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Varusschlacht: 10 Fragen & Antworten zur Schlacht, Ursachen & Verlauf


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Die Varusschlacht bzw. auch Hermannsschlacht, Varusniederlage, Varuskatastrophe, Hermannssieg oder Schlacht im Teutoburger Wald bezeichnet – war ein militärischer Zusammenstoß zwischen Römern und Germanen im Jahr 9 n.Chr., welchen die germanischen Volkstämme gewannen. Angeführt wurden die römischen Legionen von Publius Quinctilius Varus, welcher zu einem Namensgeber der Schlacht wurde. Die Germanen wurden von Arminius angeführt, einem Germanenfürst vom Stamm der Cherusker – welcher selbst als Geißel im Römischen Reich aufwuchs und auch als Hermann der Cherusker in der historischen Darstellung bezeichnet wird.

Was war die Varusschlacht bzw. Hermannsschlacht

Die Varusschlacht war nur eine von vielen Schlachten, welche zwischen den Römern und Germanen während den Augusteischen Germanenkriegen (12. v.Chr. bis 16 n.Chr. ) ausgetragen wurden. Die Ursachen der Germanenkriege wurden mit der Eroberung Galliens durch Julius Caesar gesetzt. Von diesem Zeitpunkt an expandierte das Römische Reich nach Osten ins Germanenreich (Germania) hinein.

Die Drususfeldzüge ab 12 v.Chr. bis 9/8 v.Chr. werden als historischer Beginn der Germanenkriege verstanden, in denen die Römer weite Gebiete Germaniens erobern konnten. Ein erstes Aufbäumen gegen die römische Besatzung gab es im Jahr 1 n.Chr., welches von römischen Historikern als Immensum bellum (gewaltiger Krieg) bezeichnet wurde. Doch der Germanenaufstand wurde durch den Heerführer Tiberius im Jahr 5 n.Chr. niedergeschlagen.

Erst durch die Ereignisse der Varusschlacht (9 n.Chr.) kam es zum tatsächlichen Wendepunkt des Krieges, da mehrere Legionen der römischen Gesamtarmeen im Schlachtgetümmel vernichtet wurden. Die Germanicus-Feldzüge zwischen 14 und 16 n.Chr., welche darauf abzielten – die Schmach der Varusschlacht vergessen zu machen und verlorene Gebiete aus Germanien wieder zurückzuerobern, gelten als Ende der Augusteischen Germanenkriege.

Die Varusschlacht ist geprägt von zwei Namen. Auf der Seite Roms steht der eingesetzte Staathalter von Germanien, namens Publius Quinctilius Varus. Dieser wurde von Arminius bzw. Hermann dem Cherusker besiegt. Arminius, ursprünglich ein Germane aus dem Stamm der Cherusker, wuchs bei den Römern auf, wurde zum Vertrauten des Varus und überzeugte das römische Militär davon, dass ein drohender Germanenaufstand niedergeschlagen werden muss. Den Ort des Aufstandes wählte er selbst. Der Weg dorthin war ideal für germanische Hinterhalte geeignet, wodurch die militärische Übermacht Roms bedeutungslos wurde.

Arminius vereinte unterdessen die germanischen Stämme und veranlasste, dass die Germanen die Römer immer wieder angreifen. So wurden in mehreren Angriffswellen die römischen Streitkräfte geschlagen. Circa ein Achtel des Gesamtheeres Roms wurde vernichtet, wodurch die Unterwerfung Germania aussichtslos wurde.

Der Held der Schlacht, namens Arminius bzw. Hermann, wurde zum Symbol einer kulturellen Identität, da er vermochte, das übermächtige Rom zu schlagen und die germanischen Stämme als eine Nation zu vereinen. Aus dieser Symbolkraft entstand später ein Gründungsmythos für das Reich der Deutschen. Das Hermannsdenkmal in Detmold im Teutoburger Wald erinnert heute noch daran.

Was sind Hintergründe, Ursachen und Motive zur Varusschlacht

Das Römische Reich war zwischen 509 v. Chr. und 27 v.Chr. eine Republik gewesen, welche durch einen Senat regiert wurde. Innerhalb dieser Staatsform wurde das Volk durch Bessergestellte (Aristokraten) regiert, welche demokratische Prozesse in gewissen Maßen zuließen.

Der Staatsmann Gaius Iulius Caesar wurde im Jahr 59 v.Chr. zum Konsul, dem höchsten politischen Amt in der Römischen Republik, gewählt. Durch innere Konflikte überführte Caesar die Republik in eine Diktatur, welche durch seinen Großneffen Augustus fortgesetzt wurde. Ab 27 v.Chr. bis zur Spätantike im 8. Jahrhundert wurde Rom fortan von Kaisern regiert. Als erster Kaiser Roms wird Augustus genannt, welcher bis 14 n.Chr. das Reich als Alleinherrscher regierte.

Augustus Herrschaft ist geprägt durch zahlreiche Expansionskriege und der Unterwerfung anderer Völker, welche aber zu einer 200 Jahre andauernden Phase des inneren Friedens (Pax Augusta) führten. Sein Vorgänger Julius Caesar hatte zwischen 58 v.Chr. und 51 v.Chr. bereits Gallien erobert. Die Provinz Gallien, welche sich auf dem Staatsgebiet des heutigen Frankreichs befand, war Nachbargebiet von Germanien.

