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Die 5 Stockwerke des Waldes: Bedeutung, Stratifikation und Funktionen


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Stockwerke und Schichten im Wald


Der Lebensraum Wald unterteilt sich in der Vertikalen in mehrere Schichten oder Stockwerke. Alle diese Etagen bieten Lebensräume und sind Teil des Kreislaufgeschehens im Wald.

Die fünf Stockwerke des Waldes

Wälder sind in sich geschlossene Ökosysteme, in denen viele weitere große und kleine Lebensräume existieren. Zu diesen Systemen und Lebens– und Vegetationsräumen zählen die sogenannten Stockwerke des Waldes.

Ähnlich wie bei einem Haus unterteilen Biologen und Forstwirtschaftler Wälder in Etagen. Anders als bei einem Einfamilienhaus, das in allen Etagen von denselben Personen bewohnt wird, sind die Etagen des Waldes abgeschlossene Einheiten, die ganz bestimmte Funktionen erfüllen und Lebensräume für Tiere bieten. Der Wald müsste also passender mit einem großen Wohnblock als mit einem Einfamilienhaus verglichen werden.

Es gibt Tiere, die mehrere Etagen gleichzeitig besiedeln können, dennoch bleiben die meisten in ihren Stockwerken und haben sich an das Leben in diesem Habitat (Wohn- und Lebensraum) angepasst. So werden die fünf Stockwerke des Waldes bezeichnet:

Stratifikation – Stockwerkbau in der Ökologie

Die vertikale Schichtung eines Lebensraumes bezeichnen Ökologen und Biologen als Stratifikation.
Abgeleitet ist der Begriff vom lateinischen Wort „Stratum“ für „Schicht“.

Im Wald kommt die Stratifikation durch die unterschiedlichen Wuchshöhen der Pflanzen zustande: Wurzeln treiben ins Erdreich und sicheren die Standfestigkeit der Blumen, Büsche, Kräuter, Sträucher und Bäume. Sie brauchen kein Tageslicht.

Moose und Flechten bedecken den Waldboden und halten ihn feucht. Diese Pflanzen kommen passend zu ihrem Lebensraum mit sehr wenig Licht aus.

Kleinere Pflanzen (Kraut) bieten Lebensräume und Nahrung für Säugetiere und Insekten. Sie streben bereits Richtung Himmel und Sonne können aber mit wenig Licht auskommen. Nur in Wäldern, die Licht zum Boden durchlassen, ist die Krautschicht reich ausgeprägt. In dunklen Nadelwäldern fehlt sie fast vollständig.

Die Sträucher ragen noch höher Richtung Tageslicht und lassen durch ihren Wuchs gleichzeitig Leben unter sich ausreichend Raum. Alle diese Schichten werden von den Bäumen überragt. Sie wachsen an schlanken hohen Stämmen über alle anderen Schichten hinaus und entfalten ihre lichthungrigen Kronen in der abschließenden und gleichzeitig abschließenden und schützenden Schicht.

In der Gesamtheit ergibt sich so ein logisches und in sich geschlossenes System, das in jeder Schicht von passenden und spezialisierten Lebensgemeinschaften aus Tieren, Pflanzen und Kleinstlebewesen (auch „Stratozönosen“ genannt) belebt wird.

Wurzelschicht: Sicherheit, Basis, Umwandlung

In einem Haus würde die Wurzelschicht dem Keller entsprechen. Wir lagern dort meistens Dinge, die wir im Alltag nicht oder nur selten brauchen. Manchmal auch Lebensmittel und unsere Ressourcen wie Strom-, Wasser– und Heizungsanschlüsse. Im Keller des Waldes werden auch Ressourcen zur Verfügung gestellt, doch hier passiert noch weit mehr.

Die Wurzelschicht kann je nach Region und Bodenbeschaffenheit bis zu 25 Meter in die Tiefe reichen. Nicht nur die Wurzeln der Bäume sind hier aktiv, auch Pilze, Flechten und Mikroorganismen bilden komplexe Lebens- und Kommunikationsräume, die Menschen bis heute noch nicht ganz verstanden und erforscht haben.

Biologen wissen heute jedoch, dass der Kontakt der Pflanzenwurzeln unter der Erde, der Pilz-Myzel und der Kleinstlebewesen einem intelligenten Netzwerk entspricht, das vermutlich auf biochemische (eventuell auch schwach elektrische) Weise und über lange Distanzen kommuniziert. Wer sich hier an den Film Avatar erinnert fühlt, denkt richtig. Science Fiction könnte realer sein, als Menschen sich bisher anzunehmen trauten.

