Steinzeit-Epochen: Die 4 Epochen der Steinzeit, ihre Dauer und Merkmale im Überblick

Wann begann die Steinzeit

Laut Definition beginnt die Steinzeit zum Zeitpunkt als der Mensch anfängt, Rohsteine zu bearbeiten, abzuschlagen bzw. zu schälen, so dass diese als Werkzeug genutzt werden konnten. Die Herstellung erster echter Steinwerkzeuge markiert demnach den Beginn der Steinzeit.

Das erste Steinwerkzeug der Menschheit war der Chopper, ein einseitig abgeschlagener Stein. Durch den Abschlag bzw. die Schälung ergab sich eine Scharfkante, welche die Frühmenschen nutzten, um bspw. Röhrenknochen von Beutetieren zu knacken und so an das fettreiche Knochenmark zu kommen.

Der Chopper als erstes Werkzeug der Steinzeit bestand aus Geröllstein, welcher einseitig abgeschlagen und dadurch geschärft wurde

Was bedeutet das für die Forschung?
Findet man nun den Schädel eines Frühmenschen, schaut man sich an der Fundstelle auch nach Knochen und Steinwerkzeugen um. Können Steinwerkzeuge und Knochen mit Kratzspuren an der Fundstelle des Fossils gefunden werden, ist dies ein Indiz dafür, dass dieser Mensch wohlmöglich bereits ein Werkzeug nutzte.

Die erste Menschenart, welche Steinwerkzeuge verwendete, war wohlmöglich Homo habilis. Diese Menschenart stammt aus der Gattung Homo, genauso wie Neandertaler oder Homo sapiens, welche die letzten Menschenarten der Steinzeit sein sollten. Jedoch lebte Homo habilis vor etwa 2,1 Mio. Jahren bis 1,5 Mio. Jahren – also mitunter 1,2 Mio. Jahre vor dem Jetztmenschen.

Singapur 23. Februar 2021: die Replik basierend auf dem Exemplar KNM-ER 1813 (Homo habilis), 1973 Kenia, Koobi Fora, im Lee Kong Chian Natural History Museum. Vor 1,86 Millionen Jahren, Bildnachweis: Danny Ye / Shutterstock.com

Homo bedeutet Mensch und habilis bedeutet geschickt. Den Namen bekam der geschickte Mensch deshalb, da man beim Schädel auch zahlreiche Begleitfunde fand, wie etwa Steinwerkzeuge und Tierknochen mit Kerben.

Gefunden wurden die Fossilien von Homo habilis in der Olduvai-Schlucht in Tansania. Für die gefundenen Steingeräte (Chopper) kreierten die Forscher eine Kultur- oder Technologiestufe – abgeleitet vom Fundort. Die Oldowan-Kultur ist demnach die primitivste Technologiestufe der Menschheit, begann vor 2,6 Mio. Jahren und markiert den Beginn der Steinzeit.

Solche Steingeräte vom Oldowan-Typ wurden auch bei Menschenarten gefunden, welche nach Homo habilis lebten. So bspw. bei Homo ergaster (vor 1,9 – 1,4 Mio. Jahren) oder Homo erectus (vor etwa 2 Mio. Jahren). Ob Homo rudolfensis, welcher als erste Menschenart überhaupt vor 2,5 Mio. – 1,9 Mio. Jahren lebte, Steingeräte nutzte – bleibt ungewiss.

Halten wir kurz fest….
Die Steinzeit begann wohlmöglich in Tansania, als Homo habilis die ersten Werkzeuge aus Stein entwickelte. Diese Geröllwerkzeuge nennt man Chopper. Und da man diese Werkzeuge und auch Homo habilis Überreste in der Olduvai-Schlucht in Tansania fand, benannte man diese Kulturstufe nach dem Fundort und gab ihr den Namen: Oldowan-Kultur.