Doch die Germanen waren kein Volk, welches Grenzen kannte bzw. sich durch eine Verfassung davon abhielten ließ, Landesgrenzen nicht zu verletzen. Stattdessen waren die Germanen ein Sammelbegriff für verschiedene Stämme, welche östlich von Gallien am Rhein siedelten, verschiedene Anführer hatten, sich nicht als Einheit oder Nation betrachteten und welche, laut römischen Verständnisses für eine geordnete Zivilisation, lediglich Barbaren bzw. Unkultivierte waren.

Die Eroberungszüge in Gallien begangen ab 125 v.Chr. Bereits 113 v.Chr. fielen die Teutonen und Kimbern, zwei Germanenstämme aus dem Jütland, ins heutige Südfrankreich und Oberitalien ein und erschwerten das römische Provinzialisieren. Die Volksstämme konnten zwei römische Heere an der Rhône schlagen, was zu einer Panik im römischen Senat führte. Erst 102 v.Chr. wurden die Teutonen und 101 v.Chr. die Kimbern besiegt, wodurch man sich wieder vollständisch der gallischen Unterwerfung widmen konnte.

Zwischen 58 v.Chr. und 53. v.Chr. fielen die Sueben, Usipeter und die Tenkterer ins gallische Gebiet ein. Julius Caesar drängte die drei Volksstämme ins östliche Rheingebiet zurück, wo die Überlebende sich in den Wäldern zurückzogen. Die Ubier, ebenfalls ein Volksstamm der Germanen – welcher aber laut Caesar als zivilisiert galt, wurde mit der Grenzsicherung betraut. Dafür bekam dieser Germanenstamm neue Siedlungsgebiete am Main und Lahn zugesichert.

Nachdem Gallien (51 v.Chr.) vollständig erobert wurde, dehnte Rom das Gebiet im Osten aus, erreichte den Rhein als natürliche Grenze und befand sich nun inmitten des Siedlungsgebiets der germanischen Volkstämme. Die sogenannten Drusus-Feldzüge, welche ab 12. v.Chr. einsetzten und bis 9 v.Chr. andauerten, sollten das germanische Gebiet westlich des Rheins erobern. Drusus, nach dem die Militäroperationen benannt sind, war Stiefsohn von Kaiser Augustus und begann mit Eroberungen im Lippegebiet und an der Nordseeküste. Kurzzeitig schaffte Drusus die rechts vom Rhein gelegenen Gebiete zu erobern und gegen germanische Einfälle zu sichern.

In der Forschung nahm man lange an, dass die Gebietseroberungen lediglich einer Expansionspolitik Roms oder der Verteidigung vor dem Einfall der Germanen dienten. Moderne Forschungen ergaben allerdings auch das Bild, dass Germania ein Prestigeobjekt gewesen sein könnte. Denn Kaiser Augustus, welcher das Erbe seines ermordeten Großonkels Julius Caesars antrat, sah sich von Feinden umgeben, welche seine Legitimation als Diktator anzweifelten und stattdessen zur Republik als Staatsform zurückkehrten wollten.

Durch die Eroberung und die vollständige Unterwerfung der Germanen, welche durch die wiederkehrenden Einfälle ein Dorn im Auge der Römer waren, hätte Augustus seine innere Macht bzw. seinen Status sichern können. Der Historiker Peter Kehne benennt diese Prestigeabsicht als „materies gloriae“, was übersetzt bedeutet: Material der Herrlichkeit bzw. Material der Herrschaftsbegründung.

Was geschah als Vorgeschichte zur Varusschlacht

Die Römer errichteten zunächst am Rhein und dessen Nebenflüssen Ems, Lippe und Lahn verschiedene Feldlager. Von dort aus unternahmen sie einige Versuche, bestimmte Volksstämme oder einige Mitglieder als Verbündete zu gewinnen. Denn die Germanen waren sich zu diesem Zeitpunkt größtenteils uneins und befanden sich auch untereinander in ewig andauernden Konflikten.

Teile und Herrsche als römische Strategie der Unterwerfung

Eine Strategie der römischen Expansion war immer gewesen, bei den Volksgruppen widersprüchliche Interessen auszumachen, die eine Seite zu befriedigen und diese dadurch für die eigenen Interessen zu gewinnen. Man teilt demnach den Feind in zwei Lager, macht einen Teil zu Verbündeten und schafft so eine Unordnung innerhalb der Feindesgruppe. Diese Strategie wendet das heutige Militär immer noch an, indem bestimmte Milizen zu Widerstandskämpfern und andere zu Terrorristen erklärt werden. Für diese Form der Eroberungsstrategie existiert ein Ausdruck im Lateinischen: „Divide et impera“, was übersetzt bedeutet: Teile und Herrsche.

Die Ubier, ein westgermanisches Volk, waren bereits seit Caesar in die römische Strategie eingebunden und wurden mit der Grenzsicherung östlich des Rheins vertraut. Mit der Unterstützung dieser Germanen ging man nun gegen die Nachbarn vor. Tiberius, der damalige Schwiegersohn des Augustus, konnte am 1. Januar 7 v. Chr. bereits erste Erfolge bei der Eroberung feiern. Doch die Ehe des Tiberius mit Julia, Tochter des Augustus, war zerrüttet und aufgrund einiger Differenzen begab sich Tiberius freiwillig ins Exil nach Rhodos.

