Wer war Harald Sigurdsson: Biografie, Hintergründe und Tod
Der norwegische König Harald III. Hardrade, zu Deutsch „der Harte“, wurde als Harald Sigurdsson im Jahr 1015 im heutigen Verwaltungsbezirk Ringerike in Norwegen geboren. Sein genauer Geburtsort ist nicht bekannt, aber sein Geburtsjahr lässt sich anhand schriftlicher Überlieferungen errechnen. Sein Todestag hingegen steht fest. Harald der Harte fiel am 25. September 1066 in der Schlacht bei Stamford Bridge in England. Als König Harald III. herrschte er von 1047 bis 1066 fast 20 Jahre über Norwegen.
Harald Sigurdsson: Wichtige Vorfahren und Einordnung
Haralds Name Sigurdsson weist auf seinen Vater hin. Er war der Sohn von Sigurd Syr. Seine Mutter war Asta Gudbrandsdotter. Sie war auch die Mutter des Königs Olav Haraldsson, der nach seinem Tod heiliggesprochen wurde. Zu Lebzeiten wurde König Olav II. „der Dicke“ genannt („Olav Digre“). Harald Sigurdsson war also der Halbbruder des Königs von Norwegen Olav II., der von 1015 bis 1028 über das Land herrschte. Olav II. war der Sohn von Harald Grenske, ein dänischer Unterkönig, der noch vor der Geburt seines Sohnes starb. Seine Mutter Asta heiratete später Sigurd Syr, den Vater von Harald Sigurdsson.
Vater und Bruder
Sigurd Syr war ein norwegischer Unterkönig, der über ein kleines Gebiet in Südnorwegen herrschte. Hier wuchs Olav auf und hier kam Harald zur Welt. Olav war ein Krieger, der sich schon früh einem Wikingerheer anschloss. Im Jahr 1011 war er mit im Wikingerzug gegen Canterbury in England. Später kämpfte er auch in Spanien und Frankreich. Hier, genauer gesagt in Rouen, ließ sich Olav etwa im Jahr 1013 taufen. Nachdem er zwei Jahre später König von Norwegen wurde, setzte er während seiner Herrschaft die endgültige Christianisierung des Landes durch und legte außerdem die Organisation der Kirche in Norwegen fest. Schon bald nach seinem Tod wurde er heiliggesprochen und seither Olav der Heilige genannt.
Olav II. starb in der legendären Schlacht von Stiklestad im Jahr 1030, als er gegen ein aufständisches Bauernheer antreten musste. An seiner Seite kämpfte sein fünfzehnjähriger Halbbruder Harald Sigurdsson. Die Schlacht ging verloren. Harald floh mithilfe von Rognvald Brusason (der spätere Earl of Orkney) zu einem abgelegenen Bauernhof im Osten Norwegens. Hier heilte er seine Wunden und regeneriert sich. Danach floh er weiter nach Schweden. Etwa ein Jahr nach der Schlacht gelang ihm die Flucht nach Russland. Es sind die überlieferten Hinweise um diese Schlacht, die es ermöglichen auf das Geburtsjahr von Harald Sigurdsson zu schließen.
Harald Sigurdssons Exil
Harald floh nach Nowgorod zu den Kiewer Rus und begab sich in den militärischen Dienst von Jaroslaw I. dem Weisen, dem Großfürsten von Kiew. Jaroslaws Vater war Wladimir I., der die Rus christianisierte und in der orthodoxen Kirche noch heute als Heiliger verehrt wird. Um das Jahr 1034 herum zog Harald zusammen mit einer Gefolgschaft von etwa 500 Mann weiter nach Konstantinopel und diente in der Warägergarde im Byzantinischen Reich zunächst Kaiser Michael IV, dann Kaiser Michael V., im Anschluss daran Kaiserin Zoe und daran anschließend Kaiser Konstantin IX.
In der Garde wurde Harald schon bald zum Kommandanten und führte Feldzüge im Mittelmeerraum, in Kleinasien, Bulgarien und auch im Heiligen Land. Er geriet in die Machtkämpfe innerhalb des byzantinischen Kaiserhauses, ging aber unbeschadet daraus hervor.
Die Warägergarde war die Leibgarde des byzantinischen Kaisers. Waräger ist das slawische Wort für Wikinger. Die Garde bestand ursprünglich aus 6000 Wikingern, die der Kiewer Großfürst Wladimir I. im Jahr 988 nach Konstantinopel zur Unterstützung des oströmischen Kaisers Basileios II. schickte. Dadurch war es Basileios möglich, seinen Thron zu verteidigen. Die Waräger bildeten von da an den Kern der kaiserlichen Leibgarde in Byzanz.
