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Wo ist der Berg Sinai (Bibel): Steckbrief, Fragen und Antworten


Der Dschabal Musa (Mosesberg) im Sinaimassiv wird als biblischer Berg Sinai identifiziert

Der Dschabal Musa (Mosesberg) im Sinaimassiv wird als biblischer Berg Sinai identifiziert

Der Berg Sinai bzw. auch als Mosesberg bezeichnet, ist der Berg – auf welchem Moses die zehn Gebote von Gott empfing. Die Offenbarung und Übergabe der zehn Gebote wird in der Thora (Buch: Schemot), in der Bibel (Buch Exodus) und im Koran beschrieben. Eine genauere Beschreibung, wo sich der Berg Sinai befindet, übermitteln die Heiligen Schriften allerdings nicht, weshalb die genaue Lage weiterhin umstritten bleibt.

Der Berg Sinai ist für alle drei abrahamischen Religionen gleichermaßen heilig. Da man den Berg Sinai in einem Gebirge auf der Halbinsel bei Ägypten vermutete, wurde die Landmasse nach dem Berg benannt. Auf der Sinai-Halbinsel befindet sich auch die Sinai-Wüste, das Sinai-Massiv – alles spätere Betitelungen, aufgrund des Berges.

Steckbrief zum Berg Sinai

Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Berges Sinai

Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Berges Sinai

Name:Berg Sinai, Sinaiberg, Dschabal Musa, Dschebel Musa, Mosesberg
Bedeutung:-Ort der Massenoffenbarung,
-Berg auf welchem Moses die zehn Gebote empfing
-Berg auf dem die Israeliten das Bündnis mit Gott eingingen
-Pilgerstätte mit Touren auf den Berg, häufig bei Abenddämmerung, um den Sonnenaufgang am nächsten Morgen von der Bergspitze aus zu sehen
Lage:Sinaimassiv, im Süden der Sinai-Halbinsel
Geographische Lage:Von 28°32 bis 28°21 nördliche Breite sowie von 33°58 bis 33°29 östliche Länge
Höhe:2285 m

Was ist der Sinai

Der Sinai ist wohlmöglich ein Berg, kann allerdings auch eine Gegend sein. In der Bibel steht hierzu:

„Und sei morgen bereit, dass du früh auf den Berg Sinai steigst und dort zu mir trittst auf dem Gipfel des Berges. Und lass niemand mit dir hinaufsteigen; es soll auch niemand gesehen werden auf dem ganzen Berge. Auch kein Schaf und Rind lass weiden gegen diesen Berg hin.“ (2.Mose 34)

An anderer Stelle ist Sinai der Name einer ganzen Gegend.

„Sie brachen auf von Refidim und kamen in die Wüste Sinai, und Israel lagerte sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge.“ (2.Mose 19,2)

Auch könnte der Berg Sinai ein Vulkan gewesen. Die Bibel schreibt hierzu:

„Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und sein Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte sehr.“ (2.Mose 19,18)

Was geschah auf dem Berg Sinai

Auf dem Berg Sinai wurde den Israeliten ihr Gott zuteil. Es fand demnach eine Massenoffenbarung statt, bei welcher die Israeliten ihren Gott wahrnahmen und dadurch der Glaube an ihm, gestärkt bzw. entfacht wurde.

Diese Massenoffenbarung und die Übergabe der zehn Gebote an Moses werden im Buch Schemot im Tanach (hebräische Bibel) beschrieben. In der griechischen Bibel entspricht das Buch Schemot dem Buch Exodus und in der Lutherbibel dem 2. Buch Mose. Alle drei Bücher behandeln den Auszug aus Ägypten, das Betreten des Sinai und die Offenbarung durch Gott – unterscheiden sich in der Sprache (Bibelübersetzung).

Mailand, Italien - 25. Juli 2017: Fresko, das Moses mit den Zehn Geboten in der Kirche St. Maurice al Monastero Maggiore darstellt, Bildnachweis: DRIMOROND / Shutterstock.com

Mailand, Italien – 25. Juli 2017: Fresko, das Moses mit den Zehn Geboten in der Kirche St. Maurice al Monastero Maggiore darstellt, Bildnachweis: DRIMOROND / Shutterstock.com


Die Massenoffenbarung wird in der Bibel an einigen Stellen angedeutet:

„Die Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN auf dem Gipfel des Berges zeigte sich vor den Augen der Israeliten wie verzehrendes Feuer.“ (2.Mose 24,17)

Der Prophet Moses wird zum Überbringer der Weisungen ernannt.

„Zu Mose sprach er: Steig zum HERRN hinauf zusammen mit Aaron, Nadab, Abihu und mit siebzig von den Ältesten Israels; werft euch in einiger Entfernung nieder! Mose allein soll sich dem HERRN nähern, die anderen dürfen nicht näherkommen und das Volk darf den Berg nicht mit ihm zusammen besteigen. Mose kam und übermittelte dem Volk alle Worte und Rechtssatzungen des HERRN. Das ganze Volk antwortete einstimmig und sagte: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun.“ (2. Buch Mose 24,1-3)

Dann wurde Mose allein zum Herrn berufen.

„Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg hinauf. Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb Mose auf dem Berg.“ (2.Mose 24,18)

Oben auf dem Berg empfing Moses die Gesetze Gottes auf zwei Steintafeln niedergeschrieben. In der Tora werden die Gottesgesetze mündlich als auch schriftlich übermittelt.

„Mose wandte sich und stieg vom Berge und hatte die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand; die waren beschrieben auf beiden Seiten, vorn und hinten waren sie beschrieben. Und Gott hatte sie selbst gemacht, und die Schrift war Gottes Schrift, eingegraben in die Tafeln.“ (2.Mose 32,15-16)

Als Moses zurück zu den Israeliten kam, sah er sie feiern und tanzen. Aus Wut zerbrach er die Steintafeln. Die Bibelstelle dazu:

„Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn, und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge“ (2. Mose 32,19)

Dann stieg Moses erneut auf den Berg mit zwei neuen Tafel und empfang die zehn Gebote.

„Und der HERR sprach zu Mose: Haue dir zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, dass ich die Worte darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln standen, welche du zerbrochen hast. Und sei morgen bereit, dass du früh auf den Berg Sinai steigst und dort zu mir trittst auf dem Gipfel des Berges.“ (2. Buch Mose 34,1-2)

Welche Bedeutung hat der Berg Sinai im Judentum

Im Judentum ist der Sinai der Ort für die Massenoffenbarung und dem Bund, welchen die Israeliten mit ihrem Gott eingingen. Denn durch die zehn Gebote waren sie mit ihrem Gott verbunden, versprachen eine priesterliche Gesellschaft aufzubauen.

Da ihnen Gott auf dem Berg Sinai offenbart wurde, verstanden sich die Israeliten als von Gott gewählt bzw. als auserwähltes Volk. Weiterhin wurde ihnen das Land Kanaan von Gott zugesichert, in welchem sie die priesterliche Gesellschaft aufbauen sollten.

Moses und die Israeliten empfingen auf dem Berg Sinai die mündlichen Gottestexte, als auch die schriftlichen Weisungen (Tora). Die mündlichen Überlieferungen sollen die schriftliche Tora aktualisieren und auf alle Lebenslangen anpassen können.

Durch die Gottesgesetze, die Massenoffenbarung, den Gang durch die Wüste und die Verheißung auf das Gelobte Land wurden die Israeliten zu einem Volk. Als sie in Ägypten aufbrachen, waren es lediglich Menschen – die gemeinsam der Sklaverei entkommen wollten. Durch die Offenbarung am Berg Sinai und den Strapazen auf der Reise zum Heiligen Land wuchsen sie als Gemeinschaft mit gemeinsamer Identität zusammen.

Welche Bedeutung hat der Berg Sinai im Christentum

Im Christentum hat man den Berg, auf welchem die Israeliten den heiligen Bund mit Gott schlossen, übernommen. Bereits im 4. Jahrhundert wurde am Berg Sinai (Dschabal Musa) ein Kloster errichtet.

Die erste christlich belegte Pilgerreise zum Berg Dschabal Musa fand 363 n.Chr. durch Julianos Saba statt. Er und seine Begleiter errichteten auf dem Gipfel des Berges eine kleine improvisierte Kapelle aus herumliegenden Steinen. Der Kapellenbau wurde später durch den Heiligen und Kirchenlehrer Ephräm der Syrer (306-373) besungen.

Katharinenkloster am Sinai

Katharinenkloster im Sinai


Am Fuße des Berges Sinai befindet sich das Katharinenkloster. Der Abt des Klosters ist zugleich der Erzbischof von Sinai. Dieser wird von den Mönchen der Sinaitischen Bruderschaft gewählt und dann vom Patriarchen in Jerusalem geweiht. Das Kloster ist der Heiligen Katharina von Alexandrien gewidmet, nachdem man auf dem unweit entfernten Katharinenberg (Dschabal Katrina) einige Reliquien der Märtyrerin fand.

Welche Bedeutung hat der Berg Sinai im Islam

Moses wird im Islam als Prophet anerkannt, welchen den Bund mit Gott einging. Im Koran tauchen zahlreiche Hinweise für einen Berg auf, wo er Ṭūr Sīnā, Ṭūr Sīnīn, aṭ-Ṭūr oder al-Jabal (al-Dschabal) genannt wird.

Laut muslimischer Auffassung kündigt Gott in der Tora bzw. im Alten Testament bereits, das Auftreten des Propheten Mohammeds, an und unterrichtet Moses davon:

„Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete.“ (5.Mose 18,18)

Wo liegt der Berg Sinai

Im Christentum wurde die Sinai-Halbinsel als Ort des Sinai-Berges vorgeschlagen, obwohl die Landmasse lediglich ihren Namen durch den Berg erhielt. Es ist überliefert, dass der Dschabal Musa bereits 100 n.Chr. von jüdischen Gelehrten als Berg Sinai identifiziert wurde und Pilgerreisen dorthin unternommen wurden.