Am 26. Juni 4 n. Chr. wurde Tiberius – unabhängig von seinem Ehestatus – zum Adoptivsohn des Augustus erklärt, wodurch er in das Geschlecht der Julier aufgenommen wurde, was zur Folge haben wird, dass der Kaisertitel ab 14 n.Chr. auf ihn übergehen sollte. Durch die neueren Umstände beendete Tiberius seinen selbst auferlegten Exilaufenthalt, kehrte nach Rom und schließlich als Heerführer nach Germanien zurück.

Zwischen den Jahren 6. v.Chr. und 1. n. Chr. führte der Statthalter der römischen Balkanprovinz Illyrien, namens Lucius Domitius Ahenobarbus, ebenfalls diverse Militärfeldzüge nach Germanien an und überquerte im Jahr 3. v.Chr. die Elbe. Und so konnten sich die Römer, trotz Abwesenheit des Tiberius, weitläufige Gebiete sichern.

Unter Domitius Ahenobarbus wurden die Hermunduren, ein Stamm der Elbgermanen, zu römerfreundlichen Stämmen erklärt. Diese halfen dabei, das Gebiet vor ihren Nachbarn zu schützen und Sumpfwege zwischen Rhein und Ems anzulegen, welche als pontes longi (lange Brücken) bezeichnet wurden.

Immensum bellum als erster großflächiger Widerstand gegen die Römische Besatzungspolitik

Eine vollständige Befriedung oder Unterwerfung gelang Domitius Ahenobarbus allerdings nicht. Denn im Jahr 1 n.Chr. kam es zu einem Germanenaufstand östlich des Rheins, welchen der römische Geschichtsschreiber Velleius Paterculus (19 v.Chr. – 30 n.Chr.) als Immensum bellum (lateinisch: gewaltiger Krieg) bezeichnet. In diesem Jahr endete die Statthalterschaft des Ahenobarbus und Marcus Vinicius wurde zum neuen Heerführer über Germanien.

Gründe für den Immensum bellum sind vermutlich der Statthalterwechsel und das damit verbundene Machtvakuum. Allerdings ließ bereits Ahenobarbus zu, dass die Cherusker-Germanen aus ihrem Stammesgebiet vertrieben wurden. Diese galten bis dahin als Verbündete Roms, standen im Austausch und Handel mit dem Imperium und genossen vertraglich zugesicherte Rechte.

Während des Immensum bellum rebellierten erstmals verschiedene Germanenstämme zeitgleich, bewaffneten sich gegen die römischen Besatzer und bekämpften diese. Der Stamm der Cherusker, welcher bereits im Jahr 8/7 v.Chr. durch Tiberius unterworfen wurde und seitdem als römerfreundlicher Stamm galt, wurde nun wieder zum Feind Roms.

Erst durch die Rückkehr Tiberius im Jahr 4 n.Chr. ins germanische Reich konnte der Immensum bellum beigelegt werden. Und bis zum Jahr 5 n.Chr. schaffte es der Heerführer alle germanischen Stämme wieder zu unterwerfen und die alte Ordnung am östlichen Rheinufer, wieder herzustellen.

Das Germanische Königreich in Böhmen als erstes Organisationsprinzip nach römischen Vorbild

Einen weiteren Konflikt bot sich in Böhmen, welches als Gebiet vertriebener Markomannen galt. Der Anführer der Markomannen-Germanen war Marbod (30 v.Chr- – 37 n.Chr.). Dieser ursprüngliche Germane wuchs in Rom auf, erhielt dort Bürgerrechte und eine militärische Ausbildung.

Durch die Drusus-Feldzüge wurden die Markomannen im Jahr 10 v.Chr. vernichtend besiegt. Doch Rom sah vor, die letzten Überlebenden des Stammes zu kultivieren und setzte Marbod als Herrscher für diese Aufgabe ein. Der neue Herrscher zog, ohne die Zustimmung Roms, mit seinem Volk nach Böhmen und bewahrte diese so vor einer kompletten politischen Unterwerfung.

Die Auswanderung sorgte zudem für ein Aufblühen einer neuen Stammesidentität. In Böhmen schaffte es der römisch ausgebildete Staatsmann verschiedene Vertriebene aus den Reihen der Langobarden, der Hermunduren, der Semnonen und der Lugier zu einer Gemeinschaft zu vereinen. Das Einflussgebiet Marbods wuchs und ragte von der Donau im Süden bis zur Ostsee im Norden. Die Ost-Westausdehnung reichte von der Weichsel bis zur Elbe. Vertriebene Elbgermanen strömten ins Marbodreich ein und wurden Teil des Königreichs.

So entstand ein großer Machtblock inmitten des germanischen Reiches, dessen Anführer im Staatsaufbau und Kriegstaktik durch die Römer geschult wurde. Kaiser Augustus bestand darauf, dass dieser Machtblock durch Tiberius unterwerfen werde müsse, da sich Marbod zunehmend als Schutzheer von Germanien verstand bzw. sich auch so bezeichnete und somit die Gefahr bestand, einen souveränen Staat in der römischen Provinz aufzubauen.

Im Jahr 6 n.Chr. marschierte Tiberius mit 7 Legionen von Osten aus nach Böhmen. Zeitgleich sollte Gaius Sentius Saturninus vom Westen aus angreifen. Insgesamt mobilisierte das römische Heer eine Streitmacht von 70.000 Mann. Doch zu entscheidenden Kämpfen kam es nicht, da auf dem Balkan bzw. der römischen Provinz Illyrien ein Aufstand ausbrach.

