als „Indian Summer“ bezeichnet. Das Laub der Bäume verfärbt sich in leuchtendes Gelb, Orange oder Rot und zaubert ein einmaliges Farbenspiel in die Natur.

Die größten Laubwälder Deutschlands

Echter und natürlich gewachsener Laubwald ist wie bereits erwähnt selten geworden. Große zusammenhängende Laubwaldareale finden wir heute vor allem in Nationalparks. So bietet die Eifel etwa 110 Quadratkilometer naturbelassenen und nur gering bewirtschafteten Buchenwald. Im Nationalpark Eifel gibt es noch seltene Wildtiere wie Wildkatzen und Uhus, dazu sehr viel Rotwild und natürlich Wildschweine.

Rund um den Rur-, Ober- und Urftsee gedeihen besonders viele schöne alte Eichen, Ebereschen und Moorbirken. Im Frühling blühen auf den Auen und Waldlichtungen seltene Blumen wie die gelben Wildnarzissen.

Deutschlands größter zusammenhängender Laubwald ist der Nationalpark Hainich. Dieser Urwald mitten in Deutschland erstreckt sich über einen Höhenzug im Westen Thüringens. Auf 130 Quadratkilometern Fläche gedeihen insbesondere Buchen.

Gemeinsam mit dem Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark gehört das Hainich-Areal zum UNESCO-Weltnaturerbe. In diesen Wäldern wachsen die ältesten und größten Buchen Deutschlands. Ganz anders als in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern sind hier fast alle Bäume mehrere hundert Jahre alt.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen besteht aus einem der letzten alten und natürlichen Rotbuchenwälder Europas. Auch dieser Laubwald steht als Teil des UNESCO-Weltnaturerbes unter besonderem Schutz.


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