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Epipaläolithikum: 6 Fragen und Antworten zur Steinzeitepoche


Göbekli Tepe Epipaläolithikum

Die erste Nutzungsphase von Göbekli Tepe (Türkei) reicht bis ins Epipaläolithikum zurück

Das Epipaläolithikum (Paläolithikum =Altsteinzeit, Epi = neben) ist eine Epoche zwischen der Altsteinzeit und Jungsteinzeit, welche hauptsächlich für den Mittelmeerraum, insbesondere Nordafrika, verwendet wird.

In Europa und Asien wird die Mittelsteinzeit (Mesolithikum) als Begriff für den gleichen Zeitraum verwendet. Sowohl Mesolithikum als auch Epipaläolithikum begannen etwa 10.000 v.Chr., als die Eisschilde sich in Eurasien zurückbildeten. Da die letzte Eiszeit im Mittelmeerraum weniger ausgeprägt war, wird das Epipaläolithikum dort anstelle der Mittelsteinzeit genannt.

Gebiete des Epipaläolithikums waren die Levante, Südeuropa und der Norden Indiens.

Was bedeutet Epipaläolithikum

Während der Altsteinzeit kam es im nördlichen Eurasien zu mehreren Klimaveränderungen. In der Erdgeschichte bezeichnet man diese Epoche als Pleistozän, welche vor etwa 2,5 Mio. Jahren begann und vor etwa 12.000 Jahren endete.

Charakteristisch für das Pleistozän war der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten. Das Ende der letzten Eiszeit (vor 12.000 Jahren) markiert für Nordeuropa und weite Teile Asiens den Beginn der Mittelsteinzeit als Epoche der Menschheitsgeschichte und erdgeschichtlich den Beginn der Jetztzeit (Holozän).

Doch in Nordafrika und im östlichen Mittelmeerraum (Levante) waren die Ausmaße der Warm- und Eiszeiten nicht so erschütternd. Stattdessen gab es dort lediglich Trockenphasen und Regenperioden.

In Nordeuropa und Asien begann nach der Eiszeit die Wiederbewaldung, wodurch sich Jäger und Sammler in diesen Gebieten wieder etablieren konnten. Doch in der Levante kam es zu einer Trockenzeit, wodurch die Menschen innovativ werden mussten. Der Übergang zu Ackerbau und Viehzucht geschah deshalb dort viel früher als anderswo.

Die Neolithische Revolution setzte im Nahen Osten bereits vor 12.000 Jahren ein. Zu diesem Zeitpunkt etablierte sich im klassischen Europa gerade die Mittelsteinzeit, in der die Jäger und Sammler der Eiszeit zu Jäger, Sammler und Fischern der Warmzeit wurden. Von Ackerbau und Viehzucht war zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu erkennen.

Und tatsächlich setzte in Mitteleuropa dieser grundlegende Kulturwandel erst 3.500 bis 5.000 Jahre später ein, weshalb man die Mittelsteinzeit der Levante nicht mit der Epoche in nördlichen Eurasien vergleichen kann.

Und deshalb wird die Zeit zwischen der letzten Eiszeit bzw. dem Ende der Altsteinzeit und dem Beginn der Jungsteinzeit in diesen Gebieten als Epipaläolithikum bezeichnet. Anzunehmen ist, dass die Menschen im Epipaläolithikum bereits semi-sesshaft waren, also saisonal Lagerplätze und Stätten aufbauten und nutzten.

Für die Kebaran-Kultur, welche zwischen 18.000 und 12.000 v.Chr. im Gebiet des historischen Palästinas bestand, ist belegt – dass die Menschen diverses Wildgetreide sammelten, Mahlwerkzeuge herstellten und die Körner damit verarbeiteten. Im Sommer lebten die Menschen in höheren Gebieten des Karmel-Gebirgszugs und verbrachten die regenreichen Wintermonate in Höhlen.

Als Beleg für diese Kultur dienen Funde der Kebara-Höhle in Israel. Es wird angenommen, dass diese Höhle mehrfach aufgesucht und dann wieder verlassen wurde.

Wann begann das Epipaläolithikum

Das Epipaläolithikum begann regional unterschiedlich. So ist bspw. für die Levante belegt, dass das Sammeln von Wildgetreide bereits vor 14.000 bis 20.000 Jahren begann. Als durch die Trockenzeit die Gazellen als Jagdwild abwanderten, begannen die Menschen dort mit der Domestizierung von Rindern, Ziegen und Schafen.

Für die nordafrikanische Ibéromaurusien-Kultur, welche vornehmlich in Marokko und Algerien verbreitet war, wird der Beginn des Epipaläolithikums etwa 17.000 v.Chr. datiert.

