Wer war Sven Gabelbart: Biografie, Hintergründe und Tod
Sven Gabelbart (960 bis 1014) bzw. Sven Haraldsson war ein unehelicher Sohn des dänischen Königs Harald I. Blauzahn und wurde später durch eine sehr umstrittene Machtübernahme zum König des Landes. Gemeinsam mit Olav von Norwegen zog er mehrfach gegen England und war am Ende seines Lebens sogar für ganze 40 Tage der englische König.
Inhalt
- 1 Wer war Sven Gabelbart
- 2 Sven Gabelbart und die Seeschlacht von Helgenes
- 3 Svens Exil und weitere Eroberungen
- 4 Svens Eroberungszüge in England
- 5 Svens Kämpfe in der Heimat
- 6 Innerskandinavische Kämpfe
- 7 Neue Eroberungszüge gegen England
- 8 Quellen und Geschichtsschreibung zu Sven Gabelbart
- 9 Swend Gabelbart bei Theodor Fontane
- 10 Zusammenfassung
Wer war Sven Gabelbart
Um 960 kam Sven Gabelbart als Sohn von König Blauzahn von Dänemark und einer Magd zur Welt. Zwar waren die Umstände seiner Geburt im damaligen Königreich Dänemark durchaus normal, dennoch schloss sein Vater den Jungen bald von der offiziellen Thronfolge aus.
Svens Vater Harald I. „Blauzahn“ Gormsson war von ca. 958 bis 987 König von Dänemark und von 970 bis 975 auch König von Norwegen. Vor Sven wurden Blauzahns ehelicher Sohn Hakon sowie eine Tochter geboren.
Später rebellierte Sven erfolgreich gegen den Vater. Im Zuge einer Schlacht, zu der sich Sven vermutlich mit den Feinden seines Vaters verbündet hatte, kam der berühmte König Blauzahn ums Leben. Das brachte Sven in der damaligen Welt zunächst wenig Zustimmung ein. In Dänemark akzeptierte man den neuen König nicht, weswegen er bald damit begann, auf Kriegszüge gegen England zu gehen.
Nach vielen Attacken und Belagerungsversuchen, nahm Sven das angelsächsische Reich ein und vertrieb den König. Allerdings währte sein Glück als König von England nicht lange. Nur 40 Tage nach seinem Herrschaftsantritt und kurz vor seiner offiziellen Krönung starb Sven Gabelbart. Obwohl er König von England war, wurde er nicht in den offiziellen Königslisten Englands genannt. Bis heute ist sein Name auf der britischen Insel kaum geläufig.
Sven Gabelbart ging in der Geschichte zwischen seinem berühmten Vater Harald Blauzahn und seinem berühmten Sohn Knut dem Großen unter und gehört heute zu den weniger bekannten Wikinger-Herrschern.
Der dänische Eroberer war zweimal verheiratet. Die erste Gattin Świętosława von Polen beziehungsweise Gunhild von Polen war eine Tochter eines slawischen Stammesführers namens Mistislaw. In zweiter Ehe war Sven Gabelbart mit Sigrid Storråda, die den Beinamen Sigrid die Stolze trug, verheiratet. Er hatte fünf offizielle Kinder: Gytha, Harald, Knut (später Knut der Große), Harald und Estrid.
Trotz seiner nicht vollkommen königlichen Geburt gehört Sven wie sein Vater offiziell zum herrschaftlichen Geschlecht Jelling aus dem dänischen Jütland.
Der dänische Originalname lautete Svend Tveskæg. Manchmal wurde er von Geschichtsschreibern auch als Sven Haraldsson oder Swend Gabelbart bezeichnet.
Sven Gabelbart und die Seeschlacht von Helgenes
Um das Jahr 986 wurde König Harald Blauzahn von der Ostsee her angegriffen. Hinter der Attacke steckte ein verfeindeter Wikingerstamm, den Jomswikingern aus den südlichen Ostseeküstenregionen. Harals Sohn Sven soll sich mit den damals gefürchteten und starken Kämpfern verbündet haben, um seinen Vater zu stürzen und selbst in Dänemark an die Macht zu gelangen.
Die Kämpfe führten zur legendären Seeschlacht von Helgenes. Die drei altnordischen Sagenbücher Jómsvíkinga saga, Knýtlinga saga und Heimskringla erzählen von Haralds Tod. Der hatte die Jomswikinger zunächst zurückgedrängt. Während einer nächtlichen Kampfpause an Land wurde der König aus einem Hinterhalt von einem Pfeil getroffen, der ihn so schwer verwundete, dass der dänische König sich sofort zurückziehen musste.
