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Unterschiede zwischen Ufer, Küste und Strand in ihrer Geologie, Ökologie


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Satellitenaufnahme der Lagunenküste Venedigs

Von einem Ufer sprechen Menschen im Allgemeinen, wenn sie einen See oder einen Fluss vor sich haben. Niemand würde den Gewässerrand eines Meeres als Ufer bezeichnen, obwohl es durchaus als eines angesehen werden könnte. Der Begriff Ufer wird in der Regel für Binnengewässer genutzt. Haben wir einen ans Wasser grenzenden Landstrich am Meer vor uns, sprechen wir daher von einer Küste. Diese kann vielseitig gestaltet sein. Es wäre korrekt, diesen wassernahen Landstrich als Meeresufer zu bezeichnen. Aber es ist unüblich.

Ein Strand liegt am Ufer eines großen Badesees oder eines Meeres. Typisch für Strände ist, dass sie wegen ihrer Beschaffenheit als Badestrand oder Sandstrand bezeichnet werden. In diesem Fall dominiert unterschiedlich gefärbter Sand die Strandzone. Diese kann jedoch auch aus Kies bestehen. „Strand“ ist also ein Oberbegriff für verschiedene Arten von wassernahen Landschaften mit typischen Eigenschaften. Generell zu unterscheiden sind naturgegebene Strände und solche, die künstlich an einem Natur- oder einem ehemaligen Baggersee aufgeschüttet werden. Von Natur aus sind hier nicht die Gegebenheiten für das Entstehen eines Strandes vorhanden.

Ufer als Abgrenzzone zum Gewässer

Generell kann man den Begriff „Ufer“ sowohl auf Flüsse und Seen als auch auf das Meer anwenden. Der Begriff bezeichnet lediglich die Landzone, die dem Wasser am nächsten ist. Es hat sich jedoch eingebürgert, diesen Landstrich am Meer als Küste, an Seen und Flüssen als Uferzone zu bezeichnen. Die Gestaltung eines Ufers kann unterschiedlich sein. Kanäle, Förde-Häfen oder Ufer entlang einer Seepromenade werden oft mit Spundwänden gesichert. Natürliche Ufer sind meist bewachsen. Sie können eine Grasnarbe, Wildpflanzen, eine Böschung oder Bewaldung aufweisen.

Welche ökologische Bedeutung haben Uferzonen?

Der Landstrich, der unmittelbar an einen See oder einen Fluss grenzt, wird durch die Fließrichtung, den Wasserstand und die Art des Gewässers geprägt. Der Uferbereich wird meist in den Gewässerrandstreifen, die Uferzone (Litoral) und die Außenuferzone unterteilt. Alle Uferbereiche weisen meist einen standorttypischen Bewuchs auf. Sie können aber auch bebaut und/oder befestigt worden sein. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die Ursprungsvegetation einem gepflegten Rasen oder einer Gartenanlage, einem Wirtschaftsweg oder Kai gewichen ist.

litoral

Aus ökologischer Sicht haben unbefestigte Ufer mit ursprünglichem Bewuchs einen höheren Wert. Sie ermöglichen den Erhalt der Artenvielfalt. In neuerer Zeit ist man zu der Erkenntnis gelangt, dass die natürliche Vegetation im Uferbereich wertvoll ist. Uferzonen werden daher im Sinne des Naturschutz-Gedankens aufgewertet. Viele Uferzonen von Seen oder Flüssen werden – soweit möglich – in ihren Ursprungszustand zurückversetzt, renaturiert und revitalisiert. Oft setzen sich lokale Naturschützer dafür ein, die Pflege der Uferzonen zu übernehmen.

Aus ökologischer Sicht werden Uferzonen in mehrere Strukturglieder unterteilt. In diesem Fall spricht man von wassernahen Uferstreifen, verkrauteten Randbereichen, Uferböschungen und ufernahen Gehölzzonen. Jeder Standort hat im Laufe der Zeit eine typische Vegetation entwickelt. Ursprünglich hatten Seen und Flüsse beidseits eine naturgegebene Uferzone.