Für den historischen Fundort Göbekli Tepe, welcher sich in der heutigen Türkei befindet, ist belegt, dass dieser in verschiedenen Siedlungsphasen genutzt wurde. So geht man davon aus, dass der Göbekli Tepe bis etwa ins 10. Jahrtausend v.Chr. als Siedlungshügel des Epipaläolithikum genutzt wurde, dann verlassen wurde und erst 8.000 v.Chr. – also in der Jungsteinzeit – wieder besiedelt wurde.

Belegbar wird dies durch verschiedene Keramik – welche in unterschiedlichen Fundschichten am Göbekli Tepe ausgegraben wurde und als vorbäuerlich bzw. vorlandwirtschaftlich eingestuft wird.

Wann endete das Epipaläolithikum

Allgemein wird angegeben, dass das Epipaläolithikum etwa 6.000 v.Chr. endete, als die Menschheit dauerhaft zur Landwirtschaft überging. Aber genauso wie beim Beginn gibt es auch beim Ende regionale Unterschiede.

So endete die Kebaran-Kultur im heutigen Israel etwa 12.000 v.Chr. und wurde durch das Natufien verdrängt, welches bis etwa 9.500 v.Chr. bestand, bevor diese durch die Khiamien-Kultur ersetzt wurde. Alle drei Kulturen werden als die klassischen epipaläolithischen Kulturen des Nahen Ostens genannt, welche bis 9.000 v.Chr. bestanden.

Zwischen 9.500 v.Chr. und 6.400 v.Chr. setzte das Präkeramische Neolithikum ein, welche vorbäuerliche Keramikgefäße hervorbrachte und somit den endgültigen Übergang zum Neolithikum in der Levante markiert.

Wo war das Epipaläolithikum

Das Kebarien bzw. die Kebaran-Kultur war auf dem Staatsgebiet des heutigen Syrien, Jordanien, des Libanon, Israel und den Gebieten der Palästinenser (Westjordanland, Gazastreifen) verbreitet. Die Nachfolgekultur des Natufiums beanspruchte das gleiche Gebiet. Das Khiamien reichte bis zur Halbinsel Sinai im Osten Ägyptens und bis zum mittleren Euphrat in der Türkei.

Für die nordafrikanische Kultur des Ibéromaurusien nahm man lange an, dass diese auch auf der Iberischen Halbinsel (Spanien, Portugal) verbreitet gewesen sein könnte. Daher rührt auch die Zusammensetzung des Namens. Tatsächlich war diese nur im Gebiet der Mauren – einem Berbervolk Nordafrikas – verbreitet, welches bis in den Westen Ägyptens heranreichte.

Ebenfalls wird das Epipaläolithikum als Übergangsphase zur Jungsteinzeit auch in der Geschichte Afghanistans, Sri Lankas und Indiens erwähnt.

Wer lebte im Epipaläolithikum

Zu Beginn des Epipaläolithikums lebte nur noch eine Menschenart (Homo sapiens) auf dem Planeten. Der Neandertaler war, neben dem Jetztmenschen, die letzte verbliebene Menschenart, starb aber vor 30.000 Jahren – also noch in der Altsteinzeit – aus.

Zwar wird Homo sapiens balangodensis (engl. Balangoda Man), welcher wohlmöglich vor 300.000 Jahren in Sri Lanka einwanderte, als regionale Unterart des Menschen diskutiert – aber mit wenig Erfolg.

Wie lebten die Menschen im Epipaläolithikum

Die Menschen lebten während des Epipaläolithikums als Jäger und Sammler, welche sich saisonal und übergangsweise niederließen. Sie nutzten Waffen und Steinwerkzeuge aus Feuerstein mit kleineren Klingen, welche als Mikrolithe bezeichnet werden. Mit einem Klebstoff, wie Birkenpech, wurden diese Klingen an hölzerne Schäfte befestigt – wodurch ein Messergriff entstand.

Die Häuser, welche saisonal genutzt wurden, bestanden aus Lehm. Jene Bauweise wird als Stampflehmbau bezeichnet und wurde von den Berbervölkern Nordafrikas (Mauren) genauso genutzt wie von den epipaläolithischen Kulturen im Nahen Osten.

Mahlsteine zum Zerkleinern der gesammelten Getreidekörner wurden hergestellt, wodurch Mehl gewonnen werden konnte. Ein weiteres neolithisches Element ist die Keramik, welche zwar noch vorbäuerlich war – aber bereits dazu diente, Vorräte aufzubewahren.


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