Mittelgebirge: 7 Fragen und Antworten zum Gebirgstyp
Bei Mittelgebirgen handelt es sich um Massenerhebungen der Erde, die den Meeresspiegel um bis zu 1500 m überragen. Sie sind bereits vor etwa 350 Millionen Jahren entstanden und der Lebensraum verschiedener Tier- und Pflanzenarten sowie für den Menschen vor wirtschaftlicher Bedeutung.
Inhalt
- 1 Was ist ein Mittelgebirge: Definition, Merkmale und Kennzeichen
- 2 Welche chemischen und physikalischen Vorgänge finden im Mittelgebirge statt
- 3 Wie entstehen Mittelgebirge
- 4 Was ist die Mittelgebirgsschwelle
- 5 Was unterscheidet Mittelgebirge von Hochgebirgen
- 6 Welche Bedeutung hat das Mittelgebirge als Lebensraum und Ökosystem
- 7 Welche Pflanzen und Tiere leben im Mittelgebirge
- 8 Zusammenfassung
Was ist ein Mittelgebirge: Definition, Merkmale und Kennzeichen
Mittelgebirge sind Massenerhebungen der Erdoberfläche. Sie ragen etwa 500 m bis 1500 m über den Meeresspiegel hinaus und überragen ihre Umgebung um etwa 200 m bis 1000 m.
Mittelgebirge sind geprägt von Hängen und runden Erhebungen. Es bilden sich nur wenige Höhenstufen, teilweise fehlen diese auch völlig oder sind kaum erkennbar. Das bedeutet, dass sich die Flora nur wenig von der der Umgebung unterscheidet.
Einige Quellen setzen eine Höhenstufe voraus. Fehlt diese, sprechen sie nicht von einem Mittelgebirge, sondern von einem Hügelland oder einer Hochebene.
In Europa enden Mittelgebirge in der Höhenstufe „montan“. Sie wird daher auch „Mittelgebirgsstufe“ genannt. Teilweise ragen sie noch in die Höhenstufe „subalpin“ hinein.
Mittelgebirge verfügen meist über keine eigenen Gletscher und haben deshalb keine glaziale Form. Ausnahmen in Deutschland sind der Schwarzwald, der Bayrische Wald und der Harz.
Der Brocken, der höchste Berg im Harz, weist an seiner Spitze bereits Hochgebirgsvegetation auf. Mit 1141,2 m Höhe zählt er jedoch noch zu den Mittelgebirgen. Die Grenze verläuft demnach fließend. Häufig sind Mittel- und Hochgebirge nicht genau voneinander zu unterscheiden.
Welche chemischen und physikalischen Vorgänge finden im Mittelgebirge statt
Im Mittelgebirge herrschen etwas niedrigere Temperaturen als im Tiefland. Dort ist es etwa drei bis sieben Grad Celsius wärmer. Außerdem ist die Luft im Mittelgebirge feuchter. Der Boden ist häufig nährstoffärmer, was auch durch sogenanntes „Bodenfließen“ entsteht. Dabei fließt der Oberboden vom Gestein ab, sodass wenig nährstoffreiches Material in der Höhe zurückbleibt.
Die UV-Strahlung nimmt im Mittelgebirge zu. Das bedeutet, dass dort lebende Pflanzen und Tiere spezielle Schutzmechanismen brauchen, um damit zurechtzukommen. Pflanzen legen sich dafür beispielsweise eine dicke Außenschicht zu, die die inneren Zellen vor der Sonne schützt. Tiere haben häufig weißes Fell, aber schwarze Haut.
Wie entstehen Mittelgebirge
Mittelgebirge sind extrem alte Gebirge. Zu den ältesten Europas gehören die deutschen Mittelgebirge. Ihre Entstehung begann bereits vor etwa 350 Millionen Jahren.
Diese Zeit im Karbon wird auch „variszische Orogenese“ genannt. Dabei kollidierten Gondwana und Laurasia, die zwei Großkontinente dieser Epoche. Gondwana lag dabei im Süden, Laurasia im Norden.
Die Kollision führte zu Erderhebungen im ganzen heutigen Europa. Über die nächsten Jahrmillionen kam es zu mehreren Hebungs- und Senkungsphasen, welche die Gebirge formten.