Gleiches gilt für viele Kanäle, beispielsweise den Nord-Ostsee-Kanal. Die hier zu findenden Vegetation hat sich jedoch erst nach dem Kanalbau angesiedelt. Der Bewuchs wurde in diesem Fall durch den Kanal-Aushub und die künstlich aufgebrachten Erden beeinflusst. Die Vegetationsvielfalt ist daher eher spärlich zu nennen. Gräser und krautige Pflanzen dominieren oft die Uferzone, die direkt ans Wasser grenzt. Anschließend folgen oft Wander- und Fahrradwege, danach eine Zone mit Büschen, Sträucher oder Bewaldung.

Oft finden sich in den als attraktive Lagen geltenden Uferzonen im Stadtgebiet und am Stadtrand Bebauungen, die bis an den Gewässerrand reichen. Die Bebauungsdichte kann sehr unterschiedlich ausfallen. In Gebieten mit Nobelvillen wird die Uferzone dem Gartenbereich zugerechnet und entsprechend gestaltet. Optisch wird eine Idylle angestrebt, die mehr oder weniger natürlich wirken soll. Bei starker Überbauung – beispielsweise in dicht besiedelten Stadtteilen – wurden die Ufer befestigt. Sie wurden mit Brücken überbaut, kanalisiert und durch wassernahe Immobilien verändert. Oft sind die ursprünglichen Uferzonen eines Binnengewässers abschnittsweise nicht mehr erkennbar.

Die direkt ans Wasser grenzende Uferzone von Fließgewässern erlebt – sofern sie nicht durch Steine oder Spundwände davor geschützt wurde – einen gewissen Abtrag der ufernahen Erde. In manchen Regionen der Erde, wo Feucht- oder Sumpfgebiete zu finden sind, wie auch an Stillgewässern und Landschaften mit geringem Grundwasser-Flurabstand finden sich Uferzonen, die keine Böschungen ausgebildet haben. In Mitteleuropa sind die Uferzonen oft als Ufergehölz-Zonen anzusehen. Hier finden sich niedrige Beerensträucher, Büsche oder Bäume. Im Anschluss sind an den Uferböschungen häufig verkrautete Zonen zu finden. Der dichte Bewuchs verhindert Landabbrüche und Bodenerosion.

Aus ökologischer Sicht wirkt eine Beschattung der Ufergehölz-Zone durch Weiden, Ulmen oder Erlen einer zu starken Verkrautung der Uferzone entgegen. Sie verhindert aber auch eine zu starke Erwärmung des Wassers und reguliert dessen Algenbewuchs. Die ufernahen Bäume dienen zudem der Verbesserung der Selbstreinigungskraft des Gewässers.

Küste als Grenzraum zwischen Festland und Meer

Der Begriff „Küste“ wird stets für den Grenzsaum zwischen dem Wasser und dem restlichen Festland verwendet. Bestimmte Küstenabschnitte können eine eigene Bezeichnung erhalten – zum Beispiel eine bewaldete Steilküste.

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Steilküste in County Clare im Westen Irlands

Die Ökosysteme zwischen Festland und Meer beeinflussen sich gegenseitig. Die Küste kann unterschiedlich lang und breit sein. Flache Küsten, wie sie an der Nordsee zu finden sind, können sich bis zu 100 Kilometer in der Länge ausdehnen. Der mittlere Wasserstand definiert, wo der Ufersaum einer Küste beginnt. In Gewässern, die dem Tidenhub unterliegen, definiert das mittlere Tidehochwasser die Gestaltung der Küstenlinie.

Anders als die meisten See- oder Flussufer unterliegen Küsten – insbesondere jene mit Tidenhub – einem beständigen Wandel. Dieser Veränderungsprozess kann beispielsweise durch das Sichten älterer Landkarten und Vermessungsblätter nachvollzogen werden. Wo einst Festland vorherrschte, sind nach mehreren Jahrhunderten vielleicht Inseln und Halligen abgesprengt worden. Der Klimawandel wird die Küstengestaltung zukünftig stark beeinflussen: Küsten werden weltweit überflutet, flache Inseln und Halligen werden verschwinden. Großstädte in Küstennähe sind buchstäblich dem Untergang geweiht.

Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Gestaltungen einer Küste:

  • Meeresspiegelschwankungen
  • Bodenerosion
  • der Salzgehalt des Meerwassers
  • die Strömungsverhältnisse
  • oder menschliche Einflüsse wie Deichbau, Landgewinnung, Energieerzeugung.

Wetterbedingte Veränderungen – beispielsweise durch Sturmfluten, den Klimawandel oder das Abschmelzen von Gletschern – stehen dabei menschlichen Einflussnahmen gegenüber. Diese beginnen bei der Landgewinnung und dem Deichbau. Sie enden bei den menschlichen Nutzungen der Küstenstriche, die zu Wasser und zu Lande vorgenommen werden. Küstenregionen werden stark durch Fremdenverkehr frequentiert. Das erfordert die Bebauung der Küsten mit Hotels, Fährhäfen, Kreuzfahrtterminals, Kaianlagen und Gastronomie.

Die Fischerei in den küstennahen Gewässern wird bereits stark durch Klimawandel, Überfischung und Tourismusfolgen beeinflusst. Zugleich siedeln sich Industriegebiete an den Küsten an. Industrieanlagen an Küstenstreifen umfassen fischverarbeitende Betriebe, Heizkraftwerke, Segelmachereien, Maschinenbaubetriebe, Werften und Reedereien, aber auch Abwrackbetriebe, Betankungsstationen, Getreidesilos, Offshore-Windparks oder küstennahen Schiffsverkehr.

Unterschiedliche Küstentypen

Es ist schwierig, Küstentypen mit eindeutigen Klassifikation zu definieren. Daher haben sich unterschiedliche Begrifflichkeiten und Unterscheidungsmerkmale etabliert. Unterschieden werden Küsten beispielsweise nach ihrem Querschnitt in „Steilküsten“ und „Flachküsten“. Der Verlauf etablierte Begriffe wie „Buchtenküste“, welche tiefer ins Landesinnere hineinragen oder „Ausgleichsküste“, die nicht hineinragen.

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Buchtenküste Halong Bay in Nordosten Vietnams

In manchen geländebezogenen Zusammenhängen werden Unterscheidungen in „Längsküsten“ und „Querküsten“ vorgenommen. Geologen unterscheiden zudem „Hebungsküsten“, deren Festland sich langfristig anhebt von „Senkungsküsten“. Sie betrachten dabei geologische Gegebenheiten. Trotz unterschiedlicher Begriffe können Überschneidungen vorkommen.

Hierzulande haben wir es meist mit Buchtenküsten zu tun. Diese kommen an Ost- und Nordsee vor. Typisch für Buchtenküsten ist eine buchtenreiche Küstenform, die durch Gletscherbewegungen, Sturmfluten und Meeresspiegel-Anstiege geformt wurde. Zugleich hoben sich manche Landflächen an, während andere sich absenkten. Die Küsten von Nord- und Ostsee unterliegen zudem Strömungs- und Windverhältnissen, die eine beständige Sedimentverlagerung begünstigen. Zu den Buchtenküsten werden die Förde-Küsten, die Bodden-Küsten, die Fjord-Küsten mit ihren Schären und die sogenannten Ausgleichsküsten gerechnet.

Die Nordsee bietet zudem die typischen „Wattküsten“, die durch vorgelagerte Inseln geschützt werden. Daher spricht man auch von Barriere-Inseln. Wattküsten finden sich in Ost-, West- und Nordfriesland. Sie reichen vom niederländischen Texel über die deutsche Nordseeküste bis nach Esbjerg in Dänemark. Helgoland weist hingegen eine typische Steilküste auf. Gleiches gilt für Teilabschnitte der Ostseeküste, beispielsweise die Kreidefelsen vor Rostock oder das Brodtener Ufer bei Lübeck-Travemünde. Auch gebirgsreiche Längsküsten können buchtenreich sein. Geprägt werden sie aber von den parallel zum Meer verlaufenden Gebirgszügen.

