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Was bedeutet Waldsterben 2.0: Ursachen, Bedeutung und Folgen


was bedeutet waldsterben 2.0

Kahlschläge nach Borkenkäferplagen, vertrocknete Kronen und verkohlte Baumstämme – die Wälder in Deutschland haben sich in den letzten Jahren unübersehbar verändert. Das Thema Waldsterben ist nicht neu: Bereits in den 1980er-Jahren schlug es hohe Wellen. Danach verschwand es zunehmend aus den Medien und ging als eine der vielen Folgen des Klimawandels unter. Inzwischen hat sich der Zustand des Waldes so deutlich verschlechtert, dass von einem Waldsterben 2.0 die Rede ist. Die Ursachen sind andere, doch die Probleme bleiben gleich. Was bedeutet das Sterben der Bäume für uns? Lässt es sich noch aufhalten?

Was führte zum Waldsterben 1.0

Anfang der 1980er-Jahre machten Forstwissenschaftler erstmals auf den schlechten Gesundheitszustand des deutschen Waldes aufmerksam. Sie warnten vor einem großflächigen Waldsterben. Dieses Thema erregte damals viel Aufsehen, – nicht zuletzt durch die umfangreiche Berichterstattung der Medien. Sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung wurde eine breite Umweltdebatte angestoßen.

Als Ursache für die Waldschäden galt die hohe Luftverschmutzung. Vor allem Abgase wie Schwefeldioxid und Stickstoffoxid, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffen entstehen, wurden zum Problem. Denn diese Stoffe verbinden sich mit den Wasserteilchen in der Luft und bilden Säuren. Dadurch senken sie den pH-Wert des Regens und machen ihn sauer. Dieser schadstoffhaltige Niederschlag fällt auf die Erde, dringt in die Böden ein und schädigt dort die Bäume. Der Begriff „saurer Regen“ entwickelte sich zum Schlagwort der damaligen Zeit.

Um den Wald zu retten, wurden umfangreichen Gegenmaßnahmen getroffen. Es gab neue Abgas-Richtlinien für die Industrie, Fahrzeugkatalysatoren wurden eingebaut, Kraftwerke erhielten Entschwefelungsanlagen und ganze Wälder bekamen Kalk-Duschen, um die sauren Böden zu neutralisieren. Diese Bemühungen schienen sich auszuzahlen: Die Luft- und Bodenqualität besserte sich und die Baumbestände blieben bestehen. Das Thema Waldsterben verschwand aus den Medien und lange Zeit aus dem Bewusstsein der Menschen.

Stirbt der Wald jetzt erneut

Ob ein Baum unter Stress steht oder bereits deutlich geschädigt ist, lässt sich an seiner Krone erkennen. Gesunde Bäume haben ein dichtes Blätterwerk. Geht es einem Baum schlecht, verliert er vorzeitig seine Blätter: Die Krone lichtet sich. In schwerwiegenden Fällen wird der Baum irgendwann ganz kahl. In Fachkreisen wird dieser Blätterverlust Kronenverlichtung genannt und gilt als Maßstab für den Schadensgrad eines Baumes.

Um den Zustand des Waldes zu ermitteln, wird in Westdeutschland seit 1984 und in Ostdeutschland seit 1990 jedes Jahr eine Erhebung durchgeführt. 1984 galten 44 Prozent der Bäume als gesund, 33 Prozent wiesen erste Schäden auf und 23 Prozent zeigten deutlich lichte Kronen. Seither gab es immer wieder Jahre, wo die Schäden an den Bäumen weniger gravierend ausfielen und sich der Wald leicht zu erholen schien. Allerdings gab es kein einziges Jahr mehr, in dem so viele gesunde Bäume gezählt wurden wie 1984.

Waldsterben ist also kein Phänomen, das in regelmäßigen Abständen von Neuem auftritt: Es ist vielmehr ein beständiger Prozess, der inzwischen fast 40 Jahren andauert. Die vom Waldsterben betroffene Fläche verdoppelte sich in dieser Zeit. In den letzten vier Jahren hat sich die Lage jedoch so verschärft, dass von einem neuen Waldsterben gesprochen wird: dem Waldsterben 2.0.

