Was ist Suezkanal: Steckbrief, Fragen und Antworten
Der Suezkanal bzw. auch Sueskanal geschrieben, ist eine künstlich angelegte Wasserstraße in Ägypten, welche zwischen der Stadt Port Said am Mittelmeer und Port Taufiq (Suez-City) am Golf von Suez (Rote Meer) verläuft. Durch den Suezkanal ist das Mittelmeer mit dem Roten Meer und dem Indischen Ozean verbunden, weshalb die alte Route, über den Atlantik um Afrika herum, überflüssig wurde. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung gehört der Suezkanal zur maritimen Seidenstraße. Die Kontrolle über den Suezkanal ist für den Welthandel mit dem Orient von enormer Wichtigkeit und war Konfliktherd einiger Krisen bzw. Kriege der Vergangenheit (z.B. Suezkrise).
Inhalt
Steckbrief
Name: | Sueskanal, Suezkanal |
Lage: | Ägypten, westlich der Sinai-Halbinsel (Nordafrika) |
Startpunkt: | Port Said (Hafenstadt) am Mittelmeer |
Endpunkt: | Hafen von Suez-City |
Bedeutung: | Verbindung zwischen Mittelmeer und Golf von Suez (Ausläufer des Roten Meeres) |
Städte: | Suez-City, Ismailia, Port Said |
Erbauer: | Ferdinand de Lesseps |
Baubeginn: | 25. April 1859 |
Fertigstellung: | 17. November 1869 |
Länge: | 193,3 km |
Zulässige Schiffe: | Maximale Breite: 77,49 m Maximaler Tiefgang: 20,1 m |
Besonderheiten: | Der Suezkanal ist schleusenlos, da keine Höhenunterschiede überwunden werden müssen. |
Eigentümer: | Seit dem seit 26. Juli 1956 ist die Suez Canal Authority (SCA) Eigentümer. Diese ist eine ägyptische Anstalt des öffentlichen Rechts. Durch die Verstaatlichung des Kanals (1956) wurde die Suezkrise ausgelöst. |
Schiffsunglücke
Eine Auswahl:
- September 1905: Der englische Frachter Chatham, welcher Dynamit geladen hatte, gerät in Brand. Die Behörden ordnen eine Sprengung an. Die Wrackteile wurden später von Tauchern geborgen.
- 29. September 2014: Die Frachtschiffe Colombo Express (deutsche Flagge) und Maersk Tanjong (Singapur) kollidieren. Beim Unfall wurde niemand verletzt, aber der Kanal war lange blockiert.
- 23. März 2021: Die Ever Given, ein japanisches Containerschiff – welches unter der Flagge Panamas fuhr – gerät durch starke Winde in Seenot, läuft bei einer Uferböschung auf Grund. Dadurch war der Kanal sechs Tage lang blockiert.
Ökologie
Als der Suezkanal 1869 fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde, entstand eine künstlichen Passage zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer. Seitdem wandern überwiegend Tiere vom Roten Meer ins Mittelmeer ein.
Der Weg vom Mittelmeer ins Rote Meer wird seltener genommen, da der Salzgehalt im Roten Meer höher ist als im Mittelmeer. Die invasiven Arten tolerieren den niedrigeren Salzgehalt des Mittelmeeres und haben dadurch sogar Vorteile gegenüber im Mittelmeer heimische Arten.
Letztlich werden heimische Arten verdrängt oder geraten unter Anpassungsdruck. Weiterhin dringen Parasiten, wie Seepocken oder kleine Krebstiere ein, welche das ökologische Gleichgewicht des Mittelmeeres stören.
Die Migration vom Roten Meer ins Mittelmeer wird unter Fachleuten als Lessepsische Wanderung bezeichnet. Der Name ist eine Ableitung von Ferdinand de Lesseps, dem Erbauer des Suezkanals.
Wirtschaft
Nach Fertigstellung des Suezkanals profitierten die Wirtschaftsmächte im Mittelmeerraum enorm vom kürzeren Seeweg nach Indien bzw. in den Orient.
Die Hafenstadt Triest, in Norditalien, unterstand damals der Habsburgermonarchie Österreich-Ungarn und erlebte einen kometenhaften Aufstieg. Das Zeitersparnis von Triest nach Bombay betrug 37 Tage.
Durch den Bau des Suezkanals profitierten auch sämtliche andere Seehäfen im Mittelmeerraum, welche sich im 19. und 20. Jahrhundert zu Handelsmächten entwickelten (z.B. Marseille, Genua, Bordeaux).
