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Was wird in Mitteleuropa angebaut: Nutz- und Kulturpflanzen im Überblick


was wird in mitteleuropa angebaut

Der Ackerbau kam um das Jahr 6.000 v. Chr. nach Mitteleuropa. Er verbreitete sich entlang der Donau und kam aus Südosteuropa. Bereits von den ersten Ackerbauern wurde eine Vielzahl von Feldfrüchten angebaut, zum Beispiel Emmer, Dinkel, Einkorn, Lein, Linsen und Erbsen.

Die landwirtschaftliche Gliederung Europas

Europa ist zwar nach Australien der zweitkleinste Kontinent, besitzt aber eine reich gegliederte Landschaft und hat regional sehr unterschiedliches Klima. Davon hängt natürlich ab, welche Feldfrüchte wo angebaut werden.

Nordeuropa

Die Region ist durch kaltes, zum Teil subpolares Klima gekennzeichnet. Deshalb gibt es dort so gut wie keine landwirtschaftliche Nutzung. Ackerbau ist bestenfalls örtlich an geschützten Stellen möglich. Nordeuropa ist die Zone der Nadelwälder. Das Land wird forstwirtschaftlich und für die Jagd genutzt.

Nordosteuropa

In dieser Region sind die Bedingungen für die Landwirtschaft besser. Die wichtigsten Feldfrüchte sind Roggen und Gerste. Beide Getreidearten sind widerstandsfähig und anspruchslos. Ergänzend wird Viehzucht und Weidewirtschaft betrieben. In jüngster Zeit wird zunehmend Weizen angebaut, weil neue, widerstandsfähige Sorten gezüchtet werden und der Klimawandel günstige Bedingungen für diese Getreideart schafft.

Nordwesteuropa

In Nordwesteuropa sind die Sommer kühl und regenreich. Unter diesen Bedingungen gedeiht Gras prächtig. Die Weidewirtschaft spielt eine bedeutende Rolle (irische und holländische Milch und Butter). Ähnliche Bedingungen herrschen in Mitteleuropa in den Alpen.

Südeuropa

In den europäischen Ländern rund um das Mittelmeer spielt der Anbau von Obst und Gemüse die wichtigste Rolle. Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Produkten gehören Wein, Oliven, Zitrusfrüchte, Tomaten, Gurken, Paprika und andere Gemüsearten. Die Landwirtschaft in dieser Region könnte noch viel ertragreicher sein, wird aber durch den Wassermangel gebremst.

Mitteleuropa

In dieser Region Europas, zu der auch Deutschland gehört, ist Weizen (sowohl Hart- als auch Weichweizen) die wichtigste Feldfrucht. Weizen benötigt fruchtbaren, tiefgründigen Boden, milde Winter und eine Trockenperiode im Sommer, damit die Ähren reifen können. Der Weizenanbau wird durch Zuckerrüben ergänzt, die ähnliche Anforderungen an Boden und Klima stellen. In geschützten Lagen und im südlichen Bereich Mitteleuropas werden auch Körnermais und Sonnenblumen (zur Ölgewinnung) angebaut.

Was wird in Deutschland angebaut?

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Deutschlands beträgt knapp 17 Millionen Hektar. Das ist etwa die Hälfte der Gesamtfläche der Bundesrepublik. Etwa 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche dienen dem Ackerbau. Wiesen und Weiden beanspruchen 28,5 Prozent. Der Rest dient dem Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern, Blumen und anderen Dauerkulturen. Zu den wichtigsten Feldfrüchten, geordnet nach Größe der Anbaufläche, gehören:

  • Weizen
  • Silomais
  • Gerste
  • Raps
  • Körnermais
  • Zuckerrüben

Gemüse

Gemüse wird auf ca. 1,7 Prozent der Ackerfläche angebaut. Den größten Anteil am Gemüseanbau haben Kartoffeln, gefolgt von Möhren und Zwiebeln, gefolgt von Weißkohl und Salat.

Obst

Der Anbau von Obst und spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Er erfolgt vor allem in Gegenden mit günstigem Klima. Dazu gehört die Region rund um den Bodensee und das „Alte Land“ bei Hamburg. Das wichtigste Obst sind Äpfel (Dreiviertel der Gesamtmenge, gefolgt von Erdbeeren). Insgesamt wird Obst nur auf 1 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut. Obstanbau ist sehr arbeitsintensiv bei vergleichsweise niedrigen Erträgen.

Der Anbau von Obst und Gemüse reicht nicht aus, um den Eigenbedarf zu decken. Um die Versorgung zu sichern, muss Obst und Gemüse importiert werden.

