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Ideologie, Rassismus und Sozialdarwinismus im Vergleich


Rassismus, Sozialdarwinismus und Ideologie sind drei Begriffe – welche eine Gesellschaft in Lager, Hierarchien, in Gruppen oder in Weltanschauungen spaltet. Demnach gibt es Zusammenhänge aber auch Unterschiede.

Was sind die Kennzeichen von Ideologien

Im weitesten Sinne meint „Ideologie“ eine Weltanschauung. Weltanschauungen kann es so viele geben, wie es Individuen gibt. Denn eine Weltanschauung gründet sich auf dem Wissen, den Erfahrungen, den Erinnerungen und den Gefühlen eines Einzelnen. Kombiniert mit persönlichen Sichtweisen und Wertvorstellungen ergibt sich eine Art Glaubenssystem, das nicht nur die Gesellschaft, sondern den Zustand der ganzen Welt und die Rolle des Einzelnen darin beschreibt und erklärt.

Eine Ideologie ist ein Glaubenssystem, dem eine oder viele sich ähnelnde subjektive Weltanschauungen zugrunde liegen und von einer Gruppe, einer Gesellschaft oder einer Kultur geteilt werden kann. Eine Ideologie hat immer auch den Anspruch, die Welt in ihrem Sinn zu beeinflussen. Sie hat einen normativen Gestaltungs- und Orientierungsanspruch und bietet die Basis eines Wir-Gefühls. Ihre Anhänger erklären und rechtfertigen ihr Handeln ideologisch. Insofern sind Ideologien selbstreferenziell, denn sie berufen sich auf ihre eigenen Erklärungen und Wahrheiten.

Ideologien finden sich in der Wissenschaft ebenso wie in der Politik oder in der Religion. Gerade in den Wissenschaften geht es um Neutralität, Objektivität und Wertefreiheit. Dieser Ansatz befreit sie aber nicht automatisch von Ideologien. Naturwissenschaften könnten aber – zumindest theoretisch – aufgrund ihres sachlichen und empirisch-analytischen Ansatzes am ehesten ideologiefrei sein.

Bei den Gesellschaftswissenschaften wie Wirtschafts-, Politik- und Sozialwissenschaften und den Geistes-, Kultur- und Religionswissenschaften sieht es anders aus. Sie leben von Ideen, Standpunkten und Interpretationen, die auch bei intensiver Bemühung von Objektivität immer nur subjektiv sein können. In diesen Disziplinen entwickelten sich sozialdarwinistische und rassistische Ideen und darauf basierend wissenschaftliche Schulen und soziale Strömungen.

Was kennzeichnet den Sozialdarwinismus

Hinter dem Suffix „-ismus“ steckt zumeist eine Übertreibung. Es verweist auf eine Übersteigerung und oft auch auf eine extreme Geisteshaltung hin. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Sozialdarwinismus als eine Theorienrichtung der Sozialwissenschaften.

Das sozialdarwinistische Weltbild basiert auf einem „biologistischen Determinismus“, also auf Festlegungen, die aus Erkenntnissen der Biologie stammen und auf beliebige menschliche Phänomene übertragen werden. Dies betrifft jegliche Betätigungsfelder und Verhaltensweisen.

Der Sozialdarwinismus nimmt Bezug auf die menschliche Gesellschaft unter der Verwendung darwinistischer Erkenntnisse. Das Ergebnis einer gerade aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung wird aus sozialdarwinistischer Sicht mit einem Rückgriff auf den Darwinismus als natürliche Selektion im „Kampf ums Dasein“ betrachtet.

Im Darwinismus geht es jedoch ausschließlich um die Evolution, konkret um eine biologische Erklärung für die Artentransformation und um die naturwissenschaftliche Erklärung der Diversität des Lebens. Charles Darwin (1809-1882) begründete die Evolutionstheorie. Im Jahr 1859 erschien sein Hauptwerk „On the Origin of Species“ („Über die Entstehung der Arten“).