riasküste des Ria von Aveiro in portugal

Riasküste des Ria von Aveiro in Portugal

Zu den besonderen Küstenformen gehören die sogenannten „Riasküsten“, die nicht durch Meeresspiegelanstiege, sondern durch Flussläufe verändert wurden. Auch hier sind oft der Küste vorgelagerte Inseln zu finden. Riasküsten finden sich in Cornwall, im spanischen Galizien, in Irland, in Portugal, in der Bretagne und auf Korsika.

Dubrovnik adria krotien Canaleküste

Dubrovnik an der Adria-Küste Kroatiens ist eine typische Canaleküste

Auch bei den sogenannten „Canaleküsten“ finden sich parallel zur Küstenlinie verlaufende Gebirgszüge. Diese sind jedoch durch den Anstieg der Meere unter Wasser zu finden. Ein Beispiel für eine Canaleküste stellt die dalmatinische Küste Kroatiens und Montenegros dar.

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Die Stadt Venedig (Italien) liegt in der Lagunenküste auf dem Schwemmland der Adriaküste

Eine Weiterentwicklung der hierzulande bekannten Haff- oder Nehrungsküsten sind die Lagunenküsten. Das Zusammenwachsen der Buchten führte zu Lagunen, die von der offenen See getrennt wind. Die Italiener sprechen von einem „Lido“, da sich die Lagunenküsten vornehmlich in Italien finden. Das Aussehen der Lagunenküsten ähnelt dem der Haff-Küsten.

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Küste des Stettiner-Haff in Altwarp (Mecklenburg-Vorpommern), Bildnachweis: Dynamoland / Shutterstock.com

Gletscher formten die „Schärenküsten“ in Schottland. Der gletscherbedingte Abschliff von Felswänden ist auf manchen Schären Schottlands noch zu sehen. Manche der Schären zeigen saubere Abrasionen, andere werden durch zerklüftete Versprengungen geprägt. Auch in Schweden, Finnland oder Norwegen sind solche Schärenküsten zu finden. In Dänemark gab es kaum Felsen, weswegen die dortigen Küsten anders gestaltet sind. Hier dominieren Sandstrände.

unterschied schären insel

Schärenküste mit Fischereihafen auf der schwedischen Skerry-Insel Ramsoe, westliche Skerries, Schweden

Last not least sind die Mangroven-Küsten als Sonderform anzusehen. Manchmal werden diese Küstentypen scherzhaft als „tropische Wattenküsten“ bezeichnet. Der charakteristische Pflanzenbewuchs wird durch den Tidenhub geprägt. Er zeichnet sich durch dichte Stelzwurzeln aus.

Mangrovenwald

Mangrovenküste

Ökologische Bedeutung von Küstenstreifen

Küsten sind sehr artenreich. Sie sind außerdem touristisch und wirtschaftlich attraktiv. Küsten regulieren das Klima durch ein dynamisches Wechselspiel zwischen Meeres- und Festlandseinflüssen sowie zwischen biologischen und physikalischen Einflüssen. Die Ökosysteme des Festlands und der Meeres stehen in einer engen Beziehung miteinander. Der Klimawandel wird die Gestaltung der uns heute bekannten Küsten in dramatischem Ausmaß verändern.

Etwa 40 Prozent der heutigen Weltbevölkerung siedelt an Küsten. Der Grund: Die Küstenökosysteme bedeuten einen Zugang zu Nahrungsquellen. Sie dienen außerdem als Verkehrswege und Erholungsräume. Die Küsten der Erde tragen in erheblichem Umfang zur Ökosystem-Gesamtleistung des Planeten bei. Wahr ist aber auch, dass Küstenregionen anfällig für Klimaveränderungen, Verschmutzung, bauliche Verdichtung und Erosion sind. Wenn die dynamischen Wechselwirkungen zwischen Küste und Meer ständig gestört werden, geht die ökologische Balance verloren. Das Verständnis dieser Wechselwirkungen und Prozesse muss vertieft werden, um die Biodiversität der Ökosysteme oder die Siedlungen an den Küsten der Erde besser zu schützen.