Im Perm, der Zeit vor 298,9 Millionen Jahren bis 251,9 Millionen Jahren, waren die Gebirge erst etwa 50 bis 100 Millionen Jahre alt. Trotzdem hatten sie ihr Aussehen bereits stark verändert. Erosion und die ständigen Wechsel zwischen Heben und Senken hatten in den Gebirgen große Becken entstehen lassen.
Die Trias folgt auf das Perm. Sie endete vor 201,3 Millionen Jahren. In dieser Epoche lag Mitteleuropa teilweise unter dem Meeresspiegel. Daher finden sich in deutschen Mittelgebirgen Ablagerungen von Muschelkalk. Dies setzte sich während Jura und Kreidezeit fort, wobei namensgebend in der Kreidezeit mehr Kreide abgelagert wurde. Kreide besteht aus versteinerten Algen.
Im Tertiär (vor 66 bis 2,6 Millionen Jahren) entstanden die Alpen. Dabei veränderten sich auch die Mittelgebirge Europas. Sie rissen an manchen Stellen und wurden an anderen gefaltet. Dabei entstanden sogenannte Bruchschollen, glatte Brüche im Gestein, die zu Stufen im Gebirge führen können.
Zeitgleich waren einige Vulkane aktiv. Dazu gehören der Kuppenrhön im Gebirge namens Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen. Weitere Vulkane in Deutschland waren der Kaiserstuhl in Baden-Württemberg und der Vogelberg in Hessen.
Anschließend fanden keine größeren Veränderungen in den Mittelgebirgen Europas mehr statt. Die Zeit schliff die Kuppen weiter glatt.
Was ist die Mittelgebirgsschwelle
Die Mittelgebirgsschwelle umfasst ein Gebiet in Europa, das Hügelländer und Mittelgebirge geprägt ist. Es wird auch Mittelgebirgs-Schollenland genannt.
Die Mittelgebirgsschwelle ist nach Norden und Westen durch die Norddeutsche Tiefebene abgegrenzt. Im Osten bilden der Oberlauf der Oder und die Karpaten eine Grenze. Im Süden ist es die Donau, die Mittelgebirge von den Alpen trennt.
Mittelgebirge, die innerhalb dieses Gebiets liegen, sind beispielsweise Harz, Teutoburger Wald, Erzgebirge und Bayrischer Wald.
Was unterscheidet Mittelgebirge von Hochgebirgen
Der Übergang zwischen Mittel- und Hochgebirge verläuft fließend. Die anfangs angegebenen 500 m bis 1500 m, die ein Mittelgebirge über den Meeresspiegel hinausragt, sind daher keine festgelegten Größen. Einigen Quellen reicht bereits ein Höhenunterschied von 200 m für ein Mittelgebirge.
Mittelgebirge sind deutlich älter als Hochgebirge. Daher hat die Zeit sie meist rundgeschliffen und unterscheiden sich damit optisch von Hochgebirgen mit ihren oftmals gezackten Gipfeln. Hochgebirge befinden sich zudem teilweise noch in ihrer Wachstumszeit, während Mittelgebirge alle bereits wieder abgetragen werden.
Hochgebirge sind natürlich deutlich höher als Mittelgebirge. Daher findet man in ihnen auch deutlicher ausgeprägte und mehr unterschiedliche Höhenstufen. Entsprechend haben Hochgebirge auch ein eigenes Klima. Mittelgebirge sind größtenteils nur etwas kühler als ihre Umgebung.
Welche Bedeutung hat das Mittelgebirge als Lebensraum und Ökosystem
Mittelgebirge sind durch ihre Größe recht stabile Lebensräume. Durch den Klimawandel können sie jedoch trotzdem zerstört werden.
Wird in größeren Höhen immer wärmer, wandern die Tiere und Pflanzen, die eigentlich nur in den Tälern oder niedrigen Höhen zu finden wären, weiter nach oben. Dadurch verdrängen sie die Arten, die zuvor dort gelebt haben. Können diese nicht mehr weiter nach oben ausweichen, verschwinden sie. Ähnlich verhält es sich in den Hochgebirgen.
Mittelgebirge nehmen Einfluss auf das Umgebungsklima. Sie greifen dabei nicht so stark wie Hochgebirge ein, aber ihre Präsenz ist dennoch spürbar. Indem sie Wind zurückhalten, sorgen sie dafür, dass sich der Niederschlag anders verteilt. So entsteht häufig eine feuchte und eine trockene Seite am Gebirge. Gerade an Übergangsgebieten zwischen Klimazonen sind die Auswirkungen deutlich zu erkennen.