Der Beginn der Steinzeit war wohlmöglich schon früher

Vor den ersten Frühmenschen lebten die sogenannten Vormenschen, zu denen die Gattung Australopithecus gehörte. Ein Vertreter dieser Gattung war Australopithecus afarensis, welcher vor 3,8 bis 2,9 Mio. Jahren lebte. Die Einordnung dieser Spezies in den Stammbaum der Menschheit ist umstritten.

Fossilien von Australopithecus afarensis fand man in Äthiopien. An der Fundstelle konnten Begleitfossilien geborgen werden. An diesen Knochen befanden sich Kratzspuren, welche ein Indiz dafür sein könnten, dass Australopithecus afarensis ebenfalls Steinwerkzeuge genutzt hätte. Von sehr vielen Forscher wird diese Theorie allerdings verworfen. Stattdessen verweisen sie darauf, dass Krokodilzähne ähnliche Kratzspuren verursacht haben könnten.

Eine weitere Gattung der Vormenschen war Kenyanthropus (übersetzt: Keniamensch), welcher vor 3,5 bis 3,3 Mio. Jahren lebte. Gefunden wurde ein Schädel in der sogenannten Lomekwi-Region in Kenia. Im Jahr 2011 wurden in dieser Region auch Oldowan-Werkzeuge geborgen. Mit Oldowan-Werkzeugen ist gemeint, dass diese ebenfalls Geröllwerkzeuge waren, wie man sie in Tansania beim Homo habilis fand.

Da der Keniamensch bereits vor 3,3 Mio. Jahren lebte und Homo habilis, als Begründer der Oldowan, erst vor 2,1 Mio. Jahren auftauchte – könnte es sein, dass Homo habilis nicht wirklich der Erfinder der ersten Chopper war. Stattdessen müsste man diese Errungenschaft bereits den Vormenschen zuschreiben und die Oldowan-Kultur dürfte auch nicht mehr so heißen, da die Olduvai-Schlucht nicht der Ort der Errungenschaft war. Stattdessen müsste die Kulturstufe nach der Lomekwi-Region in Kenia benannt sein.

Wenn man die Lomekwi-Kultur zur Grundlage nehmen würde, begann die Steinzeit nicht vor 2,6 Mio. Jahren sondern mitunter 500.000 Jahre früher.

Wann endete die Steinzeit

Also nochmal…
Laut Lehrbuch begann die Steinzeit vor 2,6 Mio. Jahren mit dem Aufkommen der Oldowan-Werkzeuge in Tansania. Dieses Datum ist allerdings durchaus umstritten. Aber viel schwieriger als den Anfang der Steinzeit zu markieren, ist deren Ende zu datieren.

Bei einem sind sich die Forscher einig….
Das Ende der Steinzeit beschreibt den Zeitpunkt als die Menschheit vom Stein – als primären Rohstoff für Waffen und Werkzeuge – auf Kupfer und später auf Bronze umschwenkten. Das Steinzeitende ist demnach gleichzusetzen mit dem Beginn der Bronzezeit.

Aber….
Die Steinzeit endete im Nahen Osten viel früher als in Europa. So endete die Steinzeit in Europa etwa 2200 v.Chr. und im Nahen Osten bereits 10.000 v.Chr.

Einige Forscher gehen auch davon aus, dass die Steinzeit unendlich ist und dass wir uns noch immer in der Steinzeit befinden.

Kein Witz….
So existiert bspw. im südlichen Afrika eine indigene Ethnie, welche als San oder Basarwa bezeichnet werden. Deren Nahrungssuche beschränkt sich auf das Sammeln von Wurzeln und der Ausdauerjagd auf Wildtiere. Der vorranging verwendete Rohstoff, um Werkzeuge herzustellen – ist der Stein.

Einige Forscher sehen auch in der indigenen Bevölkerung am Amazonas eine Steinzeitkultur, welche bis heute erhalten blieb.

Klassische Einteilung der Steinzeit in Europa

Da man nicht wirklich weiß, wann die Steinzeit begann und wann sie endete – versucht die Forschung, ein Ordnungssystem herzustellen, indem sie die Steinzeit, in kleinere Epochen unterteilt.