Mit Beginn des Pannonische Aufstand zog Tiberius seine Armee aus dem Marbodreich ab und stationierte diese im Süden auf der Balkanhalbinsel. Als Tiberius später zurückkam, war die Varusschlacht bereits verloren, Germania für Rom eine unbeherrschbare Region geworden und so blieb den Römern nur die Möglichkeit, einen Friedensvertrag mit Marbod zu schließen und dessen Königswürde als Status quo anzuerkennen.

Der Pannonische Aufstand sollte die Streitmacht Roms aufteilen

Der Pannonische Aufstand begann im 6 n. Chr. in der römischen Provinz Illyrien und betraf die Regionen Pannonia und Dalmatia. Diese Gebiete sind heute Teile von Serbien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Albanien, Ungarn, Österreich, Kosovo und Albanien. Der Aufstand betraf demnach ein sehr großes Gebiet und hätte die Existenz des Römischen Reiches stark gefährdet. Deshalb ließ Kaiser Augustus die Streitkräfte des Tiberius aus Germania abziehen und in Illyricum, auf der Balkanhalbinsel, stationieren.

Der Aufstand ging von den Volkstämmen der Breuker und Desidaten aus, welche sich der römischen Fremdherrschaft ebenfalls nicht unterwerfen wollten und gegen die Steuerpolitik Roms aufbegehrten. Aufgrund der fehlenden Truppenstärke in Germanien wurde das Gebiet zwischen Elbe und Weser zur neutralen Zone. Somit hatte Rom seine Wesergrenze verloren und Marbod sein Reich an der Elbe etabliert.

Varus als neuer Statthalter in Germanien

Durch den Abzug Tiberius nach Illyrien war das römische Heer geschwächt worden. Der damalige Feldherr Publius Quinctilius Varus (47 v.Chr. – 9 n.Chr.) wurde ab 7 n.Chr. zum Statthalter über Germanien. Drei Jahre lang hielt er Tiberius den Rücken frei, so dass dieser sich einzig um die Aufständischen auf dem Balkan kümmern konnte.

Die römische Umerziehung bestand darin, dass man in Germanien einen Kulturwechsel vollzog, welchen die Volksstämme nicht sonderlich bemerkten. Die Römer errichteten Städte in den eroberten Gebieten, etablierten ein Rechtswesen und betrieben Handel. Schnell blühten diese Gegenden auf und die Germanen lernten behutsam die neue Lebensweise kennen und schätzen. Nachdem die Verwaltung etabliert war, Gebiete vollständig befriedet waren, wurden Steuern erhoben, welche die neue Bevölkerung bereitwillig bezahlte. Durch Handel, Kulturaustausch und dem Bedürfnis nach Sicherheit sollte so mittel- bis langfristig eine Abhängigkeit von Rom entstehen.

Zum Antritt der Statthalterschaft Varus galt das Gebiet am Rhein als befriedet und bereits in den Status einer Provinz überführt worden. Nun sollte die Verwaltung und Steuererhebung umgesetzt werden, was wohlmöglich die Aufgabe des Varus gewesen sein musste. Diese Provinzialisierung ist ebenfalls ein langfristiger Prozess, welcher behutsam angegangen wird, da die Bevölkerung nicht unterjocht, sondern umerzogen werden soll.

Es ist anzunehmen, dass Varus diesen Prozess zu schnell und zu energetisch umgesetzt hat, so dass er sich den Unmut der germanischen Bevölkerung unterzog – wodurch Rebellion und Aufmüpfigkeit entstanden. Für diese Vorgehensweise war Varus auch in anderen Provinzen bekannt, in der als Statthalter eingesetzt wurde. Denn bevor Varus zum Statthalter in Germania wurde, war er Statthalter in den Provinzen Syria und Africa.

In Syrien übte er zudem Kontrollfunktionen über die Provinz Judäa aus, welche von Herodes dem Großen kontrolliert wurde. Nach dessen Tod soll er den Finanzbeamten Sabinius nach Jerusalem geschickt haben, welcher dort das Vermögen des Königs von Judäa konfiszierte, den Tempel plünderte und die Hallen des Tempelberges in Brand setzen ließ. Nachdem die Juden den Finanzbeamten belagerten, zog Varus mit zwei Legionen nach Jerusalem, metzelte den Aufstand innerhalb eines Tages nieder und ließ 2000 Juden ans Kreuz nageln.

Arminius, der Gegenspieler des Varus, soll den Römern immer wieder Hochmütigkeit, Habgier und Grausamkeit vorgeworfen haben. Höchstwahrscheinlich meinte er aber vornehmlich den Statthalter, welcher alle diese Eigenschaften verkörperte.

Im Sommer des Jahres 9 n.Chr. zog Varus mit den drei Legionen XVII., XVIII., XIX. vom Rheinufer an die Weser, um wahrscheinlich mehr Präsenz im Reich zu zeigen. Die genauen Gründe sind unklar. Im Herbst sollten die Heere zurück nach Mogontiacum (Mainz). Arminius, welcher der Tischnachbar des Varus war, schlug stattdessen vor, bei der Rückkehr an den Rhein einen Umweg zu machen, um einen germanischen Aufstand niederzuschlagen.

