Die 24 Rippen des Menschen: 10 Fragen und Antworten
Um im Körper empfindliche Organe wie das Herz und die Lungen vor groben Verletzungen zu schützen, besitzen Menschen ein Knochengebilde im Oberkörper, das auch als Brustkorb bezeichnet wird.
Der Brustkorb bildet sich wiederum aus 12 Rippenpaaren bzw. 24 Einzelrippen, wobei zwischen echten und unechten Rippen unterschieden wird. Lange nahm man an, dass sich der knöcherne Thorax – also der Rippenkorb – von Mann und Frau unterscheidet. Dieser Aberglaube geht auf die Bibel zurück (siehe unten).
Inhalt
- 1 Wie viele Rippen hat ein Mensch
- 2 Wie sind die Rippen aufgebaut: Anatomie und Bestandteile
- 3 Wie werden Rippen im Körper unterteilt
- 4 Warum sind die Rippen ein Schutzorgan
- 5 Warum sind Rippen ein Atmungshelfer
- 6 Was ist das dreizehnte Rippenpaar der Frau
- 7 Welche Bedeutung hat das dreizehnten Rippenpaar für die Evolutionsbiologie
- 8 Welche Besonderheit hat die 1. Rippe (Costae prima)
Wie viele Rippen hat ein Mensch
Als Rippe, lateinisch auch Costa benannt, wird ein Rumpfknochen bezeichnet, von dem jedes Lebewesen, das auch über Wirbelknochen verfügt, eine bestimmte Menge besitzt. Bei Menschen sind es in der Regel 24 Rippen, die sich jeweils paarweise von einem Wirbel aus erstrecken. Man spricht auch von zwölf Rippenpaaren.
Wie sind die Rippen aufgebaut: Anatomie und Bestandteile
Eine Rippe besitzt immer ein sogenanntes Rippenköpfchen (Caput costae), das ein Verbindungsstück zu den Brustwirbeln darstellt.
Rippenköpfchen und Wirbel bilden zusammen ein Gelenk, das eine leichte Bewegung der Rippenbögen zulässt. Außer dem ersten, dem elften und dem zwölften Rippenpaar sind die anderen Paare jeweils mit einer zweigeteilten Gelenkfläche mit den Wirbeln verbunden.
Das Rippenköpfchen geht in den Rippenhals (Collum costae) über, der sich dann zum Rippenkörper (Corpus costae) erweitert. Der Rippenkörper hat von den ganzen Abschnitten des Knochens die größte Krümmung.
Außerdem findet sich im Rippenkörper eine Knochenfurche, in der Nerven und Blutgefäße eingelassen sind. Dadurch wird die Rippen unter anderem mit Nährstoffen versorgt und kann gleichzeitig Signale ans Nervensystem senden.
Bei allen echten Rippen (1 bis 7) findet sich an dem zur Brust gebogenen Ende eine leicht elastische Struktur, die auch als Rippenknorpel (Cartilago costalis) bezeichnet wird. Der Knorpel dient als Verbindungsstück der Rippenbögen zum Brustbein (Sternum).
Wie werden Rippen im Körper unterteilt
Der Rippenkorb lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. Die Rippen, die direkt über den Rippenknorpel mit dem Sternum verwachsen sind, werden auch sternale Rippen genannt. Man bezeichnet sie in der Anatomie auch als Costae verae, was übersetzt so viel wie “echte Rippen” bedeutet. Im normal ausgebildeten Brustkorb gehören die Rippenpaare 1 bis 7 zu diesen echten Rippen.
Die Rippenpaare 8 bis 10 sind dagegen nur indirekt mit dem Brustbein verbunden. Vom Brustbein aus gehen zur linken und zur rechten Körperseite zwei knorpelige Fortsätze ab. So ein Fortsatz wird als Rippenbogen (Arcus costalis) bezeichnet und dient als Überbrückung zwischen dem kurzen Brustbein und den tiefer gelegenen Rippenpaaren.
Die Rippenpaare 8 bis 10 werden darum auch als asternale Rippenpaare bezeichnet, weil sie nicht direkt zum Sternum gehören.
Die Rippenpaare 11 und 12 haben normalerweise keine Verbindung zwischen ihren Rippenkörpern, dem Brustbein oder den Rippenbögen. Sie sind kürzer als die übrigen Rippen und ragen frei in den Bauchraum hinein. Man bezeichnet sie auch als Costae fluctuantes, also als freie oder fliehende Rippen. Im englischen Sprachraum werden diese beiden Rippenpaare auch als Floating Ribs (fließende Rippen) bezeichnet. Und im deutschen Sprachraum ist der Begriff „Fleischrippe“ ebenfalls gebräuchlich.
