Wie ist Alexander der Große gestorben: Ursachen, Gründe für den Tod

„Alexanders Einzug in Babylon“ von Charles Le Brun, 1661–1665
Alexander der Große schuf zwischen 336 v.Chr. bis 323 v.Chr. ein Weltreich, das sogenannte Alexanderreich. In diesem Jahrzehnt seiner Herrschaft traten viele Feinde auf, viele Völker wurden bezwungen und in Alexanders Namen kultiviert. Doch dann verstarb Alexander der Große plötzlich im Alter von 33 Jahren.
Das Vermächtnis von Alexander dem Großen
Alexander III. von Makedonien (356–323 v. Chr.) gilt in der Geschichte des antiken Zeitalters (800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr.) als bedeutender Staatsmann und Feldherr. Deshalb bekam er den Namen “Alexander der Große”. Von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod war er Hegemon des Korinthischen Bundes und gleichzeitig makedonischer König. In lediglich elf Jahren hatte er ein mächtiges Weltreich geschaffen, indem er Länder wie Persien, Ägypten und Kleinasien eroberte. Alexander drang vor bis nach Indien, weil die strapazierten Krieger seines Heeres aber überaus erschöpft waren, mussten Heer und König dann bald den Rückzug antreten.
Mit einer Verschmelzung des orientalischen und des griechischen Kulturguts leitete Alexander der Große die so benannte “Epoche des Hellenismus” ein – sie sollte die nachfolgenden drei Jahrhunderte die Welt prägen.
Er verstarb mit 33 Jahren in Babylon im heutigen Irak, etwa 80 Kilometer südlich des heutigen Bagdad. Der König auf da dem Höhepunkt seiner Macht und hatte deshalb wohl allen Grund zum Feiern. Das anberaumte Fest sollte zu einem regelrechten Saufgelage ausarten, das dem König und Feldherren schlecht bekam: Starb Alexander der Große dabei an einer natürlichen Krankheit oder etwa an einer heftigen Vergiftung?
Die mysteriöse Krankheit
Als Alexander 32 Jahre alt war, hatte er das größte Reich erschaffen, das die Welt je gesehen hat. Es erstreckte sich über mehr als fünf Millionen Quadratkilometer von Griechenland bis zum Himalaja Gebirge. Siebzig Städte hatte er erobert. Dabei blieben die Truppen Alexanders über etwa ein Jahrzehnt militärischer Eroberungen ungeschlagen. Sowohl bei seinem Volk als auch bei seinen Soldaten und sogar bei den Eroberten war Alexander der Große zunächst überaus beliebt.
Mitten im Sommer des Jahres 323 überkamen ihn plötzlich mysteriöse Lähmungen, die mit heftigen Schmerzen einhergingen – und dann verstarb Alexander der Große. Gleich nach Alexanders Tod kam das Gerücht auf, er wäre vergiftet worden.
Der Tod nach dem großen Fest
Allerdings gehen die Historiker unserer Zeit von Krankheitserscheinungen aus – präziser werden sie dabei nicht. Alexander der Große war zeit seines Lebens von bester körperlicher Konstitution. Bemerkenswert fit wie er war, hatte der König stets selbst alle Schlachten angeführt und sich dabei in große Gefahren begeben. Nachdem die Armeen Alexanders nach seinen Eroberungszügen in das Zentrum des Reiches nach Babylon zurückgekehrt waren, schmiedete der Herrscher erneute militärische Schritte gegen Arabien.
Nach Angaben seines Biografen Plutarch von Athen setzte Alexander gleichzeitig ein großes Fest an, um die Erfolge gebührend zu würdigen. Das üppige Gelage sollte mehrere Tage dauern und der Geschichtsschreiber Diodor von Sizilien berichtete, dass Alexander nach üppigem Weingenuss plötzlich über starke Schmerzen im Unterleib klagte. Im Verlauf der nächste zwölf Tage verlor der König die Fähigkeit zum sprechen und die Lähmungserscheinungen wurden massiver. Unter dem Einfluss der großen Schmerzen fiel Alexander der Große in ein Koma und verstarb. Eine Erbfolge hatte er bis dato nicht festgelegt.
Das Reich Alexander des Großen wurde nachfolgend in einem dramatischen Bürgerkrieg gespalten.
War es Gift?
Bereits damals galt das Ableben des großen Alexander als überaus mysteriös. Auf ein einfaches Leberversagen infolge des Alkoholkonsums deuteten die Symptome eigentlich nicht hin. Berichtet wird vielmehr von einem starken Fieber und Erzählungen über eine Vergiftung wurden gleich dementiert.