Die Ursachen des Waldsterbens 2.0

Laut Waldbericht von 2021 sind momentan nur noch 21 Prozent aller Waldbäume gesund und 37 Prozent weisen bereits eine deutliche Kronenverlichtung auf. Als Ursache gilt diesmal nicht der saure Regen, sondern ein Ursachenkomplex, in dessen Mittelpunkt der Klimawandel steht. (Siehe Hauptartikel: 10 Ursachen und Gründe für das Waldsterben und deren Folgen)

Auswirkung des Klimawandels

Bäume benötigen mehrere Generationen, um sich perfekt an ihre Lebensumstände anzupassen. Verändern sich die äußeren Bedingungen, können sie nicht zeitnah darauf reagieren. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen und extreme Witterungsereignisse häufen sich. Vor allem bereits vorgeschädigte Bäume haben solchen Wetterlagen wenig entgegenzusetzen.

Im Jahr 2018 gab es in Deutschland eine Hitzewelle mit massiver Trockenheit. Auch in den beiden Folgejahren regnete es durchschnittlich zu wenig. Besonders Nadelbaumarten wie die Fichte kommen mit Dürreperioden schlecht zurecht. Sie besitzen flache Wurzeln und sind darauf angewiesen, dass auch in den höheren Bodenschichten genügend Wasser zur Verfügung steht.

Auch andere Bäume leiden an Trockenheit und Hitze, selbst die als äußerst widerstandsfähig geltende Buche. Ist die schattenliebende Pflanze der Sonne zu intensiv ausgesetzt, erleidet sie einen regelrechten Sonnenbrand. Ihre Baumrinde vertrocknet und löst sich in großen Schichten vom Stamm ab. Zudem verdunstet eine Buche an einem heißen Tag bis zu 500 Liter Wasser. Das ist oft weit mehr, als sie über den trockenen Boden wieder aufnehmen kann. In der Folge bilden sich Luftblasen im Leitungssystem der Bäume und verstopfen diese. Die Pflanze ist nicht mehr in der Lage, Wasser und Nährstoffe zu transportieren und verdurstet.

Trockenheit und Hitze verstärken zudem die Gefahr von Waldbränden. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung berichtet: In den Jahren 2018 und 2019 fielen zusammen knapp 5060 Hektar Wald in Deutschland den Flammen zum Opfer. Dies entspricht einer Fläche von fast 7100 Fußballfeldern. Kiefernwälder im Nordosten Deutschlands sind besonders brandgefährdet, da diese Baumart leicht entzündlich ist. Hinzu kommt, dass der Sandboden in diesem Gebiet kaum Wasser halten kann und die Wälder schnell austrocknen lässt.

Auch Stürme können dem Wald große Schäden zufügen. Durch die steigenden Temperaturen erwärmt sich das Meerwasser. Die Verdunstung nimmt zu und führt zu stärkeren Tiefdruckgebieten, deren Energie sich in heftigen Stürmen entlädt. Treffen diese Windgeschwindigkeiten auf die geschwächten Bäume, hat dies oft verheerende Konsequenzen: Äste brechen ab, Stämme knicken um und einige Bäume werden komplett entwurzelt. Schwere Orkane hinterlassen oft regelrechte Schneisen Wald und zerstören große Bestände an Altbäumen.

Schädlinge und Krankheiten

Gesunde Nadelbäume wie Fichten und Kiefern können sich gegenüber Schädlingen gut verteidigen. Sie bilden zur Abwehr Harze und sekundäre Pflanzenstoffe, mit denen sie Parasiten abschrecken und ihnen das Eindringen in ihre Rinde erschweren. Ein geschwächter Baum verfügt jedoch nicht über ausreichend Energie, um seine Abwehrmechanismen zu aktivieren. So haben Schädlinge ein leichtes Spiel.

Vor allem der Borkenkäfer profitiert von der verminderten Widerstandskraft der Bäume. Die Käfer bohren sich durch die Rinde und legen dort ihre Eier ab. Die geschlüpften Larven beginnen zu fressen und produzieren dabei ausgedehnte Fraßgänge. Dadurch zerstören sie die Leitungsbahnen der Pflanze. Heiße, trockene Sommer begünstigen die Lebensbedingungen der Insekten. In manchen Jahren kommt es zu einer regelrechten Massenvermehrung. Wenn 200 Käfer gleichzeitig angreifen, haben auch gesunde Bäume keine Chance mehr. Ihre Abwehrkräfte kommen zum Erliegen und ganze Waldabschnitte werden vernichtet. Die größte Gefahr geht in Deutschland von Borkenkäferarten aus, die es auf Fichten abgesehen haben.

Ähnlich wie die Larven des Borkenkäfers verhalten sich die Nachkommen des Eichenprachtkäfers: Ihre durch Fraß verursachten Gänge unterbinden die Zufuhr von Wasser und Nährstoffen. Wie ihr Name vermuten lässt, befallen sie vornehmlich Eichen. Bereits wenige Larven dieser Käferart genügen, um große Teile der Eichenkrone zum Absterben zu bringen.