Die chemischen und biologischen Umwandlungsprozesse im Erdreich sind bedeutend für die Qualität der Böden und die Nährstoffversorgung aller Pflanzen im Habitat Wald. Bäume leben in der Höhe vom Licht und Kohlendioxid, in den Tiefen der Wurzelschicht nehmen sie Mineralien, Wasser und vermutlich auch Informationen über das Umfeld auf.

Ökologischer Kreislauf der Wurzelschicht

Alle abgestorbenen Pflanzenteile wie Blätter, Nadeln, aber auch Tierkadaver und Exkremente werden an der Bodenoberfläche und in den Tiefen des Erdreiches umgewandelt. In komplexen Vorgängen zersetzen Mikroorgansimen des Waldbodens der abgestorbene Materie in anorganische Materie, welche als Nährstoffe und Mineralien ins Erdreich eindringen und den nährstoffreichen Humus bilden.

Pflanzen in der Wurzelschicht

  • Wurzeln von Bäumen, Sträuchern und anderen Waldpflanzen
  • Pilzgeflechte

Tiere in der Wurzelschicht

In der Wurzelschicht beziehungsweise im Erdreich leben

  • Mikroorganismen, welche zu den Bakterien oder der Microfauna gehören
  • Insekten
  • Würmer
  • Asseln

Dazu gesellen sich Säugetiere, die ihre Gänge und Bauten tief ins Erdreich graben:

Im Winter graben sich Kröten, einige Schlangenarten und Insekten tief ins Erdreich ein, um dort in der frostfreien Region zu überwintern.

Moosschicht: Feuchtigkeit, Schutz, Zersetzung

Das Erdgeschoss des Waldes befindet sich direkt auf dem Boden und hat so gut wie kein oder ein nur sehr geringes Höhenwachstum.

In der Moosschicht gedeihen vor allem Moose, Flechten und Pilze.
Sie bilden je nach Waldart und Region einen dichten und schützenden Teppich auf dem Waldboden.

Ökologischer Kreislauf in der Moosschicht

Die Aufgaben der Moosschicht liegen unter anderem in der Feuchtigkeitsregulierung. Moose, Flechten und Pilze sind Lebewesen, die Feuchtigkeit binden (regional nennt man Pilze auch „Schwamm“). Das gespeicherte Wasser kann in Form von Regen von oben durch die Moosschicht nach unten ins Erdreich und in die Wurzelschicht geleitet werden. Bei Bedarf geben Schwamm-Pflanzen und Lebewesen die Feuchtigkeit aber auch in die Luft ab und sorgen somit für einen Temperaturausgleich direkt über der Erdoberfläche.

Auf der Moosschicht landen abgestorbene Pflanzenteile und häufen sich saisonal an (fallende Blätter im Herbst). Der stellenweise sehr dicke Teppich aus halb verrottetem und verwesendem organischen Material erfährt in der Moosschicht eine erste Zersetzung, bevor er ins Erdreich übergeht und Teil der Wurzelschicht wird.

Pflanzen in der Moosschicht

  • Moose
  • Flechte
  • Pilze, welche zwar keine Pflanzen sind, aber in der Botanik (Pflanzenlehre) geführt werden.

Tiere in der Moosschicht

Diese Schicht stellt den Lebensraum für die meisten kleinen Lebewesen des Waldes:

Krautschicht: Schutz, Blüte, Nahrung

Die 1. Etage des Waldes wird von der Krautschicht gebildet. Die Pflanzen werden hier schon deutlich größer und streben zum Licht, dennoch sind die meisten von ihnen Schatten- und Halbschattenpflanzen.

Im zeitigen Frühling, wenn die Baumschicht im Laubwald noch nicht grün ist und viel Licht zum Boden dringt, gedeihen Frühlingsblumen, Gräser und Farne. Ab Mai, wenn das Laubdach dicht und dunkel geworden ist, nimmt die Bedeutung der Vegetation in der Krautschicht wieder ab. Zwergsträucher tragen bald erste Früchte und Blattpflanzen zaubern sattes Grün in den Wald.

Ökologischer Kreislauf in der Krautschicht

Die Krautschicht bietet vor allem Lebensraum für etwas größere Lebewesen und Säugetiere. Natürlich leben auch hier Insekten und Amphibien.