Mittelgebirge sind wirtschaftlich und touristisch wichtig. In wärmeren Gebieten bauen wir Wein an. Die Wiesen sind außerdem wichtige Weidegebiete für Kühe, Schafe und Ziegen.
Gerade im Winter sind Mittelgebirge beliebte Ziele für Sportler. Skifahrer und Snowboarder nutzen die Hänge und natürliche Umgebung gleichzeitig als Erholungsort und für körperliche Betätigung.
Je stärker der Mensch in diese Gebiete eingreift, desto deutlicher wächst die Gefahr für Lawinen. Überweidung verdrängt zudem Pflanzenarten und lässt einstige Wiesen als Brachland zurück.
Welche Pflanzen und Tiere leben im Mittelgebirge
Das Leben im Mittelgebirge lässt sich nach seinen Höhenstufen aufteilen. Mittelgebirge bestehen aus bis zu drei Höhenstufen: kollin, montan und subalpin. Die genaue Zusammensetzung des Lebens ist vom Standort und der Art des Mittelgebirges abhängig.
Kollin
Die kolline Höhenstufe reicht in Höhen von bis zu 300 m im Mittelgebirge. Hier wachsen Eichen und Rotbuchen. Zusätzlich endet in dieser Höhe der Weinanbau. Insgesamt unterscheidet sich die Vegetation in dieser Höhe aber kaum von der des Tieflandes. Für den Harz bedeutet das neben Eichen und Buchen, das Vorkommen von Ahorn, Esche und Birke.
In trockenen Gebieten verändert sich die Vegetation auf der kollinen Höhenstufe jedoch. Im Gebirge fällt mehr Niederschlag. Die in trockenen Gebieten lückenhafte Pflanzendecke ist daher auf der kollinen Höhenstufe geschlossener.
Je nach Standort wachsen auf dieser Höhe noch verschiedene Nadelhölzer sowie Lorbeer, Pappel, Wacholder und Eiben. In Afrika herrschen mancherorts Dornsavannen in der kollinen Höhenstufe vor. Auch Steppen ohne Wälder und mit mehr Gräsern und niedrigen Büschen sind möglich.
Handelt es sich um sehr felsige Böden mit wenig Erde, wachsen bereits in dieser geringen Höhe Spezialisten. Der Weiße Mauerpfeffer ist eine solche Pflanze, die auf nährstoffarmem, felsigen Boden überleben kann.
Die sonnigen Felsen locken außerdem verschiedene Reptilien an. Mauer- und Zauneidechsen leben hier sowie unterschiedliche Schlangen. Typische Vögel des unteren Mittelgebirges sind Greifvögel wie Uhu und Falken. Sie ernähren sich von den Eidechsen, Schlangen und kleinen Säugetieren wie Mäusen und Kaninchen, welche ebenfalls hier leben. Schwarzspechte benötigen viel Altholz, weswegen sie ebenfalls in den alten Wäldern der Mittelgebirge zu finden sind.
Insgesamt unterscheidet sich auch die Fauna nicht besonders von der der Umgebung. In den Wäldern leben viele verschiedene Insekten, die anderorts sehr selten geworden sind. Dazu gehören der Apollofalter und der Braungraue Bergwald-Steinspanner. Häufige Insekten sind Ameisen sowie Asseln und Tausendfüßler. Auch Schnecken und Würmer gibt es hier viele.
Größere Raubtiere sind Luchse, Wölfe, Pumas und Bären, die je nach Standort ebenfalls im Mittelgebirge vorkommen. Sie ernähren sich von kleineren Säugetieren oder machen Jagd auf Hirsche, Rehe und Rentiere.
Montan
Die montane Höhenstufe umfasst die Höhenlagen zwischen 300 und 1000 m. Ab jetzt unterscheidet sich die Flora häufig deutlich von den darunter liegenden Bereichen.
In dieser Höhe ist es etwas kälter. Allerdings nimmt der deutlich stärkere Niederschlag bei der veränderten Vegetation eine wichtigere Rolle ein. Hier wechseln sich Wälder mit baumfreien Bereichen ab. Dabei kommen auf der Südhalbkugel nur Laubwälder vor, weil es dort keine kälteverträglichen Nadelbäume gibt. Die Wälder sind immer- oder sommergrün.
