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Was sind Hinterwäldler: Definition und Bedeutung


Das Wort Hinterwäldler stammt aus den USA und hat seinen Ursprung am Ende des 19. Jahrhunderts. Es ist eine klischeehafte und heute meist negativ gemeinte Bezeichnung für Personen, die abseits der Zivilisation leben. Geprägt wurde das Wort vor allem durch einen Konflikt zwischen zwei Großfamilien sowie die Weltwirtschaftskrise.

Bedeutung des Wortes Hinterwäldler

„Hinterwäldler“ bezeichnet Menschen, die abseits der Zivilisation leben. Damit sind keine Naturvölker gemeint. Es handelt sich um eine meist abfällig genutzte Bezeichnung für Personen, die in Industriestaaten zu Hause sind, aber eher ursprünglich leben. „Hinterwäldlern“ sagt man nach, dass sie unter sich bleiben und eher einfache Menschen sind.

Das Wort setzt sich aus „Hinter“ und „Wald“ zusammen. Nimmt man den Begriff wörtlich, lebt der „Hinterwälder“ daher nicht im, sondern sogar hinter dem Wald. Vermutlich soll mit dieser Übertreibung die Rückständigkeit und das abgeschiedene Leben der Personen verdeutlicht werden.
Begriffe mit ähnlicher oder gleicher Bedeutung sind im Deutschen etwa „Landei“ oder „Dorftrottel“. Im Englischen existieren zum einen die Bezeichnung „Backwoodsman“, was die wörtliche Übersetzung des deutschen „Hinterwäldlers“ ist. Zum anderen spricht man gerade in den USA häufig vom „Hillbilly“.

Hillbilly beschreibt dabei einen ebenfalls abseits der Zivilisation lebenden Menschen, welcher sich in bergigen Regionen aufhält.

Häufiger Fehler

Im Deutschen schleicht sich bei dem Begriff Hinterwäldler häufig ein Fehler ein. Hinterwäldler klingt gesprochen genau wie „Hinterweltler“. Im Zusammenhang mit der enorm abgeschiedenen Lebensweise würde „Hinterweltler“ zwar auch passen, allerdings gibt es dieses Wort nicht.

Woher kommt die Bezeichnung Hinterwäldler

Der „Hinterwäldler“ hat seinen Ursprung in den USA am Ende des 19. Jahrhunderts. Dort bezeichnete man zu Beginn nur Menschen als Hillbilly oder eben Hinterwäldler, die in den südlichen Appalachen und den Ozarks lebten.

Diese Gebiete blieben, obwohl schon in den Jahren davor in den restlichen USA der technische Fortschritt dominierte, vergleichsweise wild. Speziell den Appalachen schenkte man dabei nur wenig Beachtung, sodass sie bald als wildes, unzivilisiertes und gefährliches Gebiet bekannt waren. Die Menschen, die dort lebten, mussten demnach ähnliche Eigenschaften aufweisen.

Dabei enthielt die ursprüngliche Definition des Hinterwäldlers sowohl negative als auch positive Eigenschaften. 1900 beschrieb das New York Journal den Hillbilly als einen freien, unabhängigen Mann, der eigenverantwortlich in Abgeschiedenheit lebe. Er spreche einfach, habe eine Schwäche für Whisky und gehe leichtfertig mit dem Revolver um. Außerdem waren Hillbillies laut dieser Definition immer weiß. Diesen Eigenschaften hinzukommen die Vorurteile, dass Hillbillies immer viele Kinder hatten und davon lebten, Schwarzgebrannten zu verkaufen.

Die Hatfield-McCoy-Fehde

Hinter den Namen Hatfield und McCoy stehen zwei Großfamilien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Appalachen lebten. Zwischen 1878 und 1891 lieferten sie sich blutige Auseinandersetzungen, bei denen mehr als ein Dutzend Menschen starben.

Die Familien lebten am Fluss Tug Fork. Die Hatfields siedelten rechts, in West Virginia, die McCoys auf der anderen Uferseite, in Kentucky. Sie verbanden mehrere Ehen. Auch während die Fehde immer weiter voranschritt, heirateten die Familien noch untereinander.