Die Krautschicht bietet neben Schutz- und Versteckmöglichkeiten wertvolle Nahrungsquellen für pflanzenfressende Säugetiere. Rehe verzehren Gräser und junge Triebe. Blühpflanzen und kleine Büsche werfen Samen und Früchte ab, von denen zahlreiche Tiere des Waldes leben.

Die Krautschicht hält ebenfalls Feuchtigkeit, ist aber schon luftiger als die Moosschicht. Grünpflanzen betreiben Photosynthese und wandeln im Wald erzeugten Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um.

Pflanzen in der Krautschicht

  • Gräser
  • Farne
  • Walderdbeeren
  • kleine Sträucher (Heidelbeeren, Stechpalmen)
  • Blumen (Buschwindröschen, Leberblümchen uvm.).

Tiere in der Krautschicht

Strauchschicht: Lebensraum, Früchte, Vögel

In Höhen von drei bis fünf Metern wachsen größere Büsche und Sträucher wie die Brombeere und natürlich die Jungbäume, die sich langsam richtig Baumkronen-Dach vorarbeiten. Sie bilden die 2. Etage des Waldes. Dort sind besonders viele Vögel Zuhause. Büsche liefern Früchte, die von Vögeln geerntet werden oder die zu Boden fallen und dann Mäusen, Schnecken, Igeln und anderen Tieren als Nahrung dienen. Hochgewachsene Waldbewohner wie die Hirsche oder im Norden Elche überragen die Krautschicht und reichen bis in die Strauchschicht hinein.

Ökologischer Kreislauf in der Strauchschicht

Die Strauchschicht dient vor allem als Lebensraum für Vögel, produziert Nahrung und die Grünpflanzen wandeln Kohlenstoffdioxid in ihrer Wuchshöhe in Sauerstoff um. Damit tragen auch sie zum Wald- und zum ganzen Erdklima bei. Die Strauchschicht ist lichter als die Krautschicht. Gerade deswegen bietet sie Vögeln optimale Lande- und Nistmöglichkeiten.

Pflanzen in der Strauchschicht

  • Brombeeren
  • Himbeeren
  • Holunder.

Tiere in der Strauchschicht

  • Vögel (Amseln, Singdrosseln, Rotkehlchen usw.)
  • hochgewachsene Säugetiere wie Hirsch oder Elch
  • Insekten (Schmetterlinge, Käfer)

Baumschicht: hoher Lebensraum, Schutz, Umwandlung

Zwischen der Strauchschicht und der Baumkronen-Etage befindet sich in vielen Wäldern ein luftiger Raum. Insbesondere in Nadelwäldern mit spärlich ausgeprägter Strauch- und Krautschicht scheint der Raum zwischen dem Boden und der Baumschicht unendlich weit zu sein.

Selbst im Laubwald wachsen manche Baumarten bis zu 40 Meter hoch. Bis zu 60 Meter sind sehr selten und nur einzelne Baumriesen erreichen solche Wuchshöhen. In fast jedem Wald bildet die Baumschicht einen dichten Lebensraum. Krone an Krone bilden die Bäume das Dach des Waldes.

Ökologische Kreisläufe in der Baumschicht

Die Baumschicht nimmt Kohlenstoffdioxid auf dem Umfeld des Waldes auf und produziert Sauerstoff. Die komplexen Vorgänge in Wäldern und deren genaue Funktionsweise ist bisher nur in kleinen Teilen erforscht. Wir wissen allerdings schon, dass die Baumschichten die grünen Lungen der ganzen Erde darstellen. Natürlich produzieren auch die Bäume Früchte (Zapfen, Samen) für Tiere und bieten Lebensräume.

Pflanzen in der Baumschicht

In der Baumschicht sind alle Arten von Bäumen und einige andere Pflanzen zu finden.

Tiere in der Baumschicht

Zusammenfassung

  • Ökologen, Forstwirtschafter und Biologen unterteilen den Lebensraum Wald in Stockwerke.
  • Im Wald gibt es: die Wurzelschicht, die Moosschicht, die Krautschicht, die Strauchschicht und die Baumschicht.
  • Die Etagen kommen durch die Wuchsform und Wuchshöhe der Pflanzen zustande.
  • Jedes Stockwerk hat ganz eigene Funktionen, Merkmale und Kreisläufe. Die Pflanzenarten und Tierarten unterscheiden sich, wobei einige Pflanzen (Kletterpflanzen) und Tiere (Insekten, Mäuse) auch in mehreren Schichten zu Hause sein können.
  • In der Ökologie bezeichnet man den Stockwerkbau und die vertikale Schichtung von Lebensräumen als Stratifikation.

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