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3 Unterschiede zwischen Begriff und Ausdruck


unterschied begriff ausdruck

Begriff und Ausdruck werden sehr häufig in der Alltagssprache synonymisch, d.h. mit der gleichen Bedeutung oder Bedeutungsabsicht, verwendet. Schauen wir uns die Begriffe jedoch genauer an, gibt es auf etymologischer Ebene einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Wörtern und ihrer Verwendung.

Ein Begriff bezeichnet eine bestimmte Bedeutung oder Bedeutungseinheit und bezieht sich zum Beispiel auf einen Gegenstand. Ein gegenständlicher Bezug muss aber nicht immer zwangsläufig gegeben sein.

Der Ausdruck hingegen ist ein sprachliches Mittel, das situationsangemessen angepasst und verändert werden kann. So kann „Schrott“ und „Abfall“ in beiden Fällen ein Begriff für Müll sein. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Ausdrücke, die unter anderem von dem Kontext, in dem sie verwendet werden, abhängig sind.

Begriffe sind präziser als Ausdrücke

Ein Ausdruck ist eine Möglichkeit zur Kommunikation. Dies kann ein Wort, ein Laut oder ein anderes Geräusch sein – welches erst durch die direkte Kommunikation eine Bedeutung bekommt. Aber auch das Gesicht oder der Körper eines Menschen kann etwas ausdrücken. So ist beispielsweise die Mimik eine Ausdrucksform ohne die Verwendung von gesprochener Sprache. Da auch Körpersprache ein Kommunikationsmittel ist, kann der Empfänger das Minenspiel des Senders verstehen. Worte sind dafür nicht nötig.

Der Begriff ist ein Resultat des Begreifens. Demnach wird ein Sachverhalt mit einer allgemein gültigen Definition versehen und unter einem Begriff zusammengefasst. Derjenige – welche den Begriff benutzt, bezieht immer dessen Definition mit ein. Damit ein Ausdruck zum Begriff wird, muss demnach eine Definition existieren – welche der Sender und der Empfänger in einer Kommunikation kennen und sich darauf berufen können. Dadurch wird der Begriff zu einer Präzisierung eines Ausdrucks.

Rationalität statt Emotionalität

Aufgrund dessen – dass Begriffe über eine allgemein anerkannte Definition verfügen, entfallen alle Emotionen und Gefühle – welche sich mit einem Ausdruck verbinden lassen. So wird der Begriff frei von Gefühlen aus einem Ausdruck herausgeschält, so dass nur sich nur noch Informationen mit diesem Begriff verbinden lassen.

Hier ein Beispiel…
Der Ausdruck „böser Hai“ vermittelt ein Gefühl von Gefahr und verknüpft dies mit einem Tier, in diesem Fall dem Hai. Demnach handelt es sich in um einen Ausdruck, welcher auf die Bosheit eines Haies hinweisen soll. Es ist unklar, ab welcher Größe ein Hai eine Gefahr darstellt. Weiterhin ist unklar, wie sich ein boshaftes Verhalten bei einem Hai äußert bzw. ausdrückt. Der Ausdruck ist demnach bestückt mit Zusatzinformationen, welche Gefühle wecken und das ganze Konstrukt dadurch unpräzise machen.

Der Weiße Hai ist eine spezifische Art und demnach ein Begriff. Zu dieser Tierart existiert eine Definition. Dadurch wird klar, was ein Weißer Hai ist, wo dieser lebt, was dieser frisst und über welches Jagdverhalten das Tier verfügt. Die Gefühle sind getrennt worden vom Ausdruck und wurden durch präzise Informationen ersetzt, wodurch der Begriff entsteht.

Der Begriff „Hai“ fasst Fische aus der Tierklasse der Knorpelfische zusammen, welche bestimmte Merkmale besitzen und sich aufgrund einer gemeinsamen Entwicklungsgeschichte zusammenführen lassen. Die Merkmale, welche bei allen Haien gleich sind – werden zur Definition des Begriffes Hai.

