Was ist byzantinische Kunst: Definition, Bedeutung und Merkmale
Unter byzantinischer Kunst werden sämtliche Kunstwerke aus den verschiedensten Kunstrichtungen zusammengefasst, welche im Byzantinischen Reich geschaffen wurde. Außerdem werden der Byzantinischen Kunst jene Kunstwerke zugeschlagen, welche durch die byzantinischen Künstler beeinflusst wurden. Hier sind insbesondere die Nachbarländer des großen Imperiums zu nennen, allen voran im Gebiet des vorderen Orients, rund um das Schwarze Meer und im Bereich des heutigen Russlands.
Inhalt
Das Byzantinische Reich
Bereits im 8. Jh. V. Chr. entstand das Römische Reich in seiner frühesten Form. Zwischen 27 v. Chr. und 285 n. Chr. beherrschte das sogenannte Römische Kaiserreich weite Teile Europas. Doch im 3. bis 4. Jh. n. Chr. sorgten innere Turbulenzen für Schwierigkeiten im Reich, welche schließlich um 395 in einer Teilung des Reichs endeten. Es wurde ein westliches und ein östliches römisches Kaiserreich geschaffen, in welchem jeweils ein Kaiser regierte.
Das östliche Reich ging schließlich fließend in dem Byzantinischen Reich auf. Dabei handelt es sich jedoch primär um einen Begriff der modernen Forschung, daher ist kein exakter Zeitpunkt der „Reichsgründung“ zu nennen. Die ältere Forschungsmeinung ging davon aus, dass bereits mit der Regierungszeit von Kaiser Konstantin dem Großen (306 bis 337) die Grundzüge einer sogenannten byzantinischen Gesellschaft gegeben waren. Die aktuelle Forschungsmeinung sieht die byzantinische Zeit jedoch erst ab dem 7. Jh. n. Chr.
Das Ende des byzantinischen Zeitalters ist in der Forschung hingegen unumstritten. Denn der Fall von Byzanz am 29. Mai 1453 wird als historischer Wendepunkt angesehen. Die Macht des Byzantinischen Reichs war gebrochen, eine über zweitausendjährige Geschichte der sogenannten römischen Reiche ging zu Ende.
Epochen der Byzantinischen Kunst
Üblicherweise wird die Byzantinische Kunst in die Frühbyzantinische Kunst, den Ikonoklasmus, das Zeitalter der Makedonen und Komnenen sowie die Palaiologische Epoche eingeteilt.
Frühbyzantinische Kunst
Die Trennung zwischen Antiker und Frühbyzantinischer Kunst erfolgt üblicherweise mit der Regierungszeit von Kaiser Justinian (527 bis 565 n. Chr.). Es dominieren nach wie Ausprägungen der Kunst, wie sie aus der Römischen Kaiserzeit bekannt sind, beispielsweise Monumentalplastiken, Mosaiken und Reiterdarstellungen. Innerhalb dieser Gattungen sind jedoch starke orientalische Einflüsse zu bemerken.
Ikonoklasmus
Vom 7. bis zum 9. Jh. n. Chr. werden verstärkt religiöse Szenen dargestellt. Insbesondere der sogenannte Bilderstreit ist hervorzuheben. In dieser Debatte ging es darum, inwieweit Ikonen, d. h. bildliche Darstellungen von Gott und den Heiligen, verehrt werden durften oder nicht. Im Byzantinischen Reich setzten sich die Ikonoklasten durch und verhängten ein vorübergehendes Verbot der Ikonenverehrung.
Das Zeitalter der Makedonen und Komnenen
Im Laufe des 9. Jh. wurde die Verehrung von Ikonen wieder erlaubt. Mit der Herrschaft makedonischer Anführer konnte das Byzantinische Reich wieder an seine alte Stärke anschließen. Dementsprechend kam es auch zu einem starken kulturellen und künstlerischen Aufschwung. In dieser Zeit rückt als künstlerisches Zentrum jedoch zunehmend die byzantinische Peripherie in den Mittelpunkt.
Palaiologische Epoche
Das 13. bis 15. Jh. ist durch einen Mangel an Kunst des Byzantinischen Reiches gekennzeichnet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass viele begabte Künstler in Nachbarstaaten ausgewandert waren. Dementsprechend findet sich in dieser Epoche Byzantinische Kunst vor allem außerhalb der eigentlichen Reichsgrenzen. Vor allem im heutigen Serbien war die naturalistische und realistische Malerei mit plastischer Darstellung von Figuren von höchster Qualität.
Werke Byzantinischer Kunst
Byzantinische Kunst findet sich vor allem in Mosaiken, Malereien und in architektonischer Ausgestaltung von Gebäuden, allen voran sakralen Bauten.
Malerei und Mosaike
In der Byzantinischen Kunst waren vor allem Fresken und Tafelbilder weit verbreitet. Doch auch die antike Kunstform der Mosaike wurde nach wie vor verwendet. Dabei wurden vor allem religiöse Themen verarbeitet. Hier ist insbesondere die ikonische Darstellung hervorzuheben, welche im Byzantinischen Reich zu dem sogenannten Bilderstreit führte und kurzfristig verboten wurde.
Architektur
Die byzantinische Architektur gilt als eine hängende Architektur, das heißt, dass Säulen nicht als tragende Elemente, sondern als etwas nach unten Hängendes gesehen wurden. Am besten lässt sich diese Architekturform in zahlreichen religiösen Bauten fassen. Hier ist insbesondere die Weiterentwicklung der Form der antiken Basilika zu nennen.
In mittelbyzantinischer Zeit werden Kuppeln zu einem der wichtigsten architektonischen Elemente. Außerdem erhalten die Kirchenbauten nun zahlreiche zusätzliche kleine Räume, in welchen wertvolle Reliquien aufbewahrt und verehrt wurden. In spätbyzantinischer Zeit werden die dekorativen Ausschmückungen der Kirchenbauten umfangreicher und abwechslungsreicher. Vor allem farbige Akzente durch gefärbte Ziegel und Steine waren sehr beliebt. Zusätzlich bekamen die meisten Kirchen umlaufende Gänge.
Nachwirken der Byzantinischen Kunst
Vor allem im Balkangebiet und im heutigen Russland sind bis heute die Nachwirkungen der Byzantinischen Kunst zu sehen. Zahlreiche eigenständige Kunstformen entwickelten sich unter dieser Beeinflussung. In Westeuropa war der Nachhall der Byzantinischen Kunst weniger stark. Dennoch wurden einzelne Elemente auch im Deutschen Reich und in italienischen Kleinstaaten, insbesondere Venedig, übernommen.
Die besondere Tragkraft dieser Kunst zeigt sich auch in modernen Neuadaptionen und Wiederbelebungen. So sind beispielsweise in der Romantik des 19. Jh. starke neoklassistische Züge, aber auch byzantinische Stilelemente zu beobachten. Als zwei der besten Beispiele hierfür gelten die Basilika Sacré-Coeur in Paris oder die Ludwigskirche in München.