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Was ist Schwarzmalerei: Definition und psychologische Bedeutung


Schwarzmalerei umschreibt eine pessimistische Weltanschauung. Wer alles schwarz sieht bzw. malt, geht immer vom Schlimmsten aus oder sieht in Allem etwas Schlechtes. Das kann andere ziemlich nerven; schadet aber auch der eigenen Gesundheit, denn Schwarzmalerei wirkt sich nachweislich auf die Psyche eines Menschen aus.

Woher kommt die Schwarzmalerei: Ursprung und Herkunft des Begriffs

Woher der Ausdruck Schwarzmalerei kommt, können Wissenschaftler nicht genau benennen. Sie sind sich nicht mal einig, ob tatsächlich die Farbe Schwarz gemeint ist oder vielleicht doch gewöhnlicher Schmutz. Beides verdeutlicht etwas Negatives, sodass jede der möglichen Erklärungen stimmen könnte. Da die Schwarzmalerei eine Vorstellung von einer düsteren Zukunft ist und die Dunkelheit dem Menschen schon immer Angst bereitet hat, ergab sich wahrscheinlich eine Wortschöpfung.

Schon in der Antike wurden Orakel genutzt, um eine Vision von einer möglichen Zukunft zu sehen bzw. zu wissen, wie sich Situationen aus der Gegenwart in der Zukunft abzeichnen. Diese sogenannten Hellseher sahen Bilder von der Zukunft, entweder klar und deutlich oder nur Symbole. Sätze wie: „In Zukunft zeichnet sich ein Konflikt ab“ – weisen darauf hin – dass das Wort „Malerei“ durchaus auch als Zukunftssehen verwendet wurde. Eine Prognose über einen bevorstehende Katastrophe bezeichnet man als düstere Zukunft – was der Schwarzmalerei entgegenkommt. Weiterhin könnte der Begriff auch dazu gedacht sein, eine undurchsichtige Zukunft – welche nichts erkennen lässt – abzubilden.

Schwarz im Sinne von Schwarz

Für die Herleitung vom germanischen Wort swarta spricht, dass Schwarz lange Zeit gleichbedeutend mit dem Tod war. Nahmen Gegenstände einen dunklen Ton an, lag das meist an schädlichen Prozessen. Faulendes Holz oder schimmlige Wände zeigen eine deutliche Schwarzfärbung; aber auch die Haut kann schwarz werden. Bei Wundbrand, Blutvergiftung oder durch Pestbeulen färbt sie sich zusehens dunkler. Ein Umstand, der in weniger aufgeklärten Epochen für blankes Entsetzen sorgte – denn es herrschte der Glaube, dass nur Verstorbene schwarz werden. Damit war klar: Nehmen große Bereiche der Haut eine dunkle Tönung an, steht der Tod bevor – weil er Betroffene schwarz anmalt. Oft stimmte das sogar, da nur wenige Menschen die oben genannten Infektionen überlebten.

Schwarz im Sinne von Schmutz

Doch auch das spätmittelhochdeutsche Wort smuz führt zu einer annehmbaren Erklärung. Es steht gleichfalls für Schimmel, Moder oder (schädliche) Feuchtigkeit; kann aber aber auch „Befleckung“ oder „Verunreinigung“ bedeuten. Und damit kommt es der Schwarzmalerei deutlich näher als die andere Herleitung. Denn etwas schwarz zu malen, endet nicht zwingend tödlich, sondern wirkt oft nur einschränkend.

Psychologische Gründe für Schwarzmalerei

Schwarzmaler sehen in Allem und Jedem etwas Schlechtes. Sie können sich nicht vorbehaltlos an etwas erfreuen, sondern suchen immer das berühmte Haar in der Suppe. Das kann anderen den Spaß verderben; aber auch zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wer ständig mit dem Schlimmsten rechnet, redet es förmlich herbei – und sorgt so dafür, dass die Schwarzmalerei berechtigt war. Das wohl bekannteste Beispiel für Ursache und Wirkung dieser Einstellung sind gescheiterte Beziehungen. Sie verletzen und führen zu Frust, frei nach dem Motto „Ich finde nie wieder jemanden!“. Doch erst, weil Betroffene diesen Gedanken zulassen, kommt es tatsächlich so. Die schlechte Erfahrung lässt sie verbittern und misstrauisch werden, sodass es neue Partner schwer haben, in ihr Leben zu treten.