Anspruch auf Objektivität

Durch die Verwendung von Ausdrücken entsteht eine Subjektivität beim Sprecher und Zuhörer. Denn es können Wörter, wie Dreikäsehoch, neunmalklug oder Frechdachs benutzt werden und jeder versteht etwas Anderes darunter. Diese Ausdrücke sind subjektiv und hängen von der Verwendung des Sprechers bzw. Anwenders ab. Grund für die Subjektivität ist das Fehlen einer klaren Definition. Stattdessen ergibt sich deren allgemeine Bedeutung aus einer Situation heraus.

Wieso?
Niemand wird wissen, wie groß jemand sein muss, um als Dreikäsehoch zu gelten. Auch weiß niemand ganz genau, ab wann man als neunmalklug gilt. Stattdessen werden diese Ausdrücke wahllos in die Alltagssprache integriert und verfehlen den Anspruch an Objektivität und Präzision.

Da Begriffe als etwas Rationales gelten und so definiert werden, ergibt sich ein Anspruch auf Objektivität. Die Merkmale, welche zu einer allgemein gültigen Definition zusammengetragen werden, machen dies möglich.

Aber…
Da Menschen niemals frei von Gefühlen agieren oder reagieren, kommunizieren sie auch niemals gefühlslos. Somit kann Objektivität niemals vollständig hergestellt werden, allerdings wird durch die Verwendung eines Begriffes – welcher im Vorfeld bereits definiert wurde – eine Objektivität vorgeschlagen und als Ziel ausgegeben, wodurch der Gebrauch von Begriffen gegenüber Ausdrücken deutlich weniger subjektiv ausfällt.

Ausdrücke und Begriffe können aus unterschiedlichen Wörtern bestehen

Sowohl ein Ausdruck als auch ein Begriff können jeweils aus mehreren Wörtern oder Worteinheiten bestehen. So ist beispielsweise der Begriff „frühkindliche Lebensphase“ ein Begriff, der aus zwei Wörtern besteht und sich primär auf die erste Lebensphase nach der Geburt eines Kindes bezieht.

Gleichwohl gibt es aber auch die Möglichkeit, die Lebensphase eines Neugeborenen auf unterschiedliche Weise auszudrücken und somit einen alternativen Ausdruck zu wählen: Ein alternativer Ausdruck wäre in diesem Kontext beispielsweise der Ausdruck „Kleinkindphase“, der ebenfalls einen Begriff für die Lebenszeit eines Kindes unmittelbar nach der Geburt darstellt.

Ausdrücke bestehen häufig aus mehreren Wörtern

Auch wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass auch der Begriff aus mehreren Wörtern zusammengesetzt ist, wird das Wort des Ausdrucks insbesondere dann mit Vorliebe gewählt, wenn mehrere Wörter miteinander verbunden werden. Dies gilt besonders dann, wenn die Wörter syntaktische, also satz-ähnliche Formen und Strukturen annehmen. In diesem Zusammenhang ist der Ausdruck gleichbedeutend mit der Verwendung des Wortes Bezeichnung.

Durch die Verwendung von zwei oder drei Wörtern, wie beispielsweise beim aggressiven Hund werden die oben beschriebenen Emotionen vermittelt – welche der Begriff Hund oder Haushund nicht transportieren würde. Ausdrücke werden deshalb oft mit Eigenschaftswörtern bzw. Adjektiven bestückt, wodurch der Ausdruck gegenüber dem Begriff unpräziser wird und die allgemein gültige Definition entfällt, wodurch wiederum Subjektivität vor Objektivität herrscht.