Trotzdem weisen auch die 11. und 12. Rippenpaare an ihren Endstücken Rippenknorpel auf, was darauf hindeutet, dass sie zu einem früheren Zeitpunkt in der menschlichen Evolution eine Verbindung zum restlichen Rippenkorb gehabt haben könnten.
Weil die Rippenpaare 8 bis 12 keine echte Verbindung mit dem Brustbein haben, werden sie auch als falsche Rippen bezeichnet, was in der Anatomie als Costae spuriae bekannt ist.
Warum sind die Rippen ein Schutzorgan
Rippen haben als Gesamtkonstrukt eine sehr offensichtliche Funktion. Sie sollen zusammen mit dem Brustbein als Rippenkorb zwei der wichtigsten Organe – das Herz und die Lungen – vor Schäden beschützen. Aus diesem Grund gehören die Rippen auch zu den stärksten Knochen im menschlichen Körper.
Trotzdem kommt es, gerade bei Stürzen, Zusammenstößen oder anderen Unfällen im Brustbereich, häufig zu sogenannten Rippenfrakturen, bei denen sich Betroffene eine oder mehrere Rippen brechen. Obwohl man sich bei solchen Verletzungen schonen muss, sind Rippenbrüche weitaus weniger kompliziert als andere Knochenfrakturen.
Das lässt sich auf die Anordnung der Rippenpaare im Brustkorb, ihre Bogenformen und die Verbindungen sowohl zur Wirbelsäule als auch zum Brustbein erklären. Bricht eine Rippe an, ist die Wahrscheinlichkeit einer Verschiebung der angebrochenen Knochenteile deutlich geringer als beispielsweise im Arm oder im Bein. Aus diesem Grund müssen die meisten Rippenbrüche auch nicht gegipst werden, sondern können allein durch eine straffe Bandagierung ruhig genug gehalten werden, damit die gebrochenen Rippen wieder zusammenwachsen.
Warum sind Rippen ein Atmungshelfer
Neben dem Schutz der Organe sind die Rippen für eine andere wichtige Körperfunktion mitverantwortlich. Sie ermöglichen es den Menschen, zu atmen. Um zu verstehen, wie die Rippen mit der Atmung des Menschen zusammenhängen, muss man sich zuerst anschauen, wie die Atmung generell funktioniert. Es gibt zwei unterschiedliche Atmungsformen: die Brustatmung und die Bauchatmung.
Welche Aufgaben erfüllen die Rippen bei der Brustatmung
Bei der Brustatmung verkürzt sich zunächst die Zwischenrippenmuskulatur. Das bewirkt, dass sich die Rippen leicht anheben und gleichzeitig auch kaum spürbar nach außen drehen. Durch diese Bewegung wird der Brustraum vergrößert. Es entsteht ein Unterdruck im Brustkorb, der dafür sorgt, dass Luft in die Lungenflügel strömt. Man atmet ein.
Wenn die Zwischenrippenmuskulatur sich wieder entspannt, senken sich die Rippen wieder ab und drehen sich in ihre Ursprungsposition zurück. Der Bauchraum verkleinert sich und drückt die Luft aus den Lungen wieder heraus.
Welche Funktionen erfüllen die Rippen bei der Bauchatmung
Die Bauchatmung wird auch als Zwerchfellatmung bezeichnet. Bei dieser Atmung bewegt sich das sogenannte Zwerchfell, welches sich vom Brustbein aus über die unteren sechs Rippen und die Lendenwirbel ausspannt.
Das Zwerchfell ist eine große Platte aus Sehnen und Muskeln. Für die Bauchatmung zieht sich diese Platte zusammen, wodurch die Lungen sich ausdehnen können und Luft einsaugen. Entspannt sich das Zwerchfell wieder, verringert sich aus das Lungenvolumen und Luft wird ausgestoßen.
Während Menschen im Ruhezustand eher die Bauchatmung nutzen, ist die Brustatmung gerade in Situationen von Stress und Anstrengungen notwendig, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Aber sowohl bei der Bauchatmung als auch bei der Brustatmung sind die Rippen notwendig.
Bei der Bauchatmung sind sie eher passiv notwendig, weil sie mit dem Zwerchfell verwachsen sind und ihm so die Kontraktionsbewegungen ermöglichen. Bei der Brustatmung werden die Rippen dagegen bewegt und ermöglichen ein Einatmen und Ausatmen.
Was ist das dreizehnte Rippenpaar der Frau
Im Mittelalter hielt sich der hartnäckige Glaube, dass die Anzahl zwischen Männern und Frauen sich unterscheiden würde. Christliche Geistliche verbreiteten die Meinung, dass Männer elf vollständige Rippenpaare hätten und beim zwölften Rippenpaar eine Rippe links oder rechts fehlen würde. Frauen würden dagegen prinzipiell dreizehn Rippen besitzen. Die Geistlichen beriefen sich für den Beweis ihrer Behauptungen auf die Entstehungsgeschichte in der Bibel.
