Vor- und Nachteile der Massentierhaltung für Bauern, Verbraucher und Gesellschaft
Bei Massentierhaltung werden so viele Tiere wie möglich auf engem Raum zusammengehalten. Die Kosten sollen gering und der Ertrag hoch sein. Während für den Konsumenten fast nur Vorteile entstehen, leiden vor allem die Tiere darunter.
Definition von Massentierhaltung
Unter Massentierhaltung versteht man die Haltung einer Art von Nutztieren auf möglichst engem Raum. Diese Nutztiere können Rinder, Schweine, Hühner und jedes anderes Tier sein, das der Mensch für tierische Produkte nutzt.
Massentierhaltung findet meistens in Ställen statt. Die Tiere stehen in engen Käfigen beieinander, sodass sie kaum genug Platz haben, um sich hinzulegen. Zwei Hühner teilen sich beispielsweise eine Fläche, die kaum größer ist als ein Din A4-Blatt. Einstreu gibt es häufig gar nicht. Stattdessen fallen Exkremente durch Rillen im Boden.
Ziel der Massentierhaltung war es, mit wenig Aufwand und Kosten so viel Gewinn zu machen wie möglich. Dafür findet die Fütterung über automatisch laufende Maschinen statt. Das Futter wird nicht angebaut, sondern eingekauft und ist hochkalorisch, sodass die Tiere schnell wachsen.
Diese Art der Tierhaltung galt in den 60er Jahren als modern. Mittlerweile sehen die meisten Teile der Bevölkerung Massentierhaltung negativ.
Vor- und Nachteile in verschiedenen Bereichen
Obwohl die Massentierhaltung ihr positives Image verloren hat, bringt sie auch einige Vorteile mit sich. Vor- und Nachteile hängen häufig eng miteinander zusammen.
Vor- und Nachteile der Massentierhaltung für die Landwirte
Für die Landwirte bringt die Massentierhaltung viele Vorteile mit sich. Da ihre Tiere auf engem Raum stehen, können sie deutlich mehr halten, als es bei Weidehaltung der Fall wäre. Das bedeutet, dass sie mehr produzieren und damit auch verkaufen können. Man muss es allerdings schon realistisch einschätzen. Denn auch die Landwirte leiden unter Preisdruck, da die Endverbraucher lieber billiges Fleisch kaufen. Und so beginnt das Problem bei den Fleischessern, welche auf Fleisch nicht verzichten, aber gleichzeitig dafür kaum etwas bezahlen wollen.
Da Massentierhaltung auf Kosteneffizienz ausgelegt ist, ist es den Landwirten möglich, ihre Produkte zu einem günstigeren Preis anzubieten. Sie bleiben also wettbewerbsfähig. Dass durch die automatische Fütterung kaum Mitarbeiter eingestellt werden müssen, hilft ihnen dabei. Das eingekaufte Futter ist auch billiger als der Selbstanbau, da bei der Abnahme großer Mengen Mengenrabatte angeboten werden. Die großen Mengen brauchen die Landwirte ohnehin.
Die technisierte Haltungsform erlaubt es ihnen darüber hinaus, ihre Zeit besser zu nutzen. Sie haben demnach nicht nur den Platz für mehr Tiere, sondern auch die Zeit, sich um andere Einnahmequellen zu kümmern.
Ein Nachteil für Landwirte liegt darin, dass die Tiere zu viel Gülle, also Exkremente, produzieren. Normalerweise würden sie diese als Dünger für ihre Felder benutzen. Bei Massentierhaltung fällt aber so viel Gülle an, dass diese den Pflanzen und dem Boden schaden würde. Daher muss die Gülle verteilt werden. Das kostet die Landwirte Geld.
Vor- und Nachteile der Massentierhaltung für den Konsumenten
Auch die Endverbraucher ziehen Vorteile aus der Massentierhaltung. Durch die günstigen Preise, zu denen die Landwirte ihre Produkte anbieten können, bleibt auch der Preis im Supermarkt niedrig. Regionales Fleisch kann leicht das Doppelte oder sogar Dreifache des Fleisches aus Massentierhaltung kosten. Die Konsumenten sparen daher Geld und können mehr tierische Produkte kaufen. In ärmeren Teilen der Erde stellt Massentierhaltung daher auch die Ernährung der Bevölkerung sicher.
Ein Nachteil liegt in der Antibiotikabelastung. Leben viele Tiere auf engem Raum, verbreiten sich Krankheiten schnell. Die Tiere bekommen daher häufig vorsorglich Antibiotika, um zu verhindern, dass der ganze Bestand krank wird. Diese Antibiotika bauen sich nicht komplett ab, sodass Reste im Fleisch zurückbleiben. Der Mensch nimmt sie mit auf. Passiert das zu oft, verlieren die Antibiotika ihre Wirkung. Gerade durch die geringen Mengen haben die Bakterien die Möglichkeit, dagegen immun zu werden.