In Europa hat sich dabei eine Konvention durchgesetzt, welche die Steinzeit in:

• Altsteinzeit: vor etwa 2,6 Mio. Jahren bis 10.000 v.Chr.
• Mittelsteinzeit: etwa 10.000 bis 4300 v.Chr.
• Jungsteinzeit: etwa 4.300 bis 2.200 v.Chr.
• Kupfersteinzeit als regionale Zwischenstufe zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit begann etwa 5.500 v.Chr. und endete etwa 2.200 v.Chr.

Wie bereits beschrieben, ist diese Einteilung sehr regional betrachtet. Als Europa etwa 10.000 v.Chr. in die Mittelsteinzeit überging, begann im Nahen Osten – im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes – bereits der Übergang zur Jungsteinzeit mit Ackerbau und Viehzucht.

Altsteinzeit (Paläolithikum)

In der Altsteinzeit entstanden alle bekannten Menschenarten, von Homo rudolfensis bis zum Homo sapiens. Aber nur der Homo sapiens sollte aus der Altsteinzeit in die Mittelsteinzeit übergehen. Alle anderen Menschenarten sind während den rund 2,5 Mio. Jahren ausgestorben.

In der Forschung hat man sich darauf geeinigt, dass die Oldowan-Kultur in Tansania als erste Werkzeugschmiede der Welt den Beginn der Altsteinzeit markieren soll. Zwar wird Homo habilis als Begründer dieser Kulturstufe ausgemacht, jedoch wird auch Homo rudolfensis – als erste Menschenart überhaupt – dieser Epoche ebenfalls zugerechnet, obwohl Steinwerkzeuge für dieses Fossil archäologisch nicht belegt sind.

Folgende Menschenarten existierten in der Altsteinzeit:

• Homo rudolfensis lebte vor etwa 2,5 bis 1,9 Mio. Jahren in Kenia
• Homo habilis lebte vor etwa 2,1 bis 1,5 Mio. Jahren in Tansania
• Homo ergaster lebte vor etwa 1,9 bis 1,4 Mio. Jahren in Ostafrika und Südafrika
• Homo erectus lebte vor etwa 2 Mio. Jahren in Südafrika, wanderte nach Europa und Asien aus
• Homo heidelbergensis lebte vor etwa 0,6 bis 0,2 Mio. Jahren in Europa und ist der europäische Nachfahre der ausgewanderten Homo erectus Population
• Homo neanderthalensis (Neandertaler) lebte vor etwa 230.000 Jahren bis 30.000 Jahren in Europa und ging aus Homo heidelbergensis hervor
• Homo sapiens entwickelte sich vor rund 300.000 Jahren in Südafrika aus der verbliebenen Homo erectus Population.
• Dieser afrikanische Nachkomme des Homo erectus wird als archaischer Homo sapiens bezeichnet. Dieser wanderte aus Afrika aus, erreichte den Nahen Osten vor etwa 100.000 Jahren und schließlich Europa vor etwa 40.000 Jahren.
• Die Population des archaischen Homo sapiens, welche Europa erreichte, wird in der Forschung als Cro-Magnon-Mensch bezeichnet.
• Die Bezeichnung Homo sapiens (Jetztmensch) tritt in einiger Literatur erst dann auf, nachdem der Neandertaler aus Europa verschwunden war und Homo sapiens zur letzten überlebenden Menschenart wurde (circa vor 30.000 Jahren).

Zeittafel der Menschenarten in Millionen Jahren bis heute

Die Altsteinzeitmenschen waren demnach viele Menschenarten, welche alle bis auf eine ausstarben. Über einen sehr langen Zeitraum lebten viele Menschenarten parallel zueinander auf der Erde. (Siehe Hauptartikel zur Stammesgeschichte des Menschen).

