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Gründe, weshalb Konstantinopel nach 1453 nicht zurückerobert wurde


Das Byzantinische Reich endete mit dem Niedergang Konstantinopels im Jahr 1453. Obwohl einige europäische Herrscher die Stadt gerne übernommen hätten, waren die Osmanen viele Jahrhunderte zu mächtig. Dann standen Russlands Interessen einer Rückeroberung durch die Europäer im Weg.

Konstantinopel, die antike Metropole am Bosporus

Die Geschichte der Stadt Konstantinopel geht ähnlich weit zurück wie die Roms. Gegründet wurde die Stadt um 660 v. Chr. durch griechische und makedonische Stämme unter dem Namen Byzantion (Byzanz). Später kamen die Athener, Spartaner, Perser und Römer.

Ab 330 n. Chr. war Byzanz Kaiserresidenz und ab 395 n. Chr. die Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Zu Ehren von Kaiser Konstantin dem Großen wurde Byzanz in Konstantinopel umbenannt und heute kennen wir die Metropole unter dem Namen Istanbul.

Durch die attraktive Lage am Bosporus und den Charakter des Übergangs von der christlich-europäischen Welt in die muslimisch-orientalische Welt war und ist Konstantinopel von großer strategischer Bedeutung.

Die Osmanen drängten Richtung Norden

Seit dem 7. Jhd. organisierten sich die Völker im Vorderen Orient, der Islam breitete sich aus. Die christliche Vorherrschaft in der Region war den Sultanen und muslimischen Feldherren ein Dorn im Auge.

Rom und Byzanz hatten über Jahrhunderte hinweg zahlreiche Regionen in der arabischen und nordafrikanischen Welt kontrolliert. Die Feldzüge und die Glaubenskriege in Jerusalem heizten den Konflikt noch mehr an.

1453 gelang es Sultan Mehmed II schließlich das Bollwerk der Christen am Bosporus einzunehmen. Damit öffnete er den Osmanen das Tor zum Norden und nach Europa.

Seit diesem Zeitpunkt waren die Osmanen auf dem Vormarsch und drängten die christlichen Mächte immer weiter zurück.
Zuerst wurden die Balkanländer eingenommen und schließlich belagerten die Osmanen Wien.

Die in Europa verbliebenen Großmächte hatten also vor der eigenen Haustür wesentlich mehr zu tun, als daran zu denken, Konstantinopel zurückzuerobern.

Byzanz gab es nicht mehr

Mehr als tausend Jahre war Byzanz beziehungsweise Konstantinopel die Hauptstadt Ostroms und später des Byzantinischen Reiches. Doch Byzanz ging mit der Eroberung Konstantinopels durch Mehmed II komplett unter. Der letzte Kaiser von Byzanz starb im Gefecht um die Stadt.

Folglich gab es auch von dieser Seite keine Bestrebungen oder Möglichkeiten mehr, Konstantinopel zurückzuerobern oder das Reich Byzanz erneut zu etablieren.

Russland wollte Konstantinopel

Natürlich gab es auch in allen folgenden Jahrhunderten immer wieder Pläne und Bemühungen, die Stadt am Nordufer des Bosporus wieder unter europäische Herrschaft zu bringen.

Allerdings stand im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert Russland diesen Plänen im Weg. Neben den Europäern hatte die Zaren-Großmacht ein Auge auf die strategisch wichtige Stadt geworfen.
Katharina die Große soll ihrem Enkel Konstantin den „Thron von Konstantinopel“ versprochen haben.

Im Europa dieser Zeit fürchteten sich alle Herrscher und Adelshäuser mehr vor Russland, denn vor den Osmanen.

Im Krimkrieg 1854 verteidigten Großbritannien, Frankreich und das Piemont die europäischen und schlussendlich auch einige osmanische Regionen gegen das vordringende Russland. Dabei ging es nicht darum, Konstantinopel beziehungsweise Istanbul zurückzuerobern. Vielmehr ging es darum, die Stadt und den strategisch wichtigen Punkt vor der Übernahme Russlands zu schützen. Istanbul blieb muslimisch und ein Teil des Osmanischen Reiches.

Die Gallipoli-Kampagne im Ersten Weltkrieg

Einen letzten Versuch der Europäer, Konstantinopel zurückzuerobern, gab es im Ersten Weltkrieg. Das British Empire war bis auf die Halbinsel Gallipoli vorgedrungen, die im Südwesten des Marmarameeres liegt. Von der Insel aus ist es ein Katzensprung auf den vorderasiatischen Kontinent. Vom 17. Februar 1915 bis 9. Januar 1916 fanden schwere Gefechte statt. Doch die Versuche der britischen Armee, Konstantinopel quasi von der Hintertür her zu befreien, scheiterten.

Konstantinopel blieb in der Hand der Osmanen und die Halbinsel Gallipoli ist heute ebenfalls ein Teil des Staates Türkei.

Konstantinopel heute

Da wir heute in der ganzen Welt eher friedlich bemüht sind, uns zu einen, mag es vielleicht irgendwann einen Weg geben, Konstantinopel wieder europäisch werden zu lassen. Die Türkei gilt als wichtiger Partner der Europäischen Union. Seit 1995 gibt es gelockerte Zollabkommen und seit 2005 Beitrittsverhandlungen. Trotzdem wurden alle Anträge der Türkei, in die Europäische Union aufgenommen zu werden, bisher vom Rest Europas abgelehnt.

Neben der befürchteten unkontrollierten Zuwanderung von Türken in die EU gibt es neue Bedenken bezüglich der voranschreitenden Islamisierung des Landes. Dennoch liegt Istanbul bis heute geografisch gesehen in Europa. Wer in die Stadt am Bosporus kommt, spürt diesen Flair auch. In Istanbul findet sich bis heute eine multikulturelle Mischung aus Nationen, Bewohnern und Besuchern, die sich deutlich von anderen türkischen Großstädten unterscheidet.


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