Varus, welcher die Niederschlagung eines Aufstandes als Möglichkeit zur Erlangung von Ruhm und Ehre begriff – willigte ein. Andere Berater, wie der Cheruskerfürst Segestes – welcher römerfreundlich gesinnt war – warnte Varus davor, dass Arminius ein Verräter sei. Doch Varus vertraute seinem Tischgenossen und wollte dem Vorschlag des Arminius folgen. Und so zog Varus über ein Gebiet zurück, welches Arminius – im Vorfeld schon – als Kriegsschauplatz wählte, um das römische Heer vernichtend zu schlagen.

Hätte Varus die Rückkehr des Tiberius einfach nur abgewartet, hätte man sich mit vereinten Kräften gegen Marbod gestellt und wahrscheinlich das Elbtal in den nächsten Jahren erobert, die Wesergrenze zurückbekommen und Germania vollständig unterworfen. Doch Varus zog plötzlich die Streitkräfte der XVII., XVIII., XIX. Legion zusammen, verließ das sichere Rheinufer und begann entlang der Lippe nach Osten zur Weser zu marschieren. Der Rückweg sollte zur entscheidenden Niederlage für das Römische Reich werden.

Arminius Verschwörung gegen Rom

Arminius (17 v.Chr. bis 21 n.Chr.) wurde als Sohn des Cheruskers Segimer geboren, welcher wohlmöglich Fürst dieses Germanenstammes war. Die Cherusker wurden im Jahr 8 v.Chr. durch Tiberius unterworfen und waren seitdem römerfreundliche Germanen. Segimer ließ seine beiden Söhne Flavus und Arminius durch die Römer ausbilden. So erhielten beide eine Ausbildung im römischen Militärwesen, Recht und erwarben Führungskompetenzen.

Im Jahr 7/8 n.Chr. kehrte Arminius ins Stammesgebiet der Cherusker zurück und heiratete dort Thusnelda. Deren Vater Segester war ebenfalls ein Cheruskerfürst und Vertrauter des Varus. Dieser warnte den Römer vor einem möglichen Verrat durch den verhassten Schwiegersohn.

Als Varus im Jahr 9. n. Chr. an die Weser zog, betrat er Cheruskerland, weshalb sich Arminius dazu genötigt fühlte, einen Aufstand gegen Rom zu führen. Zusammen mit Vater Segimer begingen sie eine Verschwörung, indem sie heimlich ein Heer gegen die Römer mobilisierten. Dazu versammelten sie mehrere germanischen Volksstämme, wie die Marser, Chatten, Angrivarier und Brukterer.

Arminius und Segimer bewegten die einzelnen Volksstämme dazu, ein Bündnis einzugehen und das römische Heer gemeinsam zu attackieren. Außerdem unterrichtete Arminius die Anwesenden in Kriegstaktik der Römer, zeigte deren Schwachstellen auf und formte diese zu einem gemeinsamen Heer.

Laut dem Historiker Tacitus bestanden Arminius Motive im Vaterland, den Ahnen und der Freiheit. Andere Historiker vertreten die Meinung, dass nicht die römische Besatzungsmacht der Grund für den Hinterhalt war, sondern Varus individuelle Provinzialpolitik, welche sich durch Grausamkeit, Habgier und Hochmut gegenüber den Germanen charakterisieren lässt. Wiederum andere Historiker sehen in Arminius einen Machtstrategen, welcher selbst zum Anführer der Germanen werden wollte und deshalb die Chance ergriff, sich eines fehlgeleiteten Statthalters zu entledigen, bevor Tiberius als Ordnungsmacht zurückkehren könnte.

Welchen Verlauf nahm die Varusschlacht

Arminius führte, auf Varus Weisung hin, die 3 Legionen XVII., XVIII., XIX. an. Dadurch konnte er wohlmöglich Verbündete vor dem Heer erreichen und diese in die Kriegstaktik einweisen. Das Gebiet, durch welches die Legionen marschierten, war unbefestigt – so dass die Kolonnen hintereinander gehen mussten.

Alle drei Legionen zusammengenommen, umfasste das Heer circa 20.000 Soldaten, circa 5000 Reittiere und diverse andere Reisende, welche Gepäcke und Lebensmittel trugen. Das römische Heer war dafür bekannt, dass sie Lager errichteten, in denen Handel betrieben und eine Wirtschaft unterhalten wurde. Demnach reisten auch Zivilpersonen, Zimmerleute und Angehöriger der Soldaten umher.

Da das Gebiet unbefestigt war – die Menschen nicht in einer Front – sondern hintereinander laufen mussten – geht man davon aus, dass die Länge des gesamten Heeres circa 15 bis 20 km gewesen sein muss. Die Vorhut, welche Arminius stellte, konnte somit ungestört mit Verbündeten reden, ohne dass die hinteren Reihen etwas davon mitbekamen.

Die Germanen, welche sich in den Wäldern versteckten, konnten die kilometerlange Kolonne sehr gut von zwei Seiten immer wieder angreifen, da die Übermacht in diesem Gebiet keine Rolle spielte. Vermutlich griffen sie, in mehreren Wellen, die römischen Legionen an, trennten diese räumlich voneinander ab und verwickelten diese in Zweifrontenkämpfe von hinten und von vorn.

Die zahlenmäßige Überlegenheit der Legionen erschwerte zudem den Informationsfluss von den hinteren Reihen bis zur vordersten Front. So konnten die Germanen die hinteren Reihen attackieren, ohne dass die Informationen in die 20 km weit entfernte vorderste Front drangen. Und so dezimierten sie vermutlich die Legionen von hinten weg. Und zwar Stück für Stück.