Im Jahr 1042 verließ Harald Sigurdsson als reicher Mann den byzantinischen Kaiserhof in Konstantinopel. Seine Schätze brachte er nach Nowgorod zur sicheren Aufbewahrung, wo er Elisabeth von Kiew heiratete. Mit ihr ging er zurück nach Norwegen. Elisabeth war die Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. von Kiew, zu dem Harald eine freundschaftliche Beziehung pflegte. Zurück in Norwegen begann Harald damit, seinen Anspruch auf den Thron durchzusetzen. Als Bruder des getöteten Königs Olav II. hatte Harald Sigurdsson Anspruch auf den Thron und auf das norwegische Königtum. Dieser Anspruch entsprach dem norwegischen Thronfolgerecht.
Rückkehr nach Norwegen
Im Jahr 1045 verbündete sich Harald zunächst mit Sven Estridsson, dem späteren König von Dänemark. In Norwegen herrschte sein Neffe Magnus I., genannt der Gute. Er war der uneheliche Sohn von Haralds Halbbruder Olav II., weshalb Magnus schon vor dem Tod seines Vaters fernab der Heimat in Nowgorod am Fürstenhof Jaroslaws I. erzogen wurde.
Im Jahr 1035 wurde er als Nachfolger seines Vaters nach Norwegen zurückgeholt und vom dänischen Herrscher zum norwegischen König ernannt. Zuvor war der bisherige Großkönig von Norwegen, Knut der Große von Dänemark und England, gestorben. 1041/1042 zog Magnus I. mit seinem Heer nach Dänemark, wo er nach dem Tod des bis dahin amtierenden Herrschers Hardeknut als König von Dänemark anerkannt wurde.
Magnus I. kam einer kriegerischen Auseinandersetzung mit seinem Onkel zuvor, indem er im Jahr 1046 Harald Sigurdsson anbot, seine Herrschaft zu teilen und ein Doppelkönigtum einzurichten. Harald sollte die Herrschaft über Norwegen erhalten und Magnus weiterhin die über Dänemark ausüben. Daraufhin kam es zwischen Harald und Sven Estridsson zu Auseinandersetzungen. Nach dem Tod von Magnus I., der im Jahr 1047 auf einem Feldzug gegen Sven in Dänemark starb, war Harald der Alleinherrscher und König von Norwegen.
Harald III., genannt der Harte, König von Norwegen
In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Kriegs- und Plünderungszügen nach Dänemark gegen Sven. Nur durch diese Plünderungen konnte Harald sein Heer unterhalten. Dazu zählte beispielsweise auch die Plünderung von Haithabu im Jahr 1047, der größten und reichsten Wikingerstadt in Nordeuropa. Haithabu befand sich bei der heutigen Stadt Schleswig zwischen Ost– und Nordsee im heutigen Schleswig-Holstein.
Haithabu konnte sich von dieser vollständigen Zerstörung durch Harald den Harten nicht mehr erholen. Sven Estridsson war mit seinem Heer gegen Magnus I. an anderer Stelle gebunden und konnte den Angriff nicht abwehren. Ein Hofdichter Haralds hielt die Vernichtung Haithabus mit folgenden Worten fest: „Verbrannt wurde von einem Ende zum anderen ganz Haithabu im Zorn, eine vortreffliche Tat, meine ich, die Sven schmerzen wird. Hoch schlug die Lohe aus den Häusern, als ich in der Nacht vor Tagesgrauen auf dem Arm der Burg stand“ (Quelle: Wikipedia „Haithabu“).
Im Jahr 1064 kam es dann zu einem Vertrag zwischen Harald und Sven, der besagte, dass zu ihren Lebzeiten keine Plünderungen mehr erfolgen und die Grenzen der beiden Königreiche gegenseitig akzeptiert werden sollten. Haithabu wurde zwei Jahre später ein weiteres Mal geplündert und endgültig zerstört. Dieses Mal waren die Angreifer aber Westslawen aus dem Gebiet östlich der heutigen Kieler Förde. In jenem Jahr verschwand nicht nur Haithabu vollständig von der Landkarte. Das Jahr 1066 markiert zugleich das Ende der Wikingerzeit.