Laut der Bibel wurde Eva, die erste Frau, aus einer Rippe vom ersten Menschen Adam geschaffen. Entsprechend sei es nur logisch, dass Männern eine Rippe fehlen müsste und Frauen dafür eine Rippe oder sogar ein ganzes Rippenpaar mehr haben müssten.
Mit dem Fortschritt der Wissenschaften und besonders der anatomischen Untersuchungen menschlicher Körper konnte dieser Irrglauben allerdings ausgeräumt werden. Beim Aufschneiden der Brusträume von Leichen beider Geschlechter konnten Mediziner belegen, dass die Anzahl der Rippenpaare sowohl bei Männern als auch bei Frauen in der Regel gleich ist.
Allerdings das dreizehnte Rippenpaar kein vollkommener Mythos. Tatsächlich gibt es vereinzelte Menschen, die mehr als zwölf Rippenpaare haben. Dieses dreizehnte Paar findet sich bei rund acht Prozent aller Menschen und ist mit dem ersten Lendenwirbel verbunden.
Noch seltener ist ein dreizehntes Rippenpaar, das sich am letzten Halswirbel mancher Menschen bildet. Weniger als ein Prozent aller Menschen hat dieses Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten. Sowohl die zusätzlichen Halswirbelrippen als auch die Lendenwirbelrippen haben keine Funktion im Körper. Sie sind streng genommen überflüssige Fehlbildungen.
Während das dreizehnte Rippenpaar im Lendenwirbelbereich aber vergleichsweise unproblematisch ist, können die Rippen am Halswirbel unter anderem zu Einschränkungen in der Beweglichkeit und zu einer Verschlechterung der Durchblutung des Kopfes und des Halses führen.
Welche Bedeutung hat das dreizehnten Rippenpaar für die Evolutionsbiologie
Das Auftreten eines dreizehnten Rippenpaares ist für Evolutionsforscher durchaus interessant, weil es Rückschlüsse über die Artverwandtschaft zu anderen Lebewesen ermöglicht. Unter anderem haben viele Affenarten einen Rippenkorb, der dreizehn Rippenpaare aufweist.
Die zusätzlichen Rippen befinden sich an den oberen Lendenwirbeln, wobei sich Wissenschaftler nicht ganz einig sind, ob sie eine Schutzfunktion haben oder lediglich eine Erweiterung des Brustraums zum Atmen ermöglichen sollen.
Das Auftauchen dieser für Menschen überflüssigen Rippen untermauert aber die gängige Evolutionstheorie, dass Menschen mit Affen verwandt sind.
Es gibt allerdings auch einige Landtiere, bei denen eine Ausbildung der Halsrippen nachgewiesen konnte. Zum Beispiel besitzen Schlangen Rippen, die an den unteren Halswirbeln ansetzen. Das ist auch dadurch zu erklären, dass der Brustraum von Schlangen keine spezielle Ausformung wie bei Affen oder Menschen besitzt.
Es gibt aber auch einige Krokodil– und Eidechsenarten, bei denen sich im Verlauf des Lebens Halswirbel ausbilden.
Evolutionsbiologen gehen davon aus, dass ursprünglich alle Landwirbeltiere rippenartige Fortsätze besessen haben. Im Verlauf der evolutionären Weiterentwicklung haben viele Tiere diese Rippen allerdings verloren und dafür ausgeprägtere Rippenbögen im Brustraum entwickelt.
Welche Besonderheit hat die 1. Rippe (Costae prima)
Nicht alle Rippen sind gleich zueinander. Die Rippen des ersten Paares, die auch Costae prima genannt werden, sind nicht nur die kürzesten Rippen im Brustkorb. Sie sind außerdem die einzigen Rippen, die sich bei einer äußerlichen Untersuchung, dem sogenannten Palpieren, nicht ertasten lassen. Der erste Rippenbogen wird nämlich vom Schlüsselbein verdeckt.
Darüber hinaus finden sich in den Rippen des ersten Bogens jeweils zwei Einkerbungen. Es handelt sich dabei um den Sulcus arteriae subclavia, in dem die Schlüsselbeinarterie verläuft.
Die Arterie ist für die Versorgung der Schulter, des Oberarms und des Ellenbogens wichtig. In einer anderen Rille, der Sulcus vena subclavia verläuft entsprechend die Schlüsselbeinvene, die das kohlenstoffreiche Blut von der Schulter, dem Oberarm und dem Ellenbogen wieder zurück zum Herzen transportiert.
Hätte die Costae prima keine Einkerbungen für die Blutgefäße, bestünde bei jeder Bewegung der Schultern die Gefahr, dass die Vene oder die Arterie eingeklemmt werden und es zu Störungen der Durchblutung im Oberkörper kommt.