Der Ausdruck auf stilistischer Ebene

Insbesondere in der Stilistik kommt dem Ausdruck eine besondere Bedeutung zu, die etymologisch anders besetzt ist: So bezeichnet man eine besondere Tonalität eines Textes sowie die Verwendung von besonderen Wort- und Sachfeldern allgemein auch als „Ausdruck“. Der Ausdruck ist häufig Gegenstand von sprachlichen Analysen, die insbesondere auf Reden und Sachtexte angewendet werden.

Wissenschaftliche Betrachtung von Begriffen

In der Wissenschaft gibt es eine eindeutige, zusammenhängende Definition des „Begriffes“, die im Alltag allerdings oft verwaschen wird. Grundsätzlich ist ein Begriff durch einen sprachlichen Ausdruck geprägt und steht in der Bedeutungshierarchie somit unter dem Ausdruck, weil er Bestandteil von letzterem ist. Denn der Begriff schält sich immer aus dem Ausdruck heraus, macht diesen konkreter – indem überflüssige Informationen (z.B. Gefühle, Meinungen) weggelassen werden, so dass nur rationale Informationen erhalten bleiben.

Ein Begriff kann aber dennoch allgemeiner sein, wenn er Gegenstände in besonderer Weise klassifiziert. So ist der Begriff „Hardware“ insofern allgemeiner Natur, als er mehrere Gegenstände hinsichtlich ihrer Charakteristik näher beschreibt: Er fasst mehrere Gegenstände aus dem Bereich der Technologie wie etwa Kameras, Tastaturen und LCD-Bildschirme zusammen.

Man nennt fasst dies auch als Oberbegriff bzw. Überbegriff zusammen. Da diese Oberbegriffe allerdings auch über ein Definition verfügen, welche allgemein gültige Merkmale integriert – besteht weiterhin eine Abgrenzung zum Ausdruck, welcher dies nicht vornimmt.

Ein Begriff kann nach wissenschaftlicher Definition zudem „abstrakt“ sein. Beispiele für abstrakte, subsummierende und somit meist vereinfachende Begriffe sind etwa „Philosophie“, „Psychologie“ oder „Sportwissenschaft“. Gerade Überbegriffe sind abstrakt und können durch Teildisziplinen konkretisiert werden.

Im Falle des Begriffs der Sportwissenschaft werden beispielsweise mehrere Teildisziplinen wie etwa die Sportmedizin, die Biomechanik und die Trainingslehre zu einem vereinfachenden Begriff zusammengefasst werden.

Eine weitere definitorische Annäherung an das Wort Begriff ist der dynamische Ansatz: So kann ein Begriff dynamisch und somit zum Beispiel an kognitiven Vorgängen oder Operationen beteiligt sein. Er kann sogar durch einen kognitiven Vorgang selbst neu erschaffen bzw. gar erst gebildet werden.

Häufig ist dies beispielsweise im Kontext der Schaffung von Neologismen der Fall. Ein solches Beispiel ist in den letzten Jahren entstandene Begriff der „Lügenpresse“, der in den Medien immer wieder erwähnt und politisch diskutiert wurde. Irgendwann existiert dazu eine allgemeine Definition, wodurch der Ausdruck zum Begriff wird.

Zusammenfassung

  • Ein Ausdruck ist ein Laut, eine Äußerung oder sonstiges Mittel zur Kommunikation.
  • Jeder Begriff ist ein Ausdruck, aber nicht jeder Ausdruck kann als Begriff genutzt werden.
  • Um aus dem allgemeinen Ausdruck einen Begriff zu formen, muss ein Sachverhalt definiert und für allgemein gültig befunden werden.
  • Erst durch die Definition entsteht ein Begriff und schält sich durch Informationen aus einem Ausdruck heraus.
  • Um dies zu erreichen, müssen Merkmale zu einem Sachverhalt zusammengetragen und unter einem Begriff vereint werden. Sind diese Merkmale allgemein anerkannt, handelt es sich um eine Definition – welche einen Begriff beschreibt.
  • Die Verwendung von Begriffen ist immer präziser, rationaler und objektiver gegenüber eines Ausdrucks.

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