Ebenfalls auf Eichen spezialisiert ist der aus dem Mittelmeerraum eingewanderte Eichen-Prozessionsspinner. Die Raupen dieses Nachtfalters können bei Massenbefall innerhalb kurzer Zeit eine ganze Eiche kahl fressen. Gesunde Bäume können sich nach so einem Ereignis regenerieren, bei bereits vorgeschädigten treten oft Folgeerkrankungen auf.

Nicht immer sind es die Schädlinge direkt, die ihren Wirtsbäumen zu schaffen machen. Ulmensplintkäfer übertragen beispielsweise einen Pilz, der zu einer schweren Erkrankung und oftmals zum Tod der befallenen Ulme führt. Die Berg-Ulme wurde dadurch an den Rand des Aussterbens gebracht. Gestresste und geschwächte Bäume sind besonders anfällig für Krankheitserreger. Bereits kleine Schäden durch abgebrochene Ästen oder Risse in der Rinde dienen als Eintrittspforte für Pilze, Bakterien und Viren.

Intensive Bewirtschaftung

In Deutschland zählen etwa 97 Prozent des gesamten Waldbestandes zum Nutzwald und werden bewirtschaftet. Für die Forstwirtschaft besonders ertragreich, sind schnell wachsende Nadelhölzer wie die Fichte, die ein begehrtes Bau- und Konstruktionsholz liefert. Wäre der Wald in Deutschland naturbelassen, gäbe es in ihm vor allem Laubbäume. Fichten würden nur in wenigen Höhenlagen wachsen, denn sie mögen kühle und niederschlagsreiche Standorte. Durch ihre Bedeutung als Holzlieferant macht die Fichte inzwischen ein Viertel der gesamten Waldfläche aus und ist die häufigste Baumart in Deutschland.

Mit knapp 23 Prozent liegt die Kiefer an zweiter Stelle. Diese Nadelbäume werden oft dicht beieinander in Monokulturen gepflanzt. So starten sie von vornherein mit schlechten Voraussetzungen, da ihre Standorte nicht ihren Bedürfnissen entsprechen. Das macht sie weniger robust gegenüber äußere Einflüsse.

Auch die Art der Holzernte wirkt sich auf die Baumgesundheit aus. Werden schwere Forstgeräte benutzt, verdichtet sich der Boden. Dadurch wird die Luft- und Wasserversorgung eingeschränkt und die Zahl wichtiger Mikroorganismen nimmt ab. Die Bäume können den Boden nicht mehr durchdringen und nur noch flache Wurzeln ausbilden.

Warum ist der Wald für den Klimaschutz wichtig

Der Verlust des Waldes hätte für die Menschen und das gesamte Ökosystem gravierende Folgen. Bäume liefern uns nicht nur Holz und den wertvollen Sauerstoff, den wir zum Atmen benötigen, sondern sichern unser Überleben auf vielfältige Weise. Sie haben auch auf das Klima einen wichtigen Einfluss. (Siehe Hauptartikel: 10 Funktionen des Waldes, wieso er so wichtig ist und geschützt werden muss)

Kohlendioxid-Senke

Kohlendioxid (CO2) ist ein Gas, das für das Leben auf der Erde enorm bedeutsam ist: Ohne CO2 könnten Pflanzen keinen Sauerstoff produzieren. Außerdem sorgt es als natürliches Treibhausgas dafür, dass auf unserem Planeten gemäßigte Temperaturen herrschen. Die Erde erhält ihre Energie durch die Sonnenstrahlen und wandelt diese in Wärme um.

Ein Teil der Wärmestrahlung wird von der Erdoberfläche reflektiert und zurück ins Weltall gelenkt. Treibhausgase in der Atmosphäre senden diese Strahlen wieder auf die Erde. So bleibt mehr Wärme an der Erdoberfläche erhalten. Der Mensch verursacht jedoch viel mehr CO2, als für den natürlichen Treibhauseffekt nötig ist. Dadurch heizt sich die Erde immer stärker auf und das Klima verändert sich dramatisch.

Bäume haben die Fähigkeit, CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen und in ihrer Biomasse zu binden. In der Zeit, in der ein Baum etwa ein Kilogramm an Holz zunimmt, entzieht er der Luft zwei Kilogramm CO2. Das Holz eines Baumes besteht etwa zur Hälfte auf Kohlenstoff. Eine 100-jährige Fichte kann im Laufe ihres Lebens bis zu 1,8 Tonnen CO2 aus der Luft entnehmen. Bäume senken daher aktiv den Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre.