Er rettete sich vermutlich nach Pommern, wo er einige Wochen nach dem Schuss starb. Es wäre theoretisch auch möglich, dass Sven oder ein Handlanger den Pfeil abgegeben hatten und der Sohn zunächst an der Seite des Vaters gekämpft hatte. Die Geschichtsbücher geben keine eindeutige Auskunft und berichten lediglich von Svens Beteiligung am Sturz des Vaters.
Haralds Leichnam wurde ins dänische Roskilde überführt und in einer von Harald gebauten Kirche beigesetzt.
Da Hakon bereits gestorben war und andere Kinder des Königs vermutlich das Säuglingsalter nicht überlebt hatten, wurde Sven Gabelbart zum Herrscher eines Großreiches, das neben Dänemark auch weitere Teile von Norwegen, Schweden und Pommern umfasste.
Svens Exil und weitere Eroberungen
Was genau nach Svens Machtübernahme passierte, ist nicht ganz eindeutig überliefert. Manche Quellen behaupten, er sei vom Volk und anderen Adligen und Kämpfern nicht als Herrscher angenommen worden. Daher habe er sich entweder aus Sicherheitsgründen in ein Exil zurückgezogen oder aber er ging mit getreuen Gefolgsleuten auf Feldzüge, um sich den Problemen im eigenen Land zu entziehen.
In Dänemark und Norwegen entstand in dieser Zeit ein Machtvakuum, das der schwedische König Erik Segersäll prompt nutzte, um in Dänemark die Vormachtstellung einzunehmen.
Sven war derweil in Altsachsen und Friesland auf Eroberungszügen und plante erste Angriffe auf das reiche England.
Svens Eroberungszüge in England
England war immer wieder ein begehrtes Ziel der Wikinger. Der Reichtum der Klöster und Könige war in den nordischen Nationen eine Legende.
Zu diesem Zweck hatte sich Sven mit dem norwegischen König Olav Tryggvason, einem der erfolgreichsten und gefürchtetsten Anführer von plündernden und erobernden Wikingern, zusammengetan. Ab 993 sollen die beiden mehrfach an der englischen Küste gelandet sein.
Im Jahr 993 oder 994 ist es unter der Führung von Sven und Olav zu einer großen Belagerung von London gekommen. Um die ständigen Attacken der Wikinger zu beenden, zahlte der englische König Æthelred II. den Skandinaviern im Jahr 994 nachweislich ein Lösegeld (Danegeld) von 22.000 Pfund in Gold und Silber. Daraufhin zogen sich die gierigen und brandschatzenden Nordmänner zunächst zurück. Doch sie kamen bald wieder.
Svens Kämpfe in der Heimat
Als Sven Gabelbart aus England zurückkehrte, war der schwedische König Erik Segersäll gestorben. Für Sven war die Situation günstig, um sich seine Herrschaft zurückzuholen.
Andere Quellen erzählen, dass Sven sich vorzeitig aus der Belagerung Londons zurückgezogen habe, weil er vom Tod des Königs erfahren hatte.
Trotz seines legalen Herrschaftsanspruches soll er in Dänemark nicht mit offenen Armen empfangen worden sein. Einige Geschichtsschreiber berichten von heftigen Kämpfen rund um den Ort Hedeby, als Sven mit seinen Männern gelandet war. Sven war wieder siegreich und löste die Konflikte mit den Anhängern der schwedischen Monarchie, indem er die schwedische Königswitwe Sigrid die Stolze heiratete.
Um das Jahr 1000 herum kam es zur Seeschlacht von Svold. Die Schlacht fand zwischen dänischen Truppen unter König Sven Gabelbart gemeinsam mit schwedischen Truppen und abtrünnigen Norwegern statt.
Gegner soll dabei Svens einstiger Hauptverbündeter Olav Tryggvason gewesen sein. Der norwegische König unterlag einem Hinterhalt von Sven Gabelbart, den Schweden und norwegischen Kämpfern. Dem unfairen Kampf auf See konnte der König nicht standhalten. Als er erkannte, dass er verloren war, soll er mit dem „Königssprung“ über Bord seines Schiffes gesprungen sein und ertrank in der Ostsee.
Das Königreich Norwegen wurde schließlich zwischen dem neuen schwedischen König und Dänemark aufgeteilt. Sven herrschte ab diesem Zeitpunkt über weite Teile Norwegens.
Zu diesem Zeitpunkt war Svens Schwester Tyra mit Olav Tryggvason verheiratet. Nach seinem Tod verweigerte sie die Nahrungsaufnahme und starb wenige Wochen später ebenfalls.