Ein weiterer Grund für die Überlegenheit der Germanen war die Schlachtformation. Denn römischen Soldaten wurden in Stellungskämpfen ausgebildet, wodurch der Einzelne durch das Heer geschützt wird. Diese Schlachtformationen konnten sie in diesem Gelände nicht einnehmen. Und in normalen Zweikämpfen waren sie aufgrund von schwerem Rüstzeug eher benachteiligt.

Außerdem kannten die Germanen das Gelände, konnten von oben herab attackieren, wodurch deren Reichweite erhöht wurde. Sie konnten sich in die Wälder zurückziehen und neu formieren. Hinzu kamen schwere Regenfälle am ersten und am dritten Tag, welche den Kampf für die Römer – die mit schwerem Gepäck reisten – zunehmend erschwerte.

Am vierten Tag erkannte Varus die Aussichtslosigkeit und um der Gefangenschaft zu entkommen, tötete er sich selbst. Viele seiner Offiziere taten das Gleiche. Als dies unter den Römern bekannt wurde, ergaben sich auch die Restlichen und die Schlacht war beendet.

Arminius soll den Kopf des Varus abgetrennt haben und dieses zum Markomannenkönig Marbod geschickt haben als ein Zeichen für ein Bündnisangebot. Der Germanenkönig sandte die Trophäe allerdings umgehend weiter nach Rom, wo Kaiser Augustus diese im Augustusmausoleum bestatten ließ.

Was sind die Folgen und Auswirkungen der Varusschlacht

Die Varusniederlage hatte unmittelbare Folgen für die Germanen, Arminius selbst und für die Römer.

Welche Folgen hatte die Varusschlacht für die Germanen

Direkt nach der Varusniederlage folgte eine germanische Offensive nach Westen, wodurch sämtliche Gebiete wieder zurückerobert wurden. Neben den Brukterern, den Chatten, den Angrivariern, den Marsern – welche zusammen mit den Cheruskern an der Schlacht teilgenommen haben, schlossen sich nun weitere Germanenstämme, wie die Usipeter, die Chattuarier, die Tubanten, die Mattiaker und die Landern, der Armee um Arminius an. Die in Böhmen siedelnden Markomannen lehnten ein Bündnis ab, da König Marbod ein Friedensangebot mit Tiberius schloss, welches ihm seine Königswürde garantierte.

Bis zu seinem Thronantritt (14 n.Chr.) unternahm Tiberius verschiedene Bemühungen, das Land selbst zurückzuerobern und die Arminius-Koalition zu zerschlagen. Doch die Bemühungen blieben weitestgehend erfolglos. Nero Claudius Germanicus, welcher ab 13. n.Chr. den Oberbefehl über die Rheinlegionen erhielt, versuchte bis ins Jahr 16 n.Chr. die Gebiete wieder unter römische Kontrolle zu bringen. Als auch die Germanicus-Feldzüge scheiterten, untersagte Kaiser Tiberius die weitere Kriegsführung in Germanien.

Innerhalb der Germanen blieb allerdings die Rivalität erhalten. So gingen die Langobarden und Semnonen vom Einflussbereich der Markomannen zu den Cheruskern über. Zusammen führten sie einen Krieg gegen König Marbod, welcher sich als Schutzmacht für Germanien verstand. Dadurch wurde das Königreich Marbods im Jahr 17 n.Chr. zerstört. Nach dem Tod Arminius (21 n.Chr.) entstanden Fehden in der Oberschicht der Cherusker, wodurch die Chatten letztlich die Möglichkeit bekamen, den Nachbarn zu unterwerfen.

Unter Kaiser Domitian (51 – 96 n.Chr.) entflammte der Konflikt zwischen Römern und den Germanen neu. Und so begann vermutlich im Frühjahr 83 ein Krieg gegen die Chatten, welche als letzter germanischer Unruheherd am Rhein galten. Dabei wurde das Gebiet am Taunus, Lahn und Main wieder erobert. Nun begann Domitian damit einen Grenzwall, den Limes, zwischen Rhein und Donau aufzubauen. Außerdem wurde Germanien in die Provinzen Obergermanien (Germania superior) und Niedergermanien (Germania inferior) aufgeteilt.

Welche Folgen hatte die Varusschlacht für das Römische Reich

Die Varusniederlage bewirkte, dass sich römische Truppen hinter den Rhein zurückzogen. Die alte Grenze von 12 v.Chr. – also vor Beginn der Germanenkriege – wurde neu gezogen. Viele Handelsplätze und Legionslager, welche die Römer selbst aufgebaut hatten, zerstörten sie selbst in ihrer Rückzugsbewegung. Trotz der Grenzwache am Rhein hatte man Angst, dass die Germanen den Fluss überqueren und in Gallien für Unruhen sorgen könnten.

Bereits Julius Caesar hatte eine Leibwache, welche aus Germanen vom Volk der Bataver und Ubier bestand. Alle römischen Kaiser von Augustus bis Galba (3 v.Chr. bis 69 n.Chr.) hatten diese Leibwache, da sie in den römerfreundlichen Germanen eine höhere Loyalität vermuteten – als in römischen Wachen, welche von Königsmördern unterwandert werden könnte. Nach der Varusschlacht, bei der sich auch römerfreundliche Germanen auf die Seite der Cherusker stellten, hielt man kurzfristig die Leibwache ebenfalls für illoyal. Deshalb wurde die 500 bis 1000 Mann starke Wachmannschaft aus Rom verwiesen und auf eine Insel deportiert.