Da die Altsteinzeit einen sehr langen Zeitraum umfasst und mit Auftreten und Aussterben der verschiedenen Menschenarten sehr viel passierte, wird diese Geschichtsepoche weiter unterteilt:

• Ältere Altsteinzeit (Altpaläolithikum) ist die Epoche aller Menschenarten bis zum Neandertaler. Sie beginnt vor 2,6 Mio. Jahren und endet vor etwa 300.000 Jahren.
• Mittlere Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum) ist die Epoche des Neandertalers in Europa. Die Levalloistechnik bei der Steinbearbeitung setzt ein und die typischen Faustkeile, ein Nachfolger der altsteinzeitlichen Chopper, werden zum Leitwerkzeug dieser Epoche. Die mittlere Altsteinzeit endet mit dem Auftreten des Cro-Magnon Menschen (etwa vor 45.000 oder 40.000 Jahren) in Europa
• Jüngere Altsteinzeit (Jungpaläolithikum) beginnt mit der Einwanderung des Cro-Magnon Menschen und endet mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 10.000 Jahren

Mittelsteinzeit (Mesolithikum)

Das Mesolithikum beginnt vor etwa 10.000 Jahren in Europa. Der Jetztmensch ist die letzte verbliebene Menschenart auf der Erde. Während der letzten Kaltzeit (vor 115.000 bis 11.700 Jahren) setzte sich der stärkere und massivere Neandertaler (Homo neanderthalensis) als Spezialist dieser Epoche durch. Mit dem Ende der Eiszeit verschwand der Neandertaler aus noch nicht geklärten Gründen und Homo sapiens sollte fortan die Erde allein bevölkern.

In der Mittelsteinzeit lebten die Menschen noch als Jäger und Sammler und nutzten die Steinwerkzeuge, um Jagdwaffen – wie Speere oder Pfeile anzufertigen. Da es gegenüber der Kaltzeit deutlich wärmer war, wurde der Fischfang zu einer weiteren Nahrungsquelle.

In kleinen Holzhütten (Zelten) lebten die Menschen, welche aus Stöckern und Fellen bestanden. Da der Mensch noch nicht sesshaft war, zog er dem Großwild hinterher und baute seine Zelte immer wieder neu auf.

Diese Nomadenkultur ist typisch für die Menschheit in der Mittelsteinzeit. Deren Ende markiert den Übergang zur Jungsteinzeit.

Jungsteinzeit (Neolithikum)

Die Neusteinzeit begann im Nahen Osten etwa 11.500 v.Chr. Zu dieser Zeit war Mitteleuropa kulturell noch in der Altsteinzeit. Als erste Kultur im östlichen Mittelmeerraum wird die Natufien genannt. Dort entstehen erste Siedlungen mit Rundhäusern in der Levante, auf Zypern und an der östlichen Mittelmeerküste.

Aber auch im Nahen Osten wird weiterhin Stein, insbesondere Feuerstein, als Primärrohstoff für den Werkzeugbau verwendet. Etwa 9500 v.Chr. beginnt im Nahen Osten der Getreideanbau, wodurch der Mensch vom Jäger/Sammler zu Ackerbau und Viehzucht übergeht. In Europa setzt die neolithische Revolution erst zwischen 5.800 v.Chr. und 4.000 v.Chr. ein.

Kupfersteinzeit (Chalkolithikum)

Die Kupfersteinzeit ist eine Zwischenstufe zwischen der Steinzeit und der Bronzezeit. Nun muss man wissen, dass Bronze ein Werkstoff ist, welcher zu 90 % aus Kupfer und zu 10 % aus Zinn besteht. Somit ist Kupfer produktionstechnisch eine Vorstufe zu Bronze.

Zwischen 5500 und 2200 v.Chr. wird Kupfer in Serbien erstmalig verarbeitet. Im Nahen Osten besteht die Kupfersteinzeit etwa zwischen 5500 und 3300 v.Chr., bevor diese von der Bronzezeit abgelöst wurde. In Mitteleuropa setzte die Kupferverarbeitung etwa 4500 v.Chr. an und die Kupfersteinzeit dauerte bis etwa 2200 v.Chr. an.

Weitere Artikel zur Steinzeit, findest du auf unsere Übersichtsseite. Außerdem werden dort die wichtigsten Fragen und Antworten zur Steinzeit beschrieben.

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