Ein weiterer Nachteil kann Belastung durch Gestank sein. Gerade wenn es wärmer wird, stinken Tierbestände unangenehm. Je mehr Tiere zusammen gehalten werden, desto intensiver wird die Geruchsentwicklung. Stehen mehrere Betriebe nahe beieinander, kann der Gestank die Lebensqualität der Anwohner deutlich senken.
Vor- und Nachteile der Massentierhaltung für Umwelt
Für die Umwelt könnte man meinen, ist der geringe Platzverbrauch ein Vorteil der Massentierhaltung. Das ist aber nicht der Fall, denn die Tiere benötigen viel und energiereiches Futter.
Meistens basiert dieses auf Soja. Soja wird hauptsächlich in Nord– und Südamerika angebaut. Die Landwirte dort arbeiten oftmals mit genveränderten Pflanzen, da diese mehr Ertrag abwerfen. Was für Folgen das genau für die Umwelt hat, lässt sich schwer voraussagen. Sicher ist aber, dass die Monokulturen dem Boden einseitig Nährstoffe entziehen, sodass mehr gedüngt werden muss. Dadurch gelangt der Dünger leichter ins Grundwasser und verunreinigt es.
Um überhaupt ausreichend Platz für Sojaplantagen zu bekommen, werden riesige Flächen an Regenwald abgeholzt oder brandgerodet. Für die dort lebenden Tiere und indigenen Völker bedeutet das, dass sie ihren Lebensraum und ihre Nahrungsquellen verlieren.
Vor Ort braucht Massentierhaltung zwar weniger Platz, aber insgesamt leidet die Umwelt trotzdem unter ihr.
Vor- und Nachteile der Massentierhaltung für die Gesellschaft
Betrachtet man Massentierhaltung kurzfristig, wiegen die Vorteile schwerer. Günstige Preise vereinfachen ärmeren Menschen auf der ganzen Welt, tierische Produkte nutzen zu können. Fleisch, Eier und Milch sind energiereich und daher besonders in Ländern mit Nahrungsknappheit wichtig, wenn sie denn günstig genug sind.
Schaut man weiter in die Zukunft, überwiegen jedoch die Nachteile. Der Boden, der für den Futteranbau genutzt wird, lässt sich durch Düngemittel nicht ewig fruchtbar halten. Das Grundwasser wird verschmutzt. Besonders Kühe produzieren bei ihrer Verdauung viel Methangas, welches den Treibhauseffekt begünstigt. Man könnte außerdem die Plantagen, die eigentlich nur für Futtermittel betrieben werden, gleich zur Versorgung der Menschen nutzen. Geht es rein darum, viele Menschen zu ernähren, stellen Nutztiere einen Umweg dar. In den meisten Fällen wäre dieser nicht nötig.
Darüber hinaus ist Massentierhaltung gesellschaftlich kaum noch anerkannt. Viele Menschen protestieren dagegen und entscheiden sich bewusst für die teureren Tierprodukte, um diese Haltungsform nicht mehr zu unterstützen. Aus diesem Grund nutzen manche Landwirte statt des Begriffs „Massentierhaltung“ lieber „Intensivtierhaltung“ oder „moderne Tierhaltung“. Die Begriffe bedeuten dasselbe, sollen aber positiver klingen.
Nachteile der Massentierhaltung für die Tiere
Für die Tiere bringt Massentierhaltung ausschließlich Nachteile mit sich. Ein artgerechtes Leben ist ihnen kaum möglich. Der ständige enge Kontakt zu Artgenossen setzt sie außerdem unter Stress. Viele verenden bereits bevor sie das Schlachtgewicht erreicht haben.
Dazu trägt auch das energiereiche Kraftfutter und der Bewegungsmangel bei. Die Tiere werden herzkrank oder entwickeln schwere Störungen ihres Bewegungsapparats. Häufig verletzen sie sich versehentlich oder absichtlich gegenseitig. Schweinen werden daher direkt nach der Geburt die Schwänze abgeknipst. Die männlichen werden zudem kastriert. Beides erfolgt ohne Betäubung.
Da in den Ställen keine Einstreu liegt, sondern die Exkremente durch Rillen fallen, liegen die Tiere ständig in ihrem eigenen Kot. Sie atmen auch die dadurch entstehenden ammoniakhaltigen Dämpfe ein. Das beides führt zu Haut– und Lungenverätzungen. Die Rillen stellen eine zusätzliche Verletzungsgefahr dar.
Fazit
Der Vorteil für die Tiere liegt lediglich darin, dass ihr Leben relativ kurz ist und die Qualen, welche diese Haltungsform mit sich bringt, irgendwann enden. Deshalb findet auch eine politische Debatte darüber statt, welche Standards bei der Tierhaltung eingehalten werden müssen. Viele Verbraucher schreckt außerdem diese Haltungsform ab, weshalb diese – trotz des höheren Preises – zum Biofleisch oder vergleichbaren greifen. Diese Debatte kann allerdings nur in Ländern geführt werden, deren Grundversorgung ausreichend vorhanden ist. Ein armer Mensch wird niemals Vegetarier oder Veganer und muss weiterhin das essen, was er bekommen kann.