Der Sozialdarwinismus als Ideologie spielte bis zum Zweiten Weltkrieg eine große Rolle und war auch außerhalb der akademischen Welt sehr populär. Folgendes sind die Kernaussagen des Sozialdarwinismus, die missbräuchlich als Teilaspekte aus der Evolutionstheorie herausgezogen und auf die Menschen, Gesellschaften und ganze Kulturen gestülpt wurden:

  • die Theorie der Selektion: die Stärkeren vermehren sich
  • die Annahme der Existenz guter und schlechter Gene
  • gute Erbanlagen werden unterstützt, schlechte eliminiert

Das große Manko des Sozialdarwinismus ist seine Fehlerbehaftetheit und seine Kritiklosigkeit. Biologische Gesetzmäßigkeiten werden auf menschliche Gesellschaften übertragen, obwohl eine Gesellschaft kein Organismus und mit keinem Erbgut ausgestattet ist. Biologische Erkenntnisse lassen sich nicht auf soziale Systeme übertragen, jedenfalls nicht mittels seriöser, sondern lediglich anhand pseudowissenschaftlicher Behauptungen.

Hinzu kommt, dass im Deutschen der Begriff „Survival of the Fittest“ oft falsch im Sinne der körperlichen Fitness und Leistungsfähigkeit übersetzt wird. Charles Darwin meinte aber die „reproduktive“ Fitness einer Spezies auf Grundlage ihrer Anpassungsfähigkeit an jeweils vorherrschende Umweltbedingungen.

Frühe Sozialdarwinisten waren:

  • Herbert Spencer (1820-1903), britischer Philosoph und Soziologe
  • Edward Tylor (1832-1917), britischer Anthropologe und Begründer der Kulturanthropologie
  • Lewis Henry Morgan (1818-1881), US-amerikanischer Anthropologe und Mitbegründer der Ethnologie

Sie alle vertraten die Ansicht, dass sich menschliche Gesellschaften ebenso wie biologische Arten entwickeln und eine Evolution durchlaufen hin zu einer Höherentwicklung, beispielsweise vom Naturvolk zum Kulturvolk.

Vom Darwinismus zum Sozialdarwinismus

Charles Darwin geht in seinem Buch „Die Abstammung des Menschen“ auch auf die Entwicklung des Menschen ein, konkret auf seine Verheiratung und Fortpflanzung. Er schreibt:

„Wenn die angeführten und vielleicht bis jetzt noch unbekannte andere Hindernisse die leichtsinnigen, lasterhaften und sonstwie minderwertigen Glieder der menschlichen Gesellschaft nicht zurückhalten, sich schneller als die besseren Klassen zu vermehren, wird das Volk zurückgehen, wie es die Weltgeschichte oft genug gezeigt hat. Wir müssen uns erinnern, dass der Fortschritt kein unabänderliches Gesetz ist.“

Darwin überträgt seine Erkenntnisse aus dem Tierreich auf den Menschen, aber nicht auf ganze soziale Systeme.

Es waren Edward Tylor und Lewis Henry Morgen, die in der natürlichen Selektion die Grundlage für kulturelle Veränderungen sahen. Es fehlte also nicht mehr viel zu einer Ideologie des Rassismus. Die Arbeiten des polnischen Staats- und Verfassungsrechtlers Ludwig Gumplowicz (1838-1909), einem der Gründerväter der europäischen Soziologie, kombinierte die Ideen des Sozialdarwinismus mit gesellschaftlichen Phänomenen. Er erkannte einen „Kampf der Rassen“ und entwarf eine sozialdarwinistische, also biologistisch begründete Rassentheorie.

Mit dem Rückgriff auf den biologischen Darwinismus entwickelte sich der Sozialdarwinismus zu einem Grundpfeiler der Nazi-Ideologie. Humangenetische Erkenntnisse wurden auf die Bevölkerungspolitik angewandt. Ganzen Bevölkerungsgruppen wurden gutes bzw. schlechtes Erbgut zugesprochen mit dem Ziel, die positiven Erbanlagen zu fördern und die negativen zu verringern. Was gut und was schlecht ist, entscheiden diejenigen, die an der Macht sind.

Im Nationalsozialismus und Rechtsextremismus gilt das Recht des Stärkeren mit dem „Wissen“ um die Ungleichheit der Menschen auf Grundlage des Sozialdarwinismus. Ethnische, körperliche und geistige Unterschiede wurden zu Kriterien, um bestimmte Menschen oder Menschengruppen einen minderen Rechts- und Wertestatus zuzugestehen.