Was passiert bei Schwarzmalerei, Wie entsteht Schwarzmalerei

Die Prozesse der Wahrnehmung, also Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Tasten – schaffen eine Vorstellung von der Realität. Durch die Sinne der Lebewesen können diese, den Kontakt zur Umwelt aufnehmen. Dies geschieht, indem Reize durch sensible Rezeptoren in den Sinnesorganen registriert werden, dann über das Nervensystem zum Gehirn geleitet werden und dort in ein Bild, Geräusch, Geschmack, Gefühl oder Geruch übersetzt werden.

Zwischen Reiz und Erlebniswelt findet also eine Reizreaktion statt, welche vom Sinnesorgan ausgeht, über Neuronen transportiert und vom Gehirn letztlich interpretiert wird. Demnach ist die Wirklichkeit ein Produkt der Reizreaktion des Individuums, welche durchaus individuell anders ausfallen kann.

Dies erklärt auch, weshalb ein Mensch sehr gut sieht, der nächste braucht eine Brille und ein Dritter sieht gar nichts. Meistens existieren für Kurzsichtigkeit und Blindheit nur physiologische Ursachen. So ist das Auge beschädigt, die Sehnerven gestört oder der Augenmuskel funktioniert nicht mehr ausreichend. Allerdings gibt es auch einige Erklärungen, welche in der Psyche zu suchen sind.

Die Aufmerksamkeit eines Menschen ist nicht unendlich, sondern begrenzt. Der Mensch kann somit nicht alles wahrnehmen, sondern nur das, worauf er seine Aufmerksamkeit richtet. Man spricht von selektiver Aufmerksamkeit, welche sich auf ein Objekt richtet und sich dadurch von einem anderen Objekt abwendet.

Bestimmte Dinge, wie Angst veranlassen uns dann, blitzschnell umzuschalten – falls z.B. ein Wolf vor uns steht. Dann bekommt man nämlich nichts mehr von der schönen Wiese und den duftenden Blumen mit. Hier wird deutlich, dass die Aufmerksamkeit situationsabhängig aber auch vom einzelnen Menschen abhängig ist.

Die selbsterfüllende Prophezeiung besagt, dass der Mensch eine Prognose für seine Zukunft abgibt, welche sich dann erfüllen wird. Und dies passiert immer, jederzeit, in jedem Augenblick des Tages. So glauben einige Menschen, dass sie immer arm sein werden oder niemals glücklich sein können. Dies sind typische Pessimisten. Andere sehen nur schwarz für bestimmte Situationen, indem sie nicht glauben, den neuen Job bekommen zu können.

Was passiert nun?
Egal, was wir über uns oder unsere Zukunft denken – wir richten unsere Aufmerksamkeit darauf. Und da die Aufmerksamkeit nicht unendlich vorhanden ist, müssen wir bestimmte Dinge ausblenden. Nun kommt das Erleben ins Spiel. Wir scannen also permanent unsere Umwelt ab. Dies geschieht nicht im vollen Bewusstsein, sondern eher unterschwellig bzw. unterbewusst.

Nun treten im Alltag immer wieder bestimmte Dinge, bestimmte Menschen oder Ähnliches in unserem Umfeld auf. Würden die Reize, welche von diesen Objekten ausgehen, eine bestimmte Reizschwelle überschreiten – würden diese ins Bewusstsein vordringen, Aufmerksamkeit beanspruchen und somit Teil der eigenen Wahrnehmung werden.

Die Reizschwelle ist wiederum von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Jemand hat bereits eine Reizschwelle bei einem kleinen Hündchen und sobald er dieses sieht, erfüllt ihn Angst. Andere finden Babys niedlich und bemerken jeden Säugling auf der Straße und lächeln. Die Reizschwelle ist somit individuell unterschiedlich. Wir nehmen nur das wahr, was unsere Reizschwelle zulässt. Ausgenommen sind die Standardprogramme für Angst, welche überlebenswichtig wird. (z.B. beim Wolf)

Aber andere Reize verfehlen zum Teil die Wirkung. Der pessimistische Mensch hat sich eine Reizschwelle aufgebaut, welche darauf ausgerichtet ist, etwas Schlechtes zu finden. Schließlich will er recht haben, um sein eigenes Selbstbild bestätigen. Auf dem Weg zur Arbeit bemerkt er nicht den Sonnenschein. Und er bemerkt auch nicht, den Geschmack des morgendlichen Kaffees, welchen er auf dem Weg zur U-Bahn trinkt. Er bemerkt nicht das niedliche Baby und das Zwitschern der Vögel.

