Die 3 Unterschiede zwischen Insel und Hallig
Halligen sind Sonderformen von Inseln. Es gibt sie ausschließlich im nordfriesischen Wattenmeer und vor der dänischen Nordseeküste. Halligen sind wie Inseln vollständig von Wasser umgeben. Aber anders als „normale“ Inseln ragen die Halligen nur wenige Meter über den Meeresspiegel und können bei einer Sturmflut vollständig überschwemmt werden. Eine Insel hingegen ragt auch bei Hochwasser über den Wasserspiegel, sodass „Land unter“ die kleinsten und unbewohnten Inseln trifft.
Inseln bestehen aus festem Gestein, können aber auch Vulkaninseln sein. Sie sind entweder als ozeanische Inseln Bestandteile mittelozeanischer Rücken oder befinden sich als Kontinentalinseln in einem Schelfmeer und sind Teile eines Kontinentalsockels.
Wie andere Inseln auch sind die Halligen mit dem Gewässergrund verbunden. Halligen sind aber Marschinseln, bestehen also aus Marschboden. Die Marsch ist eine erdgeschichtlich betrachtet sehr junge Landschaft und erst vor etwa 6000 Jahren entstanden. Das Wort „Marsch“ stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet „Weideland“. Es leitet sich vom englischen Wort „marsh“ ab, das als Morast oder Sumpf übersetzt werden kann. Vor allem Schleswig-Holstein ist von der Marschlandschaft geprägt.
Inhalt
Grundlage der Halligen ist Marsch
Die Marschlandschaft, wie sie vor allem im Norden Deutschlands zu finden ist, entstand durch marine Prozesse. Nach der letzten Eiszeit schmolzen die Gletscher und der Meeresspiegel stieg an. Es kam zu einer Überflutung der Nordsee. Dadurch lagerten sich Schlick, also feinkörniges Sediment, und riesige Mengen pflanzlicher und tierischer Teile ab, die vom Meer herantransportiert wurden. Als der Meeresspiegel wieder sank, wurde die Marsch und das Wattenmeer freigegeben.
Die Marsch ist nicht gleichmäßig eben. Je nach Untergrund, der durch die eiszeitlichen Gletscher entstanden ist, liegen Marschlandschaften höher oder tiefer. Das küstennahe Marschenhochland ist höhergelegen und liegt etwa bei 1,5 Metern über dem Meeresspiegel. Das sogenannte Marschensietland ist flacher und im Laufe der Jahrhunderte, auch durch Verdichtung weiter abgesackt. Es liegt teilweise unter dem Meeresspiegel.
Was ist eine Hallig?
Eine Hallig ist eine kleine Marschinsel. Es gibt sie nur vor der deutschen und dänischen Nordseeküste. Bei Sturmfluten können sie vollständig überschwemmt werden. Sie sind entweder nicht oder nur wenig geschützt. Bis zum 19. Jahrhundert sind etwa einhundert namentlich bekannte Halligen verschwunden oder untergegangen, beispielweise während der „Groten Mandränke“ im Jahr 1362 und im Jahr 1634. Einige Halligen wurden auch eingedeicht und mit dem Festland verbunden wie etwa Ockholm oder Dagebüll.
Langli ist die letzte dänische Hallig. Sie ist unbewohnt. Es gibt noch zehn deutsche Halligen, von denen sieben dauerhaft bewohnt sind. Alle zehn Halligen sind kreisförmig um Pellworm gruppiert und gehören heute zum Kreis Nordfriesland. Pellworm (wie auch Nordstrand) ist ein Rest des alten Marschlandes, wird als Insel aber nicht mehr überschwemmt. Habel ist mit etwa sechs Hektar die kleinste, Langeneß mit etwa zehn Quadratkilometer die größte Hallig. Die deutschen Halligen sind folgende:
- Langeneß
- Hooge
- Gröde
- Oland
- Nordstrandischmoor
- Hamburger Hallig (ist heute keine Insel mehr)
- Süderoog (unbewohnt)
- Südfall
- Norderoog (unbewohnt)
- Habel (unbewohnt)
Unterschied zwischen Hallig und Insel
Eine Insel ist eine mit dem Gewässergrund verbundene Landmasse, die über den Wasserspiegel hinausragt, auch bei Hochwasser. Sie ist vollständig von Wasser umgeben. Man unterscheidet Meeresinseln von Binneninseln. Inseln können von Meeresregionen umgeben sein oder sich in Flüssen und Seen befinden. Meeresinseln in Deutschland sind beispielsweise Helgoland, Hiddensee oder Amrum. Deutsche Fluss- und Seeninseln sind etwa Harriersand in der Weser, die Insel Mainau im Bodensee oder die Herreninsel und die Fraueninsel im Chiemsee.