Innernorwegische Konflikte
Als König von Norwegen legte sich Harald III. auch mit der römisch-katholischen Kirche und dem Papst an. Er setzte nicht geweihte Bischöfe ein und er eignete sich kirchliches Vermögen an, das eigentlich Opfergaben für seinen Halbbruder Olav den Heiligen gedacht waren. Das Geld benötigte Harald zur Entlohnung seiner Truppen.
Harald führte nicht nur ständig Kriege in Dänemark, sondern auch in Norwegen selbst. Die Feldzüge richteten sich gegen die norwegischen Adligen und zunächst einmal gegen Teile des inneren Ostlandes. Hier kam es zum Aufstand der Oppländer, denn Harald wollte bestimmte Privilegien abschaffen, die ihnen von Olav II. eingeräumt worden waren. Sie betrafen beispielsweise Abgaben an die Krone und die innere Selbstverwaltung. Harald enteignete große Güter im Ostland und ging gegen Bezirke im Süden des Landes vor.
Als in England König Edward der Bekenner im Jahr 1066 starb, brachen Thronwirren aus. Die Nachfolge war unklar. Es erhoben mehrere Personen Anspruch auf den englischen Thorn, darunter auch Harald III. von Norwegen. Seinen Anspruch leitete er sich von Knut dem Großen her, dessen Nachfolge er in Norwegen und auch als Herrscher des Nordseereichs angetreten sei. Harald schloss sich mit dem im Exil lebenden Earl Tostig Godwinsson zusammen, dem Bruder des in England herrschenden Königs Harold Godwinsson („Harold von Wessex“).
Tod des Harald Sigurdsson
Im September des Jahres 1066 segelte Harald mit einem riesigen Heer von vermutlich 10-15000 Kriegern und mit bis zu 300 Langschiffen in den Norden Englands zu den Orkney Inseln. Es kam zur Schlacht bei Fulford, die Harald überragend gewinnen konnte. Er bereitete sich daraufhin auf die Unterwerfung Yorks vor. Doch wenige Tage später wurde er völlig von den Truppen des englischen Königs überrascht.
Harald, Tostig Godwinsson, der Bruder des englischen Königs, und der Großteil des norwegischen Heeres hielten sich in der Nähe von Stamford Bridge bei York auf, als es zur vernichtenden Schlacht mit dem Heer Königs Harold Godwinsson kam. König Harald III., Earl Tostig und die meisten norwegischen Krieger fielen. Die Überlebenden, unter denen sich auch Olav, der sechszehnjährige Sohn Haralds III. befand, durften unbehelligt abziehen.
Nur kurze Zeit später, im Oktober 1066, musste Harold mit seinem Heer im Eilmarsch zurück in den Süden. Hier war mittlerweile Wilhelm von der Normandie gelandet. Am 14. Oktober 1066 kam es zur Schlacht bei Hastings. Harold wurde getötet und Wilhelm wurde König von England. Mit dieser Schlacht wurde auch die Bindung Englands an Skandinavien gekappt. England war nun an Frankreich gebunden. Viele Historiker betrachten den Tod Haralds III. und in diesem Zusammenhang auch die nachfolgende Schlacht bei Hastings als Einschnitt und als das Ende der Wikingerzeit
Handel, Machtpolitik und Kultur unter Harald III. Hardrade
König Harald III. gilt als der Gründer Oslos. Archäologen konnten Baumaßnahmen aus dem 11. Jahrhundert entdecken, die zum Teil aber aus der Zeit vor der Herrschaft Haralds stammen. Man fand sogar die Reste einer Kirche. Der Meeresspiegel war damals vier bis fünf Meter höher als heute. In die damals sehr breite Bucht konnten die Schiffe gut hinein segeln. Die strategische Bedeutung der Osloer Bucht war vermutlich schon lange bekannt, weswegen hier schon früh ein militärischer Stützpunkt errichtet wurde.
Insgesamt kann die Herrschaft Haralds III. über Norwegen als recht stabil bewertet werden. Er unterband die lokale und regionale Opposition, indem er eine „nationale territoriale Vereinigung von Norwegen“ durchführte. Seine Zweitehe mit Thora Thorbergsdotter, einer Tochter Thorbergs zu Giske, kann als geschicktes machtpolitisches Kalkül betrachtet werden. Ihre Familie war eine der mächtigsten Norwegens. Außerdem etablierte Harald III. eine königliche Münze und führte die Münzwirtschaft in Norwegen ein. Er war damit der erste König Norwegens, der zentral und im königlichen Auftrag Münzen prägen ließ. Dies war die Grundlage eines erfolgreichen Außenhandels.
