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Neandertaler: Steckbrief, 10 Fragen und Antworten


Homo neanderthalensis Schädel . ( La Ferrassie ) . Datiert auf ein Alter von 50.000 Jahren. Entdeckt 1909 in La Ferrassie, Frankreich.

Homo neanderthalensis Schädel . ( La Ferrassie ) . Datiert auf ein Alter von 50.000 Jahren. Entdeckt 1909 in La Ferrassie, Frankreich.

Der Neandertaler (Homo neanderthalensis) ist ein ausgestorbener Verwandter des modernen Menschen (Homo sapiens). Beide Menschenarten haben den gleichen Vorfahren, den aus Afrika stammenden Homo erectus. Als direkter Vorfahre des Neandertaler wird der Homo heidelbergensis (Heidelbergmensch) erwähnt, welcher sich aus Homo erectus entwickelte. Zusammen bilden sie die Gattung Homo innerhalb der Familie der Menschenaffen (Hominidae). Die Neandertaler lebten zeitgleich mit Homo erectus und dem Jetztmenschen (Homo sapiens), bevor sie vor circa 40.000 Jahren ausstarben.

Der Name geht auf den ersten Fundort eines Neandertalers zurück. Dessen fossilen Überreste wurden 1856 im Neandertal (Nordrhein-Westfalen, Deutschland) gefunden, weshalb man diese lateinische Bezeichnung wählte. Übersetzt bedeutet der Artname: Mensch aus dem Neandertal.

Steckbrief, Daten und Fakten

  • Wissenschaftlicher Artname: Homo neanderthalensis
  • Erstes Auftreten: Pleistozän vor 230.000 oder 130.000 Jahren
  • Aussterben: vor etwa 40.000 oder 30.000 Jahren
  • Lebensraum: Europa, Kleinasien, Vorderasien
  • Systematik:
    • Ordnung: Primaten (Primates)
    • Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
    • Familie: Menschenaffen (Hominidae)
    • Unterfamilie: Homininae
    • Gattung: Homo
    • Art: Homo neanderthalensis (Neandertaler)
  • Nahrung: Pflanzen, Wurzeln, Tiere
  • Körpergröße: 1,60 m bis 1,77 m
  • Gewicht: 60 bis 80 kg
  • Gehirnvolumen: 1600 bis 1750 cm³
  • Körperbau:
    • untersetzt
    • kräftig muskulös
  • Lebensweise: Großwildjäger, in Gruppen lebend, Kunst- und Kulturschaffend
  • Feuerbeherrschung: ja
  • Sprachentwicklung: vermutlich
  • Merkmale:
    • Benutzte Werkzeuge, entwickelte den Faustkeil zum Bockmesser und Keilmesser weiter
    • erste Menschenart, welche Kultur (Kunst) schuf

Wer waren die Neandertaler

Der Neandertaler war eine Menschenart, welche mit dem Jetztmenschen zeitgleich existierte. Im Stammbaum der Menschheit waren die Neandertaler nicht die Vorfahren des modernen Menschen, sondern lediglich eine zweite Menschenart, welche parallel existierte.

Wann lebten die Neandertaler

Die Neandertaler lebten vor etwa 130.000 Jahren und starben vor etwa 40.000 /30.000 Jahren aus. Der Grund für das Aussterben der Neandertaler ist nicht eindeutig geklärt. Es existieren dazu verschiedene Hypothesen, wie Epidemien, fehlende Jagdgrundlagen, keine Anpassungsmöglichkeiten auf veränderte Umweltbedingungen und weitere Gründe.

Wer waren die Vorfahren des Neandertalers

Die Vorfahren des Neandertaler waren vermutlich die Heidelbergmenschen (Homo heidelbergensis), welche vor 600.000 Jahren erstmalig auftraten und vor circa 200.000 Jahren ausstarben. Vermutlich bewirkte eine Klimaänderung, dass sich aus dem Heidelbergmensch der robustere Neandertaler entwickelte. Die Heidelbergmenschen entwickelten sich in Europa aus einer ausgewanderten Afrika-Population des Homo erectus. Aus der in Afrika verbliebenen Population des Homo erectus entwickelte sich vor 300.000 bis 160.000 Jahren der Jetztmensch als Parallelspezies. (siehe Hauptartikel: Stammbaum der Menschheit)

Wo lebten die Neandertaler

Dass die Neandertaler nur in Mitteleuropa vorkamen, ist ein Irrtum, welcher sich durch den ersten Neandertaler-Fund ergab. Das erste Fossil eines Neandertalers wurde 1856 in einer Kalkgrube nahe Düsseldorf gefunden. Da sich diese Kalkgrube im Neandertal befand, erhielt der Neandertaler seinen Namen. Lange nahm man an, dass die Neandertaler nur in Deutschland lebten. Doch weitaus mehr Funde wurden später in Frankeich und Spanien erschlossen.