Aber die Varusschlacht bedeutete keineswegs das Ende der römischen Militärpräsenz. Zu Lebzeiten Augustus hat der Kaiser niemals seinen Anspruch auf Germania aufgegeben. Und so wurden die verloren gegangenen Varuslegionen sofort ersetzt und Tiberius wurde mit dem Kommando über Germanien wieder betraut. Dieser hielt sich am westlichen Rheinufer auf, um die natürliche Grenze zum Germanenreich zu schützen. In den geschichtlichen Quellen ist belegt, dass Tiberius mehrfach den Rhein überquerte und tief ins Landesinnere vordrang. Was er dort bis zum Jahr 11 tat, ist allerdings nicht belegt.

Ab dem Jahr 11/12 n.Chr. wurden erste rechtsrheinische Stützpunkte wieder aufgebaut. Die Ausstattung der Feldlager wurden auf nötigste reduziert, so dass das Marschgepäck möglichst wenig wog. Den selben Fehler wie Varus wollte Tiberius nicht machen. Die Befehle wurden schriftlich erteilt, so dass diese nachvollziehbar waren und mögliche Verräter in den eigenen Reihen entlarven konnten. Außerdem wurden alte Strafen wieder eingeführt und er bestand auf strenge Einhaltung von Disziplin. Rheinübertritte wurden bedacht vorgenommen und jedes Risiko wurde vorher abgewogen.

Als Germanicus im Jahr 12/13 n.Chr. die Kommandogewalt von Tiberius durch Augustus übertragen bekommen hatte, war der Mann 30 Jahre alt. Tiberius blieb bis zum Tode seines Adoptivvaters an dessen Seite und bestiegt den Kaiserthron im Jahr 14 n.Chr. Laut Augustus stand Germanicus fortan in der Pflicht, den Zustand vor der Varusschlacht in Germanien wieder herzustellen. Dazu ritt er nach Gallien, um Steuereinnahmen zu generieren, welche wahrscheinlich die Kriegskasse füllen sollten.

Am 19. August 14 n.Chr. starb Kaiser Augustus. Tiberius trat dessen Nachfolge an. Die Legionen am Rheinufer, welche bei schlechtem Sold und überlangen Dienstzeiten ausharrten, sahen ihre Gelegenheit gekommen, eine Meuterei zu beginnen. Ziel war es, den verhassten Tiberius – welcher als Heerführer für die harten Bestrafungen, eiserne Disziplin und spartanischer Feldausstattung verantwortlich war – vom Thron zu stürzen. Während des Aufruhrs wurden mehrere Offiziere, welche früher den Willen des Tiberius mit Schikanen und Entwürdigen umsetzten, ermordet. Germanicus schloss sich dem Mob nicht an und schließlich gelang es, die Legionen zu beruhigen.

Im Jahr 14 n.Chr. folgte der Feldzug gegen die Marsern, welche Teil der Varusschlacht gewesen waren. Germanicus überfiel die Germanen bei einem Fest, verwüstete die Ortschaft und massakrierte jeden Mann und jede Frau. Im Jahr 15 n.Chr. setzte er seinen Rachefeldzug gegen die Chatten fort, bei dem er ähnlich grausam vorging. Neben der Herstellung der alten Ordnung bestand sein Wille auch darin, die verloren gegangenen Legionsadler der drei Varuslegionen wieder zurückzuholen.

Außerdem wurde ein Feldzug gegen die Brukterer im Jahr 15 n.Chr. angestrebt, welche allerdings flohen und dem Kampf mit Germanicus auswichen. Im Sommer des Jahres 15 n.Chr. verfolgte Germanicus die Armeen des Arminius bis ins Sumpfland. Von einer befestigten Anhöhe aus griffen die Germanen die Römer, welche im Matsch einsanken, an. Germanicus blieb nur der Rückzug. Nach dem Gefecht befahl er den Umzug ins Winterquartier. Dieser führte über die langen Brücken (pontes longi), welche zuvor von Lucius Domitius Ahenobarbus angelegt wurden. Die Germanen überfielen die Römer beim Überqueren des Sumpflandes, konnten die Schlacht allerdings nicht entscheiden.

Bei einer Sturmflut am 23. September 15 n.Chr. wurden Küstenlandstriche zur Nordsee und Weser überschwemmt. Germanicus Armee, welche sich dort befand und über Schiffe ins Winterlager übersegeln wollte, wurde von der Flutkatastrophe erfasst, wodurch die Römer weitere Verluste erlitten.

Die Verluste und riskanten Manöver des Germanicus sorgten für Kritik aus Rom. Schließlich untersagte Tiberius im Jahr 16 n.Chr. weitere militärische Operationen im Germanenland. Der letzte Legionsadler wurde erst 30 Jahre später zurückgegeben.

Welche persönlichen Auswirkungen hatte die Varusschlacht für Arminius

Da Arminius von Vergeltungsschlägen Roms und weiteren Auseinandersetzungen ausgehen musste, strebte er ein Bündnis mit dem Markomannenkönig Marbod an. Als Zeichen seines Wohlwollens sandte er ihm den Kopf des Varus, welchen er direkt nach der Varusschlacht abtrennte. Der selbst ernannte Germanenkönig wies allerdings Bündnisbemühungen von sich und schickte den Kopf nach Rom zu Kaiser Augustus.