Schadstofffilter

Bäume filtern auch andere Schadstoffe und Schmutzpartikel aus der Luft. Diese bleiben an den Blättern hängen und werden bei Regen abgeschwemmt. Im Jahr filtern die Wälder in Deutschland pro Hektar bis zu 50 Tonnen Ruß und Staubteilchen aus der Atmosphäre. Daher ist die Luftqualität innerhalb eines Waldes deutlich höher: Gerade in Städten und Industriegebieten sind Wälder für eine gute Atemluft entscheidend.

Natürliche Klimaanlage

Selbst an heißen Sommertagen bleibt es im Wald angenehm kühl. Die Bäume verdunsten große Mengen Wasser, wodurch Verdunstungskälte entsteht. Zusätzlich spenden die Blätter Schatten und isolieren vor starker Sonneneinstrahlung. Zwischen dem Waldinneren und seiner Umgebung kann der Temperaturunterschied in Städten bis zu 8 Grad Celsius betragen. Dadurch entsteht eine rege Luftzirkulation. Das Waldklima gleicht Temperaturschwankungen aus und erhöht die Luftfeuchtigkeit.

Wasserspeicher und Wasserfilter

Wälder sind die größten Süßwasserspeicher in Deutschland. Niederschläge sickern dort fast vollständig in den Boden ein und fließen nicht ab. Der Waldboden wirkt wie ein Schwamm. Durch seine lockere Struktur, die mit Wurzelkanälen und Tierbauten durchsetzt ist, kann der er auch große Wassermengen aufnehmen und speichern. Damit dient er auch als Hochwasserschutz bei Starkregen. Mit der Wasseraufnahme steigt das Grundwasser und Quellen werden gespeist. Unzählige im Boden enthaltende Mikroorganismen filtern gleichzeitig das Wasser, bis es sauerstoffreich und sauber ist. Beinahe 100 Prozent des im Wald gewonnenen Wassers hat Trinkwasserqualität.

Der sterbende Wald – ein Teufelskreis

Wälder leisten einen herausragenden Beitrag zum Klimaschutz. Das gilt allerdings nur, solange sie gesund sind. Denn Bäume können nicht nur Kohlenstoff speichern, sie können ihn auch wieder freisetzen. Stirbt in einem Wald ein Baum, wird er zu Totholz. Während der Verrottung des Holzes gibt der Baum wieder CO2 an die Atmosphäre ab. Das ist ein natürlicher Prozess und wichtig für den Nährstoffkreislauf: Nachwachsende Bäume profitieren davon. Sterben allerdings viele Bäume, setzen Wälder mehr CO2 frei, als sie aus der Luft entnehmen.

Noch fataler wird es, wenn Wälder brennen: Weltweit stoßen Waldbrände pro Jahr etwa 5 bis 8 Gigatonnen CO2 aus. Zudem verursachen sie zehn Prozent des Methan-Ausstoßes. Methan ist als Treibhausgas 25-mal schädlicher als Kohlendioxid. Somit tragen Waldbrände massiv zur Klimaerwärmung bei. Durch die erhöhten Temperaturen trocknen die Wälder weiter aus. Die geschwächten und teils abgestorbenen Bäume sind erneut leichte Beute für die zerstörerische Kraft der Feuer. Ein unheilvoller Teufelskreis beginnt.

Lässt sich das Waldsterben aufhalten

Um das aktuelle Waldsterben aufzuhalten, muss der vorhandene Wald geschützt und der bereits verlorene aufgeforstet werden. Da sich unsere Wälder den neuen Klimabedingungen gegenüber als sehr stressanfällig erwiesen haben, muss der Wald der Zukunft anders aussehen als bisher. Fachleute bezeichnen dieser Neugestaltung der Wälder: Waldumbau. (siehe Hauptartikel: Waldsterben: 14 Dinge, was man dagegen tun kann, um es zu verhindern)

Waldumbau

Wälder mit einer hohen Artenvielfalt sind deutlich widerstandsfähiger als Monokulturen mit nur einer Baumart. Das Ziel eines Waldumbaus ist es, einen gesunden Mischwald anzupflanzen, in dem verschiedene Laub- und Nadelbäume miteinander leben. In einem solchen Wald schützen die starken Bäume die schwachen. Der Wald ist insgesamt viel robuster und kommt mit widrigem Witterungsbedingen besser zurecht. Allerdings stoßen einige einheimische Baumarten durch die zunehmende Erwärmung an ihre Grenzen.