Social engineering

Anfang des 20. Jahrhunderts vermischten sich Ansätze des Sozialdarwinismus mit denen der Eugenik und der Rassentheorie. Es kam zu einer Radikalisierung und zu einer wohlfahrtsstaatlichen Planung („social engineering“) auf Grundlage folgenden Gedankens: Unter Zivilisationsbedingungen ist die natürliche Auslese ausgeschaltet. Also ist ohne Gegenmaßnahme eine gesellschaftliche und kulturelle Degeneration zu erwarten. Viele Biologen trugen in dieser Zeit dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse stark zu vereinfachen und aus der Tierwelt auf die Politik zu übertragen.

Es kam in dieser Zeit zu einer Akzentverschiebung: weg vom Prinzip der Evolution und hin zu einem „Mechanismus der Selektion“. Damit wurde der Sozialdarwinismus zu einer Weltanschauung, die von den rechten Parteien für ihre Zwecke instrumentalisiert wurde. Die von Charles Darwin formulierte „natürliche Auslese“ war das Schlüsselargument des Degenerationsgedankens. Statt von Eugenik war unter Rassisten und politisch Rechten nun von Rassenhygiene die Rede.

Adolf Hitler schrieb in seinem Buch „Mein Kampf“ über den „Kampf ums Dasein“, über den „Existenzkampf“ und über den „Lebenskampf“. Das Recht sieht er auf der Seite des Stärkeren. Den Kampf der Arten im Zuge der natürlichen Selektion übertrug Hitler auf den Kampf zwischen Menschenrassen. Das Individuum trat hinter der Rasse zurück. Zur Begründung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ sagte Wilhelm Frick, Reichsminister des Inneren, in einer Rede im Jahr 1933 in Bezug auf den Sozialstaat:

„Was wir bisher ausgebaut haben, ist eine übertriebene Personenhygiene und Fürsorge für das Einzelindividuum ohne Rücksicht auf die Erkenntnisse der Vererbungslehre, der Lebensauslese und der Rassenhygiene.“

Was kennzeichnet Rassismus

Rassismus ist eine Ideologie, die davon ausgeht, dass es klar abgegrenzte menschliche Rassen gibt, was biologisch aber nicht zu rechtfertigen ist. Es gibt auch aus populationsgenetischer Sicht keine wissenschaftliche Basis für die Unterscheidung von Menschenrassen. Rassismus „erkennt“ aber dennoch Rassen, nämlich anhand der physischen, charakterlichen und intellektuellen Eigenschaften von Individuen.

Eine Vermischung von Individuen verschiedener „Rassen“ soll vermieden werden. Rassismus beruft sich in diesem Sinne auf äußerliche Merkmale (Hautfarbe, Gesichtsform, Körpergröße etc.), aber auch auf negative Fremdzuschreibungen (Stereotypen wie etwa „Hakennasen“). Fremde Menschen werden einer Rasse, einem Volk oder einer Kultur zugeordnet und ausgegrenzt. Aufgrund dieser Kategorisierungen werden Sklaverei, „ethnische Säuberungen“ und auch Genozid gerechtfertigt.

Der Begriff Rassismus, wie wir ihn kennen, entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den sozialdarwinistisch beeinflussten politischen Konzepten. „Rasse“ wurde in diesem Zuge vermischt mit dem Begriff „Volk“, häufig ist auch die Rede von „völkisch“. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für Rassismus.

Was höherwertig und was geringwertiger ist, unterliegt den individuellen Befindlichkeiten der Betrachter, immer mit dem Hinweis auf die angeblich vorhandenen genetischen Unterschiede. Einer als geringwertig empfundenen Rasse wird deren Gleichrangigkeit und eventuell auch deren Existenzberechtigung abgesprochen. Fremden soll der Zugang zu Ressourcen, zu Orten und zu Positionen verweigert werden. Insofern kann jeder von Rassismus betroffen sein.

Pseudowissenschaftliche Erkenntnisse

Rassismus erklärt soziale Phänomene erbbiologisch: Kultur, Begabung, sozialer Status oder Charakter. Der eigene Herrschaftsanspruch und die eigene Überlegenheit werden als natur- oder gottgegeben angenommen und rechtfertigt jegliche Unterdrückung und selbst die Vernichtung der „anderen“. Der zivilisatorische Fortschritt unterminiert, so die Denkweise, die natürliche Ungleichheit des Menschen und führt deswegen zum Verfall.