Flächennutzung des Ackerbaus in Mitteleuropa

Auf den Äckern werden nicht nur Pflanzen zur menschlichen Ernährung angebaut. Mehr als die Hälfte (ca. 10 Millionen Hektar Ackerfläche) dient dem Anbau von Tierfutter. Ungefähr die Hälfte davon wird als Grünland (Weideland) genutzt, auf der anderen Hälfte werden Futterpflanzen wie Silomais, Weizen, Gerste, Klee und Luzerne.

Auf ca. 16 Prozent der Ackerfläche werden nachwachsende Rohstoffe, hauptsächlich Mais und Raps, angebaut. Sie dienen zur Energiegewinnung.

Getreide- die unbestrittene Nummer Eins

In ganz Mitteleuropa sind die 3 Getreidearten Weizen, Gerste und Roggen die wichtigsten Feldfrüchte. Am wichtigsten ist Weizen. Er wird auf ungefähr Zweidrittel aller für den Getreideanbau genutzten Flächen angebaut. Gerste wächst auf einem Viertel der Getreideflächen und Roggen auf 10 Prozent.

Weizen

Weizen gehört zur Familie der Süßgräser. Sein Namen leitet sich vom Wort weiß ab, was eine Anspielung auf die Farbe des Mehls ist. Er ist in Mitteleuropa die mit Abstand wichtigste Feldfrucht, rangiert aber weltweit auf dem dritten Platz (hinter Mais und Reis). Es gibt 2 wichtige Arten von Weizen: Weichweizen und Hartweizen. Weichweizen heißt auch Winterweizen. Er wird als Ausgangsstoff für die Produktion von Mehl für Backwaren angebaut. Deshalb wird er auch Brotweizen genannt. Dieser umfasst 90 Prozent des gesamten angebauten Weizens. Der Hartweizen heißt auch Sommerweizen. Er wird zur Herstellung von Teigwaren aller Art benötigt.

Weizen gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Sein Anbau ist seit mehr als 9.000 Jahren durch archäologische Funde belegt.

Gerste

Die Gerste gehört, ebenso wie der Weizen, zur Familie der Süßgräser. Sie unterscheidet sich vom Weizen durch ihre langen Grannen. Der Ertrag pro Hektar ist geringer als bei Weizen.Der Anbau von Gerste begann bereits vor mehr als 15.000 Jahren im Vorderen Orient, was durch archäologische Funde belegt wurde. Gerste wird ebenfalls in den Varianten Sommergerste und Wintergerste angebaut. Wirtschaftlich bedeutender ist die Sommergerste. Sie dient als Rohstoff zum Brauen von Bier. Ungemälzt werden aus Sommergerste Grütze und Graupen hergestellt (Rote Grütze). Ein geringer Prozentsatz wird zu Mehl verarbeitet. Wintergerste wird als Futterpflanze angebaut.

Roggen

auf dem 3. Platz der wirtschaftlich bedeutenden Getreidearten folgt der Roggen. Einst nahm er den ersten Platz ein, weil Roggen anspruchsloser als Weizen ist und auch unter kühlen und trockenen Bedingungen noch gute Erträge liefert. Der Beginn seiner Kultivierung erfolgte später als bei Weizen und Gerste. Roggenanbau im größeren Stil konnte in Mitteleuropa erst ab ca. 500 v. Chr. nachgewiesen werden. Wie bei Weizen und Gerste wird Roggen in den Varianten Winterroggen und Sommerroggen angebaut.

Letzterer ist eine Futterpflanze, besitzt aber nur untergeordnete Bedeutung. Wichtiger ist der Winterroggen. Er heißt so, weil er bereits im September ausgesät wird und zum Wachstum eine Frostperiode benötigt. Die Ernte erfolgt im Sommer des folgenden Jahres. Winterroggen wird hauptsächlich zu Mehl für Backwaren verarbeitet. In Form von Grünroggen vor der Reife geerntet, dient er als Tierfutter. Beim Roggen spielen auch die Halme, das Stroh, eine wichtige wirtschaftliche Rolle.

Roggen gilt als Allergiepflanze. Seine Pollen lösen die stärksten Allergien von allen Gräserpollen aus. Allergiker sollten daher einen großen Bogen um Roggenfelder machen.

Mais

Beim Mais handelt es sich um eine Kulturpflanze, deren Urheimat in Mexiko liegt. Im Weltmaßstab ist Mais das wichtigste Getreide überhaupt, vor Reis und Weizen. In Lateinamerika und Afrika ist er ein Grundnahrungsmittel. In Deutschland wird zwar viel Mais angebaut, dabei handelt es sich jedoch überwiegend um so genannten Silomais. Wegen seines hohen Energiegehalts wird Silomais als Tierfutter verwendet. Mais, der zur menschlichen Ernährung bestimmt ist, heißt Körnermais.