Warum sich Gabelbart mit seinem ehemaligen Verbündeten überworfen hatte, ist nicht überliefert. Es ist aber denkbar, dass Olav von Norwegen das in England erpresste Danegeld von 22.000 Pfund nicht teilen wollte. Der historische Vertrag soll nur zwischen dem König Æthelred und Olav Tryggvason geschlossen worden sein.
Folglich sah sich Sven auch nicht an das Nicht-Angriffs-Abkommen gebunden und fiel bald wieder in England ein.
Neue Eroberungszüge gegen England
Schon kurz nach der Schlacht, welche die innerskandinavische Herrschaft neu regelte, segelte Sven Gabelbart wieder nach England. Erneut plünderten die Wikinger Abteien und Städte an der Südküste des Reiches. König Æthelred beging daraufhin einen schweren Fehler. Im Jahr 1002 ordnete er an, dass alle friedlich in England siedelnden Dänen sowie dänische Söldner in seiner eigenen Armee getötet werden sollten. Dem St.-Brice’s-Day-Massaker fiel auch Gunhilde, Sven Gabelbarts Schwester, zum Opfer.
Die angelsächsische Chronik bezeichnete den Völkermord als Notwehr:
„Der König ordnete an, alle in England lebenden Dänen am St.-Bricius-Tag – dem 13. November – zu töten, weil er in Erfahrung gebracht hatte, dass sie sich verschworen hatten, ihn und seine Ratgeber umzubringen und sich sein Reich anzueignen.“
Dass sich die Wikinger davon nicht abschrecken ließen, musste Æthelred bald auf bittere Weise erfahren. Nach dem Massaker ordnete Sven Gabelbart eine noch niemals zuvor dagewesene Angriffswelle gegen England an.
Bis 1013 hatte das skandinavische Heer unter seiner Führung weite Teile von England eingenommen.
Dabei soll Sven Gabelbart auf reiche Unterstützung von Adeligen getroffen sein, die den angelsächsischen König gerne loswerden wollten. Gegen die immer massiver vordringenden Wikinger konnte der englische König schließlich nichts mehr ausrichten.
Æthelred floh über den Ärmelkanal ins Exil nach Frankreich und Sven Gabelbart ernannte sich selbst zum ersten dänischen König von England.
Der siegreiche Wikingerkönig verstarb allerdings schon 40 Tage nach der Übernahme der Regentschaft, am 3. Februar 1014 in der englischen Ortschaft Gainsborough an unbekannter Ursache. Das Großreich wurde in der Folge zunächst unter Svens offiziellen Erben aufgeteilt.
Die Regentschaft in England übernahm Knut. Zunächst wurde der Däne wieder vertrieben, doch er kehrte zurück, unterwarf England erneut und herrscht dann für fast zwei Jahrzehnte als offizieller König über das heutige England. Während dieser Zeit vereinte Knut auch alle anderen Teile von Svens einstigen Reich unter seiner Herrschaft und bekam den Titel Knut der Große.
Quellen und Geschichtsschreibung zu Sven Gabelbart
Zu Zeiten Sven Gabelbarts war die Geschichtsschreibung noch etwas dünn, teilweise lückenhaft oder zu Propagandazwecken völlig übertrieben. Daher liegen heute für viele Ereignisse verschiedene Versionen, Daten und mitunter auch Namen und Schauplätze vor. Die Dänen und andere Nordvölker führten zu dieser Zeit noch keine Chroniken in dem Sinn. Heldentaten, Könige und Schlachten gingen in die Sagenwelt der damaligen Menschen über.
Sven Gabelbarts Leben ist unter anderem von der Heimskringla, der Geschichte der Könige von Norwegen, belegt. Er taucht zudem in der Ólafs saga Tryggvasonar und der Knýtlinga saga auf. Außerdem ist sein Name auf dänischen Königslisten zu finden.
Auch die angelsächsischen Chroniken (u.a. John of Worcester) liefern teils widersprüchliche Aussagen und andere Auslegungen der Ereignisse. Manchmal wurden die Schriften erst 100 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen festgehalten.
Das Werk Encomium Emmae Reginae wurde nach Svena Tod von Königin Emma, der Ehefrau von Svens Sohn Knut dem Großen, in Auftrag gegeben und gilt heute als die älteste bekannte Geschichtsschreibung Dänemarks.
Weitere Daten und Informationen stammen von den deutschen Chronisten Thietmar von Merseburg und Adam von Bremen.