Stattdessen bemerkt er, dass die U-Bahn rammelvoll ist und er von einem Menschen angerempelt wird. Und dieser hat sich nicht einmal entschuldigt. Die negativ belegten Reize sind Schlüsselreize, welche die Aufmerksamkeit sofort auf diese Situation lenken. Schließlich wird er eine Schlussfolgerung aussprechen, welche beinhaltet, dass dies wieder ein ganz blöder Tag sein wird.

Gegenwart bestimmt Zukunft und andersherum

Da nun unser Beispiel von eben zeigt, dass wir nicht alle Reize wahrnehmen, sondern nur bestimmte – kommt die Frage auf, wer die Reizschwelle festlegt. Es sind Gedanken.

Die Gedanken sind das Produkt des Denkens. Und Gedanken lösen im Organismus, welcher als System verstanden werden kann, etwas aus. Sie stellen somit die Fahrbahn bzw. Richtlinie für den Organismus. Der Umgang mit Schmerzen oder mit Gefühlen sind Richtlinien, welche durch die eigenen Gedanken konstruiert werden. Und die innere Haltung, ob jemand Optimist oder Pessimist ist, ebenfalls.

Die Gedanken als Richtlinien sorgen somit dafür, dass der Organismus seine individuelle Reizschwelle festlegt. Falls nun positive Dinge passieren, werden diese ignoriert. Negative Erlebnisse und Situationen, welche der eigenen Gedankenwelt entsprechen, werden allerdings wahrgenommen und erlebt. Dies führt dann zu einer Bestätigung der eigenen Vision, weshalb man von selbsterfüllender Prophezeiung spricht.

Weiterhin werden Negativerlebnisse zu einer Reizreaktion führen, welche im momentanen körperlichen Gefühl erlebbar wird (Wut, Trauer, Zorn, Angst). Aber diese Erfahrung verändert auch die Gedankenwelt, wodurch sich die pessimistische Grundhaltung weiter erhärtet. Schließlich kann der Pessimist dann sagen, hab ich doch gleich gewusst.

Und tatsächlich hört man bei Schwarzmalern oft Sätze, wie:

  • hab ich doch gleichgesagt
  • hab ich doch gleichgewusst
  • hättest du man gleich auf mich gehört

Pessimisten wollen ihre Schwarzmalerei permanent bestätigt wissen und suchen deshalb übertrieben oft nach Anhaltspunkten, um ihre Grundtendenz zu untermauern. Ihnen geht es auch nicht darum, dass sie selbst bei der Sache verloren haben, sondern darum, dass ihre Gedankenwelt bestätigt wird.

Durch die Schwarzmalerei wird demnach eine Gegenwart konstruiert, welche mit den Merkmalen der eigenen Gedankenwelt übereinstimmt. Dies führt zur Bestätigung dieser Weltanschauung, wodurch sich diese verhärtet und in eine Reizschwelle für zukünftige Ereignisse erhalten bliebt. Diese bestätigte Reizschwelle sorgt dann für zukünftige Interpretationen der Wirklichkeit, welche mit der gleichen Tendenz ausfallen werden. Deshalb sagt man auch, dass die individuelle Realität jedes Einzelnen lediglich ein Spiegelbild seiner inneren Gedankenwelt ist.

Antonym und Synonym zur Schwarzmalerei

Für das Gegenteil zur Schwarzmalerei kennt die deutsche Sprache ebenfalls ein bildhaftes Wort: die Schönfärberei. Es beschreibt das andere Extrem, nämlich alles optimistischer zu beleuchten, als es tatsächlich ist. Häufige Synonyme sind:

  • Ausbremser
  • Bedenkenträger
  • Defätist
  • Pessimist
  • Skeptiker
  • Spielverderber
  • Unkenrufer
  • Zweifler

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