Da das Christentum aus dem Judentum hervorging, übernahmen christliche Pilger den Ort, wodurch Jabal Musa (arabisch: Berg Moses) in allen drei Weltreligionen zum Berg Sinai wurde.

In der Forschung werden allerdings auch weitere Berge diskutiert und dass bereits seit der Antike. Der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus (37 bis 100 n.Chr.) schrieb ein 20-bändiges Werk zur jüdischen Geschichte mit dem Titel: „Altertümer der Juden“. In diesem Werk beschreibt er Moses Worte, welcher gesagt haben soll, dass er den Sinai als höchsten Berg der Umgebung bestieg.

Der höchste Berg der Sinai-Halbinsel ist allerdings der Katharinenberg (Dschabal Katrina) mit 2.637 m Höhe. Dieser befindet sich unweit des Mosesberges (Dschabal Musa) und ist fast 400 m höher.

Außerdem erwähnt die hebräische Bibel, einen zweiten Berg – namens „Horeb“. Im 2.Mose 3,1 steht: „Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb.“

Der Gottesberg Horeb wird in der Bibel südöstlich von Kanaan beschrieben. Die Forschung nimmt deshalb an, dass sich der Berg Horeb in Saudi-Arabien befinden könnte. Identifiziert wurden die Berge Dschabal al-Lauz (2580 m Höhe) und Hala l-Badr (1570 m Höhe) als mögliche Gottesberge.

Da im 2.Mose 24,17 erwähnt wird, dass der Heer sich wie Feuer zeigte, sind einige Forscher der Meinung, dass der Berg Sinai ein Vulkan gewesen sein muss.

„Die Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN auf dem Gipfel des Berges zeigte sich vor den Augen der Israeliten wie verzehrendes Feuer. Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg hinauf. Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb Mose auf dem Berg.“ (2.Buch Mose 24,17)

Die Vulkan-Theorie würde alle Berge auf der Halbinsel-Sinai ausschließen und übrig bleiben würden drei Vulkane in Saudi Arabien, wie der Hala l-Badr. Ein großer Anhänger der Vulkan-Theorie war Sigmund Freud, Begründer der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse. Diese befasste sich mit dem Ursprung der Religion und nannte Moses als Urvater aller monotheistischen Religionen. Laut Freud wurde Moses von den Israeliten ermordet. Er stellte den „Vatermord“ als Entwicklungsmoment der Religion heraus.

Der Missionar Ludwig Schneller setzte 1910 den Berg Sinai mit dem Berg Serbal im südlichen Sinai gleich. Dieser hat eine Höhe von 2.070 m und ist fünfhöchster Berg Ägyptens. Der Missionar kam zu dieser Erkenntnis, indem er die biblisch geschilderte Reiseroute mit der Reisegeschwindigkeit abglich. Dies ließ für ihn die Erkenntnis zu, dass der vermeintliche Sinai-Berg (Dschabal Musa) zu weit weg gewesen sein muss.

In dem Buch „Sinai in Arabia and of Median“ schlägt Charles Beke den Berg Dschabal Baggir in Jordanien als möglichen Gottesberg vor. Diese Erhebung ist 1.076 m hoch und liegt nordöstlich des Golf von Akaba. (Ausläufer des Roten Meeres)

Der Berg Sin Bishar im Nord-Sinai wurde vom biblischen Geografen Menashe Har-El als möglicher Sinai-Berg vorgeschlagen. Dieser Geograph unterrichtet an der Universität Tel-Aviv und behauptet, dass die Böden und Vegetation im Süd-Sinai ein Überleben unmöglich gemacht hätten. Zwar könnte es Oasen gegeben haben, welche die Bibel aber nicht erwähnt. Entscheidend ist die Tatsache, dass der Süd-Sinai nicht auf der Reiseroute von Ägypten nach Kanaan liegt und die Israeliten einen riesigen Umweg hätten machen müssen, weshalb er annimmt, dass der Berg Sinai nur im Norden der Sinai-Halbinsel liegen kann.

Im Jahr 2006 produzierte James Cameron den Dokumentarfilm „The Exodus Decoded“. Im Dokumentarfilm werden die zehn Plagen, welche über Ägypten einbrechen, anhand von natürlichen Umständen erklärt.

Die Dokumentarfilmer schlagen den Berg El Tarif im Nordosten als möglichen Berg Sinai vor. Der traditionelle Dschabal Musa sei, laut den Filmemachern, ungeeignet – da die Israeliten keine Schafe am Fuße des Berges halten können. Auch die Vegetation im Süden des Sinai macht das Halten von Vieh unmöglich. Der El Tarif hat aber ein Plateau – von welchem man eine große Menge Menschen hätte erreichen können.

Der Berg Hermon in den Golanhöhen wird ebenfalls als Berg Sinai diskutiert.


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