In neuen Wäldern sollten also vermehrt Baumarten wachsen, die Hitzeperioden und längere Trockenphasen standhalten. Es ist jedoch ein Risiko, neue Arten in ein bestehendes Ökosystem zu integrieren. Denn heimische Insekten, Vögel und Wildtiere sind nicht an diese Pflanzen angepasst. Sie finden kein Futter und können diese fremden Bäume nicht als Lebensraum nutzen. Dennoch ist zum Schutz des Waldes ein Umbau zu naturnahen Laubmischwäldern dringend erforderlich. Das Problem ist jedoch: Sowas ist aufwendig, dauert lange und ist sehr personal- und kostenintensiv. Etwa die Hälfte aller deutschen Wälder gehört privaten Besitzern. Nicht alle sind bereit, diese Kosten zu investieren.

Aufforstung

In den letzten Jahren ist sehr viel Wald verloren gegangen: Derzeit muss eine Fläche von 277.000 Hektar wieder aufgeforstet werden – eine Fläche so groß wie das Saarland. Einige Experten schätzen sogar, dass inzwischen 400000 Hektar Wald in Deutschland fehlen. Um so große Areale wieder zu bewalden sind optimale Bedingungen nötig. Einige Versuche schlugen fehl, weil die Setzlinge gleich wieder vertrockneten. Junge Wälder sind Klimaeinflüssen gegenüber noch sehr anfällig. Oft fehlt es auch an Anbaufläche, da die alten Standorte nicht immer geeignet für die Neubepflanzung sind.

Alternative: Zurück zur Natur

Wälder können sich häufig erstaunlich gut regenerieren, sofern ihnen die Möglichkeit dazu gegeben wird. Greift der Mensch längere Zeit nicht in ihre Entwicklung ein, wachsen oftmals von selbst Baumarten, die perfekt zum jeweiligen Standort passen. In naturbelassenen Wäldern ist das Baumsterben deutlich weniger ausgeprägt: Sie sind erheblich resistenter gegen Schädlinge und Klimaveränderungen.

Bereits vor vielen Jahren hat die Regierung angekündigt, mehr Naturwälder in Deutschland zu schaffen. Dennoch betrug ihr Anteil 2019 nur 2,8 Prozent an der Gesamtwaldfläche. Auch Nutzwälder können sich erholen, wenn sie weniger intensiv bewirtschaftet werden. Einige Waldbauern setzen inzwischen zum Abtransport der Stämme sogar wieder Pferde statt schwere Maschinen ein. So unterstützen sie die natürliche Aussaat und schützen den Waldboden vor dem Verdichten.

Ob Waldumbau, Aufforstung, mehr Naturwälder und ein ökologischeres Bewirtschaften das Waldsterben aufhalten können, bleibt abzuwarten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, sofern sich bald etwas ändert.

Zusammenfassung

  • Das Waldsterben 1.0 in den 1980er-Jahren war eine Folge der hohen Luftverschmutzung, die zu saurem Regen führte. Verschiedene Maßnahmen wie der Katalysator bewirkten, dass sich die Luftqualität verbesserte.
  • Der Wald erholte sich jedoch nur scheinbar: Die Bäume zeigten weiterhin lichte Kronen und die Zahl der gesunden Pflanzen nahm stetig ab.
  • Das Waldsterben ist ein fortschreitender Prozess, der seit fast vier Jahrzehnten anhält.
  • Die Ursachen des Waldsterbens 2.0 sind vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen.
  • Durch zunehmende Trockenheit und Hitze verdursten die Bäume, sterben ab oder werden ein Opfer von Waldbränden. Schwere Sturmböen entwurzeln geschwächte Bäume und knicken sie um.
  • Eine weitere Gefahr sind Schädlinge: Vor allem der Borkenkäfer richtet in Fichtenwäldern enorme Schäden an.
  • Der Wald ist für das Klima ein wichtiger Faktor: Er entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid, filtert Schadstoffe aus der Luft, wirkt wie eine natürliche Klimaanlage und dient als Wasserspeicher.
  • Zu viel Totholz und besonders Waldbrände setzen jedoch riesige Mengen an Treibhausgasen frei und verstärken damit den Klimawandel. Ein Teufelskreis setzt ein.
  • Ein umfangreicher Umbau der Wälder und die Aufforstung der verlorenen Bestände sollen das Waldsterben aufhalten. Eine Alternative dazu, wäre die Schaffung von mehr Naturwäldern und eine weniger intensive Forstwirtschaft, um die noch vorhandenen Wälder zu stärken.

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