Gehirnvolumen: Tabellen, Fragen und Antworten

Das Gehirnvolumen bzw. Hirnvolumen gibt die Größe des Gehirns an, welche als maßgebliches Kennzeichen für die Hominisation herangezogen wird. In der 5 Mio. Jahre langen Stammesgeschichte des Menschen gab es vor etwa 2,5 Mio. Jahren einen sprunghaften Anstieg (Quantensprung) bei der Größe des Gehirns, welcher als maßgebliches Kriterium herangezogen wird, ob die möglichen Vorfahren des Menschen als Menschenart oder Affenart begriffen werden. Dieser starke Anstieg in der Größe des Gehirns wird auch als kognitive Revolution und als erster Entwicklungsschritt der Menschheitsgeschichte bezeichnet. Durch die Steigerung des Gehirnvolumen stieg auch die Größe des Schädels an, wodurch sich der Rumpf, die Muskulatur und das Skelett des Menschen nachhaltig änderte.

Wie kam es zur Vergrößerung des Gehirnvolumens

Die Australopithecinen lebten vor etwa 2 bis 3 Mio. Jahren in Afrika. Einige Forscher vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Gehirnvolumens und dem Klima gibt. So existiert die Hypothese, dass bei Senkung der Außentemperatur das Gehirn besser wachsen konnte, da Energie nicht länger auf die Kühlung des Körpers investiert werden musste.

Welche Bedeutung hatte das Gehirnvolumen bei der menschlichen Entwicklung

Ein wachsendes Gehirn setzt einen größeren Schädel voraus, weshalb auch das Schädelvolumen anstieg. Gleichzeitig stieg der Energiebedarf der Menschen. So wiegt das Gehirn eines Menschen zwar nur etwa 2 Prozent seines Körpergewichtes, verbraucht aber 20 Prozent aller Energiereserven.

Mit dem größer werdenden Schädel veränderte sich auch die Anatomie und Physiologie des Menschen. So wurde der Schädel auf dem Rumpf getragen und nicht, wie bei Vierbeinern, vor dem Körper. Der Geburtskanal und das Becken vergrößerten sich.

Gleichzeitig kamen fortan unvollständige und völlig unselbstständige Nachkommen zur Welt. Menschliche Nachkommen werden als Frühgeburten geboren, da in einem frühen Entwicklungsstadium der übergroße Schädel noch durch den Geburtskanal passt.

Menschliche Kinder werden heute mit einem Gehirnvolumen geboren, welches etwa 28 % der Größe eines Erwachsenen entspricht. Bei Nachkommen von Schimpansen entspricht das Gehirnvolumens etwa 40 % von dem eines erwachsenen Tieres, bei Makaken sind es sogar 70 Prozent. Nachkommen von Homo erectus wurden noch mit Gehirnen geboren, deren Größe etwa 35 % der Erwachsenen-Gehirne entsprach.

Die Last des schweren Schädels veränderte die Hinterbeine, welche sich zu Laufbeinen entwickelt. Es ist noch nicht vollständig erforscht, ob der aufrechte Gang die Zunahme des Gehirnvolumens ermöglichte, oder umgekehrt. Während das Gehirnvolumen bei Schimpansen im Alter gleich bleibt, sinkt es beim Menschen, was vielleicht mit der überhöhten Lebenserwartung zu tun hat (Schimpansen 50 Jahre, Menschen 80 bis 90 Jahre).

Die Spannweite des Gehirnvolumens ist beim Menschen besonders hoch. Männer haben im Allgemeinen ein größeres Hirnvolumen als Frauen, was allerdings daran liegt, dass Männer auch größer sind. Zwischen Gehirnvolumen und Intelligenz besteht innerhalb der menschlichen Art kein Zusammenhang. Ansonsten wären die größten Menschen gleichzeitig die intelligentesten.

Gehirnvolumen der Menschenaffen

Gehirnvolumen ausgestorbener Menschenaffen inklusive der Urmenschen

Literatur

• Thomas Geissmann (Autor), Vergleichende Primatologie (Springer-Lehrbuch), ISBN: 3540436456*
• Josef H. Reichholf (Autor), Fritz Wendler (Illustrator), Das Rätsel der Menschwerdung: Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel mit der Natur, ISBN: 3423330066*
• Dierk Suhr (Autor), Das Mosaik der Menschwerdung: Vom aufrechten Gang zur Eroberung der Erde: Humanevolution im Überblick, ISBN: 3662568292*

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