Als im Jahr 13 n.Chr. Germanicus die Befehlsgewalt für das römische Heer erhielt, war diese Streitmacht weitaus größer als die des Varus. Im Arminiusheer befanden sich laut Schätzungen zwischen 40.000 und 50.000 Mann (lt. Kurt Pastenaci).

Im Jahr 15 n.Chr. unternahm Germanicus den Chatten-Feldzug. Arminius und seine Cherusker, welche den germanischen Verbündeten helfen wollten, konnte keine Hilfe leisten. Doch die Germanen konnten Arminius Schwiegervater Segestes auf dessen Herrenhof belagern. Der römerfreundliche Cheruskerfürst hatte seine Tochter Thusnelda, welche auch Arminius Ehefrau war, in seine Gewalt gebracht.

Germanicus eilte den Belagerten zu Hilfe und vertrieb Arminius Truppen. Thusnelda wurde somit zur Gefangenen Roms. In der Gefangenschaft gebar sie ihren Sohn, welchen sie Thumelicus nannte. In Rom wurde Thusnelda als Kriegsbeute präsentiert. Thusnelda und ihr Sohn wurden nicht getötet und lebten fortan im Exil in Ravenna.

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu innergermanischen Spannungen. Arminius schaffte es, den König Marbod mit Hilfe der Langobarden und Semnonen zu besiegen. Die Germanen hielten Arminius vor, dass er ein Königreich anstrebe und machtbesessen sei. Adgandestrius, der Fürst der Chatten, bot den Römern sogar an – dass er Arminius mit Gift umbringen werde. Die Römer lehnten das Angebot ab. Arminius wurde stattdessen von der eigenen Verwandtschaft ermordet.

Wo fand die Varusschlacht statt

Es existieren über 700 Theorien, wo sich die Varusschlacht zugetragen haben soll. Doch während der Germanicus-Feldzüge (14 bis 16 n.Chr.) kehrten die Römer an den Schauplatz der Varusschlacht zurück und bestatteten die Überreste ihrer gefallenen Kameraden. Die Schilderung der Bestattung ist durch den Geschichtsschreiber Tacitus belegt. Die Tacitus-Werke Germania und Annales waren lange verschollen, wurden allerdings im 16. Jahrhundert wiederentdeckt.

Im Werk Annales beschreibt Tacitus, den Fundort des Varus-Leichnams in der Nähe des Teutoburger Waldes. Dadurch entstand die Theorie, dass sich die Schlacht dort zugetragen haben muss. Schon 1535 mutmaßte der Historiker Palatin, dass mit Teutoburg eigentlich Duisburg gemeint ist. Seitdem entstanden sehr viele geografisch unterschiedliche Theorien, welche durch den Archäologen Harald von Petrikovits zu Theorienklassen gebündelt wurden, welche jeweils ein geografisches Gebiet umreist.

  • die Nordtheorie geht davon aus, dass sich die Schlacht im Wesergebirge zugetragen hat
  • Nordosttheorie geht davon aus, dass die Schlacht im Teutoburger Wald bzw. in dessen Umland stattfand
  • Münsterländer Theorie sieht den Ort der Schlacht südlich des Teutoburger Waldes
  • Südtheorie verschiebt den Ort der Ereignisse in die Münsterländer Bucht

Weitere Ideen und Spekulationen sind im Harz, welche Martin Luther aufstellte oder in Kassel. Die wahrscheinlichsten Orte sind allerdings die vier oben genannten Regionen in Ostwestfalen, von denen die meisten Historiker heute ausgehen.

Welche Bedeutung haben die Funde in Kalkriese

Die Fundregion Kalkriese befindet sich im Osnabrücker Land, welches sich vom Südwesten Niedersachsens bis nach Nordrhein-Westfalen erstreckt. In einer Knochengrube der Fundregion konnten die Überreste von 9 Leichen geborgen werden, welche Kampfverletzungen aufwiesen. Außerdem konnten über 4000 Kleinstgegenstände geborgen werden, welche einer römischen Legion zugeordnet werden konnten. Durch die Funde wurde Kalkriese zum Favoriten für den Ort der Varusschlacht.

In der Nähe von Kalkriese befindet sich zudem ein Gutshof bzw. Schloss, namens Gut Barenau – welches zwischen 1857 und 1862 erbaut wurde. Die Familie von Bar, welche das Schloss bauen ließ, besaß eine Sammlung von Münzen – welche sie in der Gegend um Kalkriese gefunden hat. Der Numismatiker Julius Menadier untersuchte diese Münzen im Jahr 1884 im Auftrag des Historikers Theodor Mommsen. Beide kamen zu dem Entschluss, dass es sich um Münzen der römischen Varus-Legion handelt, weshalb sie den Ort der Varusschlacht an der Senke des Kalkrieser Bergs vermuteten.

Der Numismatiker Frank Berger untersuchte 1996 weitere Münzfunde der Kalkrieser Region und kam zum selben Entschluss, wie zuvor Mommsen – dass die Varusschlacht sich am Berg von Kalkriese zugetragen haben muss.

Dennoch gibt es Widersprüche zur Kalkriesen-Theorie. Denn bei den Ausgrabungen in der Fundregion wurde bisher weder römisches Essgeschirr noch römische Keramik gefunden, welche allerdings typische Ausstattungsobjekte der römischen Legionen waren. Weiter konnte man bisher die Überreste von lediglich 17 Personen identifizieren, was viel zu wenig wäre, da Varus mit 20.000 Mann in die Schlacht marschierte.


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