Erklären und Verstehen: Zusammenhang und Unterschiede
Erklären kann zu Verstehen führen. Um selbst erklären zu können, muss man etwas wissen, gelernt, erfahren, erfasst und bestenfalls verstanden haben.
Inhalt
Was bedeutet Erklären: Definition und Bedeutung
Eine Erklärung ist Element der zwischenmenschlichen Kommunikation (abgebend, aktiv). Sie kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Eine Erklärung ist: Der Versuch, Wissen, Ursachen, Umstände, Phänomene oder subjektiv Erlebtes in Worte gefasst an eine andere Person oder einen Personenkreis zu übermitteln. Zu diesem Zweck nutzt der Erklärende Elemente wie Worte, Beschreibungen, Umschreibungen, Erzählungen sowie die wörtliche Nachstellung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten (logische und kausale Zusammenhänge).
Eine Erklärung zur Vermittlung von Wissen, Verständnis und Nachvollziehbarkeit kann der reinen Übermittlung dienen. Der Sprecher gibt die erklärenden Worte ab und der Empfänger versteht sie oder auch nicht. Diese Art der Erklärung hat den Charakter eines Tatsachenberichtes oder einer sachlichen Übermittlung.
Eine Erklärung kann auch als Begründung (für bestimmtes Verhalten, ein Vorkommnis usw.) genutzt werden. Damit erklärt sich der Sprecher entweder selbst oder er erklärt/begründet einen Umstand, um beim anderen für Einverständnis, Zustimmung oder eine weiterführende Übereinkunft zu werben. Bei der Begründung kommen neben den sachlichen Aussagen häufiger Konfliktthemen und persönliche Elemente (die zum Beispiel ein von anderen als falsch empfundenes Verhalten begründen) zum Tragen.
In der offiziellen Kommunikation, der Politik und in juristischen Zusammenhängen kann eine Erklärung eine bindende oder weitreichende offizielle Mitteilung mit gesetzlichem Charakter haben.
Erklärung: Wortherkunft und Synonyme
Erklären hat den Wortstamm „klären“ oder „aufklären“ von „Klarheit“: in diesem Fall als „Wissen“ (wissend, wissen lassen) zu verstehen. Wenn jemand etwas nicht verstanden hat (und „im Dunklen tappt“, „verwirrt“ oder „vernebelt“ ist) kann die Erklärung „erhellend“ oder „aufklärend wirken“.
Synonyme von Erklären:
- in Kenntnis setzen
- Wissen und Informationen übermitteln
- wissen lassen
- eine Verkündung oder Verlautbarung abgegeben (bei Erklärungen mit offiziellem und bindendem Charakter).
Erklären: Verwendung und Beispiele
„Erklären“ oder „die Erklärung“ sind im deutschen Sprachgebrauch häufig vorkommende Worte. Tatsächlich ist die Erklärung eng an das menschliche Sprachvermögen gebunden. Wir nutzen Sprache sehr oft, um Mitmenschen komplizierte Sachverhalte oder Denkvorgänge zu erklären, die wir auf andere Weise (Mimik, Gestik) nicht ausdrücken könnten.
Erklärungen kommen besonders häufig im Bereich der Wissenschaft, der Schule, des Lernens, bei Verhaltenskonflikten, Meinungsverschiedenheiten und Missverständnissen, aber auch bei Neugierde und der Absicht, lernen und verstehen zu wollen, vor.
- Der erstaunte und neugierige Zuschauer sagt zu einem Zauberkünstler: „Erkläre sie mir bitte, wie Sie das gemacht haben!“
- Die wütende Ehefrau zu ihrem Mann, der viel später als besprochen, heimgekommen ist: „Das erfordert eine Erklärung!“
- Der Schüler zu seinem Lehrer: „Erklären Sie das bitte noch einmal, ich habe es nicht verstanden.“
- „Erklär‘ mir doch einer diese Welt, ich verstehe nicht, was hier vorgeht und warum das so ist.“
Was bedeutet Verstehen: Definition und Bedeutung
Auch Verstehen ist Element der zwischenmenschlichen Kommunikation (aufnehmend, verarbeitend, passiv).
Verstehen bezeichnet das Vermögen, eine Erklärung, eine Rede oder Aussage, einen Sachverhalt oder auch eine komplexe Angelegenheit inhaltlich und emotional zu erfassen.
Verstehen geht oft auch über die reine Kenntnisnahme oder die Wahrnehmung von etwas hinaus. Wer versteht, erfasst eine Aussage oder einen Sachverhalt auch auf tieferen Ebenen und kann das Verstandene anschließend meistens in eigenen Worten wiedergeben (es wurde erfasst oder gelernt).
Die durch Verstehen aufgenommene Information wird reproduzierbar, kann vom Verstehenden weiter verwendet oder (wenn es als unwichtig gewertet wird) auch wieder vergessen werden. Zum Verstehen gehören verschiedene Aspekte wie:
- Sinnesleistungen wie (Zu)Hören, Sehen (Lesen, Beobachtungen oder Erklärungen, die durch Zeichnungen, Skalen oder Skizzen an einer Tafel ergänzt werden) oder Riechen (Ich verstehe, dass dir der Geruch auf die Nerven geht, ich kann ihn auch riechen, es stinkt) oder auch dem Fühlen (Ich habe verstanden, warum du den Wollpullover nicht tragen möchtest, die Wolle kratzt auch auf meiner Haut).