Steigt man höher, dominieren Kiefern und Lorbeer. Eine besondere Waldform sind die Wolken- und Nebelwälder. Sie haben ihren Namen durch ihre besondere Art, ihren Wasserbedarf zu decken, erhalten. In ihnen regnet es nicht, sondern die Bäume versorgen sich hauptsächlich durch Nebel und Wolken mit Wasser. Diese Wälder gibt es nur in den Tropen.
Grob kann man sagen, dass in den unteren Bereichen der montanen Höhenstufe Waldsteppen und lichte Laubwälder dominieren. Dieser Bereich wird auch „submontan“ genannt. Darüber, in der tiefmontanen Höhenstufe, wachsen sommergrüne Laubwälder. Im mittelmontanen Bereich kommen Nadelbäume hinzu, sodass ein Mischwald entsteht. Ganz oben, in der hochmontanen Zone, wachsen vermehrt Nadelwälder.
Es kann auch sein, dass in diese Zone bereits die Baumgrenze fällt und nur noch Büsche und Gräser wachsen.
Die Tiere, die auch in der kollinen Höhenstufe vorkamen, leben meist auch in der montanen Höhenstufe. Einige, wie Bären und Pumas, zieht es sogar eher in höhere Gegenden.
Subalpin
Die subalpine Höhenstufe ist die höchste Höhenstufe des Mittelgebirges. Sie umfasst nur den schmalen Bereich zwischen 1000 und 1100 Höhenmetern. Hier wachsen kaum noch Bäume. Die Gebiete sind eher durch Zwergsträucher und Moose geprägt. Die Vegetation ist lückenhaft, aber dennoch reich. Flechten, Gräser, Stauden und verkrüppelte Individuen von Pflanzen, die eigentlich nicht für diese Höhe geeignet sind, wachsen dort.
Gibt es noch Bäume, handelt es sich um Bergahorn, Lärchen, Zirbelkiefern und Rotföhre. Sie sind häufig kleiner als ihre Verwandten in niedrigeren Regionen.
In dieser Höhe leben vor allem Bodenbewohner wie Murmeltiere, Taschenratten, Erdhörnchen und Wühlmäuse. Sie legen Gangsysteme an und schützen sich dadurch vor Kälte, Wind und UV-Strahlung. Große Säugetiere kommen hier weniger vor. Auch Raubvögel zieht es nicht so häufig in diese Höhe. Durch die fehlenden Bäume haben sie kaum Landemöglichkeiten und können auch nicht nisten. Einige Arten wie der Mäusebussard und Rotmilan wagen sich in die subalpine Höhenstufe, um Beute zu machen.
Eine Besonderheit ist der Harz mit seinem Hochmoor. Dort leben viele spezialisierte Arten, die kaum andere Lebensräume auf der Erde haben. Hier findet man Hochmoor-Mosaikjungern und Alpen-Smaragdlibellen. Beide Arten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Zusammenfassung
- Mittelgebirge sind alte Gebirge mit Höhen zwischen 500 und 1500 m.
- Mittelgebirge haben wenige Höhenstufen und sind durch runde Formen geprägt.
- Mittelgebirge lassen sich nicht eindeutig von Hochgebirgen trennen, da die Grenzen fließend verlaufen.
- Mittelgebirge sind feuchter, kühler und nährstoffärmer als ihr Umland.
- Die Großkontinente Gondwana und Laurasia aus der Zeit des Karbon vor etwa 350 Millionen Jahren haben die Mittelgebirge geformt.
- In ihrer Entstehung wurden Mittelgebirge mehrmals gefaltet und auseinandergezogen, was zu Rissen führte.
- Die Mittelgebirge in Deutschland lagen zeitweilig unter dem Meeresspiegel, sodass sich dort viel Kalk und Kreide ablagern konnte.
- Die Mittelgebirgsschwelle ist das Gebiet in Europa, das durch Mittelgebirge geprägt ist.
- Hochgebirge sind deutlich jünger und gezackter geformt als Mittelgebirge.
- Mittelgebirge sind landwirtschaftlich und für den Tourismus wichtig.
- Das Leben in Mittelgebirgen unterscheidet sich nur in den Höhen von dem des Umlandes.
- Typische Pflanzen des Mittelgebirges sind Buchen, Eichen, Lorbeer und Kiefer.
- Zu den wichtigsten Tieren gehören Greifvögel, Reptilien und kleine und große Säugetiere.
- In der subalpinen Höhenstufe kommen kaum noch Bäume vor und die dort lebenden Säugetiere halten sich hauptsächlich in unterirdischen Gängen auf.