Aber auch die Briten oder die Deutschen, welche Überseegebiete im Mittelmeerraum (z.B. Gibraltar) hatten, profitierten von der kürzeren Handelsroute. Eine Tour von Liverpool oder von Hamburg nach Bombay konnte nun mit einem Zeitersparnis von 24 Tagen abgewickelt werden.
Heute werden etwa 12 % des weltweiten Seehandels über den Suezkanal abgewickelt. Während der Weltkriege war der Suezkanal oftmals blockiert, wodurch der Nachschub in Krisengebiete instabil verlief. Demnach hat der Suezkanal auch eine strategische Bedeutung für Nachschublogistik in Krisengebiete.
Politische Spannungen und Konflikte
Am 29. Oktober 1888 fand eine Konferenz in Konstantinopel statt, um den Waren- und Schifffahrtsverkehr über den Suezkanal zu regeln. In den Konstantinopler Beschlüssen von 1888 sollte der freie Schifffahrtsverkehr in Friedens- und Kriegszeiten geregelt sein. Zur Schutzmacht des Suezkanals wurde Großbritannien erklärt, da Ägypten zu diesem Zeitpunkt eine britische Kolonie (1882-1922) war.
Im Ersten Weltkrieg versuchten die Mittelmächte (Osmanische Reich, Österreich-Ungarn, Deutsches Reich) den Suezkanal unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Versuch scheiterte. Nach 1922 erhob sich Ägypten zu einem scheinbar eigenständigen Königreich, blieb aber bis in die 1950-er Jahre unter Kontrolle der Briten.
Während des Zweiten Weltkriegs versuchten das faschistische Italien und das Dritte Reich den Kanal zu erobern, scheiterten aber ebenfalls.
In den 1950-er Jahren entwickelte Ägypten unter Präsident Gamal Abdel Nasser eine gewisse Emanzipation und drängten darauf, dass sich die britischen Soldaten vom Suezkanal zurückziehen sollten. Nasser verstaatlichte am 26. Juli 1956 den Suezkanal und die Gesellschaft, welche den Kanal betrieb und löste so die Suezkrise aus.
Während der Suezkrise kämpften die Briten, Franzosen und Israelis gegen Ägypten, besetzen den Sinai – wurden aber auf US-amerikanischen Druck zum Waffenstillstand gezwungen. Der Suezkanal blieb in ägyptischer Hand und das Grenzgebiet zu Israel wurde fortan von bewaffneten Friedenstruppen der Vereinten Nationen bewacht.
Am 9. Juni 1967 rückte Israel auf den Sinai vor, besetzte das Ostufer des Suezkanals innerhalb von sechs Tagen. Nach dem Sechstagekrieg war der Suezkanal die Grenze zwischen Israel und Ägypten.
Es kam in Folge des Sechstageskrieges zu diversen kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Israel und Ägypten, weshalb der Suezkanal bis 1973 für die Schifffahrt geschlossen wurde. In diesen acht Jahren wurde eine Flotte mit 15 Schiffen im Kanal festgesetzt. Da der Wind den Wüstensand auf die Decks der Schiffe wehte, entstand die Bezeichnung „Gelbe Flotte“ für diese 15 Schiffe.
Mit sowjetischer Hilfe rüstete sich Ägypten in den Jahren nach 1967 auf. Am 6. Oktober 1973, dem Jom-Kippur-Tag (höchster jüdischer Feiertag), rückte Ägypten über den Suezkanal vor. Der Jom-Kippur-Krieg dauerte bis zum 26. Oktober 1973 und hatte zur Folge, dass Ägypten den Suezkanal zurückgewann. Fortan setzte auch die Schifffahrt über den Kanal wieder ein (4 Juni 1975).
Am 22. Februar 2011 fuhren iranische Kriegsschiffe in den Kanal. Für Israel, welcher sich als Gegner des Irans versteht, war dies eine Provokation. Die Regierung um Benjamin Netanjahu erhöhte daraufhin das Militärbudget.
Literatur
- The Sunday Times Inside Team (Herausgeber), Günter Danehl (Übersetzer), Der Wüstenkrieg: Die dramatische Geschichte der Schlacht um Golan und den Suezkanal, ISBN: 3436019992*
- Wilhelm Zenker (Autor), Der Suez-Kanal und seine kommerzielle Bedeutung, besonders für Deutschland, ISBN: 3368424084*
- U. Manfred Leicht (Autor), Der Suezkanal. Geschichte, Entwicklung, Perspektiven, ISBN: 3640739728*
- Wolfgang Schwanitz (Herausgeber), 125 Jahre Suezkanal. Lauchhammers Eisenguss am Nil (Historische Texte und Studien), ISBN: 348710315X*
- weitere Literatur zum Suezkanal*
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