- Die Verarbeitung von Informationen in diversen Arealen des Gehirns: Interpretation von Höreindrücken, Sprachverständnis, begleitende Wertung von Mimik, Gestik und anderen Ausführungen.
- Abgleich von Informationen mit dem eigenen Wissensspeichern, Erinnerungen, Erlebtem, Werten, Instinkt sowie persönlichen oder psychischen Prägungen.
Verstehen und Verständnis werden manchmal gleichgesetzt. Dennoch kann man zwischen beiden Begriffen auch Unterschiede finden. Das Verstehen bezieht sich häufiger auf den rein sachlich-kognitiven Prozess (Ich habe verstanden, Verstehen war möglich), während Verständnis öfter auf der psycho-emotionalen Ebene (Ich habe Verständnis für dich) angesiedelt ist.
Verstehen: Wortherkunft und Synonyme
In Verstehen steckt der Wortstamm „stehen“. Es gibt tatsächlich einen Zusammenhang zum aufrechten Stehen. Wenn wir etwas „begriffen“ haben oder uns „richtig“, „gerichtet“ und „aufrecht“ fühlen. Wer sich selbst beim Sprechen und Verstehen beobachtet, wird bald feststellen, wie er oder sie sich in einem Moment des Verstehens körperlich aufrichten.
Ein Mensch, der etwas nicht versteht, geht dagegen in eine vermeidende, abweisende, zurückgezogene oder krumme Körperhaltung. Den Zusammenhang kann man auch in der „Daumen nach oben Geste“ als Signal für ein „OK“, „Verstanden“ oder „das ist in Ordnung so“ erkennen.
Synonyme und ähnliche Begriffe sind:
- Wahrnehmen
- Aufnehmen/Annehmen
- Begreifen
- Erkennen
- Feststellen
- Verinnerlichen.
Verstehen: Verwendung und Beispiele
Verstehen kann auf rein sachlicher Ebene passieren: Der Schüler versteht den Lösungsweg einer mathematischen Gleichung und kann ihn (wenn er gelernt wurde) selbstständig anwenden. Er sagt oder denkt sich, „Aha, ich habe verstanden.“ Gleichzeitig arbeiten sein Gehirn, sein Gedächtnis und die am Lernen beteiligten Strukturen mit den neuen Informationen (verinnerlichen sie).
Zum Verstehen können aber auch Aspekte gehören, die weit über die Sachebene hinausgehen: Der Religionslehrer erzählt eine Parabel und das Verstehen geht in die Tiefe der Psyche, berührt die sozial-emotionale Prägung (den Glauben) oder die metaphysisch-geistige Wahrnehmung, die über den reinen Intellekt hinausgehen.
Statt des rein kognitiven Verstehens empfindet der Schüler ein tiefes Erleuchtungserlebnis und sagt, „Jetzt verstehe ich!“ Manchmal treffen Menschen aufeinander, die kommunikative Schwierigkeiten haben: Einer ist schwerhörig und sagt, „Ich kann dich nicht verstehen!“ (schwache oder gestörte Sinnesleistung). Oder aber eine Partei will die Aussage einer anderen nicht erfassen oder begreifen, weil die eigene Meinung so ganz anders ist: „Das verstehe ich einfach nicht!“
Treffen Menschen aufeinander, die verschiedene Sprachen sprechen, können sie sich wortwörtlich nicht verstehen. Doch manchmal helfen „Hände und Füße“ sowie die Gestik und Mimik beim Verstehen. Dann kann es trotzdem zu einem geistig-intuitiven Verständnis kommen. „Aha, ich habe verstanden, der Bahnhof ist in dieser Richtung. Danke!“
Erklären und Verstehen: der Zusammenhang
„Erklären“ wird dem „Verstehen“ oft direkte gegenübergestellt. Denn Erklären sollte bestenfalls zu Verstehen und Verständnis führen. Ohne Verstehen hätte jegliche Erklärung wenig Sinn. Beide Begriffe teilen sich Strukturen wie Kontext, Sachverhalte, Abläufe in Zeit und Raum, Wirklichkeit, Kontakte, Wissensvermittlung, sozialen sowie sachlichen Austausch und Kommunikation.
Oft versuchen wir auch andere über Erklären und Verstehen besser an uns selbst und unseren Gefühlen und Beweggründen teilhaben zu lassen.
Dann dient das Zusammentreffen von Erklären und Verstehen der sozialen Bindung, der Lösung von Missverständnissen, dem Weiterkommen, dem Verständnis, dem Abgleich und der Gemeinsamkeit.
Eine Erklärung kann aber auch zu Trennung oder einer Absage führen. Selbst in diesen Fällen sind Verstehen und Verständnis wichtig, um trotzdem in Frieden und Konsens auseinander zu gehen. Verstehen und Erklären sind also wichtige kommunikative Elemente, durch die wir unsere (komplexe) zwischenmenschliche Welt bestenfalls einfacher und harmonischer gestalten können.