Die Halligen sind durch marine, die Nordseeinseln durch glaziale Prozesse entstanden. Eine Hallig ist das Ergebnis einer Aufschlickung und Aufschwemmung von Marschland. Amrum, Föhr und Sylt hingegen verfügen über einen Geestkern. Das Wort „Geest“ kommt vom friesischen „güst“ und bedeutet unfruchtbar oder karg. Geestböden sind nährstoffarm. Die Geest ist das Material der Grundmoräne des Gletschers der Saale-Eiszeit und Teile der Endmoräne des Weichselgletschers. Es handelt sich hauptsächlich um Geröll, Kies und Sand.
Wie entstanden die Halligen?
Woher das Wort „Hallig“ stammt, ist unklar. Erwähnt wurde es zum ersten Mal Ende des 16. Jahrhunderts. Bis ins 19. Jahrhundert konnte „alles an der offenen See liegende unbedeichte Land“ als Hallig bezeichnet werden, „welches bey der Fluth ganz oder zum Theil überschwemmt wird“.
Eine Hallig besteht aus Marschboden. Die Marschlandschaft war eine von Bächen durchzogene Moorlandschaft zwischen Nordsee und Festland. Es war eine durch Nehrungen abgeschlossene Senke und ein kaum entwässertes Niederungsgebiet mit Bruchwäldern. Der Meeresspiegel der Nordsee stieg aufgrund des sogenannten mittelalterlichen Klimaoptimums bzw. der mittelalterlichen Warmzeit bis ins 13. Jahrhundert hinein kontinuierlich an. Das Wasser drang durch die Nehrungen in das Niederungsgebiet ein. Maritime Sedimente lagerten sich ab und bildeten Schwemmland. Das Salzwasser ließ die Moore absterben und den Boden absenken. Immer neue Sedimente lagerten sich ab. Überschwemmungen verändern das Schwemmland ununterbrochen.
Sturmfluten und Sedimentablagerungen veränderten nicht nur die Küstenlinie, sondern ließen auch Halligen entstehen. Sie veränderten ihre Form und Größe und gingen wieder unter. Einige Halligen wuchsen zusammen, wie beispielsweise Nordmarsch und Langeneß zur heutigen Hallig Langeneß.
Die Größe und Höhe einer Insel und die einer Hallig
Die Größe spielt bei der Definition von Insel bzw. Hallig keine Rolle. Die größte Binneninsel ist Manitoulin in Kanada. Sie ist 2766 Quadratkilometer groß und liegt im Huronsee. Die größte Meeresinsel der Welt ist Grönland mit über zwei Millionen Quadratkilometern Fläche. Im Vergleich zu diesen Ausmaßen sind beispielsweise die in der Ostsee sich befindlichen skandinavischen Schären winzig. Sie können nur wenige Quadratmeter groß sein und dennoch handelt es sich auch bei den Schären um Inseln, genauer um Felsinseln. Allein fünf der zehn deutschen Halligen haben eine Fläche von weniger als einem Quadratkilometer.
Auch die Höhe einer von Wasser umgebene Landmasse definiert nicht, ob es sich dabei um eine Insel oder Hallig handelt. Die weltweit höchste Insel ist Neuguinea in Indonesien mit dem 4884 Meter hohen Berg Puncak Java. Neuguinea ist zugleich die flächenmäßig zweitgrößte Insel der Welt. Eine Hallig dagegen ragt nur wenige Meter aus dem Meer und wird deswegen bei einer starken Flut oder einer Sturmflut überschwemmt.
Um auf einer Hallig siedeln zu können, müssen Warften aufgeschüttet werden. Das sind künstliche, etwa fünf Meter hohe Hügel, auf denen die Häuser und Wirtschaftsgebäude der Hallig-Bewohner stehen. Wird eine Hallig überspült, erheben sich die Warften wie isolierte Inseln aus dem Wasser.