Die meisten Historiker stimmen heute mit Plutarch überein: Ihren Meinungen zufolge passen die bei Alexander aufgetretenen Symptome keinesfalls zu den damal bekannten Giften. Arsen und Strychnin erzeugen weder Schmerzen im Unterleib noch Lähmungen. Schierling verursacht zwar Lähmungen und Koma, führt allerdings weitaus schneller zum Tod als in zwölf Tagen. Bilsenkraut generiert Halluzinationen sowie manisches Verhalten – aber Alexander war während der letzten Tage seines Lebens bei vollem Verstand.
Renommierte Historiker halten es für eher wahrscheinlich, dass Alexander an Malaria verstorben ist. Daneben waren auch Typhus Erkrankungen in Babylon weit verbreitet – die Krankheit generiert ähnliche Symptome und wird heute von versierten Historikern und Medizinern als Ursache des Todes von Alexander III. angenommen. Allerdings bestreitet Diodor die Fieberkrämpfe Alexanders.
Alexanders Mutter Prinzessin Olympias von Epirus behauptete dagegen, ihr Sohn sei zielgerichtet vergiftet worden. Tatsächlich haben jüngste wissenschaftliche Untersuchungen das Gift identifizieren können, das Alexander aller Wahrscheinlichkeit nach getötet hatte: Neuseeländische Toxikologen erläutern dazu, dass der Wein vermutlich mit Weißem Germer (Veratrum album) versetzt war.
Von den Griechen wird diese Pflanze oft als Brechmittel eingesetzt, wobei eine Wirkung recht langsam eintritt. Bei Überdosierung kann es zu Krämpfen, Muskelzucken und Kollaps kommen und einige Stunden nach einer totalen Vergiftung treten Atemlähmungen und letztendlich der Herzstillstand ein. Selbst heutzutage vergiften sich Menschen hin und wieder versehentlich mit dem Kraut Weißer Germer.
Wer vergiftete Alexander den Großen?
Mit der Materie beschäftigte Historiker verorten den oder die Täter im Kreise der Generäle des Königs. Hintergrund ist, dass Alexander sich zum Ende seines Lebens als Sohn des Göttervaters Zeus darstellte und von seinen Soldaten immer mehr Opfer verlangte.
Die überstürzten Aktionen häuften sich, sie führten oft zu unnötigen Verlusten. Dennoch widersetzten sich die Generäle womöglich ein einziges Mal: Dem despotischen Herrscher, der inzwischen immer mehr dazu übergegangen war, illoyale Adlige einfach umzubringen, sollte die Stirn geboten werden. Zumal Attentate am Königshaus so etwas wie makedonische Tradition war, hatte man doch beispielsweise Alexanders Vater im Auftrag des Feldherren Antipatros ermordet, der als eine Art Stellvertreter des Herrschers fungierte. Antipatros soll demnach auch hinter dem Giftmord an Alexander stehen, zumal er damit die Thronnachfolge für sich und später seinen Sohn festigten wollte.
Allerdings war Antipatros im Jahr 323 v. Chr. von Alexander seiner Stellung enthoben worden. Zuvor wurden andere, vorher degradierte Generäle hingerichtet und Antipatros hatte allen Grund, um sein Leben zu fürchten. Da traf es sich gut, dass der Sohn des Antipatros der offizielle Weinschenk an Alexanders Hof war. Es wäre demnach ein Leichtes gewesen, den tödlichen Wein zu präparieren.
Aber auch Alexanders Lehrer, der berühmte Philosoph Aristoteles, hätte Antipatros unterstützen können. War der doch der rabiaten Methoden des Herrschers wegen mit Alexander zutiefst zerstritten – und zu allem Übel hatte Alexander auch den womöglich aufmüpfigen Lieblingsneffen des Universalgelehrten töten lassen.
Offene Fragen
Der Leichnam Alexanders des Großen wurde in einer großen Grabstätte in Alexandria beigesetzt. Im Lauf der Geschichte gingen die sterblichen Überreste des Herrschers verloren. So lässt sich die Vergiftungstheorie nicht eindeutig bestätigen. Die mysteriöse Krankheit, die den wohl größten Herrscher aller Zeiten zu Fall gebracht haben soll, passt weder eindeutig zu einem natürlichen Krankheitsbild noch zu einer hinterlistigen Vergiftung.