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Was bedeutet Waldsterben: Definition und Bedeutung


was bedeutet waldsterben definition und bedeutung

Unter dem Begriff Waldsterben versteht man allgemein den übermäßigen Rückgang an gesunden Bäumen in (deutschen) Wäldern bzw. die starke Zunahme von verschiedensten Schäden & Erkrankungen an diesen Bäumen. Solche Baumschäden zeigen sich unter anderem durch:

  • kahle Baumkronen,
  • übermäßige Trockenheit (sichtbar durch trockene Äste und braun gefärbte Blätter bzw. Nadeln in den Baumkronen),
  • großflächiges Fehlen von Teilen der Baumrinde,
  • sichtbaren Schädlings- oder Pilzbefall,
  • eine geringe Anzahl an Verästelungen und
  • das Absterben von Wurzeln.

Teils wird auch der allgemeine Rückgang von bewaldeten Flächen (z. B. durch Abholzung) als Waldsterben bezeichnet.

Waldsterben: Begriffsursprung

Auch wenn der Begriff Waldsterben im Zuge des Aufkommens der Fridays for Future Bewegung wieder populär wurde, hat er seinen Ursprung bereits in den 1980er-Jahren. Damals wurde das Thema des vermeintlich sterbenden Waldes von besorgten Forschern und Umweltschützern vorgebracht, um ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit der Natur herbeizuführen. Insbesondere in Westdeutschland sowie in Österreich und der Schweiz führte dies zu hitzig geführten öffentlichen Debatten.

Beim Bundestagswahlkampf 1983 war das Waldsterben eines der entscheidenden Themen. Auch dadurch konnten die Grünen zum ersten Mal in den Bundestag einziehen. Die damals von Anhängern der Theorie des Waldsterbens angeführten Gründe, warum die deutschen Wälder stark gefährdet seien, waren allerdings andere als heute.

Waldsterben in den 1980ern

In der vor ca. 30 Jahren geführten Debatte ging es in erster Linie um den sogenannten sauren Regen. Dieser war laut Ansicht von Befürwortern der Waldsterben-Theorie dafür verantwortlich, dass es den Wäldern damals so schlecht ging. Als saurer Regen wird Niederschlag bezeichnet, dessen pH-Wert deutlich unter dem von herkömmlichem Regen liegt. Vorwiegend durch die ungefilterte Verbrennung fossiler Brennstoffe, also Braun- und Steinkohle sowie Erdöl gelangten früher hohe Mengen an Schwefel (als Schwefeldioxid) in die Atmosphäre.

Dieses in die Luft gestiegene Schwefeldioxid reagierte mit Sauerstoff zu Schwefelsäure und gelangte anschließend als Regenwasser zurück auf die Erde. Problem: Durch die Schwefelsäure wurde die organische Bodensubstanz, aus der Bäume ihre Nährstoffe beziehen (auch Humus genannt) geschädigt. Infolgedessen trugen die Wurzeln Schäden davon, was sich an den Bäumen letztendlich mit den in der Einleitung geschilderten Symptomen bemerkbar machte.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl griff das Thema Waldsterben auf und beschloss, übrigens gegen den Willen vieler Wirtschaftsvertreter, einige strenge Maßnahmen. Hierzu zählten unter anderem die Pflicht zum Einbau von Entschwefelungsanlagen für Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen sowie die Auflage, dass Pkws mit Katalysatoren (also Abgasreinigern) ausgerüstet werden mussten. Außerdem wurde über deutschen Wäldern mithilfe von Helikoptern tonnenweise Kalk (auch als chemisches Element unter dem Namen Calciumcarbonat bekannt) ausgeschüttet, um die Säuren in den Böden zu neutralisieren.

Im Endeffekt traten die teils apokalyptisch anmutenden Szenarien vieler Umweltschützer nicht ein. Ob die strengeren Umweltauflagen hierfür ausschlaggebend waren, gilt als fraglich. Heutzutage ist zudem umstritten, ob der saure Regen wirklich die Hauptursache für den damals schlechten Zustand der deutschen Wälder war. Vielmehr waren laut Ansicht von Experten die teils falsche Bepflanzung (z. B. zu viele Bäume derselben Gattung) und ungewöhnliche Wetterbedingungen in den Vorjahren die Hauptgründe.