Inseln und Halligen als Siedlungsräume
Das Leben auf einer Hallig unterscheidet sich stark vom Leben auf einer Insel. Die Hallig-Bewohner mussten nicht nur mit den Naturgewalten leben lernen, sondern auch mit fehlendem Trinkwasser. Bis zu zwanzig Mal im Jahr werden die Halligen überspült. Die Flora weist deswegen salzwasserresistente Arten auf. Der Hallig-Boden speichert kein Süßwasser. Süßwasser gab es bis in jüngste Zeit nur in Form von Regenwasser, das für das Vieh in einem sogenannten Fething und als Trinkwasser für die Bewohner in einer Zisterne, dem sogenannten „Sood“ gesammelt wurde.
Fethinge sind Regenwassersammelbecken auf den Warften und dem umliegenden Land. Diese Wasserspeicher wirken wie normale Teiche und dienen als Viehtränken. Heute stehen die Fethinge unter Denkmalschutz. Die Halligen sind an das Trinkwassernetz angeschlossen und machen die Regenwasserreservoirs überflüssig. Hooge erhielt beispielsweise im Jahr 1968 und Gröde im Jahr 1976 einen Wasseranschluss. Bis dahin waren die Regenwasserspeicher überlebensnotwendig.
Inseln wurden schon früh in der Geschichte der Menschheit besiedelt. Eine der ersten dauerhaft bewohnten Inseln war Kreta. Funde weisen auf eine Besiedlung von Neandertalern hin, die vermutlich weit über 130000 Jahre zurückreicht. Einer der Hauptgründe, eine Insel zu besiedeln, war vermutlich die Sicherheit vor Angriffen. Vom Meer her ist eine Eroberung sehr schwierig und risikoreich. Diese Sicherheit ermöglichte auch die Entstehung von Hochkulturen. Beispiele sind:
- Kreta
- Malta
- Japan
- England
- Java
- Bali
- Sri Lanka
- Osterinsel
Java ist mit rund 133 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Insel der Erde. Auf den Halligen hingegen leben nur sehr wenige Menschen. Auf Langeneß, der größten Hallig, leben nur etwas mehr als einhundert Menschen. Auf allen Halligen zusammen gibt es heutzutage etwa 230 Bewohner. Die Lebensumstände aufgrund der häufigen Überflutungen waren immer und sind noch heute schwierig. Ständig veränderte sich bis ins 19. Jahrhundert hinein, als damit begonnen wurde, die Hallig-Kanten zu befestigen, die Form der Halligen. Sie konnten aber auch an Fläche gewinnen und verlieren oder völlig untergehen.
Häuser und ganze Warften mussten immer wieder aufgegeben werden. Das Vieh ertrank bei Sturmfluten, wenn es nicht rechtzeitig auf die Warften getrieben wurde oder diese den Wassermassen nicht trotzen konnten. Heute leben die Hallig-Bewohner in erster Linie vom Tourismus und der Viehwirtschaft. In früherer Zeit verdienten sie ihr Geld mit Torfgewinnung und Salzabbau. Beide Wirtschaftsweisen erforderten den Abbau von Land, was schon im Jahr 1515 verboten wurde.
Besonderheiten von Fauna und Flora auf Inseln und Halligen
Je nach geografischer Lage unterscheiden sich Fauna und Flora der Inseln grundlegend voneinander. Häufig haben sie aufgrund ihrer Isoliertheit eigenständige Flora und Fauna entwickelt. Artenarmut an Fauna und Flora ist auf kleinen, jungen und isolierten ozeanischen Inseln am ehesten vorzufinden. Tierarten können auf Inseln kleiner oder größer als auf dem Festland sein. Dann ist die Rede entweder von Inselverzwergung aufgrund von Nahrungsmittelknappheit oder von Inselgigantismus aufgrund des Fehlens von Nahrungskonkurrenten oder Fressfeinden. Auf den Galapagos-Inseln finden sich bemerkenswerte Beispiele, etwa die Riesenschildkröten.
Auf den Halligen sind die Salzwiesen die typische Vegetationsform. Deswegen war und ist es kaum möglich, Landwirtschaft zu betreiben. Getreideanbau ist nicht möglich. Viehwirtschaft mit Kühen und Schafen hatte immer Vorrang. In den Uferbereichen wächst Reet, das als Baustoff auf den Halligen dient, vor allem zum Dachdecken. Reet prägt auch das Landschaftsbild, denn nichts wächst höher.