Die Verseuchung der Küsten mit Mikroplastik, „Garbage Patches“, Erdölklumpen, Fäkalien, Schiffsabfällen oder Chemikalien-Einträgen ist bereits dramatisch. Sie beeinflusst unter anderem die Nahrungsqualität von Mensch und Tier, aber auch den Fortbestand der küstennahen Ökosysteme.

Strand als Kulturstreifen zwischen Gewässer und Festland

Der Begriff „Strand“ bezieht sich auf flache, manchmal von Felsen gesäumte Küsten- oder Uferstreifen. Strände können aus feinem oder grobem Sand unterschiedlicher Färbung bestehen. Am Wassersaum sammeln sich oft angespülte Algen, Seetang, Muscheln, Steine und Treibholz – in neuerer Zeit auch Zigarettenkippen, Glasscherben, angespülter Plastikmüll und Mikroplastik. Es existieren neben den touristisch beliebten Sandstränden auch Kies- oder Geröllstrände.

Sandstrände können weiß, hellgrau, bräunlich oder schwarz sein. Letztere sind auf vulkanische Einflüsse zurückzuführen. Bräunlicher und grober Strandsand kann auf einen künstlich angelegten Strand – beispielsweise an einem Baggersee oder einem Natursee – hinweisen. Eine Rarität sind rosafarben angehauchte Strände. Viele touristisch genutzte Sandstrände Europas schließen sich an Dünen– und Heidegebiete an. Kies, Stein- und Geröllstrände sind eher von Felsen und Waldgebieten umgeben. Da viele Strände – insbesondere bei vorgelagerten Barriere-Inseln – von starker Bodenerosion betroffen sind, werden alljährlich große Sandmengen aufgeschüttet. Diese dienen dazu, den Strand als Puffer für die Inselsubstanz zu erhalten.

Die ökologische Bedeutung von Stränden

Strände liegen gehäuft am Meer. Sie können jedoch gelegentlich auch an Flüssen oder Badeseen zu finden sein. Die Strömung des Wassers trägt Sand und Kies ab. Sie bringt aber auch Sedimente und Gestein von anderen Stellen mit sich. Wenn größere Mengen Sand angespült werden, entstehen Sandbänke. Diese können eine beachtliche Große erreichen. Sandbänke dienen bei Ebbe oft Seehunden als Lagerplatz. Während der Übergang ins tiefe Wasser manchmal kilometerweit auf sich warten lässt, kann er an anderen Stränden durch einen steilen Abfall und größere Wassertiefe gekennzeichnet sein.

Einer der breitesten europäischen Strände ist der Amrumer Kniepsand. Es handelt sich um eine wandernde Sandbank in der Nordsee, welche permanent breiter wird.

dünenweg durch kniepsand amrums

Dünenweg durch den Kniepsand auf der Insel Amrum (Schleswig-Holstein)

Dieser Strand profitiert vom massiven Sandabtrag der Nachbarinsel Sylt. Dem Sylter Strand und den von Fluten und Stürmen abgetragenen Stränden der Ostfriesischen Inseln wird durch Sandvorspülungen künstlich eine bessere Schutzfunktion verliehen. Diese Maßnahme dient weniger dem Tourismus als vielmehr dem Inselerhalt.

Flächenschwund ist aber nicht nur ein Phänomen der deutschen Inselstrände. Auch im Mittelmeerraum leiden manche Sandstrände an Schwund. Teils ist der Flächenschwund menschengemacht. Beispielsweise planieren Raupen bewachsene Dünenflächen, um mehr touristisch nutzbare Fläche zu erhalten. Damit gehen naturgewachsene Biotope verloren. Zudem kommt es leichter zu Erosionsverlusten.