Waldsterben heute

Im Zuge der starken Präsenz von Umweltthemen in öffentlichen Diskussionen ist auch das Thema Waldsterben wieder aufgeflammt. Viele Forscher und Umweltschützer sehen den Baumbestand auf globaler Ebene und auch in Deutschland erneut stark gefährdet. Heutzutage werden sowohl die Zunahme kranker Bäume als auch das allgemeine Verschwinden von Wäldern zum Waldsterben hinzugezählt. Die hierfür angeführten Gründe unterscheiden sich von denen der 1980er-Jahre.

Klimawandel und Schädlingsbefall

Den Hauptgrund für den teils schlechten Zustand unserer Bäume ist laut heutiger Ansicht der Klimawandel. Durch viel zu heiße und zu trockene Sommer fehlt es den Bäumen hierzulande schlichtweg an ausreichend Flüssigkeit. Viele Bäume werfen ihre Blätter und Nadeln verfrüht ab, um mit dem wenigen Wasser besser zurechtzukommen.

Auch Schädlinge haben es bei wärmeren Witterungsbedingungen wesentlich leichter. Vor allem der Borkenkäfer setzt deutschen Wäldern massiv zu. Forscher haben herausgefunden, dass die Larven der Borkenkäfer bei höheren Temperaturen schneller schlüpfen. Hierdurch vermehrt sich deren Population überdurchschnittlich schnell. Prinzipiell sind Borkenkäfer fürs Ökosystem wichtig, da sie alte und kranke Bäume zerfressen, deren Substanz wiederum neuen Bäumen als Nährboden dient. Da aber überdurchschnittlich viele durch Trockenheit geschwächte Bäume auf eine überdurchschnittlich hohe Käferpopulation treffen, werden die Insekten mehr und mehr zur Gefahr.

Stickstoffhaltige Düngemittel

Ein weiteres Problem für den Waldbestand ist der übermäßige Gebrauch stickstoffhaltiger Düngemittel, insbesondere in der konventionellen Landwirtschaft. Stickstoff ist ein chemisches Element, welches allgemein gut für das Wachstum von Pflanzen ist. Das Problem ist allerdings, dass mittlerweile so viel Stickstoff in das Erdreich gelangt, dass eine Übersättigung eintritt.

Der Boden kann in solchen Fällen schlichtweg nicht noch mehr Stickstoff aufnehmen. Der Überschuss wird daher ins Grundwasser abgegeben, wodurch er wiederum in den Wald gelangt. Zudem werden viele andere wichtige Nährstoffe aus dem Erdreich verdrängt. Das Übermaß an Stickstoff führt bei Bäumen zu zahlreichen Schäden, unter anderem zu geringem Wurzelwachstum, Hemmung der Aufnahme anderer wichtiger Nährstoffe und zu weichem Außengewebe. Zudem ist der Stickstoff für die Vermehrung von Regenwürmern schädlich. Diese sorgen eigentlich für die Durchlüftung und Durchmischung des Bodens unter den Bäumen.

Abholzung bzw. Rodung von Wäldern

Nicht zuletzt ist auch die aus unterschiedlichen Gründen erfolgende Abholzung der Wälder ein Grund für das heutige Waldsterben. Nicht nur im Amazonas-Regenwald, sondern auch in Europa und Deutschland hat die Rodung von Baumbeständen deutlich zugenommen. Während es in Südamerika vor allem um die Schaffung von Ackerflächen für die Gewinnung von Palmöl, Soja oder Zucker geht, sind in unseren Breitengraden insbesondere die Viehzucht und die Rohstoffgewinnung Gründe für die Vernichtung bewaldeter Flächen. Auch für Staudämme verschwinden großräumig Wälder. Des Weiteren wird Holz als nachhaltiger Baustoff immer wichtiger. Die Kehrseite dessen ist natürlich ein steigender Bedarf an entsprechenden Rohstoffen.


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