Der größte Teil der Ernte wird zu Maismehl verarbeitet. Mais als Gemüse ist in Mitteleuropa wenig verbreitet. Mais ist eine anspruchsvolle Pflanze. Zum guten Gedeihen benötigt er tiefgründigen, nährstoffreichen Boden, viel Wärme und Feuchtigkeit. Das trifft besonders auf Körnermais zu.

Raps

Fast jeder hat bestimmt schon einmal im Sommer das eine oder andere gelb blühende Rapsfeld gesehen. Die Pflanze gehört zu den Kreuzblütengewächsen. Sie wird in der Hauptsache zur Ölgewinnung angebaut und stellt eine der wichtigsten mitteleuropäischen Kulturpflanzen dar. Der Raps stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dort wurde die Pflanze nachweislich bereits seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. angebaut. Das Öl der Samenkörner wurde hauptsächlich als Lampenöl verwendet.

Im deutschsprachigen Raum ist Raps seit dem Mittelalter bekannt. Bis in die Neuzeit wurde Rapsöl nur für technische Zwecke verwendet, weil es Bitterstoffe enthielt. Erst in den siebziger Jahren gelang es, neue Rapssorten zu züchten, deren Samen frei von Bitter- und Giftstoffen sind. Seitdem wird Rapsöl als wertvolles Speiseöl aus einheimischen nachwachsenden Rohstoffen geschätzt. In den letzten Jahren findet es jedoch zunehmend einen neuen Verwendungszweck. Aktuell wird ca. Dreiviertel des in Deutschland produzierten Rapsöls zur Erzeugung von Biokraftstoff oder für industrielle Zwecke verwendet.

Kartoffeln

Wird allein die Menge betrachtet, spielen Kartoffeln keine große Rolle. Auf knapp 300.000 Hektar werden jährlich um die 10,5 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Der Durchschnittsertrag liegt bei etwas mehr als 42 Tonnen pro Hektar. Hauptanbaugebiete sind Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die Anbaufläche geht kontinuierlich zurück. Das konnte aber zumindest teilweise durch höhere Erträge ausgeglichen werden.

Der größte Teil der angebauten Kartoffeln sind Speisekartoffeln. Industriekartoffeln spielen kaum noch eine Rolle. Die Kartoffel gilt noch immer als Grundnahrungsmittel, obwohl ihr Verbrauch seit Jahren kontinuierlich zurückgeht. Im Jahr 1950 aß jeder Deutsche im Schnitt 200 kg Kartoffeln pro Jahr, im Jahr 2000 noch 70 kg und 2019 nur noch 57 kg. Das liegt an veränderten Ernährungsgewohnheiten sowie an der wachsenden Zahl von Einwohnern mit ausländischem Hintergrund, die andere Grundnahrungsmittel als Kartoffeln bevorzugen.

Kann sich Mitteleuropa selbst versorgen?

Die Frage lässt sich nur eindeutig in Bezug auf Deutschland beantworten, weil Mitteleuropa eine geografische Region ist, in der mehrere Länder mit verschiedenen Bedingungen liegen. Bei den wichtigsten Feldfrüchten Weizen, Gerste, Zuckerrüben und Kartoffeln ist Deutschland Selbstversorger. In normalen Jahren wird sogar ein Teil der Ernte exportiert. Selbst in schlechten Jahren bleibt genug übrig, um die eigene Bevölkerung zu versorgen.

Anders sieht es bei Obst und Gemüse aus. Bei diesen Produkten reicht die Ernte aus eigenem Anbau nicht aus. Das Angebot muss durch Importe ergänzt werden.

Auswirkungen des ökologischen Ackerbau

Das Infoportal Ökolandbau untersuchte, welche Folgen es hätte, wenn 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Bio-Qualität angebaut werden würden. In normalen Jahren wäre Deutschland bei den 4 wichtigsten Kulturen gerade noch Selbstversorger, könnte aber nichts mehr exportieren. Käme es zu Ernteausfällen infolge von Dürre oder großflächigen Überschwemmungen, müssten Grundnahrungsmittel importiert werden.

Nur bei Kartoffeln würde selbst dann die heimische Menge ausreichen. Am günstigsten wäre wahrscheinlich eine Mischung aus ökologischen und konventionellen Landbau in Verbindung zu einer Hinwendung zu gesunder Ernährung, der Vermeidung von Überproduktion und der Reduzierung der Verschwendung oder des Verderbens von Lebensmitteln.


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