Der Konflikt begann vermutlich schon deutlich früher, eskalierte aber erstmals im Jahr 1878. Auslöser war ein Schwein, das auf einer Weide der Hatfields herumlief, von dem die McCoys aber behaupteten, es gehöre ihnen und sei entlaufen. Vor Gericht bekamen die Hatfields recht, da Bill Staton für sie aussagte. Bill Staton war mit beiden Familien verwandt. Er wurde im Juni 1880 von zwei Brüdern der McCoys für seine Aussage ermordet.

Im selben Jahr wollten McCoys einen jungen Hatfield entführen und vermutlich ermorden, weil sie ihn mit einer Verwandten McCoy im Gebüsch überrascht hatten. Der Entführte wurde allerdings rechtzeitig befreit.

1882 töteten drei McCoy-Brüder Ellison Hatfield. Dieser war ein Bruder des Patriarchen der Hatfields. Die Hatfields nahmen Rache und töteten die drei Täter kurz darauf.

1888 brannten die Hatfields den Familiensitz der McCoys nieder. Dabei starben zwei Familienmitglieder der McCoys. Die Hatfields, die an der Tat beteiligt waren, wurden später zu lebenslanger Haft verurteilt. Einer bekam die Todesstrafe und wurde öffentlich gehängt.

In der ganzen Zeit berichtete die Presse über die Fehde. Sogar die Nationalgarde wurde entsendet, um für Frieden zu sorgen. Um den Konflikt dennoch voranzutreiben, setzten die Gouverneure der Staaten Kopfgelder auf Mitglieder der Familien aus. Angestiftet wurden sie dafür von den Hatfields und McCoys selbst. Die Kopfgelder zogen massenhaft Kopfgeldjäger an.

1891, nachdem sich sogar der Oberste Gerichtshof mit der Fehde auseinandergesetzt hatte, schlossen die Familien widerwillig Waffenstillstand. 2003 wurde dieser Waffenstillstand erneuert, obwohl die Familien bis dahin keine neuen Konflikte miteinander hatten.
Diese Fehde prägte den Begriff des Hillbillys und des deutschen Hinterwäldlers nachdrücklich.

Die Große Depression

Durch die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren wanderten viele Menschen in den USA vom Land in die Stadt. Die Bewegung bekam sogar einen eigenen Namen: „Hillbilly Highway“ nennt man die Wanderung der zuvor isolierten Bergbewohner in die Städte der USA. Dadurch prallten verschiedene Welten aufeinander, die sich in Stigmatisierung und Vorurteilen entluden.

Die einfachen und eigentümlichen Bergbewohner waren für die Städter die typischen Hillbillys, von denen sie zuvor immer nur gehört hatten. Um die Vorurteile aufrechtzuerhalten, passte man die Definition des Hillbillys etwas an. Die positiven Aspekte des eigenständigen und freien Mannes fielen weg. Zurück blieben nur negative Eigenschaften, besonders die Einfältigkeit und Gewaltbereitschaft.

Hinterwäldler in Kunst und Kultur

Sowohl ältere als auch neuere Filme und Bücher bedienen sich an „dem Hinterwäldler“ als personifiziertes Klischee. Dabei wird er allerdings nicht immer nur negativ dargestellt. Die Serie The Beverly Hillbillies handelt von klischeehaften Hinterwäldlern. Sie sind aber nicht so einfältig, wie man es ihnen nachsagt und überlisten sogar die klugen Städter. Die Serie stammt aus den 60er Jahren. Der Film Tucker and Dale vs Evil aus dem Jahr 2010 parodiert den Begriff des Hinterwäldlers.

Darüber hinaus existieren Musikgenres, die das Wort Hillbilly im Namen tragen. Die Musik stammte meist aus den Appalachen oder enthielt damit verbundene Eigenschaften wie Geigen oder andere Streichinstrumente. Selbst Elvis Presleys Musik wurde zu Beginn dem Rockabilly zugeordnet, eine Richtung des Rocks, die auch Teile von Countrymusik enthält. Letztere galt als typisch für die Bewohner der ländlichen Appalachen. Es ging sogar so weit, dass Elvis zunächst unter dem Künstlernamen „Hillbilly Cat“ bekannt war.


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