Auch die zunehmende Erderwärmung führt durch den unmerklich ansteigenden Wasserspiegel zu erodierten, überspülten und damit verlorenen Strandflächen. Der dritte Grund für schwindende Strände ist der hohe Bedarf an Bau-Sand. Dieser wird teils durch den Abbau von Sand aus Meeren und Flüssen bedient.

Mittlerweile ist Bau-Sand Mangelware geworden. Der Bau von Staudämmen hat den massiven Sandabbau behindert. Der Sand sammelt sich nun an anderen Stellen als zuvor. Zudem musste man erkennen, dass der Abbau von Fluss-Sand Überschwemmungen begünstigte. Der Abbau von Sand in Küstennähe hatte ebenfalls dramatische Folgen.

Während man tonnenweise Sand aus dem Meer baggerte, rutschten Sandmassen an anderer Stelle nach. So verschwanden bereits einige Strände. Ein Beispiel dafür ist der toskanische Spiaggia Macchia Tonda-Strand. Dieser bei der Schickeria beliebte Strand war 1975 noch 50 Meter breit. Anno 2005 wies er nur noch knappe zehn Meter Breite auf. Der jamaikanische „Coral Spring“-Strand wurde 2008 durch unbemerkten Sand-Diebstahl im Umfang von 500 Wagenladungen Sand komplett vernichtet. Mindestens 24 indonesische Inseln sind dem massiven Sandabbau bereits zum Opfer gefallen.

Die touristisch am stärksten frequentierten Strände der beliebtesten Urlaubsländer werden regelmäßig mit Sandmassen aus der Sahara saniert. Mit marokkanischem Sand wurden Strände auf Madeira aufgebessert. Sylt ist seit den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts auf Sandvorspülungen angewiesen. Strandnahe Bebauungen mit Hotels und Luxusvillen ändern die Fließ-Eigenschaften des Meeres. Sie tragen ebenfalls dazu bei, dass dicht bebaute Strände von Erosion betroffen sind. Zudem müssen die touristischen Strände zunehmend von Seetang, Mikroplastik, Abfällen und angespülten Gegenständen befreit werden. Der Lebensraum „Strand“ ist als funktionierendes Öko- und Biotop nur noch stellenweise vorhanden.

Angesperrte Wattzonen, Dünenschutz-Maßnahmen und geschützte Brutgebiete sollen den Erhalt von Brutvögeln, die Eiablage von Schildkröten im Sand, das Überleben strandtypischer Insekten sowie den strandtypischen Bewuchs mit Watt- oder Dünenpflanzen erhalten. Die Biodiversität an Küsten und Stränden muss erhalten werden, weil sie dem Ganzen dient. Seegraswiesen dienen beispielsweise der Selbstreinigung des Wassers. Angespülte Steine und Felsbrocken sind natürliche Wellenbrecher. Sie enden heutzutage aber als Teil eines Friesenwalls und müssen gegebenenfalls durch Beton-Tetrapoden ersetzt werden.

Posidonia-Seegraswiesen im Mittelmeer mildern durch die Photosynthese den Treibhauseffekt ab. Außerdem gedeihen sie nur dort, wo die Wasserqualität gut ist. Sie sind folglich Anzeiger für die Wasserqualität. Dünengräser und Heideflächen halten den feinen Strandsand fest. Die Befestigung durch Dünengras verhindert Erosionsverluste. Wanderdünen werden – bis auf wenige Ausnahmen – nicht umsonst durch händisch aufgebrachte Dünengras-Bepflanzung befestigt. Wanderdünen wandern in unbefestigtem Zustand über Dörfer hinweg und begraben diese unter sich.

Der Schutz der Strände und der strandnahen Regionen muss aus vielen Gründen hohe Priorität erhalten. Alles hängt am Ende mit allem zusammen. Es beeinflusst sich gegenseitig und erhält eine natürliche Balance, die der Mensch für seine Zwecke missbraucht. Der Umfang, die Zeitdauer und die Massivität menschlicher Einflussnahmen haben inzwischen ein dramatisches Ausmaß erreicht. Ufer, Küsten und Strände sind in Gefahr, als unverzichtbare Teile des Ganzen verloren zu gehen.


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