Swend Gabelbart bei Theodor Fontane
Der deutsche Dichter Theodor Fontane verfasste im 19. Jahrhundert ein Gedicht über den Wikinger-König Sven Gabelbart. Die darin enthaltenen Informationen über den dänischen König und seinen Tod müssen als reine dichterische Fiktion angesehen werden:
„Swend Gabelbart, über (die Meeresstraße von) Sund und Belt
Er siegreich das Zepter von Dänemark hält,
Seine Schiffe von Insel zu Insel ziehn,
Unterworfen ist Wendland und Julin,
Und nun gen Westen, über das Meer
Jagt er, den Schrecken vor ihm her,
In die Themsemündung fährt er ein,
Ganz London ist ein Feuerschein.Und nun zu Roß und nun zu Hauf,
Essex und Norfolk zieht er hinauf
Und mit Zechgenossen und Kumpanei
Reitet er ein in Sankt Edmunds-Abtei.Da sitzen sie nun die Hall entlang,
Aus der Kirche klingt frommer Mönche Gesang.
‚Was soll das Geplärr uns?‘ Und in die Kapelln,
Swend Gabelbart läßt seinen Marstall er stelln,
Er mag sie nicht hören, die Litanein,
(Lärm und Gewieher, so soll es sein,)
In der Rosse Gestampf erlischt der Chor,
Swend aber lacht: ‚die thun’s Euch zuvor,
Schüttet Hafer auf Sankt Edmunds Truh’,
Er selber nickt Euch den Segen dazu.‘
Sankt Edmund, an schwarzgoldener Wand,
Hall’ aufwärts in seiner Nische stand.Einst war er König. Ein mattes Licht
Umspielt ihn flackernd; Swend aber spricht:
‚Sankt Edmund, Du schufst hier Kirch’ und Abtei,
Dein Land, es ging verloren dabei,
Nun stehst Du da, trägst mönchisch Gewand,
Hältst wie zum Spott ein Schwert in der Hand,
Ein zerbrochen Schwert, wenn recht ich seh,
Und doch, o König, warst König Du je,
Du tätest jetzt ab Deine Todesruh
Und kämst als ein Rächer auf mich zu,
Und ob zerbrochen auch Dein Schwert,
Es wäre Dir doch des Kampfes wert,
Aus dieser Hall’ hier, aus diesem Haus,
Auch mit stumpfem Schwerte, triebst Du mich aus.Nie warst Du König. Trotz Reif und Kron’,
Ein Mönchsbild warst Du bei Lebzeit schon.
Swend Gabelbart schwieg. Im Kreise rundum,
Ward es so still und ward es so stumm.In der Nische das Licht immer düsterer brennt,
Da steigt es herab vom Postament,
Und tapp und tapp, in steinernem Schuh
Auf Swend Gabelbart schreitet Sankt Edmund zu,
Vorstreckt er sein zerbrochen Schwert,
‚Nun, Swend, laß sehn, wer besser bewehrt.‘
Aus des Königs Aug’ ein Entsetzen spricht,
Er schlägt nach dem Schwert, sein Schwert zerbricht,
Das stumpfe Schwert, es traf ihn gut,
Swend Gabelbart liegt in seinem Blut,
Näher klingt der Mönche Gesang, –
Sie tragen den Toten die Hall’ entlang.“
Zusammenfassung
- Sven Gabelbart war der um 960 geborene uneheliche Sohn des dänischen Königs Harald I. Blauzahn.
- Da sein Vater ihn offiziell von der Erbfolge ausgeschlossen hatte, rebellierte der Sohn gegen seinen Vater. Während einer Seeschlacht wurde verwundet Blauzahn und starb kurze Zeit später.
- Sven Gabelbart war nach dem Tod der König von Dänemark und einigen Regionen in Norwegen. Seine Regenschaft wurde jedoch infrage gestellt.
- Während Sven Gabelbart in Norddeutschland und England auf Eroberungszügen weilte, übernahm der schwedische König die Herrschaft über Dänemark.
- In England belagerte Sven Gabelbart mit Olav von Norwegen London. Der angelsächsische König Æthelred zahlte den Dänen im Jahr 993 eine große Summe in Gold und Silber, um sein Land und sein Leben freizukaufen.
- Sven überwarf sich mit seinem Gefährten Olav und lockte ihn in der Seeschlacht von Svold gemeinsam mit Schweden und norwegischen Rebellen in einen Hinterhalt.
- Nach dem Tod des schwedischen Königs hatte Sven die Regentschaft über Dänemark wiedererlangt und die Königswitwe Sigrid die Stolze geheiratet.
- Ab 1000 zog Sven Gabelbart wieder gegen Endland und vertrieb von 1013 auf 1014 König Æthelred ins Exil nach Frankreich.
- Nur 40 Tage nach seinem Sieg starb Sven Gabelbart im Februar 1014 als der offizielle jedoch ungekrönte König von England an unbekannter Ursache.
- Später wurde Svens Sohn Knut als Knut der Große König über England und das dänisch-norwegische Großreich.