Der König war mit zwei Frauen gleichzeitig verheiratet. Es war allerdings Elisabeth von Kiew, die einzig als Königin bezeichnet wurde. Aus dieser Ehe entstammen vermutlich mehrere Kinder. Zwei Töchter sind namentlich bekannt: Ingegard und Maria. Aus der Ehe mit Thora Thorbergsdotter stammen die beiden Söhne Magnus und Olav. Es war Olav, der 1066 mit seinem Vater auf dem England-Feldzug war. Die Brüder herrschten später als Magnus II. und Olav III., genannt der Stille, in einem Doppelkönigtum über Norwegen.
Harald der Harte hatte auch eine musische Ader. Es war normal, dass die norwegischen Könige Gedichte schrieben. Allerdings hatte Harald als einer der ganz wenigen ein echtes dichterisches Talent. Aus einem seiner Werke lässt sich erschließen, dass er außerdem auch den anderen Beschäftigungen nachging, die typisch für die Könige der Wikingerzeit waren. Neben dem Schreiben von Gedichten waren das beispielsweise Bierbrauen, Schwimmen, Schießen, Skifahren und Rudern, aber auch auf der Harfe spielen.
Harald war dem Christentum zugeneigt, öffentlich konkret der römisch-katholischen Kirche. Allerdings war er stark beeinflusst von der orthodoxen Kirche der Kiewer Rus und des Byzantinischen Reichs. Schließlich verbrachte er fast dreißig Jahre, also mehr als die Hälfte seines Lebens in christich-orthodox geprägten Ländern des Ostens. Harald III. war an der Verbreitung des Christentums in Norwegen interessiert, obwohl seine persönliche Lebensweise nicht mit den christlichen Idealen übereinstimmte, wie beispielsweise seine zwei Ehen.
Während seiner gesamten Regierungszeit ließ er Kirchen bauen und vorhandene Kirchengebäude erneuern. In den 1060er-Jahren ließ Harald eine Kirche zu Ehren der Heiligen Maria in Nidaros bauen. Nidaros, das heutige Trondheim, war die Residenz der christlichen Könige und Hauptstadt und religiöses Zentrum Norwegens im Mittelalter. Die Kirche der Heiligen Maria wurde in den späten 1100er-Jahren zerstört.
Die Begräbnisstätte
Harald III. Hardrade starb in der Schlacht von Stamford Bridge im Jahr 1066. Etwa ein Jahr nach seinem Tod wurde sein Leichnam nach Norwegen gebracht und in der Kirche der Heiligen Maria in Nidaros bestattet. Etwa einhundert Jahre später wurde die Kirche zerstört und der Leichnam auf den Friedhof des Helgeseter-Klosters, in der Nähe von Nidaros, umgebettet. Im 17. Jahrhundert wurde das Kloster zerstört und das Grab Haralds III. verwahrloste und geriet in Vergessenheit.
Im Jahr 2006 wurde in Norwegen darüber diskutiert, ob die königlichen Überreste exhumiert und im nahe gelegenen Nidarosdom bestattet werden sollten. Es handelte sich um die Leichname von insgesamt neun Königen. Neben Harald III. waren es unter anderem die Könige Magnus der Gute und Magnus Haraldsson, also der Vorgänger und der Nachfolger Haralds des Harten. Die Grabstätten wurden beim Bau einer Straße auf dem Gelände des Klosters entdeckt. Doch Ende des Jahres 2006 wurde die Idee der Exhumierung der Könige wieder fallengelassen.
Im Nidarosdom von Trondheim befindet sich die Grabstätte des Königs Olav II., der nach seinem Tod heiliggesprochen wurde. Nach seiner Heiligsprechung setzte ein Pilgerstrom zu seinem Grab ein, weshalb Olavs Nachfolger Magnus der Gute eine Holzkapelle darüber errichten ließ. Es war Olav III., genannt der Stille, der im Jahr 1070 die Holzkapelle durch eine steinerne Kirche ersetzen ließ. Sie wurde 1090 fertiggestellt und war der Vorläuferbau des Doms von Nidaros, dessen Baubeginn das Jahr 1152 war. Er war im Mittelalter die Krönungskirche der norwegischen Könige. Der Nidarosdom ist noch heute eine der bedeutendsten Kirche Norwegens und gilt als Nationalheiligtum.