Was bedeutet amorph: Definition und Bedeutung
Das Adjektiv amorph bedeutet „formlos“ oder „ohne definierbare Gestalt„. Das Wort kommt aus der griechischen Sprache und wird heutzutage vorwiegend in der Physik, Chemie, in der Biologie und in der Kunstwissenschaft verwendet. In der deutschen Alltagssprache ist der Gebrauch des Wortes eher eine Ausnahme.
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Bedeutung von Amorph in der Physik/ Chemie
In der Physik und Chemie wird ein Stoff, der keine geordnete Atomstruktur aufweist, als amorphes Material bezeichnet. Diese Stoffe weisen dann ein unregelmäßiges und asymmetrisches Muster auf. Meistens haben sie aber eine gewisse Nahordnung während die Fernordung fehlt.
Das Gegenteil von den amorphen Stoffen sind regelmäßig geformte Stoffe. Sie werden Kristalle genannt. Die Struktur von Kristallen zeigt eine bestimmte Konstruktion.
Amorphe Strukturen entstehen, wenn sich die Atome beim Abkühlen nicht regelmäßig anordnen können. Dies geschieht, wenn die Viskosität (Zähflüssigkeit) einen gewissen Wert überschreitet. Dann kommt es nicht zu einer Kristallisation.
Das sehr schnelle Abkühlen eines Stoffes ist also der Grund für amorphe Strukturen. Die Industrie nutzt diesen Umstand zur Herstellung von bestimmten Metallen. Kondensiertes Material wird dann durch flüssiges Helium oder Stickstoff schockgefrostet.
Zu den bekanntesten amorphen Strukturen zählen Glas und Polystyrol. Glas ist die amorphe Form von Siliciumdioxid. In der kristallinen Form ist Siliciumdioxid Quarz. Durch die Beimengung von Stoffen, die die Gittermuster durcheinanderbringen, wird als Siliciumdioxid Glas.
Für die Herstellung von Solarzellen wird beispielsweise amorphes Silicium benötigt. Auch andere amorphe Kunststoffe wie Polystyrol (PS), Polyvinylchlorid (PVC) oder Polycarbonat (PC) werden in der Industrie häufig gebraucht und chemisch produziert.
Die Dichte der Stoffe wird gezielt verändert. Glas ist weniger hart als Quarz und zerbricht leichter. Weitere Metalle, die durch Rascherstarrung entstehen, sind Legierungen und Lötfolie. Amorphe Metalle lassen sich schneller und besser weiterverarbeiten. Daher sind für viele Industriezweige besonders praktisch.
Die Abkühlrate, die nötig ist, um eine Kristallisation zu vermeiden, variiert. Glas kann mit 1 K je Minute relativ langsam abgekühlt werden. Bei Metallen wird jedoch eine Abkühlrate von 1000 K je Sekunde benötigt. Dann fehlt den Atomen die Zeit, eine geordnete Form anzunehmen.
Die kristalline Ordnung kann aber auch durch mechanische Verformung, Ionenbeschuss oder Bestrahlung hergeführt werden. Aus diesem Grund sind Strahlenbelastungen für den Körper ein großes Problem.
In der Chemie werden generell alle nicht kristallinen Substanzen amorph genannt. Minerale und Gesteine haben meistens anorganische, natürliche kristalline Formen. In der Natur kommen amorphe Strukturen daher eher selten vor. Obsidian ist ein natürliches amorphes Material. Das Gestein ist vulkanischen Ursprungs.
Beispiele für Verwendung des Wortes:
- Quarz ist kristallin, Glas auf atomarer Ebene amorph.
- Amorphes Silicium ist eine nicht kristalline Form des reinen Halbleiters Silicium.
- Obsidian ist ein amorphes Gestein vulkanischen Ursprungs.
Bedeutung von Amorph in der Biologie
Morphologie ist die Lehre von der körperlichen Gestalt und den körperlichen Gemeinsamkeiten der Lebewesen, wonach diese sich ordnen lassen. Amorph ist demnach, die Nichtzuordnung innerhalb dieser Lehre. Vor allem in der Genetik kommt der Begriff häufiger vor. Ein amorphes Gen hat keine Funktion mehr. Es wird auch als Nullallel bezeichnet. Amorphe Allele entstehen vorwiegend durch Mutation.
Das Gen hat seine Funktion verloren, ein Protein zu codieren. Eine amorphe Mutation ist der Verlust genetischer Information für die Synthese geeigneter mRNA. Der Begriff amorphes Gen stammt aus dem Jahr 1932. Der amerikanische Genforscher Hermann Joseph Muller führte den Begriff in die Biologie ein.
Beispiele für die Verwendung des Wortes.
- Unter dem Mikroskop ist der amorphe Einzeller gut zu sehen.
- Ein Amorph ist ein mutiertes Allel, das die Fähigkeit des Elternallels verloren hat.
- Der Begriff „amorph“ wurde 1932 von Hermann Joseph Muller erstmals verwendet.
Amorph in der Kunstwissenschaft
Amorphe Formen sind auch in der Kunst sehr beliebt. Sie sind besonders bei Skulpturen populär. Eine amorphe Skulptur hat eine Form, die auf den ersten Blick recht undefinierbar ist. Sie ahmt kein spezielles Objekt nach, sondern ist abstrakt geformt.
Oftmals sieht man fließende Formen und organische Elemente. Ein gutes Beispiel für ein abstraktes Bild ist das Gemälde „Amorph. Fuge in zwei Farben“ von der Künstlerin Frantisek Kupka. Es entstand im Jahre 1912 und ist heute im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt. Das abstrakte Gemälde hat die Farbe von der Form getrennt. Sie wird sozusagen eigenständig. Daher ist der Titel durchaus passend.
Einige Porträts im Stil des Expressionismus haben ebenfalls amorphe Elemente. Dies bedeutet, dass die Gesichtszüge zunehmend ihre feste Form verlieren und immer abstrakter werden. Pablo Picassos Porträts sind perfekte Beispiele für diese Kunstform.
Beispiele für die Verwendung des Wortes:
- Die Installation besteht aus drei amorphen Formen.
- In den Porträts von Pablo Picasso wirken die Gesichter zunehmend amorph.
- Seine amorphen Skulpturen sind ebenfalls in der Kunsthalle und im Museum des Berliner Kunstvereins ausgestellt.