Der Wegbereiter der modernen Rassenlehre und der Vordenker des modernen Rassismus war Joseph Arthur Comte de Gobineau (1816-1882), der in seinem vierbändigen Werk „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“ unter anderem auch die „arische Herrenrasse“ erfunden hat. Seiner Meinung nach war die Vermischung des Blutes verschiedener Rassen der Anfang vom Ende der Menschheit.

Der Sozialdarwinismus als Ideologie war zumindest ansatzweise wissenschaftlich begründet und entsprach den Erkenntnissen seiner Zeit. In Deutschland war es beispielsweise der Biologe Ernst Haeckel (1834-1919), der die Theorie der „natürlichen Auslese” auf die menschliche Gemeinschaft anwandte. Haeckel gilt deswegen auch als Begründer der Eugenik.

Vom Sozialdarwinismus zum Rassismus und seiner Abwertung von Menschen aufgrund äußerer Merkmale ist es allerdings nicht weit. Der große Unterschied besteht aber darin, dass für die Ideologie des Rassismus keinerlei wissenschaftliche Begründung existiert, sie sich aber dennoch auf wissenschaftliche Erkenntnisse beruft, beispielsweise auf die „natürliche Auslese“. Rassismus ist ein reines Kopfprodukt.

Wie hängen Ideologien Rassismus und Sozialdarwinismus zusammen

Will man den Sozialdarwinismus bekämpfen, muss man den Nährboden dieser Weltanschauung zerstören. Und der Nährboden bzw. die Grundlage dieser menschenverachtenden Idee ist der Rassismus. Denn indem man davon ausgeht, dass ein Mensch – aufgrund von Hautfarbe, Religion, Kultur etc. – auch andere Merkmale und Wesenszüge besitzt, ist man bereits in der Rassismus-Falle.

Was bedeutet das?
Man sieht einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe und glaubt, dass dieser ein anderes Frauenbild besitzt als man selbst hat. Außerdem glaubt man, dass dieser Mensch andere Wesenszüge besitzt, aufbrausend ist oder vielleicht zur Gewalt und Aggression neigt. All diese Vorurteile schreibt man einen Menschen zu, aufgrund eines Unterscheidungsmerkmals – der Hautfarbe. Dies ist bereits eine Form von Rassismus.

Wichtig ist….
Rassismus trennt nicht zwischen guten und schlechten Menschen. Nein, Rassismus schreibt Menschen lediglich bestimmte Attribute zu, aufgrund eines Unterscheidungsmerkmals – wie Religion oder Farbe der Haut.

Die Trennung zwischen guten und schlechten Menschen erfolgt durch den Sozialdarwinismus, indem deren Anhänger davon ausgehen, dass Menschen mit bestimmten Merkmalseigenschaften weniger wert sind als andere.

Der deutsche Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 war eine übersteigerte Form einer Sklavenhaltergesellschaft. So wurden Juden, Andersdenkende, Sinti und Roma usw. enteignet und versklavt. Deren Besitztümer fielen dem Hitlerregime zu, welche dieses nutzte, um den Zweiten Weltkrieg zu finanzieren.

Es ging also um Ausbeutung, Versklavung und billige Arbeitskräfte. Wer nicht arbeiten konnte oder sich wiedersetzte, wurde von dem widerwertigen System sofort getötet.

Die Enteigneten wurden zur Zwangsarbeit in Konzentrationslager geschickt. Und jetzt zählte das Recht des Stärkeren. Wer nicht arbeiten konnte, wurde aussortiert und in ein Vernichtungslager übergeben. Die Rechtfertigung dafür lieferte der Sozialdarwinismus, indem man den Schwächeren jegliche Rechte absprach.

Die moralische Entgleisung, um einen Menschen sein Leben, seine Freiheit und seine Menschenwürde absprechen zu können – funktioniert nur, wenn man diesen Menschen nicht mehr als Menschen anerkennt. Und der Rassismus liefert die beste Grundlage dafür.

Denn der Ausübung des Sozialdarwinismus ging eine lange Zeit der Erziehung voraus. Wenn heute jemand kommen würde und einzelnen Menschen ihr Dasein absprechen würde, wäre vermutlich ein Aufschrei in der Bevölkerung zu hören. Doch damals ging das und zwar deshalb, weil man die Menschen lange zum Sozialdarwinismus erzog.