Allerdings wurden später auch Funde in Vorderasien und Nordafrika gemacht. Da sich das Klima in der Steinzeit mehrfach änderte, geht man von großen Volkswanderungen aus. So besiedelten die Neandertaler in Warmzeiten auch Nord– , Mittel– und Westeuropa. In den Kaltzeiten zogen sich die Neandertaler nach Süden zurück, lebten auch im Nahen Osten, Anatolien und in den Shanidar-Höhlen im Irak. Die Shanidar-Überreste sind zugleich die einzigen Neandertalerfunde östlich des Jordans.

Konnten Neandertaler sprechen

1983 fand man in der Kebara-Höhle in Israel das Skelett eines Neandertalers, bei welchem das Zungenbein erhalten war. So ein Zungenbein ist ein Knochen, welcher notwendig ist, um die Zunge stabil zu halten, was die Grundlage für die Lautbildung ist. Man kann deshalb annehmen, dass Neandertaler zur Lautbildung fähig waren. Ein weiteres Indiz, welches für eine Sprachentwicklung der Neandertaler spricht, ist die Mutation eines Gens, namens Forkhead-Box-Protein P2 (FOXP2). (Siehe Hauptartikel: Wieso konnten Neandertaler sprechen)

Welche Werkzeuge hatten Neandertaler

Bereits die Frühmenschen (Homo erectus & Co) hatten Werkzeuge des Oldowan-Typs. Dazu zählten der Chopper und das Chopping Tool. In der Altsteinzeit entwickelte sich der Faustkeil als Universalwerkzeug. Und die Neandertaler entwickelten aus dem Faustkeil ein Messer, welches als Keilmesser bezeichnet wird. (Siehe Hauptartikel: 10 Werkzeuge der Steinzeit).

Welche Waffen nutzten Neandertaler

In der Steinzeit kannte die Menschen bereits Schlag-, Stich- und Fernwaffen. Die Schöninger Speere gelten als älteste Distanzwaffen der Welt. Die Menschenart, welche diese nutzte, waren die Heidelbergmenschen (Homo heidelbergensis). Diese gelten als direkte Vorfahren des Neandertalers. Demnach nutzten die Neandertaler – neben dem Keilmesser (siehe oben) – auch Speere. Andere Waffen waren Steinaxt und Geröllkeule. (Siehe Hauptartikel: 8 Waffen der Steinzeit)

Welche Kleidung hatten die Neandertaler

Neben Pelzkleidung gab es auch Lederkleidung. Anhand von Oberarmknochen der Neandertaler lässt sich die Vermutung anstellen, dass diese einen Großteil ihrer Zeit mit Reinigen von Pelzen verbrachten. Sie waren demnach ausgezeichnete Kürschner, welche die Tierfelle reinigten – um aus Fell einen Pelz zu machen. (Siehe Hauptartikel: Kleidung der Neandertaler)

Wie jagten Neandertaler

Neandertaler waren Großwildjäger, welche Mammuts, Bären, Bisons und andere Megafauna bejagten. Anders als Homo sapiens waren Neandertaler höchstwahrscheinlich keine ausdauernden Jäger. Ihre Körper waren massiver als die der heutigen Menschen. Es wird angenommen, dass Neandertaler in Gruppen jagten. (Siehe Hauptartikel: Jagd in der Steinzeit)

Welche Kunst hatten die Neandertaler

Die Cueva de La Pasiega ist eine Felsbild-Galerie in Spanien. Diese Galerie entstand vor etwa 65.000 Jahren in den Höhlen von Monte Castillo. Zu dieser Zeit waren die Neandertaler die einzige Menschenart in Europa. Denn die ersten Funde des anatomisch modernen Menschen tauchen erst vor 40.000 Jahren auf. Demnach wird angenommen, dass die Neandertaler die Erfinder der Höhlenmalerei waren. In den Höhlen der Schwäbischen Alb kam eine ganze Künstlerkolonie zusammen, welche Tierfiguren schnitzen und erste Musikinstrumente entwarfen. Es ist unklar, ob diese Kleinkunst durch die Neandertaler oder durch die modernen Menschen entstanden. (Siehe Hauptartikel: Kunst der Steinzeitmenschen)

Literatur

  • Rebecca Wragg Sykes (Autor), Jürgen Neubauer (Übersetzer), Der verkannte Mensch: Ein neuer Blick auf Leben, Liebe und Kunst der Neandertaler, ISBN: 3442316561*
  • Michael Schaper (Herausgeber), GEOkompakt 41/2014 – Der Neandertaler: Warum der Urmensch in uns weiterlebt: Die verblüffende Geschichte der Eiszeitjäger, ISBN: 3652003519*
  • Svante Pääbo (Autor), Sebastian Vogel (Übersetzer), Die Neandertaler und wir -: Meine Suche nach den Urzeit-Genen, ISBN: 3421070202*

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