In Schulbüchern wurden Juden gezeigt, wie sie Kindern nachstellen oder es wurde gezeigt, wie sie als Parasiten am deutschen Volkskörper hängen. All das führte dazu, dass man allmählich den Juden nicht mehr als Menschen erster Klasse sondern als Menschen zweiter Klasse begriff. Schließlich wurde dieser Bevölkerungsgruppe das Menschsein gänzlich abgesprochen. Denn für die Nationalsozialisten waren Juden keine Menschen, sondern Untermenschen – welche lediglich dazu geboren wurden, um versklavt zu werden.

Ihr Schicksal war die Unterordnung oder die Auslöschung durch die höhergestellte Spezies. Und die Nazis glaubten, dass sie diese Spezies waren und erzogen die Bevölkerung dazu, dies ebenfalls zu glauben.

Ideologien beruhen auf Falschheit in ihren Grundannahmen

Der eigentliche Darwinismus beschreibt, wie sich zwei Arten – welche in einem Lebensraum konkurrieren – solange anpassen, bis sich eine Art durchsetzt.

In der Ökologie weiß man, dass die Ressourcen auf der Erde und auch in jedem Biotop oder Ökosystem endlich sind. Und deshalb können nicht beide Arten gleichermaßen an einem Ort existieren. Irgendwann wird eine Art einen Wettbewerbsvorteil erlangen, wodurch es die andere Spezies dominieren wird.

Dieser Wettbewerbsvorteil ist eine Mutation und tritt zufällig im Genom auf. Zu solchen Mutationen der Gene kommt es ständig. Doch die meisten Mutationen sind völlig irrelevant. Aber in einer Konkurrenzsituation kann sich eine zufällige Merkmalsausprägung als Vorteil erweisen. Und dieser Vorteil wird, laut Artentstehungstheorie, langfristig dazu führen, dass eine Spezies die andere verdrängen wird.

Angewandt auf die Menschheit würde dies bedeuten, dass es mehrere Menschenarten geben muss. Somit gehören Menschen aus dem asiatischen oder afrikanischen Raum zu einer anderen Menschenart als die Europäer. Wenn dies der Fall ist, können sich ein Europäer und ein Asiate nicht zusammenschließen, um selbst zeugungsfähige Nachkommen zu bekommen. Ist das so? Sicherlich nicht, weshalb die Idee des Sozialdarwinismus schon an den fundamentalen Grundlagen scheitert.

Nun führen Sozialdarwinisten den Rassenbegriff ein, um den Artbegriff zu umgehen. Demnach gibt es verschiedene Menschenrassen – welche sich äußerlich unterscheiden. Das Wort Rasse ist allerdings ein Kunstwort, welches Vogelzüchter benutzen – aber in der Biologie und in der Naturwissenschaft nicht existiert.

Die kleinste zoologische oder auch botanische Einheit ist die Art. Eine Art kann nicht weiter geteilt werden, denn artgleiche Lebewesen sind zur Zeugung von fruchtbaren Nachkommen fähig. Jede weitere Unterscheidung ist demnach sinnlos, denn dann könnte man Menschen auch nach Besitztümern oder Intelligenzquotienten in verschiedene Rassen unterteilen, was wissenschaftlich ähnlich sinnvoll wäre.

Sobald sich zwei Lebewesen paaren und fruchtbare Nachkommen haben können, handelt es sich um die gleiche Art. Aber der Rassismus schafft es nicht, diese wissenschaftliche Grundannahme zu akzeptieren, weshalb man den Rassenbegriff einführt oder Menschen gedanklich in Rassenkategorien steckt.

Diese Ideologie oder Weltanschauung führt dazu, dass der Einzelne immer eine Gefahr im Fremden sieht, Vorurteile sich ausbreiten können und somit Platz für neue sozialdarwinistische Haltungen schaffen.

Literatur

  • Johannes Kircher (Autor), Sozialdarwinismus im wilhelminischen Kaiserreich: Umgang mit Determinismen und den Ideen der Weltreichslehre in den Reichstagsdebatten, ISBN: 978-3958508651*
  • Lucius Teidelbaum (Autor), Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus, ISBN: 978-3897711242*
  • Rassenhygiene in der NS-Zeit als Beispiel für die Anwendung des Sozialdarwinismus, ISBN: 978-3668301085*

Über den Autor

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